
© K. Knoops
Eisliebhaber dürfen sich über sieben gute Produkte im Test freuen. Der Sieger heißt Häagen-Dazs*: Die Eiscreme verzaubert Schokofans mit einer frischen Sahnenote und vielen Raspeln.
Testergebnisse für 20 Schokoladeneis 05/2015
Schon Konfuzius und Kaiser Nero sollen sich Speiseeis gegönnt haben. Zu ihren Zeiten bestand es hauptsächlich aus Schnee. Auch die alten Griechen liebten Eis. Der „Schnee vom Olymp“ galt als „Götterspeise“. Er wurde in Gruben oder Kellern gelagert und mit Honig, Saft oder Wein verfeinert. Die Römer fügten auch Zimt, Feigen, Datteln und Nüsse hinzu.
Rund 2 000 Jahre später sind die Lieblingssorten der Deutschen Schoko, Vanille und Nuss. Wir haben für den Test Schokoladeneis in Haushaltspackungen ausgewählt. Die Preisunterschiede sind enorm: Beim Discounter gibts Schokoeis schon für 1,49 Euro pro Liter. Die gleiche Menge Häagen-Dazs Classics Belgian Chocolate kostet gut 11 Euro. Viele Eisliebhaber sind bereit, diesen Preis zu zahlen – sie bekommen dafür das beste Eis im Test. Häagen-Dazs steht wie schon vor sechs Jahren beim Test von Vanilleeis mit einem guten Qualitätsurteil vorn. Die Schokoladeneiscreme der Edelmarke schafft in der sensorischen Beurteilung eine glatte 1,0. Sie sticht bei der Verkostung mit ihrer frischen Sahnenote und zart schmelzenden Raspeln hervor.
Auch 6 weitere Eismarken sind insgesamt gut. 10 der 20 geprüften Produkte schneiden nur befriedigend ab. Das liegt etwa daran, dass sie geschmacklich nicht überzeugen oder zu viel versprechen. Auf kritische Keimgehalte stießen wir nicht. Unauffällig waren auch die Gehalte an Schadstoffen wie Kadmium aus Kakao oder Mineralöle.
Hinten in der Testtabelle stehen Florida Eis Chocolate und Gelatelli-Schokolade-Premium-Eiskrem von Lidl, die nur ausreichend abschneiden, sowie die Eiscreme von Aldi Süd. Sie gibt Rätsel auf. Ein test-Qualitätsurteil haben wir für sie nicht vergeben (siehe unten: Keine Bewertung für Aldi Süd).
Was ein leckeres Schokoeis ausmacht
Schokoeis ist zum Niederknien lecker, wenn es aromatisch, kräftig nach Schokolade und süß schmeckt. Es fühlt sich im Mund anhaltend cremig, glatt und geschmeidig an. Enthält es Schokoladenstückchen, schmelzen sie zart im Mund – am besten gleichzeitig mit dem Eis.
Neben Häagen-Dazs Belgian Chocolate fielen bei der Verkostung drei Produkte besonders auf: Cremissimo Chocolat, das Bioeis Gildo Rachelli und Magnum Chocolate. Wir zeichneten sie mit einem knappen sehr gut in der sensorischen Beurteilung aus. An den Testsieger Häagen-Dazs reichen sie aber nicht ganz heran.
Raspeln mit Baumwollsaatöl
Ein Manko hat Häagen-Dazs, gesprochen „Hagen Das“, allerdings: die unklaren Angaben auf Becher und Deckel. Auf beidem sind Schokoraspeln neben dem Schriftzug „Belgian Chocolate“ zu sehen, vor der Liste der Zutaten steht „mit belgischer Schokolade (22 %)“. Von den 22 Prozent ist etwa die Hälfte verflüssigt in die Eiscreme eingerührt, der Rest steckt in den Raspeln – so die Schätzung auf Basis unserer Analysen. Doch die Raspeln enthalten unter anderem Baumwollsaatöl, das laut Kakaoverordnung für Schokolade nicht erlaubt ist. Die Raspeln sind rechtlich gesehen also keine Schokolade, sondern nur eine schokoladenhaltige Zubereitung.
Was unter belgischer Schokolade zu verstehen ist, ist übrigens nicht definiert. Spezielle Qualitätskriterien dafür gibt es nicht – auch wenn viele aufgrund der Schokotradition der Belgier hohe Qualität damit verbinden.
Trocken-pulvrige Schokostückchen
Negativ fiel auf, wenn das Eis am Gaumen keinen bleibenden Eindruck hinterließ. Schnell schmelzend, im Mund dünn und leicht stumpf, kein Geschmack nach Schokolade, sondern nur nach Kakaopulver, aromaarm, nur noch süß – so ein Eis ist keine Sünde wert. Selbst reichlich Schokostückchen sind keine Garantie für vollen Genuss: Wenn sie sich wie zum Beispiel bei den Eiscremes von Netto Marken-Discount und Lidl im Mund trocken-pulvrig anfühlen und einfach nicht schmelzen wollen, sind sie alles andere als eine Bereicherung.
Florida nur mit Kakao

Zu viel versprochen. Auf dem Becher von Florida Eis steht „mit Schokolade“. Laut Zutatenliste und Analyse ist aber nur Kakao enthalten. © Stiftung Warentest
Prinzipiell muss Schokoeis keine Schokolade enthalten, Kakao reicht. Die Leitsätze für Speiseeis machen für Schokoladeneis keine Vorgaben.
Lobt ein Hersteller aber Schokoladenstückchen aus oder steht wie bei Florida „mit Schokolade“ auf der Verpackung, so muss sie auch drin sein. Die Zutatenliste von Florida führt aber nur Kakao auf. Auch die Laboranalysen lassen nicht auf Schokolade schließen. Dabei sind Stücke einer Tafel auf der Verpackung abgebildet. Insgesamt schneidet das Milcheis von Florida nur ausreichend ab.
Maßgeblich für den Geschmack eines Schokoeises sind Sorte, Qualität und Menge des Kakaos. Daneben beeinflussen Schlagsahne, Sahne, Butter und Milch den Geschmack. Die meisten Produkte im Test enthalten ausschließlich Kakaobutter und Milchfett als Fett in der Eismasse. Fünf setzen hauptsächlich Kokosfett ein, Eismann und Botterbloom nur Kokosfett. Ihr Eis enthält gar kein Milchfett. Für die Anbieter ist Kokosfett vor allem preisgünstiger, außerdem neutral im Geschmack.
Tipp: Wenn Sie Wert auf Eis mit viel Milch oder Sahne legen, kaufen Sie Milcheis oder Eiscreme (Eis ist nicht gleich Eiscreme). Je weiter vorn in der Zutatenliste Butterreinfett, Sahne und Vollmilch stehen, desto mehr ist drin. Entrahmte Milch und Molkenerzeugnis enthalten kein Milchfett.
Wenig Luft in festem Eis
Die Eismasse ist bei fast allen Produkten mit Luft aufgeschlagen. Das passiert im Freezer, in dem das Eis gerührt und gefroren wird. Der Aufschlag beeinflusst die Textur, wie cremig ein Eis ist, wie schnell es im Mund zergeht. Je weniger Luftaufschlag, desto fester und schlechter portionierbar ist es. Gildo Rachelli, Häagen-Dazs, Roggenkamp und Florida Eis sind so fest, dass sie vor dem Servieren etwa 5 bis 15 Minuten antauen sollten.
Magnum mit viel Zucker
Mit Süße geizen Eishersteller nicht. Neben Zucker verwenden sie oft auch Glukosesirup. Bioanbieter setzen etwa Rohrzucker und Manioksirup ein. Zuckerreichstes Eis im Test ist Magnum. 100 Gramm enthalten rund 28 Gramm Zucker. Das ist mehr als die Weltgesundheitsorganisation, WHO, als strenge Obergrenze für einen durchschnittlichen Erwachsenen pro Tag ansetzt: 25 Gramm. Am wenigsten Zucker enthält die Eiscreme Gut & Günstig von Edeka mit 20 Gramm pro 100 Gramm.
Zucker, aber auch Fett bestimmen hauptsächlich den Brennwert. Am fettreichsten sind Roggenkamp und Häagen-Dazs. Diese Eiscremes enthalten vergleichsweise viel Schokolade sowie Schlagsahne oder Sahne. Sie kommen auf die höchsten Kaloriengehalte. Häagen-Dazs etwa bringt 318 Kilokalorien pro 100 Gramm mit sich. Umgerechnet auf zwei Kugeln à 50 Milliliter macht das 273 Kilokalorien. Diese Kalorienbombe bietet vollen Genuss und ist ab und zu eine Sünde wert. Das relativ fettarme Botterbloom-Eis ohne Schokolade liefert mit zwei Kugeln zwar nur 88 Kilokalorien, ist geschmacklich aber keine Sensation.
Vanille oder nicht?
Die wenigsten Anbieter fügen ihrem Schokoeis Aroma hinzu. Einige verwenden „natürliches (Bourbon-)Vanillearoma“ zum Abrunden des Geschmacks. Das hochwertige Aroma aus der Vanilleschote ist laut Aromenanalyse bei Häagen-Dazs und Florida auch enthalten, nicht jedoch bei Lidl. Die Prüfer wiesen Hauptaromastoffe der Vanille wie Vanillin nur in so geringen Mengen nach, wie sie von Natur aus auch in Kakao vorkommen. Charakteristische Begleitstoffe aus der Vanilleschote fehlten.
Roggenkamp Organics deklariert „Vanille“ im Schokoladenanteil. Gildo Rachelli lobt „Vanillepulver“ in der Schmelzschokolade aus. In beiden Bioprodukten ließ sich im Labor keine Spur von Vanille nachweisen. Sie schneiden in der Deklaration wie das Lidl-Schokoeis nur ausreichend ab.
Keine Bewertung für Aldi Süd
Die Grandessa-Eiscreme von Aldi Süd wirft Fragen auf. Hersteller Ysco peppt sie laut Zutatenverzeichnis mit „natürlichem Schokoladenaroma mit anderen natürlichen Aromen“ auf. Gemäß europäischer Aromenverordnung muss „natürliches“ Schokoladenaroma einen Extrakt aus Schokolade enthalten. Auffällig bei Grandessa ist jedoch ein erhöhter Gehalt an Trimethylpyrazin. Dieser Aromastoff entsteht auch bei der Kakaoherstellung. Daher ist er in allen getesteten Eismarken enthalten – allerdings in deutlich geringeren Mengen als in Grandessa. Aus dem hohen Gehalt schließen wir, dass der Aromastoff zugesetzt wurde.
Wir haben nachgefragt. Aldi Süd antwortete zunächst, natürliches Trimethylpyrazin werde aus Kartoffeln gewonnen. In einem späteren Schreiben nahm Aldi Süd dies zurück: Es habe „sich leider um einen Übersetzungsfehler“ gehandelt.
Laut Aldi Süd liegen dem Lieferanten Ysco „alle relevanten Daten des Patents zur Herstellung des natürlichen Trimethylpyrazins“ vor. Diese Daten könne man uns „jedoch aus Gründen strengster Geheimhaltung nicht weitergeben“.
Wir haben in Patentdatenbanken und in der Fachliteratur gesucht. Einen Beleg für ein Verfahren, mit dem sich Trimethylpyrazin als natürlicher Aromastoff im Sinne der geltenden Aromenverordnung gewinnen lässt, fanden wir nicht.
Außerdem haben wir in der Eiscreme Vanillin in deutlicher Menge nachgewiesen. In der Zutatenliste verbirgt es sich unter der Bezeichnung „mit anderen natürlichen Aromen“. Aldi Süd erklärt den Ausgangsstoff so: Es handele sich um eine „Mischung aus Vanilleschoten und Ferulasäure (Ursprung: Reis)“. An dieser Darstellung haben wir Zweifel, denn die typischen Begleitkomponenten der Vanilleschoten waren nicht nachweisbar.
Wir können weder nachvollziehen noch im Labor nachweisen, wie und woraus das „natürliche Schokoladenaroma mit anderen natürlichen Aromen“ hergestellt wurde. Deshalb haben wir die Deklaration nicht bewertet und kein test-Qualitätsurteil vergeben.
Aldi Süd lässt seine Eigenmarke übrigens von mehreren Herstellern produzieren. Der Kunde findet die Firma auf der Packung – auch die Unterschiede: Während Ysco der Grandessa-Eiscreme Aromen zusetzt, kommt Aldi-Lieferant R&R Ice Cream ohne aus.
Für kräftigen Schokogeschmack ist Schokoladenaroma ohnehin unnötig. Auch wer Schokoeis selbst macht, braucht kein Extra-Aroma zuzusetzen – und keinen Schnee wie noch in der Antike. Allein Schokolade, Milch, Schmand, Sahne, Zucker und Eier sorgen für Genuss Schokoeis selbst machen.
*) Schreibfehler korrigiert am 28.4.2015.
-
- Die Stiftung Warentest hat Frucht- und Wassereis getestet. Viele der 25 Produkte sind aromatisiert, echte Frucht bieten nur wenige. Und wahre Zuckerbomben gibts auch.
-
- Vanille ist eines der teuersten Gewürze der Welt und für Bauern in Madagaskar Fluch und Segen zugleich. 80 Prozent der weltweiten Vanille-Produktion stammen von der...
-
- Schokolade hat eine Menge Kalorien, egal welche Sorte. Dunkle Schokolade gilt als gesünder als helle – aber stimmt das auch? Wie sieht es mit Fett und Zucker aus? Wie...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@Letzter Kommentar Siftung Warentest:
Dann wäre es doch toll, wenn Sie neben den Angaben zu Preis/Liter auch zusätzlich noch das Gewicht und auch den Preis/Gewicht parallel dazu angeben. Ich denke so wäre jeder zufrieden. Diejenigen, die die Luft-Verkäufer ausfiltern wollen, können dies dann anhand der Angaben (manuell) tun.
Optimaler Kompromiss oder? :)
@akeese: Es ist richtig, dass die Preise von Eis aufgrund des unterschiedlichen Lufteinschlags nicht an Hand der Literangabe vergleichbar sind. Die Literangabe ist jedoch verpflichtend vorgeschrieben. Vielfach wird auf freiwilliger Basis auchdas Gewicht angegeben. Der Einschlag von Luft macht das Eis cremiger. Und: Eis kauft und genießt man nun mal in Volumeneinheiten z.B. in Eiskugeln und nicht nach Gewicht, daher haben auch wir den Preis nicht aufs Kilo sondern auf den Liter bezogen. (bp)
Ich finde es schade, dass Sie die mittleren Preise auf das Volumen und nicht auf das Gewicht beziehen. Das lässt ein eher festes Eis wie Häagen-Dasz teurer erscheinen, als es ist. Heute bestehen sehr viele deutsche "Premium"-Eiscremes - bezogen auf das Volumen - fast zur Hälfte aus Luft. Das relativiert die Kosten. Wir kaufen jedenfalls lieber ein gutes Eis als Luft.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Diese sog. „Anfeindungen“ sind eine nachvollziehbare Reaktion auf Ihre haarsträubenden Veröffentlichungen: „Häagen-Dasz hat richtig deklariert“ (!) vs. „Doch die Raspeln enthalten unter anderem Baumwollsaatöl, das laut Kakaoverordnung für Schokolade nicht erlaubt ist. Die Raspeln sind rechtlich gesehen also keine Schokolade, sondern nur eine schokoladenhaltige Zubereitung.“
Zuerst führt der Hersteller in die Irre, dann die Stiftung und schließlich missbraucht der Hersteller das „test“-Urteil für seine Zwecke.