
Milch. Rein oder nicht rein? Briten streiten sich: erst Milch oder erst Tee in die Tasse? Forscher raten zu Tee ohne Milch. Deren Eiweiß soll die gute Wirkung des Tees aufs Herz schwächen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Zurücklehnen und genießen: 28 von 30 schwarzen Tees schneiden im Schadstofftest gut ab. Und das schon bei Tees ab 59 Cent pro Packung.
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Testergebnisse für 30 Schwarzer Tee 09/2019Knistern muss es, wenn der Ostfriesentee über den Kandiszucker, die Kluntjes, rinnt. Und bitte mit Sahne! Mit einem Löffel lässt man sie entgegen dem Uhrzeigersinn vom Rand der Tasse her einfließen. Umrühren verboten. Ostfriesen schwören auf diese Art der Zubereitung. Andere verziehen das Gesicht: Sie wollen es pur – keine Sahne, keine Milch, kein Zucker.
Egal, wie er getrunken wird: Schadstoffe im Tee will niemand haben. Da erfreut das Testergebnis. Pflanzenschutzmittel, Nikotin, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und andere Schadstoffe sind kein Problem. Nikotin etwa kann durch Feinstaub in den Tee gelangen, wenn in der Nähe Tabak angebaut wird. PAK können beim Trocknen des Tees entstehen, wenn Kohle oder Holz unvollständig verbrennen. Doch die meisten Tees schneiden gut ab, einer befriedigend und einer ausreichend. 30 Schwarztees haben wir untersucht, darunter Mischungen aus Afrika und Asien, aromatisierte Earl-Grey-Tees und Ostfriesische Mischungen.
Unser Rat
Alle Tees aus dem Schadstofftest können Sie bedenkenlos trinken. Bei den Schwarzteemischungen knapp vorn: der lose Biotee von Teekampagne für 3 Euro pro 100 Gramm, gleich dahinter: Aldi Süd (86 Cent). Beim Earl Grey liegt Bünting knapp vorn. Er kostet 5,70 Euro, Alnaturas Bio-Earl-Grey ebenfalls, der von Gepa 5,30 Euro. Die Ostfriesischen Mischungen sind gleich gut, Aldi Nord ist am günstigsten: 56 Cent.
Qualität hat sich deutlich verbessert
Ein großer Qualitätssprung im Vergleich zum letzten Schwarztee-Test: 2014 erreichten nur 5 von 27 Tees ein gutes Schadstoffurteil, 3 bewerteten wir als mangelhaft. Aktuell ist Ausreichend die schlechteste Note: Im losen Earl Grey des Tee Handelskontors Bremen haben wir das Pflanzenschutzmittel Hexaconazol gefunden. „Der Fund schöpft den zugelassenen Rückstandshöchstgehalt zu rund 80 Prozent aus“, sagt Julia Schwietering, Projektleiterin des Tests. „Ich kann aber beruhigen: Selbst wenn alles Hexaconazol in den Aufguss übergehen würde, ist sogar bei einem überdurchschnittlichen Verzehr von mehr als sechs Tassen pro Tag nicht mit gesundheitlichen Schäden zu rechnen.“
Was vom Schadstoff übrig bleibt
Gänzlich frei von Schadstoffen ist keiner der untersuchten Tees. Anbauen, ernten, trocknen, lagern, transportieren, verpacken – mit jedem Produktionsschritt können sie in den Tee gelangen. Doch die Gehalte sind gering und unbedenklich. Entscheidend dafür, ob eine Substanz ein Gesundheitsrisiko darstellt, ist auch, in welcher Menge sie vorkommt und wie viel des Stoffs sich letztlich aus den Blättern im Aufguss löst und in der Teetasse landet.
Mineralölbestandteile – zum Beispiel aus Maschinenölen oder bedruckten Kartonverpackungen – gehen gar nicht über, PAK kaum. Anthrachinon, das entstehen kann, wenn zum Trocknen der Teeblätter Kohle verbrannt wird, kann sich zu zirka einem Drittel im fertigen Tee wiederfinden. Im Tierversuch wirkte der Stoff krebserregend. Aber auch da überschreitet kein Produkt im Test die Grenzwerte. Einige Anbieter teilten uns mit, dass sie versuchen, die Belastung möglichst zu verringern. Offensichtlich mit Erfolg.
Kein Problem mit Pflanzengiften
Aktuell hat auch keiner der geprüften Schwarztees Probleme mit Pyrrolizidinalkaloiden, kurz PA genannt. Im letzten Test fanden wir in einem Tee stark erhöhte Gehalte dieser Pflanzeninhaltsstoffe, die im Tierversuch gesundheitsschädliche Wirkungen zeigten. Sie geraten über Wildkräuter, die zwischen Teesträuchern wachsen und versehentlich mitgeerntet werden, hinein. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bestätigt den positiven Trend durch Kontrollen: In den vergangenen drei Jahren sind die PA-Gehalte verschiedener Teesorten deutlich zurückgegangen.
Die PA-Gehalte in Schwarztees sind übrigens meist niedriger als die in Kräutertees. Kräuter wie Kamille können leichter mit Wildkräutern verwechselt werden. Im Kräutertee-Test von 2017 hatten vor allem einige Kamillentees hohe PA-Gehalte.
Lose oder ab in den Beutel?
Besonders Ostfriesen dürften sich über die guten Testergebnisse freuen, denn niemand auf der Welt gönnt sich mehr Tee – nicht mal traditionelle Teetrinker in Großbritannien und Irland, die es 2018 pro Person auf rund 185 Liter brachten. Nach aktuellen Zahlen des Deutschen Teeverbands konsumiert jeder Ostfriese jährlich im Schnitt gut 300 Liter Tee. Die Statistik macht übrigens keinen Unterschied zwischen losem und Tee im Beutel. Über Schadstoffe sagt das sowieso nichts aus – wie der Test zeigt. Den Geschmack haben wir nicht überprüft. Mancher Teegourmet behauptet aber, dass Beutel die wahren Teegeheimnisse nicht offenbaren.
Mit oder ohne Milch ist die Frage
Noch leidenschaftlicher wird um die Frage „Mit oder ohne Milch“ gestritten. In Ostfriesland wäre der Verzicht auf Sahne ein Frevel. Dass schwarzer Tee seine herzschützende Wirkung nur ohne Milch entfalten soll – wie Forscher der Charité herausfanden –, verleidet Ostfriesen wohl kaum ihr Teeritual. Und so trinken sie weiter mindestens drei Tassen hintereinander und schenken auch Gästen hartnäckig ein – bis die den Löffel in die Tasse legen. Das bedeutet: Stopp. Ende der Teestunde.
Tipp: Welches Wasser? Wie Tee lagern? Antworten auf diese Fragen und weitere Tipps finden Sie in unserem FAQ Tee.
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- test.de erklärt, was Tee gesund macht und was über Schadstoffe bekannt ist. Dazu gibt‘s Tipps, wie Sie grünen, schwarzen, Kräuter- und Früchtetee richtig genießen.
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- Grüner Tee gilt als Gesundheitselixier. Aber ist er unbedenklich, was Schadstoffe angeht? Nicht jeder der 27 Grüntees und Matchas im Test liegt hier im grünen Bereich.
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- Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät, Borretsch selten zu essen. Er enthält leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide (PAs), die im Tierversuch außerdem...
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Kommentarliste
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@BriBo: Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Veröffentlichung zum Thema Schwarztee. Leider müssen wir Ihnen gleichzeitig mitteilen, dass wir Ihre Frage nicht beantworten können. Möglicherweise kann Ihnen der Kundenservice von Aldi Süd behilflich sein.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe bis vor ca. einem Jahr den English Breakfast Tea von Aldi Süd gerne getrunken, vor allem auch aufgrund Ihres Testergebnisses. Leider scheint dieser Tee nicht mehr im Sortiment oder handelt es sich bei dem Nachfolger Teemischung um diesen von Ihnen getesten Tee.
Vielen Dank im Voraus!
@axel555: Dass wir Ihre bevorzugte Teesorte nicht im Test hatten bedauern wir. Da unsere Untersuchungen sehr kostspielig sind, ist die Anzahl der Testplätze begrenzt. Mit diesem Dilemma müssen wir und leider auch unsere Leser leben. Gerne nehmen wir die Teesorte Darjeeling als Testwunsch auf. (cr)
Leider kein Darjeeling im Test. Sehr ärgerlich-
@step04: Hohe Aluminiumwerte fand das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Untersuchung 2019 nur in Matcha-Tee. Dieser wird aus Grünteepulver angerührt und so werden sämtliche (Schad-)Stoffe vollständig mitgetrunken, also auch in den Teeblättern gebundenes Aluminium. Bei Grünem und Schwarzem Tee, der nicht wie Matcha konsumiert wird, ist dies nicht der Fall. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe hat bereits im Jahr 2009 herausgefunden, dass hier - wenn überhaupt - nur sehr geringe Aluminiumgehalte in den Teeaufguss übergehen. (bp)