
Das Portal Wenigermiete.de bietet einen Mieterhöhungsschutzbrief an. Damit sollen sich Mieter gegen rechtswidrige Mieterhöhungen verteidigen können. Die Nutzung des Angebots kostet Mieter nur dann etwas, wenn sie sich erfolgreich gegen ein Mieterhöhungsbegehren wehren konnten. Hier lesen Sie, wie das Prozessfinanzierungs-Angebot im Detail aussieht und was es taugt.
Schutz vor rechtswidrigen Forderungen
Der Mieterhöhungsschutz Marke Wenigermiete.de funktioniert so: Mieter aus Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Stuttgart, die ein Mieterhöhungsverlangen vom Vermieter erhalten haben, scannen dieses ein und laden es zu Wenigermiete.de hoch. Dazu beantworten sie die Fragen zu Mietvertrag und Wohnung. Wenigermiete.de gleicht die Informationen anschließend mit dem jeweiligen Mietspiegel ab und sagt dem Mieter, wie viel Mieterhöhung tatsächlich berechtigt wäre. Wenn Wenigermiete.de eine Verteidigung gegen die Mieterhöhung für sinnvoll hält, bietet die Mietright GmbH, der Anbieter hinter Wenigermiete.de, den Schutzbrief an.
Vorgehen in zwei Schritten
Mieter, die unterschreiben, bekommen von Mietright die Verteidigung gegen den unberechtigten Teil der Mieterhöhung.
Erster Schritt: Ein Mietright-Vertragsanwalt schreibt an den Vermieter und teilt ihm mit, dass die Mieterhöhung ganz oder teilweise unberechtigt ist.
Zweiter Schritt: Wenn das nicht reicht und der Vermieter vor Gericht zieht, verteidigt der von Mietright bezahlte Anwalt die Mieter gegen die Klage. Mietright übernimmt alle Kosten und jedes Prozesskostenrisiko. Kosten entstehen dem Mieter nur, soweit die Verteidigung gegen die Mieterhöhung Erfolg hat.
Das müssen Mieter tun
Wichtig: Mieter müssen alle Mietright-Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantworten. Das ist nicht einfach. Begriffe aus dem Mietspiegel wie „hochwertige Fliesen“, „aufwendige Deckenverkleidung in gutem Zustand“, „schlechter Schnitt“ oder „überdurchschnittlich guter Instandhaltungszustand“ sind kaum exakt zu fassen. Hier müssen sich Mieter Zeit nehmen und recherchieren, wie das wohl jeweils zu verstehen ist. Im Zweifel beantworten Mieter die Fragen so, wie sie es für richtig halten und teilen Mietright mit, wo sie sich unsicher waren. Ärger gibt es nur, wenn Mietright nachweist, dass Kunden Fragen absichtlich oder grob fahrlässig falsch beantwortet haben.
Tipp: Alle wichtigen Informationen rund um Mietvertrag, Kaution, Mietminderung oder auch die Nebenkostenabrechnung finden Sie in unserem großen Mieter-Set.
Vorteil: Das Kostenrisiko ist unter Kontrolle
Mieter können sich natürlich auch ganz klassisch von einem Anwalt vertreten lassen. Der Einsatz von Mietright hat insbesondere für Mieter ohne entsprechenden Rechtsschutz aber einen Vorteil: Kosten entstehen nur, soweit die Verteidigung gegen die Mieterhöhung Erfolg hat. Mieter zahlen dann ein Drittel der Differenz zwischen der vom Vermieter geforderten und der berechtigten Miete für ein Jahr.
Rechenbeispiel: Der Vermieter wollte 100 Euro mehr Miete. Berechtigt war aber nur eine Erhöhung der Miete um 50 Euro. Gelingt es Mietright, die zu große Erhöhung abzuwenden, erhält der Prozessfinanzierer eine Provision von 150 Euro. Diese Provision wird allerdings auch fällig, wenn der Vermieter sich auf das erste Anschreiben hin nicht mehr rührt, die Klagefrist verstreichen lässt und sich die Sache so von alleine regelt. Zum Vergleich: Ein Rechtsstreit um 100 Euro Mieterhöhung kostet mindestens 944,86 Euro – für die erste Instanz. Zahlen muss, wer verliert. Hat die Klage des Vermieters teilweise Erfolg, werden die Kosten aufgeteilt. Maßgebend ist das Verhältnis der laut Gericht berechtigten Forderung zur Forderung des Vermieters.
Tipp: Legen Sie das Geld für die vom Vermieter geforderte Mieterhöhung von Anfang an beiseite. Die an Mietright zu zahlende Provision ist dann viel leichter zu verschmerzen.
Nachteil: Im Zweifel defensive Strategie
Kleiner Nachteil bei der Wenigermiete.de-Prozessfinanzierung: Der vom Unternehmen ausgewählte Mieter-Anwalt wird dessen Vorgaben zu beachten haben. Und Mietright dürfte auf einer eher defensiven Taktik bestehen. Das Chance-Risiko-Verhältnis stellt sich für das Unternehmen anders dar als für Mieter, die auf eigene Rechnung vor Gericht ziehen. Rechtsanwälte empfehlen oft, auch rechtlich eher wackelige Punkte zugunsten des Mieters ins Rennen zu schicken. Das bringt Spielraum für Vergleichsverhandlungen, führt aber oft dazu, dass Mieter am Ende einen Teil der Kosten tragen müssen. Mietright hingegen wird wohl eher vorsichtig sein, um möglichst keine Kosten tragen zu müssen. Gut für Wenigermiete.de-Kunden: Das Unternehmen dürfte nach möglichst fähigen Anwälten suchen, um ihre Kunden zu verteidigen. Die Macher hinter dem Portal sind selbst Rechtsanwälte und dürften die Qualität der eingesetzten Anwältinnen und Anwälte besser einschätzen können als Mieter.
Viel Komfort, Abzüge beim Datenschutz
Nichts Neues bei der B-Note fürs Wenigermiete.de-Angebot: Wie schon bei der Mietpreisbrems-Prozessfinanzierung des Unternehmens ist die Benutzung dank übersichtlicher Gestaltung und guter Benutzerführung bequem. Beim Datenschutz allerdings gibt es durch die Benutzung von Google-Analytics, Facebook-Pixel und noch vier weiteren Analyse-Tools erhebliche Abstriche. Andere Online-Anbieter sammeln auf ihren Seiten weniger Daten und liefern bessere Hinweise zum Datenschutz.
Unter dem Strich ein faires Angebot
Die auf Wenigermiete.de angebotene Prozessfinanzierung zur Abwehr von Mieterhöhung ist fair. Hat schon der erste Brief Erfolg, ist sie gemessen am Aufwand ziemlich teuer. Geht der Streit allerdings vor Gericht, ist das Prozesskostenrisiko stets sehr viel höher als die im Erfolgsfall fällige Provision. Dann stehen Preis und Leistung in einem sehr viel günstigeren Verhältnis. Aktuell kennt test.de keine Angebote, die vergleichbar und deshalb für einen Preisvergleich geeignet sind. Klar: Wer Mitglied in einem Mieterverein ist oder Mietrechtsschutz ohne Selbstbeteiligung hat, braucht das Angebot von Wenigermiete.de nicht. Diese Mieter können ohne Angst vor Kosten selbst einen Anwalt beauftragen, der dann so taktiert, wie sie es wollen.
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- Das Online-Portal Conny bietet seinen Kunden an, für sie auf die Mietpreisbremse zu treten – ohne Kostenrisiko. test.de hat das Angebot unter die Lupe genommen.
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- Die Mietpreisbremse funktioniert. test.de liefert eine Anleitung und eine Tabelle mit über 700 Fällen. Gerade hat der Bundesgerichtshof erneut mieterfreundlich geurteilt.
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- Bei Staffelmietverträgen vereinbaren Mieter und Vermieter zukünftige Mieterhöhungen schon im Voraus. test.de sagt, was zulässig ist und was nicht.
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Bei Messengern hat unseren Testern Threema gut gefallen; bei E-Mail-Providern waren in Punkto Datenschutz Mailbox.org und Posteo am besten. Im aktuellen Vergleich von Rechtsberatungsportalen lief bei der Deutsche Anwaltshotline zwar auch Google-Analytics, aber sonst kein weiterer Tracker. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Reaktion; die Frage war aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen verloren gegangen. Ein Kollege hat jetzt auf die offene Frage hingewiesen.
Danke für den Beitrag!
Sie schreiben "Andere Online-Anbieter sammeln auf ihren Seiten weniger Daten und liefern bessere Hinweise zum Datenschutz". Welche anderen Anbieter sind das denn?