Skyr Was ist das Besondere an diesem neuen Milch­produkt?

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Ist das Quark oder Jogurt? Weder noch. Skyr ist ein traditionelles Milch­produkt der Isländer, das jetzt den deutschen Markt erobert. Als eine der ersten Molkereien hier­zulande hat Arla das fett­arme und eiweiß­reiche Erzeugnis angeboten – mit und ohne Frucht. Die Stiftung Warentest hat die Variante „Natur“ im Labor untersucht und verkosten lassen. Der Schnell­test klärt, was an Skyr so besonders ist.

Die Wikinger sollen ihn nach Island gebracht haben

Milch­produkte aus anderen Kultur­kreisen erfreuen sich großer Beliebtheit: Nach türkischem Ayran und indischem Lassi kommt nun der islän­dische Skyr zu uns. Im Gegen­satz zu den beiden anderen handelt es sich dabei aber nicht um einen Jogurt­drink, sondern um ein cremiges Milch­produkt, das an Magerquark erinnert. Der Legende nach brachten die Wikinger Skyr vor über 1 000 Jahren nach Island. Er lässt sich aus Kuh-, aber auch aus Schafmilch herstellen.

Aus viel entrahmter Milch

Den von Arla angebotenen Skyr bereitet die Molkerei in Meck­lenburg-Vorpommern ausschließ­lich aus entrahmter Kuhmilch zu. Davon soll viermal so viel wie für einen Jogurt zum Einsatz kommen. Das Dick­legen erfolgt sowohl mit Milchsäurebakterien als auch mit Lab. Ergebnis ist ein fett­armes Produkt mit viel Eiweiß. Arla nennt es „Frisch­käsezubereitung, Mager­stufe“. Auch wenn es in diesem Fall nicht vorgeschrieben ist: Wünschens­wert wäre ein Zutaten­verzeichnis auf dem Produkt, um zu erfahren, woraus Skyr zubereitet wird. Schließ­lich ist er hier­zulande noch weit­gehend unbe­kannt.

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Cremig-frisch, aber mit kräftiger Säurenote

„Frisch und cremig wie ein Joghurt, und so stärkend wie ein Quark“ – so preist Arla seinen Skyr auf dem Becher an. Was ist dran? Die Stiftung Warentest wollte wissen, wie das Molkerei­produkt riecht und schmeckt: Dafür wurde es von drei geschulten Prüf­personen verkostet. Zunächst erinnert Skyr in Aussehen und Geschmack an aufgeschlagenen Magerquark. Die Tester beschrieben ihn als eine locker-cremige, sehr leicht flockige, milchigweiße Masse. Nach dem Umrühren war sie kräftig cremig. Skyr riecht und schmeckt frisch, dazu fällt im Geruch eine leichte Milchsäurenote auf. Der Geschmack ist sogar kräftig milchsauer – vergleich­bar mit Jogurt. Im Mund fühlt sich Skyr locker-cremig an. Im Abgang ist er leicht trocken-kompakt, wie man es von Magerquark kennt.

Arm an Fett und Kalorien, reich an Eiweiß

Und wie nahrhaft ist Skyr? Auf dem Becher steht „Viel Protein – wenig Fett“. Ein Blick in die Nähr­wert­tabelle auf dem Etikett verrät: Nur 0,2 Gramm Fett und stolze 11 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm. Laut unseren Labor­analysen stimmen diese Angaben. Damit ist Skyr ähnlich fett­arm wie Magerquark und -jogurt (Tabelle). Beim Eiweiß­vergleich liegt Skyr deutlich vor Magerjogurt. Magerquark bietet aber sogar noch einige Gramm mehr Eiweiß als Skyr. Gute Nach­richt für alle Kalorienzähler: 100 Gramm Skyr haben nur 57 Kilokalorien. Das ist mehr als Magerjogurt, aber weniger als -quark. Trumpfen kann Skyr beim Kalzium: Er liefert etwa 40 Prozent mehr als Magerquark und auch minimal mehr als Magerjogurt: rund 150 Milligramm pro 100 Gramm. Noch mehr Kalzium hat Schnitt­käse zu bieten: Zum Beispiel decken 100 Gramm Emmen­taler mit mehr als 1 000 Milligramm Kalzium den Tages­bedarf eines Erwachsenen.

Teurer als Magerquark und Magerjogurt

Der Becher, in dem Arlas Skyr „Natur“ verkauft wird, mutet wie ein 500-Gramm-Becher an. Doch wer genau hinsieht, liest, dass nur 450 Gramm enthalten sind. Und die kosten mit 1,19 Euro auch mehr als 500 Gramm Magerquark, die der Handel schon ab 75 Cent anbietet. Das ist ein Preis­unterschied von rund 40 Prozent. Auch fett­armer Jogurt oder Magerjogurt sind güns­tiger als Skyr.

Fazit: Neue Kalziumquelle mit viel Eiweiß

Eine Portion Skyr ist eine eiweiß­reiche, sättigende Zwischenmahl­zeit. Er erinnert an Magerquark, schmeckt aber säuerlicher, enthält mehr Kalzium und ist teurer. Wer den Geschmack mag, hat mit Skyr eine zusätzliche Kalziumquelle. Eine kalziumreiche Ernährung ist wichtig für die Knochen­substanz: Wer ausreichend Kalzium aufnimmt, beugt damit zum Beispiel Osteoporose vor.

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bencat am 20.07.2020 um 14:04 Uhr
Brauchen wir wieder eine neue Joghurt-Art ?

Als wichtigste Erinnerung: Nichts wird so haeufig gefaelscht wie Lebensmittel ! Dazu kommt, dass jeder einzelne Koerper anderes Essen bevorzugt und verschieden verdaut - es gibt also keine oder nur falsche Allgemein-Empfehlungen. Ich selbst fand den neu probierten SKYR von Fa. Ar*laa gar nicht lecker, nahezu geschmacksfrei, was bei echten Milchprodukten gar nicht sein darf. Dieser Hersteller ist mir generell dafuer bekannt, dass deren Produkte auffaellig geschmacksarm sind. Es geht wohl bei dem SKYR-Hype eher darum, den reichlich vorhandenen Magermilch-See abzubauen. Dabei warne ich schon lange vor Magermilch, die durch die Entcremung erhebliche Inhalts- und Geschmacksverluste erleidet. Es ist fuer alle Fett-Gegner deutlich ratsamer, einen Bissen weniger Fleisch zu essen und dafuer das gesunde Milchfett voll zu geniessen, zumal Voll-Fett-Milch erheblich besser schmeckt. Der andere grosse deutsche Anbieter Mili*ram hat aehnliche Geschacksmankos; besser einen anderen Anbieter probieren!

Profilbild Stiftung_Warentest am 19.03.2018 um 12:08 Uhr
Homogenisierung

@theophilia: Es ist richtig, dass die Bezeichnung "homogenisiert" auf Milchprodukten freiwillig ist. Verzichten Hersteller auf das Homogenisieren, so weisen sie gerne mit Bezeichnungen wie „nicht homogenisiert“ „natürliche Aufrahmung“ oder „kann natürlich aufrahmen“ darauf hin. (bp)

theophilia am 17.03.2018 um 18:54 Uhr
Kennzeichnugspflicht

Die Kennezeichnungspflicht für Homogenisierung gibt es nicht mehr!!

Profilbild Stiftung_Warentest am 07.09.2017 um 13:14 Uhr
Homogenisieren

@sabkai:Unter Homogenisierung versteht man das Zerkleinern und Verteilen der in der Milch enthaltenen Fettkügelchen unter hohem Druck (150 bis 300 bar). Das Homogenisieren verhindert das Aufrahmen der Milch und verbessert die Verdaulichkeit. Die Bestandteile der Milch werden dadurch nicht geschädigt. Laut Deklaration wird Skyr weder homogenisiert noch wärmebehandelt. (*geändert am 19.3.18).(bp)

sabkai am 21.08.2017 um 18:04 Uhr
Wärmebehandelt - Untersuchung nicht relevant ??!!

Genau diese Frage habe ich mir aber gestellt, für die Gesundheit ist es schon sehr relevant, ob Wärme behandelt oder nicht! Es ist ja bekannt, dass homogenisierte Milchprodukte ungesund sind und besonders zum Verschleimen des Körpers beitragen. Außerdem wären die Milchsäurebakterien dann ja wohl nicht mehr wirksam.
Damit wurde ein wesentlicher Untersuchungsaspekt bei Ihrer Untersuchung ausgespart, wie schade!!
Auf der Verpackung ist leider kein Hinweis dazu zu entnehmen. Deshalb ist auch nicht davon auszugehen, dass die Milchsäurebakterien noch aktiv sind.