
Ikea ruft in den USA und Kanada rund 36 Millionen Kommoden der Serie „Malm“ zurück, nachdem es wiederholt zu Unfällen gekommen war. Die für Produktsicherheit zuständige US-Behörde CPSC macht die Möbelstücke für den Tod von sechs Kleinkindern verantwortlich. Bereits im vergangenen Jahr hatte es Berichte über Todesfälle gegeben.*
Rückruf in Nordamerika
Der Rückruf betreffe ausschließlich Nordamerika, erklärte Ikea auf Anfrage von test.de. Aus anderen Ländern seien dem Unternehmen keine tödlichen Unfälle gemeldet worden. Zudem lägen dem Möbelhaus keine Informationen über Zwischenfälle durch Umkippen bei ordnungsgemäß befestigten Kommoden vor. „Werden Ikea-Kommoden nach den mitgelieferten Anleitungen montiert und benutzt, ist ihr Gebrauch sicher“, teilte Ikea mit.
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Gemeinsame Kampagne mit amerikanischer Behörde
Ikea hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit der US-amerikanischen Behörde für Produktsicherheit (CPSC) eine Kampagne gestartet, um vor umkippenden Möbeln zu warnen. Anlass: Es kam offenbar immer wieder zu Unfällen und sogar Todesfällen – zwei Kinder waren 2014 gestorben, weil „Malm“-Kommoden umkippten und auf sie fielen.
Kinder von „Malm“-Kommoden erschlagen
Nachrichtenagenturen und Medien hatten damals berichtet, Ikea würde wegen umkippender „Malm“-Kommoden kostenlose Sicherheits-Sets zur Befestigung in der Wand anbieten. Einige Online-Medien schrieben gar von einem Produktrückruf. Ikea reagiere damit auf Berichte, wonach zwei etwa zwei Jahre alte Kinder im Jahr 2014 starben, nachdem sie unter umkippenden „Malm“-Kommoden begraben wurden. Die Möbelstücke seien nicht an der Wand befestigt gewesen. Ikea habe Kenntnis über weitere 14 Unfälle dieser Art – mit vier Verletzten.
Kein neues Sicherheits-Kit

„Gemeinsam können wir es schaffen, das Unfallrisiko zu reduzieren.“ So lautet das Motto der „Secure-it“-Kampagne von Ikea.
Auch wenn Ikea mit der „Secure-it!“-Kampagne tatsächlich auf Berichte von Unfällen reagierte, legte das Einrichtungshaus im vergangenen Jahr noch Wert auf die Feststellung, dass die Sicherheits-Kits nicht neu seien und auch keine Produkte zurückgerufen würden. Eine Unternehmenssprecherin erläuterte auf Anfrage von test.de: „In allen Ikea-Kommoden, darunter auch die „Malm“-Kommoden, ist bereits seit vielen Jahren eine Aufforderung enthalten, Kommoden an der Wand zu befestigen. Gleiches gilt auch für Regale und andere Möbel, die kippen können. Alle Pakete enthalten ein Montageset für die Wandbefestigung. Dieses Montageset kann darüber hinaus auch in jedem Ikea-Einrichtungshaus nachbestellt werden.“
Kampagne soll für Gefahren sensibilisieren
Die Kampagne „Secure it!“ in den USA, zu der auch ein Warn-Video gehört, habe man veröffentlicht, weil man ganz allgemein auf die Gefahr hinweisen wolle, dass Möbel, wenn sie nicht an der Wand befestigt sind, umkippen können. Ikea widerspricht eindeutig Berichten, wonach Malm-Kommoden von einem Rückruf betroffen seien: „Bei der Kampagne handelt es sich nicht um einen Produktrückruf. Ikea möchte mit dieser Kampagne in Zusammenarbeit mit der Consumer Product Safety Commission (CPSC) auf dieses Gefahrenpotential hinweisen und so Unfälle verhindern.“ Das Sicherheits-Kit zur Befestigung von Regalen, Schränken oder Kommoden an der Wand werde ebenfalls längst in Deutschland angeboten.
Häufige Todesfälle in den USA
In den USA stirbt nach Angaben der US-Behörde CPSC alle zwei Wochen ein Kind, weil ein Möbelstück oder der Fernseher umkippt. Alle 24 Minuten wird demnach ein Kind bei solch einem Unfall verletzt. Die Behörde hatte deshalb auch eine eigene Internet-Seite unter dem Slogan „Anchor it!“ gestartet. Auf die Situation in Deutschland angesprochen, teilte Ikea auf Anfrage von test.de mit, dass dem Konzern keine Fälle bekannt seien, bei denen Kinder durch umkippende Ikea-Möbel zu Tode gekommen seien.
* Dieser Artikel erschien erstmals am 23. Juli 2015 auf test.de. Er wurde am 29. Juni 2016 aktualisiert.