Sie gelten als die Luxusklasse des betreuten Wohnens: Seniorenresidenzen mit umfangreichem Serviceangebot für ältere Menschen. Unsere Tester haben in zwölf Häusern zur Probe gewohnt.
Haben Sie jemals bereut, dass Sie hier eingezogen sind?“ Diese Frage stellten unsere Tester vielen Bewohnern der zwölf Seniorenresidenzen, mit denen sie während ihres mehrtägigen Probewohnens näher ins Gespräch kamen.
Nein, richtig unzufrieden ist hier niemand. Der eine findet das Abendbüfett etwas langweilig, den anderen stört es, dass „jede Kleinigkeit extra kostet“, ab und zu hört man die Klage, es gebe immer weniger aktive Mitbewohner. Aber den Entschluss, die alte Wohnung mit dem Leben in der Residenz zu tauschen, hat keiner bereut.
Wohnen mit Service
Seniorenresidenzen gelten als besonders noble Form, im Alter selbstständig und dennoch gut betreut zu wohnen. Oft handelt es sich um komfortabel ausgestattete Häuser in bevorzugten Lagen. Und obwohl die Bewohner im Durchschnitt über 80 Jahre alt sind, erinnern die Residenzen eher an ein Hotel gehobenen Standards als an ein Altenheim.
Wer hier einzieht, lebt im eigenen, meist seniorengerecht ausgestatteten Apartment. Ihm steht eine Fülle von Betreuungs-, Pflege- und sonstigen Dienstleistungen zur Verfügung. Zum Grundservice gehören in der Regel eine 24-Stunden-Notrufbereitschaft sowie Rezeptions- und kleinere Hausmeisterdienste.
Dazu kommen Leistungen, die teils im Preis enthalten sind, teils zusätzlich bezahlt werden müssen: Mahlzeiten im hauseigenen Restaurant, die Reinigung des Apartments, die Pflege bei Krankheit und eine mehr oder weniger große Anzahl an Extras, vom Zimmerservice bis zur Vermittlung von Fahrdiensten.
Viele Häuser haben ein Schwimmbad, Gymnastik- und Clubräume, eine Bewohnerwerkstatt, eine Bibliothek und ein Café, manche sogar ein Kaminzimmer und einen eigenen Theatersaal.
Die Bewohner können an Gymnastikkursen teilnehmen, Englisch lernen oder eine Einführung ins Internet bekommen. Sie können Lesungen, Vorträge oder andere kulturelle Veranstaltungen im Haus besuchen. In größeren Residenzen gibt es oft auch einen Friseur, eine physiotherapeutische Praxis und einen Laden für den täglichen Bedarf.
1 711 Euro im Monat
Finanztest hat zwölf Seniorenresidenzen geprüft und jeweils zwei Tester zum Probewohnen geschickt. In die Auswahl haben wir nur Wohnanlagen aufgenommen, die auch bei schwerster Pflegebedürftigkeit (Pflegestufe III) eine Betreuung in der Wohnung oder zumindest im stationären Pflegebereich des Hauses bieten.
Im Großen und Ganzen wurden die Residenzen ihrem Ruf gerecht. Komfort hat aber seinen Preis: Die besten Bewertungen erzielten nur Häuser, die auch bei den Preisen zur Oberklasse gehören (siehe Tabelle und die Kurzporträts).
Maßstäbe setzt das Augustinum im Berliner Vorort Kleinmachnow mit erstklassiger Gastronomie, den besten Gemeinschaftseinrichtungen, dem vielfältigsten Veranstaltungsprogramm mit Konzerten, Theater und Sportkursen – und den höchsten Preisen im Test.
1 711 Euro im Monat kostet hier schon ein 32 Quadratmeter großes Einzimmerapartment. Außerdem sind 18 000 Euro als Darlehen zu zahlen. Das Geld wird mit 4 Prozent ordentlich verzinst, aber erst bei Auszug oder Tod zurückgezahlt.
Viel billiger sind auch die anderen Residenzen mit hohem Standard nicht. Beim Elisa Seniorenstift Ludwigsburg, der Kursana Residenz Hamburg und dem Parkwohnstift Bad Kissingen entfällt zwar ein Darlehen. Rund 1 500 Euro im Monat verlangen aber auch sie für ein gut 30 Quadratmeter großes Apartment.
Wer nicht so viel Geld ausgeben kann oder will, muss sich mit weniger Service begnügen. Günstige Häuser wie der Burkardus Wohnpark in Bad Kissingen und das Carré am Niederwall in Bielefeld bieten eine bescheidenere Ausstattung und ein viel kleineres Freizeitangebot als die Spitzenhäuser im Test. Einen Wellnessbereich mit eigenem Schwimmbad beispielsweise gibt es hier nicht.
Ein hoher Preis ist aber noch längst kein Gütesiegel. Das KWA Hanns-Seidel-Haus in Ottobrunn gehört zu den Residenzen der gehobenen Preisklasse, bietet aber den Bewohnern lediglich Durchschnittliches.
Preise schwer vergleichbar
Die Preise der Residenzen sind aber nicht ganz einfach zu vergleichen. Welche Leistungen im Monatspreis enthalten sind und welche nicht, legt jedes Haus anders fest.
Im Burkardus Wohnpark beispielsweise setzen sich die monatlichen Fixkosten aus der Warmmiete für das Apartment und einer Betreuungspauschale für den Grundservice zusammen. Frühstück, Mittag- und Abendessen, hauswirtschaftliche Dienste und anderer Service sind Wahlleistungen, die der Bewohner nur zahlen muss, wenn er sie in Anspruch nimmt.
In anderen Häusern sind das Mittagessen, die wöchentliche Reinigung des Apartments, drei- bis sechsmal Fensterputzen im Jahr und eine befristete Pflege im Krankheitsfall im Preis schon mit drin.
Auch hier lohnt ein Blick aufs Detail: Das Augustinum Kleinmachnow etwa übernimmt jedesmal die ersten 14 Tage Krankenpflege ohne Aufpreis, wenn der Bewohner erkrankt.
Im Preis des KWA-Hauses in Ottobrunn sind dagegen im ganzen Jahr nur 14 Tage Krankenpflege enthalten. Solche Unterschiede werden oft erst im detaillierten Preisverzeichnis sichtbar.
Kein einheitlicher Standard
Wichtig ist auch, dass im Vertrag genau festgehalten wird, wie die Wohnung bei Bezug übergeben wird. Denn nicht nur Größe und Zuschnitt der Apartments, auch deren Ausstattung kann sich innerhalb eines Hauses unterscheiden.
So bemängelten unsere Tester in mehreren Wohnungen schmale Türen, enge Bäder und Schwellen zum Balkon. Für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer sind das oft unüberwindliche Hindernisse. Häufig fehlten bodengleiche Duschen. Benachbarte oder im anderen Gebäudetrakt gelegene Apartments derselben Häuser waren jedoch barrierefrei.
Auch Böden, Einbauküchen und die sanitären Einrichtungen können sich von Wohnung zu Wohnung unterscheiden. Deshalb ist es auch nicht möglich, ein generelles Urteil über den Wohnungsstandard abzugeben.
Im Grünen oder zentral?
Mindestens genauso wichtig wie die Ausstattung ist die Lage. Einer unserer Tester traf in der Kursana Residenz in Hamburg eine Bewohnerin, die zuvor mehrere Monate lang im Parkwohnstift in Bad Kissingen gelebt hatte. Das Parkwohnstift selbst hatte ihr sehr gut gefallen. Aber den Weg in die Stadt empfand sie als beschwerlich, im kleinen Bad Kissingen fühlte sie sich nicht recht heimisch und so zog es sie zurück in die Großstadt.
Ob zentral oder lieber im Grünen, ob Provinz oder Metropole – das muss jeder für sich entscheiden. In der Regel wird es wichtig sein, dass die Residenz nicht weit vom bisherigen Wohnort entfernt liegt, damit die Kontakte zu Freunden und Angehörigen nicht abreißen.
Die richtige Wahl ist außerdem eine Frage des persönlichen Bedarfs. Ein großes Schwimmbad mit Sauna und ein prallgefüllter Veranstaltungskalender sind Vorzüge, die nicht für alle wichtig sind. Bezahlen müssen dafür auch diejenigen, die solche Angebote kaum oder gar nicht nutzen.
Sehr wichtig für das Wohlbefinden ist die Atmosphäre im Haus. Sie hängt von den Mitbewohnern, dem Personal und dem Umgang miteinander ab.
Um die Atmosphäre zu spüren, reicht kein Blick in den Prospekt. Am besten quartieren sich Interessenten für ein paar Tage zur Probe ein – so wie unsere Tester.
Ihnen fiel es besonders im Augustinum in Kleinmachnow leicht, mit anderen Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Ob sie ihren Einzug bereut haben, fragten unsere Tester auch dort. Unabhängig voneinander gaben mehrere die gleiche Antwort: „Ich bereue nur, dass ich nicht früher hier eingezogen bin.“
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Ein Heim wollte 300 000, damit man überhaupt dann noch überteuerte Miete zahlen darf. Alte Leute sind die perfekten Opfer.
Meine Nachricht kommt zwar spät und ist auch nicht "gesponsort". Meine Mutter hat zwölf Jahre im Rosenhof gewohnt und war wirklich zufrieden und letztlich auch glücklich; denn nicht nur das gepflegte Ambiente, sondern auch die Betreuung waren ausgezeichnet bis zu den letzten Minuten. Sie ist dort in Frieden verschieden. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses und im besonderen dem (damaligen) Arzt.
Gernot Giesen, Köln