
Ein gefährliches Stethoskop, verschluckbare Kleinteile, Schadstoffe – jedes sechste Spielzeug ist mangelhaft. Erfreulich: Rund die Hälfte ist sehr gut oder gut.

Strangulationsgefahr: Der Schlauch des Stethoskops von Toys“R“Us bildet eine Schlaufe. Kinder können sich mit der Schlaufe strangulieren, da sie sich auch bei stärkerem Zug nicht öffnet.

Lokführer, Bauarbeiter, Puppendoktor – Kinder mögen Rollenspiele. Doch ein Stethoskop von Toys“R“Us könnte kleinen Puppendocs beim Spielen gefährlich werden. Es gehört zu einem Puppenset mit dem Namen „You & Me Werd’ wieder gesund“. Das Gegenteil kann passieren. Der Stethoskop-Schlauch bildet eine Schlaufe, die sich leicht über den Kopf ziehen lässt. Ein kleines Kind könnte sich damit strangulieren, da sich die Schlaufe bei stärkerem Zug nicht öffnet. Der gesetzlich geforderte Warnhinweis „Nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet“ fehlt. Auch auf das Risiko der Strangulation weist Toys“R“Us nicht hin.
Holzzapfen zerbrochen

Zugprüfung. Beim Pferdeanhänger von Ostheimer reißt in der Zugprüfung ein Band. Kleinkinder könnten die Kleinteile in den Mund nehmen und verschlucken.

Neben Toys“R“Us scheitert ein zweites Spielzeug in der Sicherheitsprüfung: ein Traktor der Firma Ostheimer mit Pferdeanhänger. Das hochwertige Spielzeug aus Holz ist so gestaltet, dass auch Kinder unter drei Jahren prima damit spielen können. Deshalb gelten hier strengere Sicherheitsbestimmungen, die Ostheimer nicht einhält: In der Fallprüfung zerbricht ein Holzzapfen, in der Zugprüfung reißt ein Band. Ein Risiko für Kinder, wenn sie diese Kleinteile in den Mund nehmen und verschlucken. Auch hier fehlt der notwendige Warnhinweis. Ostheimer hat die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt. So heißt es auch hier: Sicherheit mangelhaft.
40 Spielzeuge getestet

Fallprüfung. Vom Pferdeanhänger von Ostheimer lösen sich weitere verschluckbare Kleinteile. Hier bricht der Holzzapfen, mit dem sich die Anhängerklappe schließen lässt.

Die anderen 38 Spielzeuge im Test überstehen die Sicherheitsprüfungen zu verschluckbaren Kleinteilen, Strangulationsgefahr oder zur Entflammbarkeit problemlos. Die meisten Hersteller warnen, wenn das Spielzeug nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet ist. Wenn nötig, informieren sie über Risiken. Fehlen die Warnhinweise, wie beim Haba Einkaufsnetz mit Holzobst, müssen die Spielzeuge den simulierten Alltag überstehen. Schlagen, zerren, fallen, ziehen – nichts löst sich, nichts bricht.

Verschluckzylinder. Er simuliert einen Kinderrachen. Passen die Kleinteile hinein, können Kinder sie verschlucken. Hier: der zerbrochene Holzzapfen des Pferdeanhängers.

Doch im Test der 40 Spielzeuge, die für Drei- bis Sechsjährige empfohlen werden, geht es nicht nur um die unmittelbaren Gefahren. Es geht auch um gesundheitsgefährdende Schadstoffe.
Fünf Spielzeuge sind in puncto Schadstoffe mangelhaft. Bei Brio, Eichhorn, Tedi, im Knights-Angriffsturm von Simba und in der Kidz-Only-Puppe von Galeria Kaufhof finden die Tester zu hohe Mengen gefährlicher Schadstoffe. Schadstoffe, die die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen oder die Krebs auslösen können. Sie wirken langfristig und sind bedenklich.
Brio auf dem Abstellgleis
Ausgerechnet der Spielzeugklassiker Eisenbahn fährt im Test aufs Abstellgleis. Die Brio-Lokomotive setzt Nickel aus dem Metall der Räder frei, der Lack enthält zinnorganische Verbindungen und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Die Eisenbahn von Eichhorn hat fortpflanzungsgefährdende Phthalat-Weichmacher im Lack.
Grüner Simba-Ritter am Boden

Schadstoffanalyse. Der grüne Ritter enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und zinnorganische Verbindungen. Die Ritterfigur gehört zum Knights-Angriffsturm von Simba.

In den Schienen des Modellzugs von Tedi steckt krebserzeugendes PAK und in den Kunststoffteilen Blei. Ebenfalls mangelhaft ist die Kidz-Only-Puppe von Galeria Kaufhof. Der Grund: Ein Klettverschluss der Puppenkleidung enthält krebserzeugendes PAK. Das gilt auch für die schwarzen Zugtorseile des Angriffsturms von Simba (siehe Tabelle „Themensets“). Der grüne Simba-Ritter enthält zudem PAK und zinnorganische Verbindungen.
Grenzwerte oft zu hoch
Ob PAK, Nickel oder Phthalat-Weichmacher: Diese Stoffe gefährden die Gesundheit. Sie können sich lösen, wenn Kinder intensiv mit einem Spielzeug spielen, es in der Hand halten oder sogar in den Mund nehmen. Kinder müssen vor den langfristigen Wirkungen solcher Stoffe geschützt werden – aus Vorsorge. Doch die gesetzlichen Regelungen für Spielzeug reichen bisher nicht aus. Die Grenzwerte sind oft zu hoch oder ungenau geregelt (siehe Interview). Wir haben deshalb strenger bewertet, beim Thema Nickel zum Beispiel.
Nickel kann Kontaktallergien auslösen

Nickel. Die Räder der Brio-Lok werden für die Nickelprüfung gelöst. Der Test ergibt: Das Metall der Räder setzt Nickel frei, das bei Hautkontakt eine lebenslange Kontaktallergie auslösen kann.

In der Spielzeug-Richtlinie ist der Hautkontakt mit Nickel nicht eindeutig reguliert. Per Gesetz dürfen Gegenstände maximal 0,5 Mikrogramm Nickel pro Quadratzentimeter und Woche freisetzen, wenn sie die Haut über längere Zeit direkt berühren. Dieser Grenzwert gilt zum Beispiel für Schmuck, Armbanduhren und neuerdings für Mobiltelefone. Aus Vorsorge sollte er auch generell für Spielzeug gelten. Bereits jetzt ist jedes zehnte Kind gegenüber Nickel sensibilisiert. Oft wird daraus eine lebenslange Kontaktallergie. Kinder sollten deshalb so wenig wie möglich mit Nickel in Kontakt kommen.
Kritischer Stoff in sieben Puppen
Bei sieben von elf Puppen steckt Nonylphenol im Kunststoff. Es befindet sich in den Puppenköpfen oder Körperteilen. Besonders kritisch: Nonylphenol beeinflusst auch das Hormonsystem und schädigt vermutlich die Fortpflanzungsfähigkeit. Es kann sich aus dem Kunststoff lösen und in den Körper eines Kindes gelangen. Etwa wenn kleinere Geschwister an den Puppen herumlutschen. Stoffe, die wie Hormone wirken, können in das empfindliche Hormonsystem von Kindern eingreifen und es langfristig schädigen. Sie sollten nicht in Spielzeug enthalten sein.
Nonylphenol ist nicht ausreichend für Spielzeug reguliert. Zwar gibt es in der Spielzeug-Richtlinie einen Grenzwert, der auf Stoffe wie Nonylphenol angewendet werden kann. Er ist allerdings sehr hoch und berücksichtigt nicht die hormonaktive Wirkung des Stoffes. Wir haben deshalb strenger bewertet.
Sowohl Nonylphenol als auch die daraus hergestellten Nonylphenolethoxylate sind Umweltgifte. In der Textil- und Lederverarbeitung ist ihre Verwendung innerhalb der EU per Gesetz eingeschränkt. In der Kunststoff- oder Lackproduktion sowie außerhalb der EU dürfen die Hersteller sie dagegen einsetzen – auch für Spielzeug.
Nonylphenolethoxylate finden wir vor allem in der Puppenkleidung, aber auch im Glitzerkunststoff und im Lack.
Tipp: Waschen Sie Stoffpuppen, Plüschtiere und Co., bevor Sie sie Ihrem Kind geben. Dadurch können sich Schadstoffe verringern (Weitere Tipps siehe „Kaufen und umtauschen“).
Schadstoffe bleiben ein Thema
Schadstoffe im Spielzeug bleiben ein wichtiges Thema. Durch Rückrufe und frühere Testergebnisse sind viele Eltern verunsichert. Nach Angaben des EU-weiten Schnellwarnsystems für gefährliche Produkte, Rapex, machte Spielzeug im Jahr 2010 ein Viertel aller Rückrufe aus.
Ein Hauptgrund für die Rückrufe waren die chemischen Risiken, die vom Spielzeug ausgingen. In der EU diskutieren Experten, Hersteller und Gesetzgeber derzeit kontrovers darüber, wie hoch Grenzwerte sein dürfen und wie gefährlich bestimmte Stoffe wirklich sind. Davon unabhängig sollten Hersteller zur Vorsorge so schnell wie möglich gesundheitsschädliche Stoffe durch unbedenkliche ersetzen.
Frohe Botschaft für Weihnachten
Der Test zeigt aber auch: Es gibt sicheres und weitgehend schadstofffreies Spielzeug für Kinder. Viele Spielzeuge im Test sind sehr gut oder gut. Darunter bekannte Marken wie Bullyland, Haba, Lego, Plantoys, Playmobil und Schleich.
Auch ein Spielzeug von Toys“R“Us schneidet bei Sicherheit und Schadstoffen gut ab: das Baby Dino Set. Und auch kleine Ärzte gehen nicht leer aus. Sie können zwischen zwei guten Doktorkoffern wählen, dem Doktorkoffer von Klein und dem Its Imagical Doktor Set.
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Kommentarliste
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@Theo45G: Wir haben die Schleich-Spielfiguren in unserem Test aus dem Jahr 2011 auch auf Schadstoffe überprüft und hier weder Weichmacher, noch PAK, noch Schwermetalle oder Flammschutzmittel gefunden (siehe auch "So haben wir getestet"). Es kommt ja auf die Chemikalien an, die dem Grundmaterial zugesetzt wurden und die genannten bedenklichen Schadstoffe haben wir in dem untersuchten Schleichspielzeug nicht nachgewiesen.
Übrigens von den 40 geprüften Spielzeugen war 2011 jedes sechste Spielzeug aufgrund von Sicherheitsmängeln oder Schadstofffunden mangelhaft.
Wie kann es sein das Schleich bei dem Test gut abschneiden wenn überall vor PVC Spielzeug gewarnt wird und Schleich zu 80% - 90% PVC verwendet.
Das verstehe ich nicht ganz?!?
TEST und ÖKOTEST haben z. T. unterschiedliche Untersuchungs- und Testmethoden. Deswegen gibt es auch z. T. unterschiedliche Testergebnisse. Ebenso machen GS- und TÜV-Sigel auch nur Aussagen zu den Prüfpunkten, die untersucht worden sind - TEST und ÖKOTEST führen aber häufig Untersuchungen durch, die über das hinausgehen, was für ein GS- oder TÜV-Sigel geprüft wird. Das CE-Kennzeichen ist in vielen Fällen (wenn keine vierstellige Prüfnummer zusätzlich angegeben ist) wertlos, weil kein unabhängiges Prüfzeichen: HERSTELLER oder EU-IMPORTEUR erklären dann lediglich, dass das Produkt mit EG-Richtlinien konform geht. Millionen von Kindern weltweit wären wahrscheinlich auch hocherfreut über leicht verdorbene Lebensmittel. Trotzdem schmeissen wir die hier weg. Die Spielzeugtests zeigen ja immer auch, dass Mängelfreiheit durchaus möglich ist. Von daher gilt in meinen Augen für die Hersteller von Spielzeug mit Mängeln: Sorry, aber gut ist nicht gut genug! Einfach mal nachbessern ...
Es ist gut, das es unabhängige Tests gibt, es ist auch gut das damit die Sicherheit der Verbraucher gewährleistet werden soll. Aber das Spielzeuge hier schlecht abschneiden, die kurz zuvor bei Öko-Test ein Sehr gut bekommen haben oder sogar von Elternzeitschriften mit dem goldenen Schaukelpferd ausgezeichnet sind, ist schon seltsam. Desweiteren ist der Ratschlag an die Verbraucher schön, das Spielzeuge zu bevorzugen sind die zusätzlich zum CE Zeichen noch GS und TÜV geprüft sind. Aber mehr als verwunderlich ist es, wenn genau diese ebenfalls schlecht abschneiden. Also doch nur Panikmache oder braucht jede Zeitschrift ihre Berechtigung? Das bleibt dann im Auge des Betrachters. An vielen Orten dieser Welt wären Kinder froh, mit solchen Spielsachen spielen zu dürfen, die vor allem so sicher wie unsere sind! Spielzeug aus Deutschland gilt im Ausland als das beste der Welt! Es wird Zeit über unsere Lobby nachzudenken.
Es fehlt ein Gesetz dass die Hersteller verpflichtet das Testergebnis der Stiftung Warentest aufzudrucken zumindest wenn das Produkt mit mangelhaft abschneidet.
Dann würden die Hersteller sich mehr Mühe geben und mangelhafte Produkte würden schnell vom Markt verschwinden...