Serie Energie sparen, Teil 4: Heizkosten Reduzieren ohne frieren

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Heizöl und Gas kosten heute fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Dagegen hilft nur: Wärme­verluste in der Wohnung stoppen. Das geht auch ohne teure Anschaffungen.

Fast immer Sparpotenzial

Durchschnittlich 1,07 Euro pro Monat und Quadratmeter zahlten die Mieter in Deutschland im Jahr 2006 für Heizung und Warmwasser. Im Jahr davor waren es noch 0,95 Euro – 13 Prozent weniger. 2008 werden es voraussichtlich schon über 1,20 Euro sein. Auch Eigentümer stöhnen über die hohen Kosten. „Die Leute kommen zu uns in die Beratung, weil sie hohe Nachzahlungen leisten müssen und denken, dass in der Heizkostenabrechnung ein Fehler ist“, sagt Ulrich Kleemann, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Berlin. „Wenn das dann nicht der Fall ist, sind sie richtig frustriert.“ Helfen kann der Energieberater aber trotzdem: „In so gut wie jedem Haushalt gibt es Möglichkeiten, Heizenergie zu sparen.“

Das können alle tun

Oft müssen Mieter und Hausbesitzer nur ein paar Gewohnheiten ändern und Wärmelöcher stopfen.

  • Fenster und Türen.Bis zu 20 Prozent der Energie gehen durch Zugluft an Fenstern und Türen ungenutzt verloren. Ihre Kunststoffdichtungen werden im Lauf der Jahre porös und damit undicht – sie müssen regelmäßig erneuert werden. In vielen Haushalten entweicht unter der Wohnungseingangstür und unter der Balkontür unkontrolliert Wärme. Eine einfache Dichtungsbürste aus dem Baumarkt, die an der Unterkante der Tür angeschraubt wird, kann das verhindern. An kalten Tagen lohnt es sich, abends die Rollläden herunterzulassen oder die Vorhänge zuzuziehen. Die Heizkörper dürfen aber nicht verdeckt werden.
  • Stoßlüftung statt Kipplüftung. Mehrmals am Tag sollten die verbrauchte Luft und die Feuchtigkeit etwa fünf Minuten lang durch weit geöffnete Fenster entweichen können. In der übrigen Zeit bleiben die Fenster besser geschlossen. Denn die Wärmeverluste durch ständig gekippte Fenster sind enorm! Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat errechnet, dass eine vierköpfige Familie durch richtiges Lüften rund 260 Euro Heizkosten im Jahr sparen kann.
  • Raumtemperatur anpassen. Wenn die Temperatur nur um 1 Grad Celsius gesenkt wird, spart das rund 6 Prozent Energie. Ein großer Teil der Heizenergie wird an den wenigen sehr kalten Wintertagen verbraucht. Die Heizkosten an so einem kalten Tag können leicht zwischen 5 und 10 Euro liegen. An solchen Tagen ist es besonders energiesparend, wenn nicht die ganze Wohnung behaglich warm geheizt wird. Nachts und wenn keiner zuhause ist, sollte die Temperatur in den Wohnräumen um 3 bis 4 Grad Celsius sinken.
  • Warmwasser. Steht die Mischbatterie des Wasserhahns in der Küche immer in Mittelstellung, wird viel warmes Wasser verbraucht, wenn kaltes genügen würde. Jedes Haushaltsmitglied sollte den Unterschied zwischen einem Vollbad und einer Dusche kennen: Ein Wannenbad mit 160 Litern verbraucht etwa 6,5 Kilowattstunden und kostet 1,30 Euro. Eine Dusche kommt mit einem Viertel aus.
  • Thermostatventile. Der Einbau programmierbarer Thermostatventile am Heizkörper kann die Heizkosten um rund 10 Prozent senken. Die Ventile können so eingestellt werden, dass die Heizzeit beispielsweise eine halbe Stunde vor dem Aufstehen und vor dem Heimkommen beginnt. Im jüngsten Test gab es „gute“ Modelle für 40 Euro – eine Investition, die sich schnell bezahlt macht.
  • Einrichtung. Thermostatventile müssen die Temperatur „fühlen“ können, sie dürfen nicht von einem Vorhang verdeckt werden. Heizkörper müssen Wärme frei abgeben können, deshalb gehören weder ein Sofa noch eine Verkleidung davor.
  • Heizkörpernische dämmen. Je dünner die Außenwand, desto mehr Energie geht verloren und desto mehr lohnt sich dort ein Wärmeschutz. Im Baumarkt gibt es dünne, flexible Dämmmaterialien, die sich zwischen Innenwand und Heizkörper schieben lassen. Preis pro Stück etwa 10 Euro.

Das können Hausbesitzer tun

Wer im Eigenheim wohnt, hat noch wesentlich mehr Möglichkeiten, seine Heizkosten zu drücken – auch ohne gleich das ganze Haus zu dämmen oder eine neue Heizung einzubauen.

  • Rohre dämmen. In Häusern mit älteren Heizungen geht viel Energie über ungedämmte Heizungs- und Warmwasserleitungen verloren, wenn sie in kalten Räumen wie dem Keller verlegt sind. Jeder Meter, der hier gedämmt wird, spart jährlich rund 6 bis 8 Euro. Im Baumarkt gibt es für wenige Euro spezielle Rohrschalen, die sich leicht selbst verlegen lassen.
  • Heizungsregelung. Wer einen modernen Heizkessel hat, muss darauf achten, dass er optimal eingestellt ist. Denn die Regelung der Heizung „fühlt“ die Außentemperatur und bestimmt danach die Vorlauftemperatur, mit der das Heizwasser zu den Heizkörpern fließt. Vom Werk aus ist jeder Außentemperatur eine bestimmte Vorlauftemperatur zugeordnet. Diese Voreinstellungen passen an besonders kalten und an besonders warmen Tagen meist nicht zum tatsächlichen Wärmebedarf des Hauses und sollten für diese Fälle geändert werden. Wie das geht, steht unter dem Punkt „Steigung der Heizkurve anpassen “ in der Gebrauchsanweisung .
  • Wartung. Die Heizanlage muss regelmäßig gewartet werden, und zwar vom Installateur. Das Messprotokoll des Schornsteinfegers sagt nur wenig darüber aus, ob die Anlage energiesparend arbeitet. Selbst erledigen kann man die regelmäßige Kontrolle des Wasserdrucks und das Entlüften der Heizkörper. Der hydraulische Abgleich der Heizung gehört nicht zur Wartung, ist aber nicht minder wichtig. Dabei stellt ein Fachmann die Druckverhältnisse der Heizanlage korrekt ein. Das spart in einem Einfamilienhaus rund 4 Prozent der Energie und des Stroms für die Heizanlage. Kosten: 1 bis 5 Euro pro Quadratmeter beheizte Fläche.
  • Pumpe austauschen. Alte Heizungspumpen sind Stromfresser: In einem typischen Einfamilienhaus machen die Stromkosten für die Pumpe bis zu 150 Euro Strom im Jahr aus. Neue kommen dagegen mit gerade mal 30 Euro aus. Die Anschaffung ist nicht teuer: In unserem jüngsten Test: Heizungspumpen (aus test 9/2007) kostete das günstigste „gute“ Modell etwa 150 Euro.

„Ein durchschnittlicher Haushalt kann oft mit wenig Aufwand seinen Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent senken“, sagt Energieberater Kleemann und ermutigt alle, einfach mal anzufangen.

... weiter zu Tipps: Worauf Sie achten sollten

Serie Energie sparen

  • Strom im Haushalt sparen aus Finanztest 9/2008
  • Stromtarifrechner aus Finanztest 10/2008
  • Ökostrom aus Finanztest 11/2008
  • Fahrtkosten aus Finanztest 1/2009
  • Sparsame Autos aus Finanztest 2/2009
  • Energiesparberatung aus Finanztest 3/2009
  • Wärmedämmung aus Finanztest 4/2009
  • Heizung erneuern aus Finanztest 5/2009
  • Haushaltsgeräte aus Finanztest 6/2009
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