Zum Jahreswechsel fällt das Steuerprivileg auf Silbermünzen. Ein guter Anlass, den Glanz dieser Geldanlage zu prüfen.

Für den Geldbeutel nicht geeignet: Den australischen Kookaburra gibt es auch als Ein-Kilogramm-Silbermünze, hier in Originalgröße. Mitte Oktober kostete sie rund 600 Euro.

Ab dem 1. Januar 2014 wird beim Kauf von Silbermünzen die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig. Bisher waren es nur 7 Prozent. Kurioserweise galt die Ermäßigung nur für Münzen, aber nicht für Silberbarren.
Bevor interessierte Anleger losrennen, um sich zum Beispiel die mächtige Kookaburra-Münze (Foto) zu alten Konditionen zu sichern, sollten sie innehalten.
Finanztest erklärt, was für und gegen ein Investment in Silber spricht, welche Silbervariante sich für welches Anlageziel am besten eignet und wie sich das Edelmetall in die Vermögensplanung einfügen lässt.
Selbst wer das Edelmetall für langfristig aussichtsreich hält, sollte allenfalls einen kleinen Teil seines Vermögens versilbern. Der Silberpreis ist unberechenbar und unterliegt extremen Wertschwankungen. Im Juni 2013 stürzte er binnen weniger Tage um fast 20 Prozent ab. Selbst an einem einzigen Tag gab es schon Ausschläge von 10 Prozent.

Der Silberpreis schwankt extrem.
Richtig ist aber auch, dass sich Anleger eine goldene Nase verdient haben, wenn sie frühzeitig auf den Silbertrend aufgesprungen waren (siehe Grafik). Die Kursverluste der vergangenen Jahre sind für sie ärgerlich, aber kein Beinbruch.
Ähnlich wie Gold hat Silber in verschiedenen Kulturen eine jahrhundertelange Tradition als Zahlungsmittel, aber im Gegensatz zu Gold ist es auch als Werkstoff für moderne Industrien wichtig. Rund die Hälfte der im Jahr 2012 verkauften Menge landete in Elektronikbauteilen, Batterien oder Silberwaren, vor allem Bestecken.
Eine Studie des Fraunhofer Instituts aus dem Jahr 2009 sieht den Bedarf in einigen Branchen bis zum Jahr 2030 um etwa das Dreifache anwachsen: „Das größte Mengenwachstum der untersuchten Zukunftstechnologien (...) ist beim (...) Einsatz von Silber für RFID-Tags zu erwarten“, heißt es da.
RFID-Tags sind kleine Funkchips, die auf Produktverpackungen geklebt werden. Sie ermöglichen zum Beispiel die automatisierte Abrechnung aller Waren in einem Einkaufswagen. Über Funk erfasst ein Lesegerät blitzschnell die Preise aller Artikel, die darin liegen.
Bisher kommt diese Technik nur vereinzelt zum Einsatz, in ein paar Jahren könnte sie in Kaufhäusern und Supermärkten ein Massengeschäft sein.
Aber selbst wer Silber für langfristig aussichtsreich hält, sollte vorsichtig sein. Gold und Silber sollten nicht mehr als 10 Prozent eines Depots ausmachen. Es spricht aber wenig dagegen, den Anlagebetrag, den man in Gold stecken wollte, auf Gold und Silber zu verteilen.
Aufpreis für echtes Silber
Anleger können direkt oder indirekt auf einen Anstieg des Silberpreises setzen. Viele schwören auf Münzen oder Barren, weil sie in Zeiten von Finanzkrisen greifbare Sicherheit wollen. Es wäre allerdings fahrlässig, wenn sie ihr massives Silber ungesichert zuhause aufbewahrten. Ein Einbrecher müsste zwar schon eine Sackkarre dabei haben, um ein paar Dutzend der großen Kookaburra-Münzen abzutransportieren, aber beim Gegenwert von einigen zehntausend Euro würde sich die Mühe schon lohnen.
Also doch lieber einen soliden Tresor oder ein Bankschließfach, das in entsprechender Größe je nach Bank 150 bis 300 Euro pro Jahr kosten dürfte.
Silbermünzen und -barren sind beim Kauf relativ gesehen ein teurer Spaß. Schon vor der Steuererhöhung zahlen Anleger für Münzen im günstigsten Fall 18 Prozent mehr, als das Edelmetall an der Börse wert ist. Bei einem Kilobarren sind es fast bis zu 30 Prozent Aufschlag (siehe Tabelle).
Zum Vergleich: Bei einem Kilobarren Gold beträgt der Mehrpreis gegenüber dem Materialwert nur etwa 3 bis 4 Prozent.
Trotzdem sind Münzen oder Barren für Langfristanleger, die in Silber investieren wollen, die richtige Wahl. Ihre Kursgewinne sind beim Verkauf steuerfrei. Bei hohen Gewinnen wie in der Vergangenheit macht das leicht mehr aus als der Aufpreis und die Mehrwertsteuer beim Kauf.
Zertifikate mit Pleiterisiko
Deutlich günstiger beim Kauf sind börsengehandelte Zertifikate auf den Silberpreis. Sie haben oft überhaupt keine laufenden Verwaltungskosten und eine sehr geringe Handelsspanne (Spread) beim Kauf und Verkauf. Allerdings sind ihre Kursgewinne steuerpflichtig.
Silberzertifikate gibt es von fast allen großen Kreditinstituten. Die Produkte der DZ Bank (DE 000 DZ0 B99 7 ) oder von Goldman Sachs (DE 000 GS0 HH3 2) haben einen besonders geringen Spread.
Diese und die meisten anderen Zertifikate geben den Preis einer Feinunze Silber in Euro wieder. Es gibt aber auch Produkte, die den Silberpreis in US-Dollar abbilden, also in der Währung, in der es an der Börse notiert wird. Damit lassen sich Wechselkursschwankungen vermeiden.
Mit Zertifikaten gehen Anleger immer das Risiko ein, ihr Geld zu verlieren, falls der Herausgeber des Zertifikates pleitegeht. Das gilt auch für Exchange Traded Commodities (ETC), die den Silberpreis mit einer geringen Verwaltungsgebühr abbilden, zum Beispiel der ETFS Physical Silver (DE 000 A0N 62F 2). Auch wenn sie mit echtem Silber besichert sind, haben sie anders als Investmentfonds kein Sondervermögen, das vor Gläubigern geschützt ist. Was bei einer Insolvenz des Anbieters passieren würde, ist unklar. Ein Kookoburra bietet mehr Sicherheit.
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