Neben der richtigen Ausrüstung fast genau so wichtig: der richtige Versicherungsschutz. Eine gute Unfall- und Privathaftpflichtversicherung sind praktisch Pflicht. Wer im Ausland auf der Piste unterwegs ist, sollte auch eine Reisekrankenversicherung im Gepäck haben. test.de informiert und bringt die aktuellen Tests.
Bindung gelöst
Bei einer rasanten Abfahrt im österreichischen Zillertal löst sich die Skibindung. Der Ski stellt sich senkrecht in den Schnee und Stephan Scholz schlitzt sich an der Bindung den Oberschenkel auf. Mit einer 20 Zentimeter langen und 5 Zentimeter tiefen Wunde liegt er blutend im Schnee. Der Muskel ist komplett durchtrennt und der Skiausflug für den 20-jährigen Zivildienstleistenden aus Hannover zu Ende.
Im Auto nach Hause
Ein Sanitäter verbindet Stephan notdürftig und bringt ihn mit einem motorisierten Schlitten zur Bergwacht, von dort mit der Gondel ins Tal und weiter mit dem Krankenwagen ins nächste Krankenhaus. Der Muskel muss in mehreren Schichten genäht werden. Vier Tage verbringt er in der österreichischen Klinik, dann entlässt er sich selbst, um mit seinen Freunden im Auto nach Hause zu fahren. „Idiotisch“, sagt er heute. „Ich war gegen alles abgesichert. Ich hatte zwei Monate vorher eine Unfallversicherung und eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen. Ich hätte mich mit dem Helikopter von der Piste ins Krankenhaus transportieren lassen können und mir auch die Rückfahrt im Auto nicht antun müssen.“
Notwendiger Schutz
Scholz hat den Versicherungsschutz, den jeder Winterurlauber haben sollte: eine private Unfallversicherung, eine Privathaftpflichtpolice und eine Auslandsreise-Krankenversicherung.
Eine private Unfallversicherung ist wichtig, weil sie für Bergungskosten aufkommt und außerdem bei dauerhaften Gesundheitsschäden zahlt. Sie kann so zumindest die finanziellen Sorgen nach einem schlimmen Unfall mindern. Eine gute Police gibt es für unter 130 Euro im Jahr. Das zeigt der
Test Unfallversicherung.
Scholz hat allein für die Erstversorgung und den Transport ins Krankenhaus 300 Euro gezahlt und anschließend von der Versicherung zurückbekommen. Den extra-teuren Transport im Hubschrauber hatte er – unter Schock stehend – abgelehnt: „Ich habe gedacht, das sei übertrieben. Den enormen Blutverlust habe ich gar nicht richtig bemerkt.“ Der Einsatz eines Helikopters kostet pro Minute etwa 80 Euro. Bei einer üblichen Bergungszeit bis zu 60 Minuten kommen schnell einige tausend Euro zusammen. Die müssen Verunglückte ohne Police aus eigener Tasche zahlen.
Privat haften für Schäden
Wintersportler können bei einem Unfall auch andere verletzen. Sie müssen dann nicht nur für die Materialschäden des anderen aufkommen, sondern auch Behandlungskosten, Schmerzensgeld und Verdienstausfall bezahlen. Für solche Fälle ist eine Privathaftpflichtversicherung wichtig. Der Versicherer kommt für berechtige Ansprüche von Geschädigten auf und wehrt unberechtigte ab.
Test Private Haftpflichtversicherung.
Im Ausland unterwegs
In Österreich, Italien, Frankreich, der Schweiz oder anderswo im Ausland gehört eine Auslandsreise-Krankenversicherung ins Gepäck. Sehr gute Jahresverträge gibt es bereits für unter 10 Euro.
Test Auslandsreise-Krankenversicherung.
Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten zwar die Kosten der Behandlung im europäischen Ausland, aber nur so viel, wie die Behandlung in Deutschland gekostet hätte. Den Rest muss der Patient selbst bezahlen. Für einen Krankentransport nach Hause kommen die gesetzlichen Kassen nie auf. Nur Privatversicherte sind je nach Tarif auch im Ausland geschützt. Sie sollten bei ihrem Versicherer nachfragen. Den wichtigen Krankenrücktransport kann auch ein Verein absichern. Das Rote Kreuz, die Johanniter oder der Arbeiter-Samariter-Bund holen ihre Mitglieder von überall auf der Welt kostenlos zurück. Der ADAC bietet diese Leistung in seinem Tarif PlusMitgliedschaft an.
Zweifelhafte Angebote
Ski-Fahrern werden auch Rundum-Sorglos-Pakete für den Winterurlaub angeboten. Meistens sind solche Angebote mit Vorsicht zu genießen, weil sie keinen ausreichenden Schutz bieten. Wintersportler fahren in der Regel besser mit alltagstauglichen Versicherungen, die das ganze Jahr über im In- und Ausland gelten.
Skiverband und Alpenverein
Der Deutsche Skiverband (DSV) und der Deutsche Alpenverein (DAV) bieten spezielle Versicherungspakete für Wintersportler. Beide Angebote haben jedoch Lücken im Schutz. Im Deutschen Alpenverein kostet die Mitgliedschaft für Erwachsene je nach Region unterschiedlich viel. Wer über 25 Jahre alt ist, zahlt in Berlin 80 Euro, in Oberstdorf nur 45 Euro. Im Mitgliedsbeitrag des DAV enthalten sind Bergungskosten von bis zu 25 000 Euro und unfallbedingte Heilungskosten im Ausland. Eine Auslandsreise-Krankenversicherung ist zusätzlich nötig.
Beim DSV ist mit dem Eintritt in den Verein nicht automatisch ein Versicherungsschutz verbunden. Diesen müssen Mitglieder extra abschließen. Mitgliedschaften mit Versicherungsschutz kosten je nach Tarif 30 Euro („Basic“), 39 Euro („Classic“) oder 50 Euro („Classic plus“). In jedem dieser Tarifpakete ist eine Unfall-, Kranken-, Privathaftpflicht-, Rechtsschutz- und Skiversicherung enthalten. Bergungskosten werden bis zu einer Höhe von 20 000 Euro, in den einfacheren Tarifen nur bis 10 000 Euro erstattet. Die Deckungssummen der Policen lassen aber an manchen Stellen zu wünschen übrig.
Fazit: Ein Rundum-Sorglos-Paket erwerben Winterurlauber weder mit der DAV-Mitgliedschaft noch mit dem DSV-Versicherungsschutz.
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