Über ETF sind einige irreführende Aussagen im Umlauf. Gerne wird etwa der Eindruck erweckt, aktiv gemanagte Fonds seien sicherer. Wir klären auf.
Anleger hören im Zusammenhang mit ETF oft von den Risiken, die in diesen noch relativ neuen Produkten stecken sollen. Das ist kein Wunder: Bankberater verkaufen in der Regel lieber aktiv gemanagte Fonds als ETF, weil sie mehr daran verdienen. So kommt es dann auch zu Aussagen wie „Fondsmanager können Aktien rechtzeitig verkaufen, ehe es mit den Kursen nach unten geht. Bei ETF hängen Sie mit drin.“ Fakt ist, dass Fondsmanager auch nicht besser aus- und wieder einsteigen können.
Des Weiteren werden ETF verdächtigt, Crashs zu verstärken oder dafür zu sorgen, dass die Preisfindung auf den Märkten nicht mehr funktioniert. In unserem FAQ klären wir auf und beantworten auch häufige Fragen zum Beispiel zum Währungsrisiko von ETF, deren Anteile in Dollar gehandelt werden, und zu den Risiken von Swap-ETF. Wir gehen auf Wertpapierleihe ein und auf das Herdenverhalten an den Börsen.
Was bedeutet physische und synthetische Indexnachbildung?
Wenn ein ETF die Titel aus dem Index hält, spricht man von physischer Replikation. Vollreplizierend ist der ETF, wenn er dazu alle im Index gelisteten Werte kauft. Beim Dax mit seinen 40 Werten ist das einfach umzusetzen, beim Weltaktienindex MSCI World mit seinen rund 1 500 Titeln wird es schon schwieriger. Einige ETF kaufen deshalb nur einen Teil der MSCI-World-Aktien – das ist die optimierte Nachbildung. Auch optimierende ETF können Indizes sehr gut abbilden. Bei der synthetischen Replikation wird der Index künstlich abgebildet. Der ETF kauft nicht die Titel aus dem Index, sondern andere Wertpapiere. Damit er sich trotzdem so entwickelt wie der Index, schließt er ein Tauschgeschäft – einen Swap – ab.
Und wie genau funktioniert ein Swap?
In dem Swap, dem Tauschgeschäft, ist geregelt, dass der ETF die Wertentwicklung des Index bekommt. Der Tauschpartner, meist eine große Bank, erhält im Gegenzug die Rendite der Aktien im ETF.
Sind Swap-ETF riskant?
Für ihr Portfolio müssen ETF gut handelbare Werte kaufen. Das schreibt der Gesetzgeber vor. Doch ganz ohne Risiko ist der Tausch nicht – der Tauschpartner könnte pleitegehen. Der Swap darf allerdings maximal 10 Prozent des Fondsvermögens betragen, häufig ist er auch abgesichert. Mittlerweile sind viele Anbieter auf physische Replikation umgestiegen. Wem die Swap-Konstruktionen suspekt sind, der muss sie nicht kaufen. Eine Ausnahme sind Rohstoff-ETF: Die gibt es nur in synthetischer Form.
Was ist der Grund dafür, einen ETF per Swap nachzubilden?
Der Fondsanbieter vereinbart den Tausch, damit er sich nicht selbst um die Indexnachbildung kümmern muss und Kosten sparen kann. Die Arbeit erledigt der Tauschpartner, der das besser kann. Tauschpartner ist meist eine große Bank.
Sie können sich das ungefähr so vorstellen: Sie pflanzen einen Apfelbaum und ihr Nachbar einen Birnbaum. Die Äpfel essen Sie aber nicht selbst, sondern geben sie Ihrem Nachbarn. Und der gibt Ihnen die Birnen. Der Grund dafür, dass Sie nicht selbst einen Birnbaum pflanzen, könnte beispielsweise sein, dass der auf dem Nachbargrundstück besser gedeiht. So ähnlich ist das bei den ETF auch.
Wie unterscheiden sich die Regeln für Swap-ETF und normale Fonds?
Die meisten Fonds und alle ETF in Europa und Deutschland folgen den gleichen, europäischen Fondsregeln, nämlich den OGAW-Richtlinien (Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren, im Englischen „Ucits“). Unter anderem legen diese Richtlinien fest, wie stark ein Fonds seine Anlagen streuen muss. Die Obergrenze für Anlagen bei einem einzigen Emittenten (Aktien, Anleihen und Derivate) liegt bei 10 Prozent des Fondsvolumens. Die 10-Prozent-Grenze gilt auch für den Umfang der Swaps in einem synthetischen ETF. Ausnahmen sind zum Beispiel für Bundesanleihen möglich. Die kann ein Fonds auch zu 100 Prozent halten. ETF, die einen Index abbilden, dürfen ausnahmsweise den größten Wert mit maximal 35 Prozent gewichten, die anderen dann mit höchstens 20 Prozent. Im MSCI Switzerland zum Beispiel hat Nestlé Stand März 2023 ein Gewicht von etwas mehr als 20 Prozent, Roche und Novartis grob um die 13 Prozent.
Welche Wertpapiere stecken in synthetischen ETF?
Der größte Teil des Fondsvermögens besteht aus Aktien oder Anleihen. Bei Aktien-ETF sind das gut handelbare, große Aktien. Dieser Aktienkorb wird auch „Trägerportfolio“ genannt. Für dieses Trägerportfolio gelten wieder die OGAW-Richtlinien wie für jeden anderen (OGAW-)Fonds. Die meisten ETF-Anbieter veröffentlichen die Zusammensetzung der Trägerportfolios tagesaktuell auf ihren Webseiten. Oft wird auch der aktuelle Swap-Wert angezeigt. Wenn er positiv ist, dann schuldet der Swap-Partner dem ETF Geld. Ein Swap kann aber auch negativ sein.
Kann es sein, dass ein Swap-ETF pleitegeht und mein Geld komplett verloren ist?
Nein. Der Swap darf nicht mehr als 10 Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Sollte der Swap-Partner, mit dem der ETF den Swap abgeschlossen hat, pleitegehen, dann sind maximal 10 Prozent verloren, nicht alles.
Haben physisch replizierende ETF auch Risiken?
Ja, wenn auch begrenzt. Physisch replizierende ETF kaufen zwar die Titel aus dem Index, doch oft verleihen sie diese an Investoren, die auf fallende Kurse spekulieren. Der Vorteil: Aus der Leihe fließen zusätzliche Erträge. Der Nachteil: Der Leihpartner könnte pleitegehen. Dieses Risiko wird aber durch die Hereinnahme von Sicherheiten abgefedert. Das ist vorgeschrieben. ETF machen nichts, was andere Fonds nicht auch machen dürfen. Auch aktiv verwaltete Fonds können Gegenparteirisiken aufweisen – weil sie wie ETF Derivate nutzen oder Wertpapierleihe betreiben.
Was ist mit dem Swap-Partner? Kann es sein, dass der spekuliert?
Der Vorwurf lautet, der Swap-Partner verpflichte sich zwar zur Lieferung der Index-Performance, investiere aber in ganz andere Papiere als die Indextitel – in der Hoffnung, damit mehr zu verdienen. Das ist falsch. Swap-Partner – das sind immer große Banken – trennen ihre Aktivitäten: Dienstleistungen für Dritte – wie zum Beispiel ein Swap-Geschäft mit einem ETF-Anbieter – lassen sie sich bezahlen, indem sie eine kleine Gewinnmarge für sich kalkulieren; darüber hinaus spekulieren sie in der Regel nicht. Der Swap-Partner – die Bank – wird also in irgendeiner Art in die Indextitel investiert sein. Der Bereich in der Bank, der sich um die Abbildung von Indizes mit den passenden Aktienkörben kümmert, heißt „basket trading“. Manche Banken unterhalten darüber hinaus eine separate Abteilung für den sogenannten Eigenhandel, die auf alles Mögliche wettet.
Wie kann man erkennen, ob ein ETF den Index per Swap abbildet?
Manche Anbieter schreiben direkt in den Produktnamen, ob es sich um einen Swap-ETF handelt, etwa X-trackers. In der Regel finden Sie auf der Website des ETF-Anbieters Angaben dazu, ob der Fonds Swaps verwendet. Oft ist von „synthetischer“ oder „indirekter Replikation“ die Rede. Sie können sich auch auf der Internetseite des Anbieters das Basisinformationsblatt herunterladen, dort stehen die entsprechenden Infos meist gleich am Anfang.
Tipp: Die Replikationsmethode ist in unserem Fondsvergleich angegeben. An jedem Fondsnamen steht eine Fußnote, wenn der ETF Swaps verwendet. Zudem können Sie gezielt danach filtern, wie der ETF den Index nachbildet. Klicken Sie dazu in der Listenansicht auf „weitere Filter“, „Index“ und „Nachbildungsmethode“. Physische ETF sind entweder „vollreplizierend“, dann kaufen sie sämtliche Wertpapiere aus dem Index, oder „optimiert“, dann kaufen sie nur die wichtigsten Titel.
Beratung, Kauf, Währungsrisiken
Mein Berater hat gesagt, ein ETF sei viel riskanter als ein normaler Aktienfonds. Warum empfehlen Sie ETF dann überhaupt?
Ihr Bankberater hat Unrecht. ETF und aktiv gemanagte Fonds sind vom Risiko her vergleichbar – vorausgesetzt, sie sind im selben Anlagemarkt unterwegs und legen zum Beispiel beide weltweit in Aktien an. Unterschiede gibt es nur im Detail: Im Weltaktienindex MSCI World sind rund 1 500 Titel enthalten. Diese breite Streuung senkt das Risiko. Aktiv gemanagte Fonds halten meist zwischen 50 und 150 Titel, also viel weniger. Einige aktiv gemanagte Fonds sind daher sogar ein wenig riskanter als ein ETF – anders als Ihr Berater sagt. Es gibt aber auch aktiv gemanagte Fonds, die trotz ihrer geringeren Streuung weniger riskant sind als ETF.
Tipp: Achten Sie beim Kauf von ETF unbedingt auf den Markt, in den der ETF investiert. Das größte Risiko bei Fonds – sowohl bei ETF als auch bei aktiven Fonds – sind die Schwankungen der Aktienmärkte. Wählen Sie als Grundlage für Ihr Depot daher einen breit gestreuten, am besten weltweit anlegenden Aktienfonds.
Beim Kauf meines ETF habe ich festgestellt, dass die Anteile in Dollar notieren. Ist das Währungsrisiko dabei nicht zu hoch?
Die Währung, in der die Fondsanteile notieren, spielt keine Rolle. Entscheidend ist allein, in welche Papiere der ETF investiert. Kauft er deutsche Aktien, gibt es für hiesige Anleger kein Währungsrisiko. Das Geld liegt in Papieren, die auf Euro lauten. Wenn Sie zum Beispiel einen Sparplan abschließen, dann wird die Sparrate – beispielsweise 50 Euro – zunächst in Dollar umgerechnet, um die Anteile zu kaufen. Doch das Geld bleibt nicht in Dollar liegen, sondern fließt sofort in die Aktien, in die der ETF investiert. Legt der ETF jedoch in US-Aktien an, hängt die Rendite nicht nur von der amerikanischen Börse ab, sondern auch von der Entwicklung des Dollar. Auch im MSCI World liegen viele US-Aktien. Hier besteht ein Währungsrisiko, doch das gehört zu den normalen Anlagerisiken – bei ETF und bei aktiven Fonds. Bei Welt-ETF erhöht das Währungsrisiko in der Regel das Gesamtrisiko nicht.
Mein Berater hat gesagt, ich soll aktiv gemanagte Fonds nehmen, die seien als Sondervermögen besonders geschützt. Ist das bei ETF anders?
Nein. ETF sind auch Sondervermögen und genießen denselben Schutz wie aktiv gemanagte Fonds. Sondervermögen bedeutet, dass das Geld der Anleger, das in den Fonds liegt, getrennt verwahrt wird von dem Vermögen, das der Fondsgesellschaft gehört. Das ist wichtig, falls die Fondsgesellschaft in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Bei einer Pleite hat der Insolvenzverwalter nur Zugriff auf das Vermögen der Fondsgesellschaft. Das Geld in den Fonds ist geschützt.
Soll ich ein Stop-Loss-Limit setzen, um Kursverluste zu vermeiden?
Das empfiehlt sich in der Regel nicht. Bei einem Stop-Loss-Limit wird eine automatische Verkaufsorder ausgelöst, wenn der ETF einen bestimmten Kurs erreicht. Verkauft wird allerdings nicht zu diesem Kurs. Relevant ist der Kurs, zu dem die Order schlussendlich ausgeführt wird – der kann weit darunter liegen. Das kann zu hohen Verlusten führen, besonders dann, wenn der Anleger wieder einsteigen möchte, aber die Kurse sich inzwischen erholt haben. Für langfristig orientierte Anleger sind kurzfristige Marktverwerfungen kein Problem.
ETF, Blasenbildung und Börsencrashs
Ich habe gehört, dass es ETF bei einem Crash viel schlimmer erwischt als aktiv gemanagte Fonds. Ist das richtig?
Nein, normalerweise nicht. Ein ETF entwickelt sich wie der Index, den er abbildet. Steigt der Index, steigt der ETF. Wenn der Index einbricht, dann bricht genauso auch der ETF ein. In Krisen können ETF allerdings anders reagieren als üblich. Im August 2015 zum Beispiel kam es an der Wall Street zu einem kurzen, heftigen Kurseinbruch bei Aktien, einem Flashcrash. In der Folge brachen auch die Kurse der ETF ein, teils stärker als die des Aktienindex – was nicht sein dürfte, denn ETF zeichnen den Index ja nach. Als Ursache galten die Handelsregeln der US-Börsen. Zeitweise wurden Aktien, aber auch ETF, vom Handel ausgesetzt. Die Mechanismen, die dafür sorgen, dass ein ETF so viel wert ist wie sein Index, haben für ein paar Stunden versagt. In Deutschland gab es an jenem Tag im August 2015 nur kleinere Irritationen. Wer im Crash nicht panisch verkauft, sondern abgewartet hat, verlor kein Geld. Das ist auch der Grund, warum wir von Stop-Loss-Limits abraten.
Soll ich dann nicht lieber doch einen aktiv gemanagten Fonds kaufen?
Ein aktiv gemanagter Fonds kann sich anders entwickeln als der Index. Hier ist ein Fondsmanager am Werk, der manche Aktie aus dem Index vielleicht gar nicht kauft und dafür andere stärker gewichtet. Dann entwickelt sich der Fonds anders als der Index, egal, ob der Markt steigt oder fällt. Das bedeutet: Es kann durchaus sein, dass ein aktiv gemanagter Fonds besser durch eine Krise kommt als ein ETF. In unserem Fondsdauertest stellen wir aber immer wieder das Gegenteil fest. Da es aktiv gemanagten Fonds nur selten gelingt, dauerhaft besser als der Gesamtmarkt abzuschneiden, halten wir ETF für die erste Wahl. Breit streuende ETF liegen in ihrer Fondsgruppe langfristig meist unter den Top-Fonds.
Es heißt, dass ETF zur Blasenbildung an den Börsen beitragen. Stimmt das?
Hinter der Annahme, dass börsengehandelte Fonds (ETF) zur Blasenbildung beitragen, also bestehende Trends verstärken, steckt oft ein Denkfehler. Manche Anlegerinnen und Anleger nehmen nämlich an, dass ETF in Aktien investieren, wenn die Kurse steigen, und sie wieder verkaufen, wenn die Kurse fallen. Doch das stimmt so nicht: ETF kaufen nur dann Aktien, wenn Anleger neues Geld einzahlen – und verkaufen sie nur, wenn Anleger ihre Anteile zurückgeben. Halten sich Käufe und Verkäufe die Waage, wirkt sich das nicht auf die Kurse aus. Der Wert der ETF-Anteile steigt oder sinkt mit dem Preis der gehaltenen Aktien.
Weil ETF so einfach handelbar sind, könnten Anleger sie im Fall eines Crashs schneller verkaufen, so die Befürchtung. Würden sie das tun, müssten die ETF-Anbieter Aktien aus dem Fonds verkaufen und würden so dafür sorgen, dass die Kurse an der Börse noch weiter fallen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sah in einer Untersuchung allerdings keine Anhaltspunkte dafür, dass ETF mehr als aktiv gemanagte Fonds Crashs verstärken oder Aufwärtstrends befeuern.
Dass ETF einen Crash verstärken können, habe ich neulich in einem Börsenbrief gelesen. Ist nicht genau das bei den Flashcrashs passiert?
Die Bundesbank hat sich im Monatsbericht Oktober 2018 mit dieser Frage befasst und verschiedene Flash Crashs analysiert, also kurzzeitige heftige Kurseinbrüche an den Börsen. ETF hatten dabei teils stärker an Wert verloren als ihre zugrunde liegenden Wertpapiere. „Der Markt für ETF scheint zwar wesentlich beteiligt, jedoch nicht Auslöser der jeweiligen Entwicklungen gewesen zu sein“, schreibt die Bundesbank, und weiter: Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es in größeren Krisen auch zu längeren Phasen fallender Preise kommen könne. Damit ETF auch in unruhigen Zeiten funktionierten, bestünden bereits Schutzvorkehrungen. So sorgten zum Beispiel Unterbrechungen des Börsenhandels für Stabilität.
Noch steckt in ETF nur ein Bruchteil des weltweit verwalteten Vermögens, das heißt, die von ihnen ausgehenden Risiken sind schon deswegen begrenzt.
Wenn es immer mehr ETF gibt, funktioniert der Markt dann überhaupt noch?
Die Preise für Aktien werden durch Angebot und Nachfrage ermittelt. Anders als aktive Fonds picken ETF sich nicht einzelne Titel heraus, die sie für vielversprechend halten, sondern kaufen alle in einem Index gelisteten Wertpapiere. Einige Anleger treibt die Sorge um, dass es keine richtigen Kurse mehr gibt, wenn keiner mehr aktiv handelt. Würden irgendwann alle nur noch ETF kaufen, könnte der Markt tatsächlich nicht mehr richtig funktionieren. Experten zufolge dürfte es aber immer Menschen geben, die den Ehrgeiz haben, den Markt zu schlagen, und in aus ihrer Sicht unterbewertete Aktien investieren – vor allem dann, wenn sie der Ansicht sind, dass die Preise nicht mehr richtig abgebildet werden.
Sind ETF besser handelbar als Einzelpapiere?
Oft heißt es, ETF würden Handelbarkeit nur vortäuschen – gerade wenn sie in illiquide, also schlecht handelbare Papiere investieren. Doch ETF sind in normalen Marktphasen häufig besser handelbar als die Wertpapiere, die sie kaufen. Das gilt etwa für ETF, die in hoch verzinste Anleihen investieren. Solche Anleihen werden nämlich nicht regelmäßig gehandelt – es kann daher passieren, dass Kaufinteressenten schlechte Preise bekommen (oder gar keine). Hier haben es ETF-Anleger leichter. Der ETF kann den Besitzer wechseln, ohne dass eine einzige Anleihe gehandelt werden muss.
Kommt es hart auf hart, kann ein Fonds aber nicht liquider sein als die Werte, in die er investiert. Anleger kennen das von offenen Immobilienfonds, die im Normalfall besser handelbar sind als die Gebäude, in die sie investieren. In der Finanzkrise, als zu viele Investoren auf einen Schlag ihr Geld abziehen wollten, gerieten einige Fonds jedoch in die Bredouille und mussten schließen, weil sie die Immobilien nicht so schnell verkaufen konnten.
Ein ETF kann in so einem Fall auch unter dem Niveau des abgebildeten Index handelbar sein, wahrscheinlich mit großen Spannen zwischen An- und Verkaufskurs. Beruhigen sich die Märkte, wird der ETF wieder den Index abbilden.
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RomanLan am 25.07.2021 um 18:45 Uhr
Aktives Management ist Nullsummenspiel
Ich finde ihr Argument im Abschnitt „Haben aktiv gemanagte Fonds noch eine Chance?” zu stark vereinfacht, da Sie hier ignorieren dass aktives Management ein Nullsummenspiel ist. Denn alle Marktteilnehmer sind zwangsläufig im Schnitt „so gut wie der Markt“ und „den Markt schlagen“ (genauer das Generieren von Alpha) ist ein Nullsummenspiel. Wenn nun vor allem jene Marktteilnehemer, die schlecht im „den Markt schlagen” sind auf passive Geldanlage umschwenken (was nicht besonders unrealistisch klingt), wird der Markt sogar – dank ETFs – effizienter und das „Markt schlagen” schwieriger (was wiederum immer mehr Investoren zu passivem Geldanlegen bewegen dürfte bis nur noch ein unbelehrbarer Rest und die aktiven Investoren, die das Alpha von dem unbelehrbaren Rest abgraben, übrig sind).
test_de-Projektleiter_Stoffel am 20.02.2021 um 13:00 Uhr
Wertpapierleihe in Fondsvergleich bewertet?
@guru52: Ob ein Fonds Wertpapierleihe macht oder nicht, fließt nicht in die Fondsbewertung ein (es geht bei diesem Thema nicht nur um ETF). Für Gegenpartei-Risiken, die sich aus solchen Geschäften ergeben, müssen Sicherheiten hinterlegt werden und es gibt weitere Anforderungen an solche Geschäfte um die – eh eher kleinen – Risiken weiter zu minimieren. Im Fondsprospekt kann man in der Tat erfahren, ob Wertpapierleihe gemacht wird (und im Jahresbericht sieht man, was der Fonds damit verdient hat). Manche ETF-Anbieter zeigen das auch zeitnah und detailliert auf Ihrer Website. Einige Fonds schließen Wertpapierleihe im Prospekt nicht aus, machen es in der Praxis aber nicht, könnten damit aber jederzeit anfangen. Machen Fonds schließen Wertpapierleihe auch im Prospekt aus, könnten ihn aber jederzeit ändern (der Anleger würde informiert werden) und dann damit anfangen. Deshalb ist die Wahl eines Fonds, der Wertpapierleihe betreibt, keine Garantie, dass dies so bleibt. HSBC zum Beispiel hatte bei seinen ETF Wertpapierleihe ausgeschlossen und inzwischen wieder zugelassen... Zur Einordnung: Wertpapierleihe gehört zu den kleinen Restrisiken (im Prospekt werden Risiken ja seitenweise aufgezählt). Sie sind aber so klein und selten, dass sie sich nicht quantifizieren lassen. Und im Gegensatz zu manch anderen Risiken steht diesen auch ein kleiner Ertrag gegenüber.
In dem zuvor zitierten Beitrag heißt es: "Also gilt auch hier der Rat: Achten Sie auf Transparenz und prüfen Sie unbedingt die Richtlinien zur Wertpapierleihe der ETF-Anbieter um sicherzustellen, dass diese Ihrem eigenen Risikoprofil entsprechen. Neben dem KIID eignen sich der Verkaufsprospekt, die Halbjahres- und Jahresberichte der Fonds als Informationsquellen. Schauen Sie dabei bitte genau hin." Wird das beim Finanztest-Rating der ETFs berücksichtigt, oder sollte ich mich da selber einlesen?
Ich weise auch höflich auf den sehr fundierten Gastbeitrag von Frau Professor Dr. Stefanie Hehn hin https://schliesslich-ist-es-ihr-geld.de/wie-sicher-ist-ihr-geld-in-etfs-gastbeitrag-prof-dr-stefanie-hehn/ – mit den Stichworten Ausfallrisiko, Replikationsmethode und Wertpapierleihe. Es ist alles sehr gut verständlich von ihr erklärt. Danke auch an das test.de-Team für die gute Arbeit!
@Nedland4: Das gehört zum täglichen Geschäft, dass Aktien aus einem Index fliegen und andere reinkommen. Eigentlich werden solche Wechsel einige Tage im Voraus angekündigt. Zur Schlussauktion am Tag X fliegt dann eine Aktie raus und später kommt dann eine andere Aktie rein - zum Gegenwert, der für den Aussteiger erlöst wurde. Es muss also keiner innerhalb von Stunden oder gar Minuten reagieren. Aber in der Tat könnte es so zu einem so hohen Angebot oder einer so hohen Nachfrage kommen, die auch in der Schlussauktion zu ungewöhnlichen Preisen führen könnten. Oder andere Marktteilnehmer antizipieren das und können einen Profit draus schlagen. Wir können nicht ausschließen, dass das auch passiert. Aber im Prinzip lässt sich auch so ein Problem lösen, zum Beispiel durch angepasste Indexregeln. Und uns ist nicht bekannt, dass solche Effekte im Börsenalltag eine Rolle spielen (auch nicht in den USA, wo ETF noch bedeutender sind). (PK)
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Ich finde ihr Argument im Abschnitt „Haben aktiv gemanagte Fonds noch eine Chance?” zu stark vereinfacht, da Sie hier ignorieren dass aktives Management ein Nullsummenspiel ist. Denn alle Marktteilnehmer sind zwangsläufig im Schnitt „so gut wie der Markt“ und „den Markt schlagen“ (genauer das Generieren von Alpha) ist ein Nullsummenspiel.
Wenn nun vor allem jene Marktteilnehemer, die schlecht im „den Markt schlagen” sind auf passive Geldanlage umschwenken (was nicht besonders unrealistisch klingt), wird der Markt sogar – dank ETFs – effizienter und das „Markt schlagen” schwieriger (was wiederum immer mehr Investoren zu passivem Geldanlegen bewegen dürfte bis nur noch ein unbelehrbarer Rest und die aktiven Investoren, die das Alpha von dem unbelehrbaren Rest abgraben, übrig sind).
@guru52: Ob ein Fonds Wertpapierleihe macht oder nicht, fließt nicht in die Fondsbewertung ein (es geht bei diesem Thema nicht nur um ETF). Für Gegenpartei-Risiken, die sich aus solchen Geschäften ergeben, müssen Sicherheiten hinterlegt werden und es gibt weitere Anforderungen an solche Geschäfte um die – eh eher kleinen – Risiken weiter zu minimieren. Im Fondsprospekt kann man in der Tat erfahren, ob Wertpapierleihe gemacht wird (und im Jahresbericht sieht man, was der Fonds damit verdient hat). Manche ETF-Anbieter zeigen das auch zeitnah und detailliert auf Ihrer Website. Einige Fonds schließen Wertpapierleihe im Prospekt nicht aus, machen es in der Praxis aber nicht, könnten damit aber jederzeit anfangen. Machen Fonds schließen Wertpapierleihe auch im Prospekt aus, könnten ihn aber jederzeit ändern (der Anleger würde informiert werden) und dann damit anfangen. Deshalb ist die Wahl eines Fonds, der Wertpapierleihe betreibt, keine Garantie, dass dies so bleibt. HSBC zum Beispiel hatte bei seinen ETF Wertpapierleihe ausgeschlossen und inzwischen wieder zugelassen...
Zur Einordnung: Wertpapierleihe gehört zu den kleinen Restrisiken (im Prospekt werden Risiken ja seitenweise aufgezählt). Sie sind aber so klein und selten, dass sie sich nicht quantifizieren lassen. Und im Gegensatz zu manch anderen Risiken steht diesen auch ein kleiner Ertrag gegenüber.
In dem zuvor zitierten Beitrag heißt es:
"Also gilt auch hier der Rat: Achten Sie auf Transparenz und prüfen Sie unbedingt die Richtlinien zur Wertpapierleihe der ETF-Anbieter um sicherzustellen, dass diese Ihrem eigenen Risikoprofil entsprechen. Neben dem KIID eignen sich der Verkaufsprospekt, die Halbjahres- und Jahresberichte der Fonds als Informationsquellen. Schauen Sie dabei bitte genau hin."
Wird das beim Finanztest-Rating der ETFs berücksichtigt, oder sollte ich mich da selber einlesen?
Ich weise auch höflich auf den sehr fundierten Gastbeitrag von Frau Professor Dr. Stefanie Hehn hin https://schliesslich-ist-es-ihr-geld.de/wie-sicher-ist-ihr-geld-in-etfs-gastbeitrag-prof-dr-stefanie-hehn/ – mit den Stichworten Ausfallrisiko, Replikationsmethode und Wertpapierleihe. Es ist alles sehr gut verständlich von ihr erklärt. Danke auch an das test.de-Team für die gute Arbeit!
@Nedland4: Das gehört zum täglichen Geschäft, dass Aktien aus einem Index fliegen und andere reinkommen. Eigentlich werden solche Wechsel einige Tage im Voraus angekündigt. Zur Schlussauktion am Tag X fliegt dann eine Aktie raus und später kommt dann eine andere Aktie rein - zum Gegenwert, der für den Aussteiger erlöst wurde. Es muss also keiner innerhalb von Stunden oder gar Minuten reagieren. Aber in der Tat könnte es so zu einem so hohen Angebot oder einer so hohen Nachfrage kommen, die auch in der Schlussauktion zu ungewöhnlichen Preisen führen könnten. Oder andere Marktteilnehmer antizipieren das und können einen Profit draus schlagen. Wir können nicht ausschließen, dass das auch passiert. Aber im Prinzip lässt sich auch so ein Problem lösen, zum Beispiel durch angepasste Indexregeln. Und uns ist nicht bekannt, dass solche Effekte im Börsenalltag eine Rolle spielen (auch nicht in den USA, wo ETF noch bedeutender sind). (PK)