
Saurer Magen. Manche Speisen, aber auch Stress fördern das Aufstoßen. Dann helfen Hausmittel – oder Arzneien.
Saures Aufstoßen nach dem Essen muss nicht sein. Alltagskniffe helfen, aber auch einige Arzneimittel.
Denkt Heidrun Hauschild an Festtage, denkt sie auch an Sodbrennen. Süße Torten, der Sekt zum Anstoßen und der Stress mit der Vorbereitung der Feierlichkeiten lassen sie sauer aufstoßen. Doch nicht nur dann. Mehrmals in der Woche steigt der 57-Jährigen der unangenehme Geschmack von Magensäure in den Mund, drückt es im Magen und brennt es in der Speiseröhre. Honig, würzige Speisen, fettige Braten: All das kann sie nicht genießen.
Nur auf Dauer bedenklich
An sich ist das saure Aufstoßen normal und kommt bei jedem einmal vor. Ungefähr jeder Vierte hat nach Schätzungen der Gastro-Liga wöchentlich Beschwerden, jeder Zehnte sogar täglich.
Gefährlich ist Sodbrennen zumeist nicht. Wer jedoch ständig darunter leidet, bei dem kann die Speiseröhre durch die Säure Schaden nehmen. Bei etwa jedem Dritten mit deutlichen Beschwerden entsteht eine Speiseröhrenentzündung. Diese muss vom Arzt behandelt werden.
„Durch die Entzündung verändert sich bei einigen Betroffenen die Schleimhaut über die Jahre hinweg derart, dass in seltenen Fällen auch Krebs entsteht“, sagt der Gastroenterologe Joachim Labenz, Chefarzt am Diakonie-Klinikum in Siegen. Dies sei aber nur bei 4 von 10 000 Sodbrennengeplagten der Fall. „Dennoch sollten Betroffene häufiges Sodbrennen nicht einfach ignorieren“, betont Labenz.
Hält Sodbrennen trotz Selbstbehandlung, wie sie auf diesen Seiten beschrieben wird, länger als zwei Wochen an, rät Labenz, unbedingt einen Arzt aufzusuchen. Das gilt auch, wenn plötzlich Schmerzen in der Speiseröhre oder Magengegend auftreten, wenn Schlucken schwerfällt, wenn jemand die Probleme nachts hat oder in der Familie bereits jemand Speiseröhrenkrebs hatte.
Sodbrennen ist oft selbst gemacht
Wie anfällig jemand für Sodbrennen ist, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Die Auslöser des unangenehmen Aufstoßens sind aber oft selbst gemacht. Normalerweise verhindert ein Schließmuskel am Mageneingang, dass der Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigt. Unser Lebensstil kann das System durcheinanderbringen.
Sodbrennen entsteht etwa, wenn der Magen zu viel Säure produziert. Ursache kann der Genuss von Alkohol, Kaffee oder kohlensäurehaltigen Getränken sein, die die Produktion von Magensäure anregen, ebenso Stress und Konflikte. Auch ein übervoller Magen kann Auslöser sein: Ein Teil des Speisebreis sucht den Weg nach oben. Wir stoßen sauer auf.
Reflux, wie es unter Experten heißt, wird auch von fettreichen Speisen, Rauchen und Übergewicht begünstigt. Diese Faktoren verändern den Druck in Speiseröhre und Magen, sodass der Schließmuskel am Mageneingang seinen Auftrag nicht mehr erfüllen kann. Im letzten Drittel der Schwangerschaft erleben manche Frauen ebenfalls gehäuft Sodbrennen. Denn eine stark vergrößerte Gebärmutter kann auf den Magen drücken.
Zum gleichen Effekt führen zu enge Kleidung und häufiges Vornüberbeugen. „Bei Übergewichtigen ist Abnehmen eine wirksame Behandlung“, sagt Labenz. Ein paar Kilo genügten schon.
Von Kamillentee bis Kaugummi
Wer zu Sodbrennen neigt, kann auch mit anderen, einfachen Alltagskniffen vorbeugen (Säurestop im Alltag). Stößt jemand sauer auf, helfen oftmals zum Beispiel Hausmittel wie ein Glas stilles Wasser oder Kamillentee. Weniger ratsam sind hingegen Milch oder Säfte. Sie regen die Säureproduktion des Magens an oder bringen viel Säure mit.
Vielen hilft Kaugummi kauen. Dadurch bildet sich im Mund mehr Speichel, der die Magensäure verdünnt und zudem Stoffe enthält, die die Säuren neutralisieren. Wer vor dem Schlafengehen Sodbrennen hat oder es im Liegen schnell bekommt, sollte sich möglichst auf die linke Körperseite legen. So kann der Mageninhalt nicht so leicht in die Speiseröhre zurückfließen. Wissenschaftlich hinreichend belegt ist die Wirksamkeit dieser Tipps nicht, sie helfen aber vielen Betroffenen.
Geeignete Mittel aus der Apotheke
Wem Hausmittel nicht helfen, der kann auf Medikamente zurückgreifen. Drei Wirkstoffgruppen sind nach Einschätzung unserer Arzneimittelexperten geeignet: Antazida, Säurehemmer und Säureblocker. Alle sind rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen.
Mediziner raten aber zu Vorsicht: Die Mittel sollten ohne ärztlichen Rat nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden. Schwerwiegende Erkrankungen bleiben sonst möglicherweise unentdeckt. Zudem sind die Nebenwirkungen mancher Mittel nicht unerheblich.
Vorsicht bei Säureblockern
Antazida eignen sich bei vorübergehendem Sodbrennen. Diese Medikamente neutralisieren die Magensäure, wirken aber nur relativ kurze Zeit, dafür meist schon nach etwa 20 Minuten.
Säurehemmer steuern direkt die Säureproduktion im Magen. Sie wird dann gedrosselt. Für kurze Zeit eignen sich die Medikamente bei starkem und länger anhaltendem Sodbrennen.
Säureblocker waren lange Zeit nur auf Rezept zu erhalten, inzwischen gibt es sie aber auch so in der Apotheke zu kaufen. Sie unterdrücken die Säureproduktion im Magen fast vollständig und sollten erst zum Einsatz kommen, wenn Antazida oder Säurehemmer nicht geholfen haben.
Einen langfristigen Einsatz sollte ein Arzt gut abwägen. Die Mittel können Nebenwirkungen wie Knochenbrüche und Magnesiummangel verursachen, vor allem bei Älteren. Zudem ist die Blockade nicht unbedenklich: Magensäure hat eine Schutzfunktion, sie tötet Bakterien ab. Wird sie blockiert, bleiben Erreger am Leben und können Krankheiten auslösen.
Heidrun Hauschild nimmt nur zu bestimmten Anlässen Arznei, etwa wenn sie einen besonders stressigen Arbeitstag vor sich hat. Oder vor Festen. Damit sie diese feiern kann, wie sie fallen.