
Vor einigen Wochen machten unter dem Stichwort „Bendgate“ Alarm-Meldungen die Runde: Angeblich können sich Apples neue iPhones in der Hosentasche quasi von selbst verbiegen. Ist das realistisch? Welche Kräfte wirken auf ein Handy in der Hosentasche? Die Prüfer der Stiftung Warentest sind dem nochmals nachgegangen. Das test.de-Video zeigt die Ergebnisse des „Hosentaschen-Belastungstests“ mit sieben exemplarisch ausgewählten Smartphones von Apple, LG, Samsung und Sony.
Biegetest und Praxistest
Kurz nach dem Marktstart der neuesten iPhone-Generation geisterten Berichte durchs Netz, dass sich Apples neue Luxushandys allein beim Herumtragen in der Hosentasche verbiegen könnten. Wie im Schnelltest zum iPhone 6 und 6 Plus berichtet, hat unsere amerikanische Partnerorganisation Consumer Reports verschiedene Smartphones einem Biegetest unterzogen und Entwarnung gegeben: Alle geprüften Modelle hielten hohen Lasten stand, bevor sie sich dauerhaft verformten. Einige waren zwar noch stabiler als die iPhones, aber für eine auffällige Überempfindlichkeit der Apple-Handys sprachen die Ergebnisse eher nicht. Allerdings fehlte dem Test von Consumer Reports der Praxisbezug: Zwar zeigte er, welche Lasten verschiedene Handys in der Biegemaschine aushalten – doch welche Kräfte wirken eigentlich im Alltag auf ein Handy in der Hosentasche? Die Prüfer der Stiftung Warentest sind dieser Frage in weiteren Praxistests nachgegangen. Dazu nutzen sie folgende Handys: Die beiden neuen iPhones von Apple, das LG G3, das Galaxy Note 3 und das Galaxy Alpha von Samsung sowie das Sony Xperia Z2.
Video: Der große Hosentaschen-Belastungs-Test
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Messstreifen protokollieren die Verformung
Nun ist es nicht leicht, die Kräfte in der Hosentasche direkt zu messen. Die Tester versuchten es mit einem Trick: Mithilfe von Dehnungsmessstreifen (Wikipedia) maßen sie zunächst, um wie viele Mikrometer sich die Smartphones beim Praxistest in der Tasche elastisch verformen, wenn die Probanden sich bewegen. In einem zweiten Schritt sollten dann in der Biegemaschine die Kräfte gemessen werden, die nötig sind, um die gleiche vorübergehende Verformung zu reproduzieren. Schließlich wurden alle Handys in der Biegemaschine noch mit bis zu 40 Kilogramm belastet.
Sich setzen – behutsam oder mit Nachdruck
Beim ersten, praktischen Testteil gab es mehrere Phasen: Zum Einen wurde jedes Handy einmal in der vorderen Hosentasche und einmal in der Gesäßtasche untergebracht. Dabei gab es jeweils noch zwei Testdurchgänge. Im ersten bewegten sich die Probanden ganz normal, gingen ein wenig herum und setzten sich eher sanft auf einen Stuhl. Im zweiten Durchgang benahmen sie sich besonders rücksichtslos, bewegten sich stärker und setzten sich mit den Handy in der Tasche unsanft auf den Stahlrahmen eines Stapelstuhls.

Rechts: Zweiter Testteil. In der Biegemaschine werden die Smartphones mit maximal 40 Kilogramm belastet. © Stiftung Warentest
Einige verbiegen beim forcierten Sitzen
Schon dieser erste Testteil brachte interessante Ergebnisse: So verformte sich alle Handys bei allen Probanden in der Fronttasche weit weniger als in der Gesäßtasche. Selbst bei besonders robuster Behandlung verbog sich kein Smartphone in der vorderen Tasche dauerhaft. Anders in der Gesäßtasche: Hier machte es einen großen Unterschied, wie rücksichtslos sich die Probanden benahmen. Im behutsameren Teil des Tests stieß keinem der Handys etwas zu. Doch nachdem sie im zweiten Testteil unsanft mit dem harten Stuhlrahmen in Berührung kamen, waren die beiden neuen iPhones und ein Sony Xperia Z2 tatsächlich leicht verbogen. Die Funktion war dadurch allerdings nicht eingeschränkt. Und die Probanden gaben an, dass sie sich in diesem Testteil selbst schon an der Schmerzgrenze bewegten. Im Alltag werden wohl nur wenige Smartphones eine solche Misshandlung erleben.
Glasbruch erst bei über 20 Kilogramm


Beim zweiten Testteil zeigte sich: Einige der Handys verhielten sich in der Biegemaschine anders als im Hostentaschentest. Nicht immer war es überhaupt möglich, die vorübergehende Verformung, die die Geräte im Hosentaschentest gut überstanden hatten, in der Biegemaschine zu erreichen, ohne die Handys zu beschädigen. Die Kräfte in der Tasche sind eben anders verteilt als in der Biegemaschine. Die in diesem Versuchsaufbau gemessenen Lasten sind darum für die Praxis wohl tatsächlich nur eingeschränkt aussagekräftig. Dennoch interessant: Beim abschließenden Biegen bis maximal 40 Kilogramm zeigte sich das einzige Handy mit Glasrücken, das Sony Z2, am empfindlichsten und brach bei einer Last von 23 Kilogramm. Im Mittelfeld lagen die beiden iPhones mit Metallgehäuse. Am unempfindlichsten waren die Geräte, die einen Rückendeckel aus Kunststoff hatten, darunter ein LG G3, ein Samsung Galaxy S5 und ein Galaxy Note 3.*
Besser in der Jackentasche
Auch der Praxistest in der Hosentasche unterstreicht: Man muss ein Smartphone wohl schon ziemlich misshandeln, um es im Alltag zu beschädigen. Doch zeigt sich auch: Unter extremen Bedingungen ist es tatsächlich möglich, ein Handy in der Gesäßtasche zu verbiegen. Wer die Angewohnheit hat, sein Handy in der hinteren Hosentasche mitzuführen, sollte es also besser herausnehmen, bevor er sich hinsetzt. In der vorderen Tasche ist das Handy zwar geringeren Kräften ausgesetzt. Doch lauern hier andere Gefahren: Kleingeld oder Schlüsselbund können das Display zerkratzen. Darum ist der beste Platz für ein mehrere Hundert Euro teures Smartphone wohl die Jackentasche.
* Passage am 18.11.2014 korrigiert: Der Hinweis auf den Metallrahmen wurde entfernt, da nicht alle der genannten Handys mit Kunststoffdeckel auch einen Metallrahmen haben.
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@m_do12: Teil eins unseres Test bestand aus verschieden rabiaten Praxistests in der Hosentasche vorn und hinten, auf dem Stuhl und am Boden. Das ist der entscheidende Teil, und bringt ein klares Fazit, wie der Video erläutert. Die Messung des geraden Biegens soll nur noch Zahlen liefern, um eine ungefähre Größenordnung der Kräfte zu erhalten, die erforderlich sind für die Zerstörung. Weitere Messungen in zig Winkeln bringen nichts und kosten nur. (Bu)
Dieser "ausgeklügelte" Test ist leider unvollständig. Gerade den Mitarbeitern der Stiftung Warentest sollte bewusst sein, dass man die Last in der Hosentasche nicht durch einen einfachen, einachsigen Biegezustand simulieren kann. Hätte man sich weiter mit der Geometrie der Biegung befasst, so hätte auffallen können, dass es vielmehr eine schiefe Biegung des Gehäuses ist, hervorgerufen durch einen mehrachsigen Spannungszustand. Somit wäre der Einfluss mehrerer Biegemomente sowie von Torsionsmomenten zu untersuchen. In der jetzigen Form ist dieser Test Makulatur.
Seit es mobile Telefone gibt, trage ich sie in meiner linken hinteren Jeanstasche. Nie hatte ich einen Schaden am Handy. Beim iPhone 6 wurde einfach der stützende Metallrahmen eingespart. Mein iPhone 6 ist nach 2 Wochen verbogen, wie bei 600 anderen auf OneoftheNine.com dokumentiert. Apple bietet nur eine Reparatur für 297.- Euro an. Warum macht sich Stifung Warentest zum Anwalt einer Firma, die nicht einmal eine eMail-Adresse für Beschwerden hat und nur schriftlich über Irland Anfragen zuläßt.
Hier sind die Informationen, die Ihnen bis dato nicht vorlagen. Oder liegt hier das Bundesamt für Strahlenschutz falsch???
Empfehlungen des Bundesamtes für Strahlenschutz zum Telefonieren mit dem Handy:
Zitat: "Elektronische Geräte können empfindlicher auf hochfrequente Strahlung reagieren als der menschliche Körper. Ein Beispiel sind implantierte Herzschrittmacher, die unter ungünstigen Umständen in ihrer Funktion gestört werden können. Störbeeinflussungen einzelner Schrittmacher durch Mobiltelefone wurden bis zu einem Abstand von maximal 20 cm zwischen den Geräten beobachtet. Träger von Herzschrittmachern sollten dem vorbeugen und ihre Handys nicht unmittelbar am Oberkörper betriebsbereit halten, also beispielsweise nicht im Standby-Betrieb in der Jackett-Tasche tragen. Bei einem üblichen Abstand von mehr als 20 cm zwischen Handy-Antenne und Herzschrittmacher hat das normale Telefonieren keine Auswirkungen auf den Herzschrittmacher.
@Gerhardius:
Uns liegen keine Informationen vor, nach denen ein Handy in der Jackentasche die Funktion eines modernen Herzschrittmachers beeinträchtigen würde.
@annaberlino:
Eine wirklich wirksame "Strahlenschutzhülle", die die Funkverbindung des Handys tatsächlich komplett blockiert, wird nur dafür sorgen, dass Sie telefonisch nicht erreichbar sind und dass Ihr Handy beim Versuch, durch Steigerung der Funkleistung doch noch eine Verbindung zu bekommen, den Akku besonders schnell leersaugt. Wenn Sie wollen, dass Ihr Handy nicht funkt, sollten sie es einfach abschalten. (Bu)