
Im Trend: Sofortbildkameras wie die Fujifilm Instax Mini 9 machen Bilder mit Retrocharme. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Schon fast verschwunden, erleben sie derzeit ein Revival. An der Bildqualität kann das nicht liegen.
Alle Testergebnisse für Sofortbildkameras und Mini-Fotodrucker

„Ich kann die Bilder sofort in die Hand nehmen und besondere Momente viel besser einfangen als mit dem Smartphone.“ © Carsten Behler
Ein Foto von sich und ihrer besten Freundin trägt Luisa Kramer immer bei sich. Die 15-Jährige hat es im Portemonnaie. Da passt es dank des kleinen Sofortbildformats gut rein. „Wenn ich einen besonderen Moment festhalten will, nehme ich meine Retro-Kamera, denn jedes Foto, das ich damit mache, wirkt wie eine kleine Geschichte.“
Wie Luisa geht es vielen. Sofortbildkameras von Polaroid, Fujifilm und Co liegen im Trend. So vermeldete Fujifilm vergangenes Jahr stolz, die millionste Instax-Kamera in Deutschland verkauft zu haben. An der brillanten Bildqualität kann das nicht liegen, wie unser Test von elf Sofortbildkameras offenbart. Keine schneidet gut ab: Die Bilder wirken mau, viele weisen Farbstiche oder Fehler auf. Gleiches gilt für Ausdrucke von fünf Mini-Fotodruckern. Mit ihnen lassen sich unterwegs Bilder der Handykamera auf Papier bannen (Testergebnisse Sofortbildkameras und Mini-Fotodrucker).
Für viele Nutzer haben Sofortbilder einen besonderen Charme – jenseits der Bildqualität. Luisa Kramer etwa fotografiert mit einer Fujifilm Instax Mini 9. Unsere Tester monierten, Innenaufnahmen mit dieser Kamera fehle räumliche Tiefe. Luisa stört das nicht: „Ich finde es gut, wenn man nicht alle Details sieht, so konzentriere ich mich stärker aufs eigentliche Motiv.“ Das ist für unsere Prüfer keine Option. Sie beurteilen alle Fotos einheitlich und im Vergleich zu einem Referenzbild (So bewerten wir die Bildqualität).
Unser Rat
Sofortbildkameras und Mini-Fotodrucker liefern Fotos zum Anfassen. Doch die Bildqualität überzeugt nicht. Kein Anbieter schneidet gut ab. Fujifilm macht es noch am besten, etwa mit dem Mini-Fotodrucker Instax Share SP-2 (118 Euro) oder der Kamera Instax Square SQ20 (188 Euro). Ein Preistipp ist die sehr einfach ausgestattete Instax Mini 9, die für 78 Euro passable Bilder liefert.
Galerie der Fotobeispiele
Einstiger Branchenprimus enttäuscht
Besonders unzufrieden waren sie mit der Bildqualität von Polaroid Originals. Die Fotos haben bei Außenaufnahmen klare Fehler: Eine Aufnahme mit blauen Himmel erinnert eher an eine Gewitterfront. Zudem sind die Bilder wenig lichtbeständig. Nach zehn Tagen Bestrahlung mit intensivem künstlichem Sonnenlicht erkennt man kaum noch etwas. Das ist umso ärgerlicher, als Polaroid in den 1970er-Jahren den Hype um die Sofortbildfotografie entscheidend geprägt hat. Immerhin: Die Begeisterung für das Verfahren ist ungebrochen. Als das Unternehmen 2008 Insolvenz anmelden musste, riefen engagierte Mitarbeiter die Initiative Impossible Project ins Leben, um die Polaroid-Technik am Leben zu halten: Sie kauften die letzte Polaroid-Fabrik in den Niederlanden. Seit 2017 firmiert das Unternehmen unter Polaroid Originals. Doch der Weg zur alten Größe ist noch weit.

„Die Fotos wirken wie kleine Gemälde in ein Passepartout gefasst und sind noch dazu unverfälschte Unikate.“, Nicole Woischwill, 42, Fotokünstlerin © Max Lautenschläger
Das weiß auch Fotokünstlerin Nicole Woischwill. Sie hat 2008, kurz vor der Pleite, ihre Liebe zu Polaroid entdeckt und fotografiert am liebsten mit einer Polaroid SX70-Kamera aus den 1970-er Jahren und einer Pinhole 100. „Die ersten Filme von Impossible haben mich in den Wahnsinn getrieben“, erinnert sie sich. „Die Farbigkeit änderte sich von Film zu Film. Mal war alles in Rosa getaucht, mal wurden Bilder nicht komplett entwickelt oder Kontraste fehlten.“ Inzwischen erkennt die Künstlerin zwar leichte Verbesserungen. Bei ihrer Arbeit setzt sie heute aber auf die Filme anderer Anbieter, die sich an Profis richten. Begeistert ist sie von der Sofortbildfotografie nach wie vor: „Polaroids sind kleine, fertige, in sich ruhende Bilder. Alle sind leicht unscharf, aber atmosphärisch dicht und die Haptik ist unglaublich schön.“
Ein Foto kostet bis zu zwei Euro
Diese Schönheit hat ihren Preis: Bis zu zwei Euro kostet ein Sofortbild bei Polaroid Originals. Andere Varianten sind zwar günstiger – doch auch die 60 Cent, die für ein fertiges Foto etwa bei den Mini-Druckern von Canon und HP anfallen, lassen einen überlegen, ob man ein Bild ausdruckt.
Die 15-jährige Luisa fotografiert entsprechend sparsam: „Ich denke durch den hohen Preis viel länger darüber nach, welchen Moment ich wirklich festhalten möchte, und dann sehe ich jedes Bild auch als etwas Besonderes an.“ Dem stimmt Nicole Woischwill zu: „Man muss sich schon genau überlegen, wie man mit dem Material umgeht. Für meine Kunst zahle ich den etwas höheren Preis aber gern.“
Mini-Drucker für Handyfotos
Weniger auf Retro-Charme als auf moderne Technik setzen die Mini-Drucker. Während klassische Sofortbildverfahren etwa von Fujifilm und Polaroid Originals die Fotos chemisch entwickeln, kommen bei den Druckern meist andere Verfahren zum Einsatz (So entstehen die Bilder). Die Fotos lassen sich vom Smartphone per Bluetooth oder WLan an das Gerät schicken. Das ist praktisch für alle, die ohnehin am liebsten mit dem Handy fotografieren. Weiterer Vorteil: Die Drucker sind kompakter als die Sofortbildkameras im Test. Zudem lassen sich Fotos mehrfach ausdrucken. Das geht bei vielen Kameras nicht.
Berauschend ist die Bildqualität aber auch hier nicht. Ausdrucke des HP weisen etwa einen Rotstich auf. Das kann man künstlerisch wertvoll und spannend finden – muss man aber nicht.
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Ich habe mir auch eine zugelegt. Die Bildqualität ist für mich dabei nicht so wichtig. Ich finde diese Sofortbildkameras auch so echt süß. Mir bereitet meine Kamera viel freude und die Bilder die sofort rauskommen, sind schon etwas besonderes.
Meine Tochter hat ebenfalls eine Instax Mini - und ja, die Qualität der Bilder ist nicht sonderlich großartig, aber darum geht es ja bei diesen Schnappschüssen gar nicht. Es soll ja eher eine Momentaufnahme und die Erinnerung daran sein, für Bilder mit hoher Qualität nimmt man dann eben die Handykamera oder eine "richtige" Kamera.