
Goldene Zeiten. In Deutschland wird jede vierte Flasche Sekt im Dezember verkauft. © Stiftung Warentest (M)
Guter Schaumwein ist ab rund 3 Euro zu haben, wie die Verkostung offenbart. Die besten Tropfen kosten etwa 7 bis 14 Euro. Der Krimsekt enttäuscht, Faber fällt durch.
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Alle Testergebnisse für Weißer Sekt 12/2017Ein kühles Glas Sekt in der Hand. Winzige feine Perlen steigen darin unablässig nach oben, Stachelbeeren-, Quitte- und leichte Honig-Noten wehen in die Nase. Im Mund mischen sich Süße und Säure auf angenehme Weise, Frische und Fruchtigkeit wirken lange nach.
Ein solches Geschmackserlebnis gefällig? Dann empfehlen wir Schlumberger, Jahrgang 2013 Brut für rund 14 Euro pro Flasche. Der Sekt der österreichischen Kellerei Schlumberger erhielt als Einziger eine glatte Eins in unserer großen Verkostung. Er riecht fruchtig, schmeckt ausgewogen und der Nachgeschmack hält lange an.
Wir haben 21 häufig gekaufte Marken geprüft, darunter Marktführer Rotkäppchen, teurere wie Menger Krug und günstige vom Discounter. Wir ließen sie im Labor auf Schadstoffe und unerlaubte Zusätze untersuchen, prüften, ob die Angaben korrekt sind und ließen jeden Sekt von fünf Weinkennern verkosten. Die baten wir auch um Essensempfehlungen. Gesamtnoten, mit denen Anbieter werben könnten, vergeben wir für alkoholische Getränke wie Sekt generell nicht.
Video: Weißer Sekt im Test
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Von edel bis muffig. So lauteten die Urteile unserer Verkoster im Test von 21 häufig gekauften Schaumweinen.
Unser Rat
Sieger in der Verkostung ist der intensiv-fruchtige Schlumberger aus Österreich. Der Brut-Sekt wird in der Flasche vergoren und kostet 14 Euro pro 0,75 Liter. Zwei geschmacklich sehr gute Sekte kosten weniger als 10 Euro: Brut Dargent (6,75 Euro) und der trockene Fürst von Metternich (9 Euro). Günstiger und gut im Geschmack sind die trockenen Aldi Süd Auerbach (2,79 Euro) und Söhnlein Brillant (3,90 Euro) sowie der halbtrockene Rotkäppchen (3,95 Euro).
Teuer heißt nicht automatisch gut
Auf die Formel – teuer gleich exquisit, günstig gleich miserabel – laufen die Ergebnisse nicht hinaus. Die Noten für Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl reichen von sehr gut bis mangelhaft. Ein hoher Preis und Bekanntheitsgrad stehen nicht in jedem Fall für hohen Genuss. Einige günstige Tropfen vom Discounter entpuppen sich als überraschend gut.
Schlumberger und vier andere vorn
„Ein guter Sekt bietet Aroma, Vielfalt und Genuss“, sagt Peter Scheib, der seit 30 Jahren Wein prüft. Am wichtigsten sei die Qualität des Grundweins.
Für unsere Verkoster stimmte das alles bei fünf Marken. Der Schlumberger erhält die Note 1,0. Der französische Brut Dargent, der Bio-Sekt Engel und die deutschen Traditionsmarken Fürst von Metternich und Menger Krug verdienen die Note 1,5. Alle vier sind Rebsortensekte, sie setzen auf Chardonnay, Riesling oder Burgunder.
Brut Dargent, Menger Krug und Schlumberger stammen aus traditioneller Flaschengärung. Sie setzt Handwerkskunst voraus (Herstellung: Von traditionell bis industriell). Mit weniger als 7 Euro pro Flasche ist Brut Dargent mit Abstand der günstigste von ihnen.
Erstaunlich Gute aus dem Tank
Fürst von Metternich beweist: Auch ein Sekt, der mithilfe der weniger aufwendigen Tankgärung hergestellt wurde, kann etwas Besonderes sein. Auch er ist sensorisch sehr gut, mit 9 Euro aber recht teuer für einen Sekt aus dem Tank. In den Großbehältern aus Edelstahl werden meist Weinmischungen vergoren, die den Geschmack vieler treffen und nicht die Welt kosten.
Im Test überzeugen drei Günstige, die für weniger als 4 Euro zu haben sind: Auerbach von Aldi Süd, Rotkäppchen und Söhnlein Brillant. Sie bieten ein rundes, stimmiges Aromaprofil. Mit rund 126 Millionen verkauften Flaschen ist Rotkäppchen die mit Abstand stärkste Sektmarke im Land. Während der Gesamtmarkt 2016 stagnierte, legte Rotkäppchen um 10 Prozent zu. Am besten verkaufte sich die halbtrockene Variante, die auch im Test vertreten ist.
Bei Sekt aus dem Tank ist übrigens Fremdkohlensäure zulässig. Sie soll Verluste beim Abfüllen ausgleichen. Die Lebensmittelkontrollbehörden tolerieren bis zu 40 Prozent Kohlensäure aus einer fremden Quelle, der Rest muss aus der Gärung selbst stammen. Alle 14 Sekte aus dem Tank hielten das Limit problemlos ein.
Faber mit Muffton
„Sensorische Fehler entdeckt man, wenn Sekt wärmer als empfohlen getrunken wird,“ sagt Weinexperte Scheib. „Kommt er direkt aus dem Kühlschrank, werden sie oft verdeckt.“ In vier Fällen fielen unseren Verkostern Fehler auf, am stärksten bei Faber. Dieser Sekt vom großen deutschen Schaumweinhersteller Schloss Wachenheim fiel in der Verkostung durch. Er hatte einen Muffton, der an Kork erinnert – sein Verschluss bestand aber aus Plastik. Experten zufolge gibt es mehrere Wege, wie ein falscher Korkton entstehen kann, etwa durch Mikroorganismen, Pestizidabbauprodukte oder Verpackungsmaterial.
Krimsekt ist sein Geld nicht wert
Als Enttäuschung stellte sich der halbtrockene Krimskoye heraus, die Spezialität von der Krim. Eine Flasche kostet 13 Euro. Die Verkoster mussten den Sekt mehrfach probieren, da er ungewöhnlich schmeckte. Er entpuppte sich als auffällig flach, roch leicht unsauber und schnitt gerade noch befriedigend ab.
Hersteller des Krimskoye ist die ukrainische Firma Artemovsk Winery. „Unsere Weinmischungen bestehen zu mindestens 50 Prozent aus Weinmaterial von der Krim“, sagt Nina Stowbur, Chef-Kellermeisterin bei Artemovsk Winery. Der Krimskoye, der nach Deutschland importiert wurde, soll aus Weinernten aus dem Jahr 2014 oder früher hergestellt worden sein. Seit 2015 floss kein Wein mehr von der Krim in Richtung Ukraine. Grund ist die Annexion der Halbinsel durch Russland.
Keine unerwünschten Stoffe im Sekt
Die geografische Herkunft von Grundweinen lässt sich überprüfen – mithilfe der Isotopenanalyse. So lässt sich sagen, ob Aussagen wie „aus dem Herzen der Cava-Region“ bei Freixenet oder „Mousseux de la crimée“ bei Krimskoye plausibel erscheinen. Die Analyse-Ergebnisse passten zu den angegebenen Herkünften.
Alle 21 Marken nennen sich zu Recht „Qualitätsschaumwein“ – ein Synonym für Sekt, der im Gegensatz zu einfachem Schaumwein wie Spumante ein zweites Mal vergoren wird. Sie halten alle Anforderungen ein, die das EU-Recht stellt. So liegt der Druck in der Flasche über 3,5 bar. Unerlaubte Zusatzstoffe oder bedenkliche Schadstoffe fanden wir nicht. Auch Histamin war, wenn überhaupt, nur in Spuren nachweisbar – gut für Sektliebhaber, die diesen natürlichen Begleitstoff aus der Gärung nicht vertragen.
Sekt passt zu leichten Speisen
Sekt sollte frisch genossen werden (Tipps). Doch ob sehr gut oder mangelhaft im Geschmack, eines haben alle Marken gemeinsam: Sie tragen kein Abfülldatum. Käufer erfahren nicht, wie alt der Sekt ist. Das gab für alle leichte Punktabzüge in der Deklaration.
Sommeliers empfehlen Schaumwein auch zum Essen. „Der Sekt im Test eignet sich am ehesten als Begleiter für leichte Vorspeisen“, sagt einer unserer Verkoster. Die Säure passe auch zu vielen Desserts. Für Hauptgänge sei das Aromaspektrum der meisten zu schwach. Entsprechend leicht sind die Speisen, die die Verkoster empfehlen (Testergebnisse Weißer Sekt, die Kommentare sind nachzulesen in der jeweiligen Einzelansicht). Sie orientierten sich an den Fruchtnoten und der Säure des jeweiligen Sekts. Sie raten mal zu Fisch, mal zu Pasta.
Jeder kann seine Gäste mit diesen Kombinationen beeindrucken. Und natürlich lässt sich Sekt auch solo genießen, vor allem die besten Tropfen der Testauswahl. Auf prickelnde Feiertage!
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Uns erscheint, daß Aldi Süd nicht nur den Preis seit etwa drei Monaten gesenkt hat, sondern auch die Qualität. Er schmeckt jetzt anders und auch die Verkorkung hat sich geändert - nicht der Plastikkorken, aber die Stanniol-Hülle darum.
Die Verpackung stört uns nicht, jedoch der neue Geschmack. Wir suchen nach einer Alternative.
Wir würden einen neuen Test begrüßen; der alte ist ja auch schon fast zwei Jahre alt.
Und länger sollte der Sekt ja auch nicht liegen!
Prosit! Auf einen Neuen!
@aikholt: Die Vorgängertests finden Sie auf dieser Seite links unter "Inhalt" und unter "Heftartikel als PDF". Klicken Sie auf das PDF-Symbol und Sie gelangen auf die älteren Testberichte aus den Jahren 2009, 2011 und den Artikel aus 2017. (PF)
Eine Frage, wo sind eigentlich die vorherigen Tests zu Champagner und Sekt? Z.Bsp.: aus 1/2011 oder der von 2008/09?
Die Stetigkeit guter Ergebnisse gibt doch einen deutlichen Hinweis auf Qualitätsprodukte.
Jedes Auto hat 4 Räder. Damit können Sie von Flensburg bis München fahren!
Das können Sie mit einem Corsa für 10000€, aber auch mit einem Insignia fahren. Wenn Sie bzw. Ihre ‚Experten‘ das bei Sekt so beurteilen, dass die Sekte für ca. 3€ nicht ( viel) schlechter als die für 12€, dann schauen Sie sich den aktuellen Sekttest im Video „Wein-Plus.eu“ im Newsletter an.
Die Sommeliers und Önologen bei Wein-Plus kommen zu ganz anderen Beurteilungen, die sich mit meiner Ansicht decken.
Möglich, aber nicht unmöglich ist aber auch, dass die Zentralläger um Berlin mit besserer Ware beliefert wird, da hier wahrscheinlich die Muster, da Ihr Sitz auch in Berlin, von Ihnen gekauft werden.
Ich habe schon häufig bei Abverkaufstest im Handel erlebt, dass Käufer in die Testläden geschickt werden, extrahierte Ware ( speziell für Tests gefertigt)
als Muster für Einkäufer und Verbraucher produziert werden. Ausschließen kann man heutzutage garnicht mehr.
Wenn Sie beabsichtigen, (den am Markt z.Zt. untergeordneten Marktanteil von)
alkoholfreien Sekt zu testen, beachten Sie bitte, dass die Hersteller den alkoholfreien Sekt gleichpreisig zu normalem Sekt anbieten.
Dass bedeutet für den Verbraucher, dass er die 1/1 Flasche
alkoholfreien Sekt
1,02 € Sektsteuer + 19 0/0 Mehrwertsteuer = 1,21 zu teuer einkauft.
Bei einem sehr günstigem Aktionspreis von Rotkäppchensekt z.B. statt 2,59 € eigentlich nur 1,38€ für die Flasche bezahlen dürfte!!
Das gilt natürlich auch für andere Sektmarken wie Mumm, Freixenet etc. Ein B.
sondergleichen!!