
Internetplattformen bringen das Ausleihen in der Nachbarschaft wieder in Mode. Die Idee: Nicht kaufen müssen, was andere übrig haben. Das spart Geld – und bringt soziale Kontakte. Eine kleine Exkursion in die Welt der „Share Economy“.
„Der Klassiker ist die Bohrmaschine“

Ritterburg gegen Flaschenwärmer. Daniel Fröse (l.) bringt häufig Spielzeug in Nikolai Wolferts Leihladen um die Ecke. Heute hat er selbst etwas ausgeliehen: den Flaschenwärmer für Babymilch. Auch im Internet bieten viele Privatleute kostenlos Dinge des täglichen Bedarfs zum Verleih an.
„Ich brauche für drei Tage eine Mikrowelle. Habt ihr sowas?“ Daniel Fröse hat Gäste mit Nachwuchs und muss irgendwie die Babymilch warm halten. Im Leihladen Leila hofft er auf eine Lösung. Der Laden liegt um die Ecke im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Hier wird er häufig fündig. Für den Familienurlaub im Vorjahr hat er sich ein Schlauchboot geliehen. „Das war super“, sagt er, „wir wussten nicht, ob es den Kindern Spaß macht. So konnten wir es ausprobieren, ohne unnötig Geld auszugeben.“ Nikolai Wolfert macht sich im Leihladen auf die Suche. Er betreibt seit 2012 eine Art Bibliothek der Dinge. Die Idee: Nicht kaufen müssen, was andere übrig haben. Nachbarn können hier abgeben, was sie nicht oder selten nutzen. Wer etwas zum Verleihen gebracht hat, kann auch etwas aus dem Laden ausleihen – kostenlos. „Der Klassiker ist die Bohrmaschine“, sagt Wolfert, „die wird am häufigsten bei uns nachgefragt.“
Alles teilen im Internet

Dinge teilen geht aber auch ohne Leihladen in der Nähe. Kostenlose Plattformen im Internet wie Fairleihen.de und Why own it erleichtern Nachbarn und Freunden das Ausleihen untereinander. Sie können damit leicht herausfinden, wer wo etwas übrig hat. Die Wirtschaftsform des Teilens hat wieder Schwung bekommen und einen modernen englischen Namen: Share Economy. Gründe für das Teilen gibt es viele: Für die einen ist es praktisch und spart Geld, andere wollen ihr Ökogewissen beruhigen. Für manche ist Teilen ein soziales Ereignis, wieder andere wollen schlicht nicht noch mehr Zeug in ihrer Wohnung ansammeln. Von Büchern über Parkplätze und Wohnungen bis hin zum eigenen Garten als Zeltplatz – es gibt kaum etwas, das nicht auf speziellen Internetplattformen zum Teilen angeboten wird. Nutzer von Flyvictor.de können sogar im Privatjet anderer mitfliegen, wenn auch nicht immer ganz preiswert.
Von Beamer bis Schrebergarten

Auf der Internetseite Fairleihen.de für Berlin sind in einem Jahr 700 Mitglieder zusammengekommen. Sie bieten fast alles an – vom Buch über den Beamer bis zum Schrebergarten. Wer sich kostenlos etwas ausleihen will, stellt selbst mindestens drei Dinge zur Verfügung. Eine Umgebungssuche verrät, was Nachbarn anbieten. Besonders charmant: Neue Teilnehmer bekommen nach der Anmeldung eine Begrüßungspostkarte mit Aufklebern für den Briefkasten. So kann jeder seinen Nachbarn auch offline signalisieren, was er verleiht. Betreiber Marko Dörre und seine Mitstreiter hoffen, dass das ehrenamtlich betriebene Portal Nachahmer in anderen Städten findet, und möchten ihnen sogar ihr Wissen zur Verfügung stellen. Der Bedarf ist da. Auf Facebook haben sich Gruppen vor allem in Studentenstädten am Rhein und im Ruhrgebiet selbst organisiert. Zur größten Gruppe, „Free Your Stuff Mainz“, gehören mehr als 20 000 Menschen. Sie verschenken vieles, aber oft gibt es auch gezielte Leihanfragen.
Leihen und Verleihen per App

Phillip Glöckler setzt auf seine App „Why own it“. Das Programm für Handy und Tablet-Computer soll es erleichtern, im Bekanntenkreis zu teilen. „Ich wollte wissen, was meine Freunde so haben“, erklärt er. Auch Glöcklers Angebot steht am Anfang. Bisher funktioniert es nur für Apple-Geräte. Die meisten der 30 000 Nutzer kommen aus Hamburg, Glöcklers Heimat. Er sieht sich in Konkurrenz zum Handel: „Irgendwann steht man im Technikmarkt und statt zu kaufen, schaut man, ob man das Produkt nicht ausleihen kann.“
Was ist, wenn es Ärger gibt
Vertrauen ist die Währung beim Verleihen. „Es kann immer etwas kaputtgehen“, sagt Leihladen-Betreiber Nikolai Wolfert. „Bei hundert Sachen kommt das aber nur einmal vor.“ Für teurere Dinge erhebt der Leihladen ein Pfand, zum Beispiel 10 Euro fürs Ausleihen eines Akkuschraubers. Rein rechtlich haftet der Leihende für Schäden. Seine Privathaftpflichtversicherung hilft nicht, denn die meisten Versicherer schließen Leihe aus. Auch das Portal haftet nicht, der Entleiher müsste also zahlen.
„Seid nett zueinander“
Bei Fairleihen.de und „Why own it“ sind bisher keine Schäden bekannt. Der Betreiber von Fairleihen.de rät, sich den Ausweis des Leihenden zeigen zu lassen, ermuntert aber vor allem: „Seid nett zueinander“. Wem das nicht reicht, der kann zum Beispiel den Verwendungszweck eines Werkzeugs auf bestimmte Materialien beschränken. Das Verleihportal bietet auch einen Vertrag an, um die Leihdauer festzuhalten.
Vermietung ist keine Leihe
Manche wollen durch den Verleih auch ihr Haushaltsgeld aufbessern. Das geht zum Beispiel bei Leihdirwas.de. Aber Vorsicht: Sobald Geld fließt, endet die Leihe, die Miete beginnt. Der Vermietende muss dafür sorgen, dass ein Produkt funktioniert, und haftet, falls durch einen Defekt ein Schaden entsteht. Außerdem muss der Verleiher die Mieteinnahmen beim Finanzamt angeben. Im Leihladen hat Nikolai Wolfert das Problem mit der Babymilch mittlerweile gelöst: „Nimm doch statt einer Mikrowelle den Fläschchenwärmer“. Perfekt.
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