Smartphones Neue Flaggschiffe von Google und Huawei im Test

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Smartphones - Neue Flaggschiffe von Google und Huawei im Test

Von links nach rechts: Google Pixel 3, Google Pixel 3 XL, Huawei Mate 20, Huawei Mate 20 Pro. © Stiftung Warentest

USA gegen China: Pünkt­lich zum Weihnachts­geschäft haben der US-Konzern Google und der chinesische Konkurrent Huawei neue Oberklasse-Handys auf den Markt gebracht. Google präsentiert das recht kompakte Pixel 3 und das größere Pixel 3 XL, die güns­tigste Variante kostet rund 835 Euro. Huawei tritt mit dem Mate 20 und dem Mate 20 Pro an. Hier werden Kunden ab etwa 710 Euro fündig. Ob in diesem Wett­streit Amerikaner oder Chinesen die Nase vorn haben, zeigt unser Duell im Labor.

Nun schwächeln auch Google-Handys im Fall­test

Die Branchenriesen Apple und Samsung haben in den letzten Jahren mehr­fach Topmodelle vorgestellt, die zwar mit tech­nischen Spitzen­leistungen über­zeugten, aber dennoch nicht zu den Testsiegern gehörten. Der Grund dafür waren stets Schwächen im Fall­test. Leider zieht nun auch Google nach beim Trend zu rechen­starken, aber über­empfindlichen Handys. Beim Pixel 3 (ca. 835 Euro) brachen in unserem Test Teile der Rück­seite ab (zu den Detail-Ergebnissen Pixel 3) . Das Pixel 3 XL (ca. 960 Euro) hatte das gleiche Problem, es kam aber in einem Fall noch ein Display-Bruch hinzu (zu den Detailergebnissen Pixel 3 XL).

Dennoch haben wir die Stabilität des XL-Modells etwas besser bewertet, da sich die Schäden erst nach 100 Stürzen fest­stellen ließen. Beim kleineren Pixel 3 hingegen waren sie bereits nach 50 Stürzen vorhanden. Angesichts der zer­brech­lichen Bauweise wäre es eine gute Idee gewesen, eine Schutz­hülle beizulegen – Google lässt sich Hüllen aber lieber separat bezahlen. Die güns­tigste Hülle kostet 45 Euro.

Huaweis Mate 20 Pro (ca. 980 Euro) wies nach der Befreiung aus der Fall­trommel ebenfalls Beschädigungen an Gehäuse und Display auf – allerdings war die Rück­seite weniger anfäl­lig für Kratzer als bei den Pixel-Geräten ( zu den Detailergebnissen Mate 20 Pro). Ausgerechnet das güns­tigste Modell des Handy-Quartetts – das Huawei Mate 20 (ca. 710 Euro) – war als einziges unserem Fall­test gewachsen (zu den Detailergebnissen Mate 20).

Alle Handy-Tests, alle Details

Detaillierte Test­ergeb­nisse zu den hier beschriebenen Handys wie auch zu rund 350 weiteren Smartphones finden Sie in unserem großen Smartphone-Test.

Ein Flaggschiff kaufen? Es geht besser und güns­tiger!

Die Kauf­empfehlung unter den vier neuen Flaggschiffen ist eindeutig das Huawei Mate 20: Es ist nicht nur stabiler und güns­tiger als die anderen drei Geräte – es ist auch das einzige mit gutem Akku. In unserer Handy Test-Datenbank gibt es aber mehrere Geräte, die noch besser und zugleich güns­tiger sind als das Mate 20. Dort werden auch Nutzer fündig, die auf jeden Fall ein Smartphone von Google haben wollen: Die Pixel-2-Modelle aus dem vergangenen Jahr hatten keine Probleme im Fall­test. Google-Handys bieten Sicher­heits­vorteile, da kein anderer Anbieter von Android-Smartphones die Gerätesoftware so schnell aktualisiert wie Android-Betreiber Google.

Google spart bei der Handy-Ausstattung

Dass die neuen Pixel-Handys – gemessen an ihrem Preis – relativ schwach abschneiden, liegt nicht allein an den Problemen im Fall­test. Auch ihre Akku­lauf­zeiten enttäuschen, insbesondere beim Pixel 3. Die Sprach­qualität beim Telefonieren könnte ebenfalls besser sein. Und selbst in puncto Ausstattung lassen die Geräte manches zu wünschen übrig: Der Nutzer kann nicht zwei Nummern gleich­zeitig verwenden (Dual Sim) – das ist bei den meisten Flaggschiffen heut­zutage Stan­dard. Auch einen Kopf­hörer­anschluss suchen Käufer vergebens, sie müssen beim Musikhören entweder Bluetooth oder den mitgelieferten USB-C-Adapter verwenden – an den muss der Besitzer aber stets denken und ihn dann auch dabei haben. Nutzer können auch keine Speicherkarten einsetzen, um die Kapazität ihres Gerätes zu erweitern – dabei ist gerade das einer der zentralen Vorteile vieler Android-Handys gegen­über Apples iPhones. Wer sich entscheidet, vorsichts­halber gleich ein Modell mit 128 Gigabyte Speicher zu kaufen, um digi­taler Platz­not vorzubeugen, zahlt 100 Euro drauf im Vergleich zu den Varianten mit 64 Gigabyte.

Google bietet nur wenige spür­bare Vorteile

Im direkten Duell mit den Huawei-Modellen sind die Pixel-Geräte lediglich in zwei Punkten signifikant besser – bei den Kameras und den Displays. Gerade bei den Kameras über­rascht das, schließ­lich hat Huawei bei den Mate-Handys noch einen draufgesetzt im aktuellen Wett­rüsten: Statt der bei Flaggschiffen inzwischen üblichen zwei Kameras hat Huawei auf der Rück­seite gleich drei Kameras verbaut – eine Stan­dard-Brenn­weite, ein Weitwinkel-Objektiv und ein Tele-Linse. Andere Hersteller können sich auch noch mehr Kameras vorstellen – eine „Mehr-ist-besser“-Strategie, die an die Rasier­klingen-Kriege um die Jahr­tausend­wende erinnert. In diesem Fall ist mehr aber nicht besser, denn Google macht mit einer Kamera schönere Bilder als Huawei mit drei, insbesondere bei schlechten Licht­verhält­nissen. Zudem setzt Google einen optischen Bild­stabilisator ein, während Huawei darauf verzichtet. Die Displays der Pixel-3-Modelle punkten mit besserer Lesbarkeit bei schwachem Licht und seitlichen Blick­winkeln.

Ansonsten lassen sich höchs­tens noch gegen­über dem vergleichs­weise güns­tigen Mate 20 einzelne Punkte finden, bei denen Google die Nase vorn hat: So ist das Mate 20 nicht wasser­geschützt und es lässt sich auch nicht induktiv laden. Beide Pixel-3-Modelle – und auch das Huawei Mate 20 Pro – bieten diese Leistungs­merkmale.

Huawei lässt Google hinter sich

Anfäng­lich wurde Huawei hier­zulande als „Billiganbieter“ wahr­genommen. Inzwischen hat sich der chinesische Konzern aber in der Spitze etabliert. Welt­weit verkauft lediglich Samsung mehr Smartphones als Huawei. Und auch qualitativ liegen nur noch einige Topmodelle von Samsung vor den Flaggschiffen der Chinesen. Selbst ohne Schäden im Fall­test würden Googles neue Pixel-Handys hinter den Mate-Modellen liegen: Schließ­lich bieten die Huawei-Geräte Akkus mit stärkerer Ausdauer, Gesichts­erkennung als Anmelde-Methode, Platz für zwei Sim-Karten oder die Möglich­keit, den Speicher­platz nach­träglich zu erweitern.

Die meisten Besitzer von Speicherkarten werden sich aber umstellen müssen. Statt der bisher üblichen microSD-Karten passen in die Mate-Handys nur die recht neuen, kleineren Nano Memory Cards. Beim Mate 20 kommen als weitere Vorteile ein herkömm­licher Kopf­hörer­anschluss und Radio­empfang hinzu, das Mate 20 Pro wiederum bietet mehr Arbeits­speicher und bessere Sprach­qualität als die Google-Geräte.

eSim: Aktuell ein Nachteil, irgend­wann ein Vorteil

Die Pixel-3-Modelle haben – genau wie die neuesten iPhones iPhone XR sowie iPhone XS und XS Max) – sowohl einen herkömm­lichen Sim-Karten­steck­platz als auch eine sogenannte eSim – einen Chip, der keine physischen Karten mehr braucht, sondern lediglich einen Frei­schalt­code des jeweiligen Mobil­funk-Anbieters. Apple hat mit dieser dualen Bauweise erst­mals die Möglich­keit geschaffen, zwei Mobil­funk-Nummern auf einem iPhone zu nutzen – eine mit Sim-Karte und eine mit eSim-Code. Bei Google wird aus dem „und“ ein „oder“: Es geht nur entweder eine eSim oder eine Sim-Karte, aber nicht beides gleich­zeitig.

Theoretisch bieten eSims zahlreiche Vorteile: Das fein­motorische Rumfummeln beim Öffnen des Karten­schachts oder beim Einsetzen der Karte entfällt. Es gibt kein Verhaken der Karte im Gerät mehr, die elektronischen Kontakte zerkratzen nicht mehr und das Nach­denken über Micro- und Nano-Größen entfällt – wie auch das Warten auf die Post beim Anbieter­wechsel. Das klingt alles super, hat aber aktuell noch einen einen Pferdefuß: Es gibt hier­zulande bislang nur sehr wenige Tarife für eSims. An sich sind die Google-Geräte mit ihrer eSim besser für die Zukunft gerüstet als die Huawei-Modelle – aber nur, wenn sie diese Zukunft auch erreichen und nicht zuvor bei einem versehentlichen Sturz kaputt gehen.

Fazit: Huawei spielt oben mit, Google schwächelt

Mit dem Mate 20 und dem Mate 20 Pro festigt Huawei seine Position als Samsung-Heraus­forderer Nr. 1 unter den Android-Anbietern. Das güns­tigere Mate 20 über­zeugt dabei mehr als das Mate 20 Pro, da es robuster ist und einen besseren Akku hat. Bei der Foto-Qualität ist aber noch Luft nach oben – das Experiment mit der Dreifach-Kamera sorgt nicht für bessere Bilder. Die neuen Google-Handys sind nicht nur sehr empfindlich bei Stürzen und wenig konditions­stark in ihrer Akku­leistung. Sie haben auch Lücken in der Ausstattung. Mit den aktuellen Flaggschiffen der großen Konkurrenten können Googles Pixel-3-Modelle nicht mithalten.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 06.05.2019 um 13:26 Uhr
Luft nach oben bei Huawei Mate 20 pro Kamera?

@Frederik.Hofmann: Lesen Sie hier unsere Bewertungskriterien "Kamera":
https://www.test.de/Handys-und-Smartphones-im-Test-4222793-4222875/
Beim Huawei Mate 20 pro gab es für "Fotos bei geringer Beleuchtung" und "Selfie mit Frontkamera" nur ein "befriedigend", für "normale Beleuchtung" und "Video" ein "gut". (DB)

Frederik.Hofmann am 26.04.2019 um 10:21 Uhr
Luft nach oben bei Huawei Mate 20 pro Kamera?

Liebe Redaktion,
bei der Foto-Qualität des Huawei Mate 20 pro ist also noch Luft nach oben?! Diesen Punkt kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich frage mich wirklich wie genau "test" hier testet. In der gesamten Branche gilt die Kamera des Mate 20 pro als die Referenz - keine andere Kamera macht auch nur ansatzweise so gute Bilder bei Nacht und mit optischem Zoom. Die Bilder bei Tag sind ebenfalls excellent - Portraits werden einwandfrei freigestellt. Mit dem manuellen Pro-Modus hat der Nutzer so viele Möglichkeiten wie bei keiner anderen Kamera, seine Bilder entsprechend seinen Wünschen aufzunehmen. Für eine Erklärung in welchen Bereichen genau man hier nocht Luft nach oben sieht, wäre ich wirklich sehr dankbar.

Profilbild Stiftung_Warentest am 19.12.2018 um 09:46 Uhr
Updates für Smartphones

@Ursamajor13: Systemupdates für Smartphones sind schon seit einigen Jahren ein fester Bestandteil des Prüfprogramms. Wir können die Ergebnisse nur nicht in die Bewertung individueller Smartphones einbeziehen, weil die Geräte zum Beginn der Prüfungen ja noch gar nicht lange am Markt sind und wir für eine sinnvolle Bewertung in die Zukunft schauen können müssten. Aber wir erfassen nach der jeweiligen VÖ die Updates für alle geprüften Geräte weiterhin regelmäßig. Wir haben die Ergebnisse von 100 Smartphones zuletzt hier veröffentlicht: https://www.test.de/Handys-und-Smartphones-im-Test-4222793-5286931/ (SG)

Ursamajor13 am 18.12.2018 um 20:56 Uhr
Endlich

Zitat:"Google-Handys bieten Sicher­heits­vorteile, da kein anderer Anbieter von Android-Smartphones die Gerätesoftware so schnell aktualisiert wie Android-Betreiber Google."
Schön, dass die Stiftung endlich auf Updates hinweist, als es hierbei um einen alleinigen Vorteil der iPhones handelte, wurde das geflissentlich ignoriert (z.T: finden sich diese Hinweisei in iPhone Tests immer noch nicht, (aber Hauptsache die Konkurrenz mit Namen S. wird erwähnt) . Ein Schelm wer dabei etwas denkt.

thozzy am 17.12.2018 um 19:40 Uhr
Huawei top aber ...

Das Mate 20 Pro ist wirklich top und an sich eine eierlegende Wollmilchsau. Leider war Huawei bei mir bis zum P20 Pro als Hersteller mit sehr guten Preis/Leistungsverhältnis bekannt aber mittlerweile ist man auch da bei 1000€ angekommen. Selbst Oneplus wird mit jedem Gerät teurer. Der einzige Hersteller der es aktuell irgendwie richtig macht scheint Pocophone zu sein. Das F1 hat alles wichtige an Top Hardware drin sofern man auf NFC, induktives Laden und ein OLED Display verzichten kann. Für den Preis aktueller 1000€ Smartphones bekomme ich mittlerweile 3-4 Pocos. Ich habe für meins neulich nur 250€ bezahlt (siehe beispielsweise -wegen Schleichwerbung vom Admin gelöscht-). Das ist einfach unschlagbar für die heutigen etablierten Hersteller. Ich würde mich daher freuen wenn zukünftig auch unbekanntere Hersteller wie Pocophone mit beachtetet werden würden. Nicht jeder kann und/oder will sich ein Smartphone für 700 bis 1000€ oder mehr leisten.