Wir haben 32 Renten gegen Einmalbeitrag getestet. Sie laufen ein Leben lang. Die besten Tarife bieten Europa und HanseMerkur.
Testergebnisse für 32 Renten Einmalbeitrag 12/2015
Sie kommen ganz gut ohne Zusatzrente klar: Queen Elizabeth II, die amerikanische Komiker-Legende Jerry Lewis oder Charles Aznavour, französischer Chansonnier von Weltruhm. Eine gute Rendite hätten sie aus einer deutschen Sofortrente aber herausschlagen können. Zum einen, weil die Zins- und Steuerkonditionen für Rentenversicherungen früher deutlich besser waren. Vor allem aber, weil sie das Glück haben, sehr alt geworden zu sein.
Mit 90 Jahren im Plus
Bei einer Sofortrente – sie wird auch Rente gegen Einmalbeitrag genannt – zahlen Kunden oft zu Beginn des Ruhestands eine größere Summe an einen Versicherer und bekommen dafür umgehend eine lebenslange Rente. Gewinner ist, wer lange lebt.
Die drei Celebrity-Senioren sind um die 90 Jahre. Ein Alter, das 65-Jährige heute mindestens erreichen müssen, wollen sie sicher sein, dass der Versicherer ihnen insgesamt mehr an monatlicher Rente wieder auszahlen wird, als sie selbst eingezahlt haben. Das gilt selbst beim Unternehmen Europa, das den besten Tarif in unserem Test von 32 Sofortrenten anbietet.
288 Euro mehr beim Testsieger
Zahlt ein Kunde zu Rentenbeginn mit 65 Jahren 100 000 Euro ein, garantiert die Europa ihm dafür mindestens 338 Euro im Monat. Etwa 24 Jahre später, wenn er fast 90 Jahre ist, übersteigt die Rente seinen Einsatz.
Bei den drei Versicherern mit den niedrigsten garantierten Renten – Saarland, Bayern- Versicherung und Öffentliche Berlin Brandenburg – müsste der Kunde noch zwei Jahre länger leben, bevor sein Vertrag ins Plus dreht. Denn hier bekommt er nur 314 Euro monatlich garantiert. Pro Jahr also 288 Euro weniger als bei der Europa.
Um fair zu bleiben: Dies sind die schlechtesten Szenarien. Sie zeigen nur die Zahlungen, mit denen die Kunden hundertprozentig rechnen können, weil der Versicherer sie ihnen fest zusagt.
Überschüsse obendrauf
In den allermeisten Fällen wird es besser laufen. Denn Überschüsse, die der Versicherer im Laufe der Zeit mit dem eingezahlten Kapital hoffentlich erwirtschaften kann, kommen auf die garantierte Mindestrente obendrauf.
Wunder darf man von diesen Überschüssen aber nicht erwarten. Im derzeitigen niedrigen Zinsumfeld haben die Versicherer wenig Spielraum für ihre klassischen Verträge. Denn hier müssen sie die Kundengelder sehr vorsichtig anlegen.
Rechnet man im Schnitt mit 2 Prozent Überschüssen, wäre der Europa-Kunde schon nach 20 Jahren im Plus – mit 85 Jahren. Bei 1 Prozent Überschüssen dauert es 22 Jahre. Dann ist er 87 Jahre alt.
Die durchschnittliche Lebenserwartung von heute 65-jährigen Männern liegt deutlich niedriger: bei nur 82, 5 Jahren. Bei heute 65-jährigen Frauen liegt sie bei 86 Jahren. Für Menschen, die etwa aufgrund einer Erkrankung recht sicher sind, nicht besonders alt zu werden, ist eine Sofortrente deshalb nicht sinnvoll.
Versicherungsschutz kostet
Für andere kann es zu kurz greifen, eine Sofortrente allein unter Rendite-Gesichtspunkten zu betrachten. Eine Sofortrente ist kein reines Investment, in ihr steckt ganz viel Versicherung. Und der Schutz kostet.
Bei Investment-Alternativen wie einem Bank- oder Fondsauszahlplan zahlen Anbieter das Kapital gleichmäßig über einen bestimmten Zeitraum aus, bis nichts mehr übrig ist. Dann ist Schluss mit dem Geldfluss.
Eine Rentenversicherung zahlt dagegen ein Leben lang – egal, wie alt man wird. Der Versicherungsschutz liegt darin, dass die Einnahmequelle auch im hohen Alter nicht versiegt. Wie andere Versicherungen, sollten Kunden eine Sofortrente nur dann abschließen, wenn sie sich damit gegen ein finanzielles Risiko absichern, dass sie anders nicht alleine stemmen können.
Wer keine ausreichenden anderen lebenslangen Einkommensquellen hat und sicher sein will, dass er sich im hohen Alter nicht plötzlich einschränken muss, für den kommt eine Sofortrente in Betracht. Selbst dann, wenn es statistisch nicht übermäßig wahrscheinlich ist, dass ein heute 65-Jähriger rund 90 Jahre wird und er so garantiert eine positive Rendite einfährt.
Check: Passt die Sofortrente zu mir?
Interessenten sollten genau abwägen, ob eine Sofortrente das richtige Produkt für sie ist. Die wichtigsten Kriterien sind, dass sie
- sich fit und gesund fühlen,
- ihren gewünschten Lebensstandard im Alter noch nicht anderweitig ausreichend lebenslang gesichert haben – etwa durch gesetzliche Rente plus Betriebsrente oder Mieteinnahmen,
- andere Möglichkeiten, sich eine lebenslange Zahlung zu sichern, etwa durch Einmalzahlungen an die deutsche Rentenversicherung oder in Rürup-Renten,ausgeschöpft haben oder diese nicht infrage kommen (Checkliste),
- Wert darauf legen, notfalls an ihr Kapital zu kommen,
- im Alter nicht selbst ihr Vermögen verwalten möchten.
Testergebnisse für 32 Renten Einmalbeitrag 12/2015
Alternativ gesetzliche und Rürup-Rente
Eine private Sofortrente ist nicht die einzige Möglichkeit, sich gegen Einmalbeitrag eine lebenslange Auszahlung zu sichern. Alternativen sind: Einmalzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung und in die Rürup-Rente.
Genauso wie eine Sofortrente zahlen sie lebenslang. Für bestimmte Personengruppen können sie die erste Wahl sein. Das haben wir festgestellt als wir eine Einmalzahlung in eine klassische Privatrente mit einer Einmalzahlung in eine klassische Rürup-Rente und in die gesetzliche Rentenkasse verglichen haben (Test Rente: Für wen sich freiwillige Zahlungen rechnen, test 7/2015).
Interessant sind Einmalzahlungen in die Rürup-Rente besonders für gutverdienende Selbstständige; in die gesetzliche Rentenkasse für einige Eltern und Beamte.
Lohnend für Mütter und Väter
Eine Einmalzahlung an die Rentenkasse lohnt sich auf jeden Fall für Mütter und Väter, die vor 1955 geboren wurden und noch nicht auf fünf Jahre Mindestversicherungszeit bei der gesetzlichen Rente kommen, um überhaupt einen Rentenanspruch zu haben. Sie sollten erst per Einmalbeitrag die fehlenden Beitragsjahre ausgleichen, bevor sie ihr Geld komplett in eine private Sofortrente stecken.
Beispiel: Zahlt eine Mutter 2015 den Mindestbeitrag von rund 1 010 Euro für ein fehlendes Rentenjahr nach, bekommt sie im Westen dafür eine Rente von 121 Euro, im Osten 112 Euro.
Zahlt sie den Höchstbeitrag von 13 576 Euro ein, kann sie die Rente im Westen bis auf 176 Euro und im Osten auf 167 Euro steigern. Mehr ist aber nicht drin, weil sie für ein Jahr nicht mehr einzahlen darf.
Zeit wird knapp für Beamte
Auch Beamte können sich mit einer Einmalzahlung von bis zu knapp 68 000 Euro eine durchaus attraktive Sofortrente von der gesetzlichen Rentenversicherung zahlen lassen. Allerdings haben sie dafür nur noch bis Ende dieses Jahres Zeit.
Voraussetzung ist auch bei ihnen: Sie haben bisher noch nicht die fünfjährige Mindestversicherungszeit für die gesetzliche Rente zusammen. Weitere Bedingung ist, dass sie vor September 1950 geboren wurden. Also – viel Wenn-und-Aber und nur noch wenig Zeit, alles zu regeln.
Bei Rürup sorgt der Staat für Rendite
Eine weitere Alternative ist die Rürup-Rente. Sie ist besonders für Selbstständige interessant, die in keinem berufsständischen Versorgungswerk abgesichert sind und viel Steuern zahlen. Sie können am meisten von den Steuervergünstigungen der Rürup-Rente profitieren. Die Rendite kommt bei Rürup vor allem vom Staat.
2015 können Selbstständige ihre Einzahlungen bis zu 80 Prozent des Höchstbeitrags von 22 172 (Ehepaare: 44 344 Euro) als Sonderausgaben in ihrer Steuererklärung geltend machen. Das sind immerhin 17 738 Euro (Ehepaare: 35 475 Euro). Der absetzbare Anteil steigt kontinuierlich. 2016 liegt er bei 82 Prozent.
Für eine auskömmliche Rente ist eine Einmalzahlung in Höhe des Höchstbeitrags allerdings zu niedrig. Bei unserem Test im Mai kam bei einer Einmalzahlung von 40 000 Euro eine monatlich garantierte Rente von 135 Euro heraus.
Rürup besser mit mehr Vorlauf
Wem das aber reicht oder wer noch einige Jahre warten kann, um über mehrere Jahre gestreckt mehr in den Vertrag einzahlen zu können, sollte eine Rürup-Rente durchaus als Alternative ins Auge fassen.
Nichts ist die Rürup-Rente dagegen für Personen, die im Notfall auf ihr gesamtes übriges Kapital zugreifen wollen. Diese Option bieten die meisten Sofortrententarife an, bei Rürup und der gesetzlichen Rente ist das nicht möglich.
Vor allem interessant für Frauen
Welche Zusatzrente es nun auch ist – vor allem für Frauen dürften solche Produkte interessant sein. Sie haben oft deutlich niedrigere gesetzliche oder betriebliche Rentenansprüche und statistisch eine deutlich höhere Lebenserwartung als Männer.
Doch Statistik ist die eine Sache, das wirkliche Leben eine andere. Auf der Suche nach Prominenten um die 90 Jahre sind wir abgesehen von Königin Elizabeth II. vor allem auf Männer gestoßen.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
@Jagdwurst: Eine staatliche Einlagensicherung wie bei Banken gibt es hier nicht. Für Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen gibt es einen Sicherungsfonds. Der wirdvon der Protektor AG getragen, die bei einem Sicherungsfall die vertraglichen Leistungen weiterhin erbringt:
https://www.protektor-ag.de/de/sicherungsfonds/sicherungsfall
(TK)
Wieviel Geld erhalte ich, wenn die Versicherung in Konkurs geht ?
Bei einer Bank erhalte ich 100.000,- Euro egal wieviel z.B. 125.000,- auf dem Kono war.
Solte man bei einen Betrag z.B. 400.000,- Euro auf vier Versicherungen aufteilen ?
Vielen Dank im voraus
@abs999: Bitte wenden Sie sich für eine eingehende Beratung zu den unterschiedlichen Möglichkeiten zusätzlicher Rentenabsicherungen an eine nahegelegene Verbraucherzentrale. Anlaufstellen aus Ihrem Wohnumfeld finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de (dda)
Bei mir droht demnächst Arbeitslosigkeit, eventuell wegen gesundheitlicher Probleme auch bis Hartz IV. Ich bin 46 Jahre alt, angestellt und kinderlos. Bisher habe ich außer der gesetzlichen keine weitere Rentenversicherung. Ich habe mein Geld derzeit als ETFs plus Fest- und Tagesgeld angelegt (oberhalb der Hartz IV Freigrenzen), muß aber demnächst umschichten und neu anlegen.
Schon lange suche ich nach einer Möglichkeit, möglichst per Einmalzahlung (oder in wenigen kleineren Beträgen) jetzt schon irgendwo Geld einzuzahlen, das dann gesichert für die Rente wäre, aber erst später regulär in Rente zu gehen, oder zumindest jetzt noch nicht. Gibt es Riester- oder andere -renten, bei denen das möglich ist? Oder eine andere geeignete Sparform? Soweit ist gesehen habe, sind die von Ihnen geschilderten Möglichkeiten für Einmahlzahlungen in die gesetzliche Rente bei mir nicht möglich.
Danke