Hersteller LG bringt für 199 Euro eine Smartwatch auf den Markt, die als erstes Gerät mit dem Betriebssystem Android Wear ausgestattet ist. Es ist eigens für Geräte konzipiert, die als Kleidung oder Accessoire am Körper getragen werden. Der Schnelltest zeigt, was das System und die Smartwatch an sich leistet, wie es um den Datenschutz bestellt ist – und ob das Gerät auch am eleganten Damenhandgelenk eine gute Figur macht.
Smartphone-Ergänzung am Handgelenk
Smartwatches ergänzen Smartphones. Während das Telefon in der Tasche bleibt, informiert die Uhr am Handgelenk über eingehende Anrufe, erinnert an Termine und lässt eingehende Nachrichten übers Display laufen. Der Schnelltest zeigt: Im Zusammenspiel mit dem neuen Google-Betriebssystem für alle am Körper getragenen Geräte ist die G Watch des Herstellers LG vielseitiger als alle bisher geprüften Smartwatches. So zeigt sie zum Beispiel beim Navigieren Abbiegehinweise. Diese kommen von der auf dem Smartphone laufenden App Google Maps.
Produktfinder Smartphones 221 Handys im Test
Sehr wuchtig am Arm
Die LG G Watch wurde in schnörkellosem Design gestaltet – ganz ohne Tasten. Mit ihren Abmessungen und ihrem Gewicht lässt sie Frauenherzen allerdings kalt. Für schmale Handgelenke ist sie zu groß und zu schwer. Ihre Rückseite ist platt. Das bei Fernsehern angesagte gebogene Design würde den Tragekomfort erhöhen. Im Vergleich zu den bereits getesteten Smartwatches (Cookoo, I’m Watch, Pebble, GalaxyGear und SmartWatch 2) macht die G Watch keinen Boden gut. Modelle wie die Pebble tragen sich angenehmer.
Ausdauer: Die G Watch ist schwächer als erwartet
Da die LG G Watch kaum mehr als einen Tag durchhält, darf die Ladeschale auf Reisen nicht fehlen. Sie bekommt Strom von einem für Smartphones üblichen Ladegerät mit Micro-USB-Stecker.
Nach 32 Stunden muss die LG G Watch aufgeladen werden. Das geht nicht direkt per Steckernetzteil. Vielmehr gehört sie auf die mitgelieferte Ladeschale, die selbst auf Reisen nicht zu Hause bleiben darf. Wer das „Nachtanken“ verpasst, sieht auf der Uhr gar nichts – nicht einmal die aktuelle Zeit. Das ist bei diesen Geräten so üblich. Spezifischer Nachteil der G Watch: Andere Smartwatches können mit einer mehrtägigen Betriebsdauer aufwarten.
Anschalten: Am besten mit dem Reset-Trick
Bereits beim ersten Auflegen auf die Ladeschale schaltet sich die Uhr an und bleibt dann immer in Betrieb. LG beschreibt das als „Instant on“. Wer die LG G Watch abschalten will, muss in die Tiefen Ihres Bedienmenüs eintauchen. Eine nichtdokumentierte Funktion ist das erneute Anschalten durch Drücken des Reset-Knopfes. So bleibt die Uhr stromsparend ein paar Stunden aus und lässt sich anschließend auch ohne Ladeschale wieder in Betrieb nehmen.
Installation: Nur mit Smartphone
Sobald die LG G Watch erstmals auf der Ladeschale liegt, startet die Einrichtung: Der Nutzer wird aufgefordert, auf seinem Smartphone die Software Android Wear aus dem Play Store zu installieren. Das Telefon überträgt dieses Betriebssystem automatisch im Hintergrund zur G Watch. Die Wartezeit überbrückt Android Wear auf dem Smartphone: Die Software zeigt dem Nutzer im Play Store empfohlene Apps, die noch nicht auf dem Smartphone installiert sind. Essentiell sind die Standard-Apps von Google für SMS, Kalender und E-Mail. Mit diesen synchronisiert sich die Uhr. Anschließend ist die Smartwatch betriebsbereit. Ohne diese Apps und ohne diese Synchronisation wäre die G Watch nur ein Zeitzeiger mit Schrittzähler. Der funktioniert allerdings ordentlich und bietet mit einem Balkendiagramm sogar einen Überblick über die Aktivität des Nutzers in den letzten Tagen.
Bedienung: Wischen, tippen, sprechen
Ein Fingertipp auf das Display weckt die Uhr auf. Aber auch der Sprachbefehl „OK, Google“ macht sie hellhörig. Befehle wie „Einstellungen“ oder „Schritte zeigen“ aktivieren die zugehörigen Apps. Eingehende Nachrichten per SMS und E-Mail poppen automatisch im Display auf. Wischgesten scrollen durch längere Texte. Eingehende Anrufe lassen die Uhr vibrieren. Rufannahme und Rückruf startet der Nutzer gerne auch über die Uhr. Dazu sollte das Smartphone aber mit einem Headset verbunden sein, denn der LG G Watch fehlt ein Lautsprecher. Sie kann das Smartphone nicht ersetzen.
Zukunftsweisend: Betriebssystem Android Wear
Das Betriebssystem der LG G Watch unterscheidet sie von allen bereits getesteten Smartwatches. Das System Android Wear ist speziell für am Körper getragene Technik ausgelegt, so dass mit fortschreitender Entwicklung zum Beispiel auch Manschetten zum Erfassen der Muskellast, des Blutzuckerspiegels oder Fitness- und Wellness-Aktivitäten angebunden werden können. Hier tut sich ein großer Markt für am Körper getragene Sensoren und passende Apps auf. Schon mit den bisher nutzbaren Funktionen ist die Uhr sehr vielseitig und bleibt dennoch einfach zu bedienen. Hier zeigt Android Wear, was derzeit an Komfort und intuitiver Benutzerführung bei Smartwatches möglich ist.
Vielseitigkeit: Auf Kosten des Datenschutzes
Die LG G Watch ist vielseitiger als alle bisher getesteten Smartwatches. Bedingung: Nutzer räumen der Software Android Wear – und damit dem Konzern Google – alle geforderten Rechte ein, und installieren zusätzliche Apps. Kein Smartphone, keine Smartwatch war bislang so eng mit Google Diensten wie Google+ und mit Google-Apps wie Kalender, Mail und SMS verbunden. Alles, einschließlich der Spracherkennung, läuft über Google-Server im Internet. Diesen tiefen Eingriff in die Privatsphäre müssen die Nutzer akzeptieren, sonst bleibt die Uhr praktisch funktionslos.
Eine Smartwatch mit Stärken und Schwächen
Das Fazit: Die LG G Watch ist vielseitig, hat ein ordentliches Display und kann mit ihrem schnörkel- und tastenlosen Design durchaus gefallen – zumindest Nutzern mit kräftigen Handgelenken. Der Akku hält allerdings kaum mehr als einen Tag und Nutzer sind gegenüber Google so transparent wie nie. Unter den bereits getesteten Smartwatches finden sich ausdauerndere Modelle mit weniger Eingriffen in die Privatsphäre der Nutzer.