
Gerissenes Sicherheitsnetz. Ist die Zentrale lahmgelegt, verlieren Kamera, Sirene, Bewegungs-, Fenster- und Türöffnungsmelder meist ihre Wirkung. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser, Hendrik Rauch (M)
Keins schneidet gut ab. Schwachpunkt ist die Zentrale. Wird der Stecker gezogen oder fällt der Strom aus, sind drei von vier Sicherheitsanlagen kein Hindernis für Eindringlinge.
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Alle Testergebnisse für Smart Home Systeme mit Sicherheitsfunktionen 08/2018„Ihr bestimmt, wer reinkommt und wer nicht – Ihr Zuhause kümmert sich darum.“ Mit diesem und ähnlichen Versprechen werben Anbieter wie die Telekom für smarte Sicherheitssysteme zum Selbsteinbau für jedermann.
Unser Rat
Einzig akzeptables smartes Sicherheitssystem ist das befriedigende eQ-3 Homematic IP. Seine Zentrale ist zwar schlecht vor Sabotage geschützt, das Risiko lässt sich aber mit einem versteckten Aufstellort und Absicherung per Bewegungsmelder verringern. Die Anlage kostet mit rund 380 Euro weniger als die übrigen Sicherheitssysteme sowie Alarmanlagen zum Selbsteinbau.
Einfache Systeme zum Selbsteinbau
Das Angebot klingt verlockend: Für einige Hundert Euro erhalten Käufer die Möglichkeit, ihr Haus mit einem umfassenden und einfach per App zu bedienenden Alarmsystem abzusichern. Bewegungsmelder, Öffnungssensoren für Fenster und Türen, Kameras, Sirene – die Anbieter versprechen ein einziges System zur Wohnraumüberwachung und für Alarmfunktion bis hin zur Steuerung von Rollo, Licht- und Stereoanlage, um Eindringlinge abzuwehren beziehungsweise im Glauben zu wiegen, es sei jemand zu Hause. Anders als für die meisten professionellen Alarmsysteme müssen dafür auch keine Kabel verlegt oder aufwendige Baumaßnahmen vorgenommen werden: Die Anlagen arbeiten per Funk und eignen sich daher auch für Mieter.
Vier dieser smarten Systeme hat die Stiftung Warentest auf ihre Sicherheitsfunktion geprüft: Devolo Home Control, Homematic IP von eQ-3, Innogy Smarthome und Telekom Magenta Smarthome. Wir wollten zum Beispiel wissen: Wie belastbar sind die Sicherheitsnetze und wie leicht lassen sie sich von Laien knüpfen?
Günstig, aber nicht gut
Das Ergebnis beunruhigt: Keins der vier Systeme schneidet gut ab. Am besten schlägt sich eQ-3 mit befriedigender Gesamtnote – mit 380 Euro für unser Modellhaus zugleich die günstigste Anlage im Test (Testergebnisse Smart Home Systeme mit Sicherheitsfunktionen). Die drei anderen Anlagen mit Preisen von 620 bis 650 Euro sind nur ausreichend. Das erinnert an unseren Test von Alarmanlagen zum Selbsteinbau in Heft 11/2017. Von den damals geprüften vier war nur eine befriedigend, eine ausreichend und zwei mangelhaft.
Fazit: Systeme zum Selbsteinbau bieten nicht die gleiche Sicherheit wie professionelle Alarmanlagen. Dafür sind sie deutlich günstiger als die Anlagen vom Profi, die mehrere Tausend Euro kosten.
Stromausfall reißt Lücke ins System
Alle Systeme im Test haben die gleiche Sicherheitslücke: ihre Zentralen. Diese Knotenpunkte, an denen alle Fäden zusammenlaufen, stellen ohne Warnton oder Hinweis auf das Smartphone des Besitzers den Betrieb ein, wenn der Strom ausfällt oder der Stecker gezogen wird. Unachtsame Putzkraft, spielende Kinder, ungebetener Partygast: Jeder, der Zugang zur Zentrale hat, kann diese ausschalten – und mit ihr alle angeschlossenen Bewegungs-, Fenster- und Türöffnungsmelder. Einbrecher haben dann freie Bahn. Ärgerlich: Mit einem Abrissalarm und handelsüblichen Batterien wäre diese Sicherheitslücke leicht zu stopfen.
Nur eQ-3 schließt diese Lücke teilweise: Fällt die Steuerungszentrale aus, bleiben die Melder des Homematic-Systems als Einzige im Test in Kontakt mit der Innensirene. Somit warnt die Anlage bei einem Einbruch zumindest im Haus befindliche Bewohner. Ist niemand daheim, wenn die Einbrecher zuschlagen, kann der Alarm aber ungehört verhallen.
Tipp: Verstecken Sie die Zentrale im Haus und sichern Sie sie mit einem Bewegungsmelder. Achten Sie außerdem darauf, dass dabei das Funknetz zwischen Zentrale und Meldern nicht reißt.
Schutz vor Sabotage
Der Anbieter eQ-3 sichert zudem als Einziger im Test die Innensirene sowie die Bewegungs-, Fenster- und Türöffnungsmelder vor Sabotage. Macht sich ein Unbefugter an einem der Melder zu schaffen, schlägt die Sirene Alarm und der Besitzer erhält eine Push-Nachricht auf sein Smartphone. Versucht jemand, die Innensirene des eQ-3-Systems abzureißen oder zu zerstören, beginnt sie zu heulen.
Auch Devolo schützt immerhin seine Sirene auf diese Weise. Die Heuler von Innogy und Telekom dagegen beantworteten derart dreiste Sabotageversuche in unserem Prüflabor mit stoischem Schweigen.
Von Außensirenen raten wir übrigens ab. Wer damit liebäugelt, sollte sich des Risikos von Fehlalarmen bewusst sein: Sie erschüttern die Glaubwürdigkeit des Sicherheitssystems, strapazieren den Geduldsfaden der Nachbarn und die eigenen Nerven. Wer Hund oder Katze hält, sollte damit rechnen, dass der Vierbeiner den Bewegungsmelder immer wieder auslöst.
Tipp: Mit Fernalarm aufs Handy und integrierter Kamera wie bei Telekom und Innogy können Tierhalter prüfen, wer den Alarm ausgelöst hat. Die übrigen Systeme lassen sich mit separaten Kameras samt App ergänzen (Test Überwachungskameras).
Bedienung will gelernt sein
Erfreulich: Montage und Inbetriebnahme der smarten Sicherheitssysteme funktionierte in allen Fällen gut und damit ähnlich leicht wie bei den 2017 geprüften Alarmanlagen zum Selbsteinbau. Die Handhabung fiel unseren Prüfern dagegen oft etwas schwerer – selbst dort, wo smarte Systeme eigentlich punkten sollten, etwa bei der Vergabe von Nutzerberechtigungen, wie man sie für die Kinder oder die Putzhilfe braucht. Erläuterungen der Anbieter, wie die App zu bedienen und das Alarmsystem einzustellen ist, waren nur bei eQ-3 Homematic leicht verständlich.
Schwach: Kein Anbieter im Test bietet Garantien für Updates von App oder Software seiner Systeme. So ist nicht gewährleistet, dass bekannte Sicherheitslücken im System schnell geschlossen werden. Gibt zudem ein Anbieter auf dem stark umkämpften Smart-Home-Markt auf und stellt seinen Service ein, ist die eingebaute Technik wegen der fehlenden Aktualisierungen nicht mehr sicher nutzbar – und Investitionskosten von mehreren Hundert Euro sind hinfällig (Test Smart-Home-Zentralen).
Tipp: Investieren Sie vor dem Einbau von Alarmsystemen in einbruchhemmende Technik wie Tür- und Fenstersicherungen (Special Einbruchschutz). Sehen Sie mit den Augen eines Einbrechers auf Ihr Zuhause: Wo würden Sie eindringen? Wie weiter vorgehen? Unter polizei-beratung.de finden Sie unabhängige Ansprechpartner in Ihrer Nähe. Weitere Tests von Alarmanlagen bis Schließzylinder finden Sie auf unserer Themenseite Alarmanlage und Einbruchschutz.
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Der erste Anbieter, welcher sich damit beschäftigt muss aber auch die Frage beantworten wo der sabotagefesten Internetzugang ist - und da sind wir sicher bei Kosten die in diesem Marktsegment nicht üblich sind.
wir können als Facherrichter von Einbruchmeldeanlagen nur davon abraten Geld in Smarthome-Systeme zu stecken, die im Bau- oder Elektronikmarkt oder in Onlineshops angeboten werden, wenn Sie damit Ihr Eigentum schützen möchten.
Effektiver Einbruchschutz setzt immer eine gute Fachkenntnis voraus. Wir vergleichen das gerne mit der Anschaffung eines Autos, da kommt auch kaum einer auf die Idee die Ersatzteile im Onlinehandel zu kaufen und selbst zusammenzuschrauben. Spätestens beim TÜV sollte dann das böse Erwachen stattfinden. Beim Einbruchschutz ist der TÜV dann eben der Einbrecher.
Achten Sie bei Einbruchmeldesystemen unbedingt auf die Zertifizierung nach EN50131, dann können Sie sicher sein, dass die Anlage wichtige Kriterien erfüllt, die eingehalten werden müssen um vor Einbrechern zu schützen.