
Der Skandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Fertigprodukten hat jetzt auch Deutschland erreicht. In Proben von tiefgekühlten Lasagne-Produkten der deutschen Supermarktketten Real und Edeka wurden Spuren von Pferdefleisch nachgewiesen. Nach einem Krisentreffen in Brüssel schlägt die EU-Kommission jetzt DNA-Tests an Rindfleischprodukten vor.
Pferdefleisch in Lasagne von Real und Edeka
In tiefgekühlter Lasagne der Supermarktkette Real seien Anteile von Pferdefleisch gefunden worden, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Dabei handelt es sich um den ersten bestätigten Fund von nicht deklariertem Pferdefleisch in Deutschland. Das heißt: Auf der Packung war keine Rede von Pferdefleisch. Das Unternehmen hatte das Produkt „Tip Lasagne Bolognese 400 g, tiefgekühlt“ bereits vergangenen Freitag vorsorglich aus dem Verkauf genommen. Kunden, die die Lasagne gekauft haben, könnten sie zurückgeben, informiert Real auf seiner Webseite. Der Kaufpreis werde erstattet. Diese Maßnahme sei rein vorsorglich, da kein gesundheitliches Risiko für die Verbraucher bestehe. Auch ein Produkt von Edeka ist betroffen, wie ein Unternehmenssprecher laut Agenturnachrichten heute Nachmittag erklärte: Die Lasagne der Eigenmarke „Gut & Günstig“ habe Edeka bereits am Dienstag aus dem Verkauf genommen. Allerdings: Flächendeckend scheint das nicht geschehen zu sein. So hat eine Mitarbeiterin der Stiftung Warentest noch heute eine Edeka-Lasagne kaufen können. Auch die Unternehmen Kaiser’s Tengelmann, Rewe und Eismann überprüfen verdächtige Produkte. Außerdem hätten auch Lebensmittelkontrolleure Proben gesichert, wie ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte.
DNA-Tests für verarbeitetes Rindfleisch in Europa angekündigt
Als Reaktion auf die Funde von nicht gekennzeichnetem Pferdefleisch schlägt die EU-Kommission DNA-Tests bei Produkten vor, die als Rindfleisch deklariert sind. Das teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg am Mittwochabend nach einem Krisentreffen in Brüssel mit. Über diesen Vorschlag sollen Experten aus allen 27 EU-Mitgliedsstaaten in einer Sitzung am Freitag entscheiden. Die ersten Gentests könnten dann im März stattfinden, Ergebnisse im April veröffentlicht werden. EU-Kommissar Tonio bekräftigte, dass es sich bei den bisher entdeckten Fällen um betrügerische Deklarationsverstöße, aber nicht um ein Gesundheitsproblem handle. Pferdefleisch ist tatsächlich nicht per se bedenklich für die Gesundheit. Problematisch wird es aber zum Beispiel, wenn die Pferde mit dem Medikament Phenylbutazon behandelt wurden. Pferde, die für die Fleischverarbeitung vorgesehen sind, dürfen dieses Mittel nicht bekommen. Ob Produkte daraufhin untersucht werden sollen, wird ebenfalls morgen in Brüssel beraten. Der Skandal nahm seinen Anfang, nachdem Mitte Januar in Großbritannien und Irland nicht deklariertes Pferdefleisch in Tiefkühl-Hamburgern gefunden worden war, später auch in britischer und französischer Tiefkühl-Lasagne. Heute Mittag wurde außerdem bekannt, dass in Proben von acht in Großbritannien geschlachteten Pferden Phenylbutazon gefunden wurde; drei davon sind auch nach Frankreich geliefert worden, wie der britische Landwirtschaftsminister bekannt gab.
Aus den Testergebnissen der Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest untersucht regelmäßig fleischhaltige Produkte. Dabei wird im Labor auch die deklarierte Tierart geprüft. Dafür werden DNS-Tests (deutsch für DNA-Tests), und zwar sogenannte PCR-Analysen, vorgenommen. Die Stiftung Warentest prüft diese Lebensmittel auch gezielt auf denkbare Zusätze von Fremdfleisch, also nicht deklariertem Fleisch.
Das überprüft die Stiftung Warentest
Beispiel Fleischsalat: In den Geflügel-Fleischsalaten konnte kein Schwein, in den Salaten aus Schweinefleisch kein Geflügel nachgewiesen werden. Beim Test von Bolognese-Soßen wurde zum Beispiel Bolognese im Glas, die laut Zutatenliste aus Rindfleisch hergestellt war, auf Rind- und Schweinefleisch überprüft. Hier wurde bei deklariertem Rindfleisch auch Rind bestätigt. Auf Pferdefleisch hat die Stiftung Warentest die Produkte bei ihren Untersuchungen nicht überprüft, da es für seine Verwendung auch in unseren regelmäßig durchgeführten Diskussionen mit Experten bisher keine Anhaltspunkte gab. Die Stiftung Warentest führt bei ihren vergleichenden Untersuchungen von Lebensmitteln sensorische Prüfungen durch, als Prüfungen zum Beispiel von Geschmack, Konsistenz und Aussehen. In einigen Fällen führt sie auch histologische Prüfungen durch, also eine Überprüfung des Gewebes. Auch hierbei könnte man mit Auffälligkeiten rechnen, wenn zum Beispiel Geflügel statt deklariertem Schwein verwendet wurde. Das war bislang nicht der Fall.