Welcher Singlebörse oder Online-Partnervermittlung sollten sich einsame Herzen anvertrauen? Der Test sagt: Friendscout24, Neu.de, Parship und ElitePartner.
Mehr als 4,3 Millionen Singles sollen bei ElitePartner auf der Suche sein, eDarling prahlt sogar mit mehr als 13 Millionen Mitgliedern – europaweit. Und bei Parship verliebt sich angeblich alle elf Minuten ein Single. „Kostenlos anmelden und losflirten“, versprechen Friendscout24 und Neu.de. Die kostenlose Mitgliedschaft ist allerdings etwa so viel wert, wie der Besuch einer Disko, in der man das Treiben nur durch eine Glasscheibe beobachten darf. Wer Kontakt zu anderen Singles aufnehmen will, muss bei den meisten Partnerbörsen zahlen.
Welches Portal bietet die besten Chancen, eine Beziehung anzubahnen? Wir haben sechs Singlebörsen und fünf Partnervermittlungen im Internet unter die Lupe genommen. Worin unterscheiden sie sich?
Moderne Version der Kontaktanzeigen
Singlebörsen sind eine moderne Variante der Anzeigenseiten in Zeitungen. Sie werden auch Kontaktanzeigenportale genannt. Das Mitglied legt ein Profil mit Fotos, persönlichen Angaben und einer Selbstdarstellung an. Über die Suche kann jeder selbstständig nach passenden Partnern Ausschau halten. Die Teilnehmer sind an einer festen Bindung, an Flirts oder Freundschaften interessiert. Die Dienste fast aller Singlebörsen kosten Geld, nur eine ist komplett gratis, Testergebnisse Singlebörsen im Internet.
Portal schlägt „passende“ Partner vor
Partnervermittlungen versprechen, so etwas wie eine Glücksformel zu kennen. Natürlich ist sie streng geheim. Anhand der Formel wollen sie passende Partner zusammenbringen. Grundlage ist ein Persönlichkeitstest, den jeder ausfüllen muss. Daraus entstehen Profile, die mithilfe besagter Formel verglichen werden, englisch Matching genannt. Im Unterschied zu Singlebörsen, wo jeder jeden kontaktieren kann, sind Mitglieder der Partnervermittlungen auf das Portal angewiesen, das angeblich passende Partner vorschlägt. Der Service ist deutlich teurer, aber kaum erfolgversprechender, wie die Testergebnisse zeigen.
Fünf virtuelle Singles
Wir haben fünf virtuelle Singles bei den elf geprüften Börsen und Partnervermittlungen angemeldet: je zwei Frauen und Männer mit offener und konservativer Persönlichkeit sowie einen konservativen homosexuellen Mann (Das sind unsere fünf fiktiven Singles). Da sucht zum Beispiel eine 35-jährige Frau mit Kinderwunsch, die auf Sicherheit bedacht ist, nach einem Partner. Ein erfolgreicher, kreativer Mann, 55 Jahre, ist offen für Neues. Fotos und zur Anmeldung notwendige Daten stammten von realen Personen. Sonst hatten sie aber nichts mit den fiktiven Testern zu tun.
55 Verträge abgeschlossen
Mit den Daten und Persönlichkeitsmerkmalen der virtuellen Tester legten wir bei jedem ausgewählten Portal fünf Profile an, beantworteten bei den Partnervermittlungen die Fragen der Persönlichkeitstests und schlossen jeweils einen Vertrag ab, insgesamt 55. Nach der Testphase kündigten wir alle Verträge und veranlassten die Löschung der Profile. Die Partnervorschläge der Partnervermittlungen ließen wir von zwei psychologischen Fachgutachtern darauf prüfen, ob sie zum Charakter und den Wünschen der fiktiven Singles passten. Bei den Singlebörsen bewerteten wir, ob die Suchergebnisse mit den eingegebenen Kriterien übereinstimmten. Um den realen Mitgliedern keine falschen Hoffnungen zu machen, nahmen unsere „Tester“ nie Kontakt auf. Anfragen von Mitgliedern der Börsen haben wir mit Ausreden wie kranke Mutter oder Zeitknappheit abgewiesen.
Frau mit Kinderwunsch sehr gefragt
An Singles, die einen Partner suchen, herrscht kein Mangel. In allen untersuchten Onlinebörsen gab es zahlreiche Suchergebnisse beziehungsweise Partnervorschläge. Den größten Zuspruch bekam die 35-jährige konservative Frau, den geringsten der homosexuelle Mann.
Wer einen Partner des gleichen Geschlechts sucht, ist bei den getesteten Portalen meist an der falschen Adresse. Besonders gering war die Resonanz bei Finya, Single.de und AcademicPartner. Bei eDarling und Parship hatte der homosexuelle Single noch die meisten Chancen.
Die Passgenauigkeit der Suchergebnisse und Partnervorschläge war – zumindest der Papierform nach – recht gut. Grobe Schnitzer wie falsches Alter, falsche Körpergröße oder falsche Region unterlaufen den getesteten Börsen kaum.
Je mehr Persönlichkeitsmerkmale die Portale erfassen, desto detaillierter ist die Suche. Friendscout24 und Neu.de, die zu einer Firmengruppe gehören und sich sehr ähneln, fragen die meisten Merkmale ab, Dating Cafe die wenigsten.
Ohne Geld kein Kontakt
Alle Portale locken mit kostenloser Anmeldung. Zum Ziel kommt man damit aber kaum. Interessenten können sich zwar umsehen, die Kontaktmöglichkeiten sind aber begrenzt. Wer mit anderen Mitgliedern uneingeschränkt korrespondieren will, muss einen Premium-Vertrag abschließen. Bei Singlebörsen kostet er für drei Monate ab 45 Euro, bei Partnervermittlungen ab 180. Komplett kostenlos ist die Singlebörse Finya, die sich durch Werbung finanziert. Wer Partnervermittlungen umfassend nutzen will, muss immer zahlen.
Honorare sind nicht einklagbar
Wenn ein Vertrag geschlossen wird, kommt das Kleingedruckte ins Spiel. Wir haben die Geschäftsbedingungen der Anbieter juristisch prüfen lassen. Auffällig: Alle verlangen Vorkasse. Das hat mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch zu tun. Paragraf 656 regelt, dass Honorare für die Partnervermittlung nicht einklagbar sind. So kassieren sie eben vorher.
Kunden können den Onlinevertrag aber innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Der Anbieter Zoosk verschleiert im Kleingedruckten die Rechtslage: Er will seinen Kunden bei einer Kündigung nichts von der geleisteten Vorkasse zurückzahlen. Die entsprechenden Klauseln sind unzulässig.
Drei Anbieter – Single.de, ElitePartner und AcademicPartner – bestehen in ihren AGB auf einer Kündigung mit Unterschrift. Das halten wir für unzulässig. Die Richter sind sich in diesem Punkt aber uneinig. Das Oberlandesgericht (OLG) München entschied, dass eine E-Mail genügt. Das OLG Hamburg ist anderer Meinung.
Zwei Profile ließen sich nicht löschen
Wie es in der Praxis funktioniert, Verträge zu kündigen und Profile zu löschen, haben wir geprüft. Am einfachsten ist die Kündigung mit einem Klick im Onlinekonto. Bei sechs Anbietern war das möglich: Friendscout24, Neu.de, Zoosk, AcademicPartner, eDarling und PrestigeSingles. Es funktionierte problemlos. Dating Cafe, Single.de, ElitePartner und Parship verlangten dagegen eine schriftliche Kündigung.
Die Profile ließen sich meist problemlos löschen. Nur Zoosk und vor allem Single.de versuchten, sie in der Datenbank zu behalten. Durch geduldiges Nachhaken konnten wir die Zoosk-Profile löschen. Bei Single.de gelang es in zwei Fällen nicht.
Mit jeweils fünf E-Mail-Anfragen haben wir die Beratungsqualität der Börsen geprüft – mit erstaunlichem Ergebnis. Eine Testerin, die sich als frisch verliebt ausgab, wollte wissen, ob und wie sie den Vertrag kündigen kann. Gleich sechs Portale interpretierten die Anfrage als Kündigung. Prestige Singles löschte sogar das Profil.
Auch bei anderen Fragen, etwa zur Datensicherheit oder zu Zusatzangeboten, waren die Reaktionen häufig enttäuschend. Die Antworten waren dürftig, ließen auf sich warten oder kamen gar nicht. Nur Parship und Friendscout24 beraten sehr gut beziehungsweise gut.
Betrüger mit Romantikmasche
Wer im Internet nach Zweisamkeit sucht, sollte einen klaren Kopf bewahren. Potenzielle Partner können skurril oder lästig sein, manche aber auch gefährlich. Zum Beispiel Personen, die ihren Opfern die große Liebe vorgaukeln, um an ihr Geld zu kommen. Vorsicht ist bei virtueller Liebe ein guter Ratgeber.