Schokoladen­eis im Test Von sündhaft gut bis enttäuschend

32
Schokoladen­eis im Test - Von sündhaft gut bis enttäuschend

© K. Knoops

Eislieb­haber dürfen sich über sieben gute Produkte im Test freuen. Der Sieger heißt Häagen-Dazs*: Die Eiscreme verzaubert Schokofans mit einer frischen Sahnenote und vielen Raspeln.

Schokoladen­eis im Test Testergebnisse für 20 Schokoladeneis 05/2015

Schon Konfuzius und Kaiser Nero sollen sich Speise­eis gegönnt haben. Zu ihren Zeiten bestand es haupt­sächlich aus Schnee. Auch die alten Griechen liebten Eis. Der „Schnee vom Olymp“ galt als „Götterspeise“. Er wurde in Gruben oder Kellern gelagert und mit Honig, Saft oder Wein verfeinert. Die Römer fügten auch Zimt, Feigen, Datteln und Nüsse hinzu.

Rund 2 000 Jahre später sind die Lieblings­sorten der Deutschen Schoko, Vanille und Nuss. Wir haben für den Test Schokoladen­eis in Haus­halts­packungen ausgewählt. Die Preis­unterschiede sind enorm: Beim Discounter gibts Schokoeis schon für 1,49 Euro pro Liter. Die gleiche Menge Häagen-Dazs Classics Belgian Chocolate kostet gut 11 Euro. Viele Eislieb­haber sind bereit, diesen Preis zu zahlen – sie bekommen dafür das beste Eis im Test. Häagen-Dazs steht wie schon vor sechs Jahren beim Test von Vanille­eis mit einem guten Qualitäts­urteil vorn. Die Schokoladen­eiscreme der Edelmarke schafft in der sensorischen Beur­teilung eine glatte 1,0. Sie sticht bei der Verkostung mit ihrer frischen Sahnenote und zart schmelzenden Raspeln hervor.

Auch 6 weitere Eismarken sind insgesamt gut. 10 der 20 geprüften Produkte schneiden nur befriedigend ab. Das liegt etwa daran, dass sie geschmack­lich nicht über­zeugen oder zu viel versprechen. Auf kritische Keim­gehalte stießen wir nicht. Unauffäl­lig waren auch die Gehalte an Schad­stoffen wie Kadmium aus Kakao oder Mineralöle.

Hinten in der Test­tabelle stehen Florida Eis Chocolate und Gelatelli-Schokolade-Premium-Eiskrem von Lidl, die nur ausreichend abschneiden, sowie die Eiscreme von Aldi Süd. Sie gibt Rätsel auf. Ein test-Qualitäts­urteil haben wir für sie nicht vergeben (siehe unten: Keine Bewertung für Aldi Süd).

Was ein leckeres Schokoeis ausmacht

Schokoeis ist zum Nieder­knien lecker, wenn es aromatisch, kräftig nach Schokolade und süß schmeckt. Es fühlt sich im Mund anhaltend cremig, glatt und geschmeidig an. Enthält es Schoko­laden­stück­chen, schmelzen sie zart im Mund – am besten gleich­zeitig mit dem Eis.

Neben Häagen-Dazs Belgian Chocolate fielen bei der Verkostung drei Produkte besonders auf: Cremissimo Chocolat, das Bioeis Gildo Rachelli und Magnum Chocolate. Wir zeichneten sie mit einem knappen sehr gut in der sensorischen Beur­teilung aus. An den Testsieger Häagen-Dazs reichen sie aber nicht ganz heran.

Raspeln mit Baumwoll­saatöl

Ein Manko hat Häagen-Dazs, gesprochen „Hagen Das“, allerdings: die unklaren Angaben auf Becher und Deckel. Auf beidem sind Schokoraspeln neben dem Schrift­zug „Belgian Chocolate“ zu sehen, vor der Liste der Zutaten steht „mit belgischer Schokolade (22 %)“. Von den 22 Prozent ist etwa die Hälfte verflüssigt in die Eiscreme einge­rührt, der Rest steckt in den Raspeln – so die Schät­zung auf Basis unserer Analysen. Doch die Raspeln enthalten unter anderem Baumwoll­saatöl, das laut Kakao­ver­ordnung für Schokolade nicht erlaubt ist. Die Raspeln sind recht­lich gesehen also keine Schokolade, sondern nur eine schoko­laden­haltige Zubereitung.

Was unter belgischer Schokolade zu verstehen ist, ist übrigens nicht definiert. Spezielle Qualitäts­kriterien dafür gibt es nicht – auch wenn viele aufgrund der Schokotradition der Belgier hohe Qualität damit verbinden.

Trocken-pulv­rige Scho­kostück­chen

Negativ fiel auf, wenn das Eis am Gaumen keinen bleibenden Eindruck hinterließ. Schnell schmelzend, im Mund dünn und leicht stumpf, kein Geschmack nach Schokolade, sondern nur nach Kakao­pulver, aromaarm, nur noch süß – so ein Eis ist keine Sünde wert. Selbst reichlich Scho­kostück­chen sind keine Garantie für vollen Genuss: Wenn sie sich wie zum Beispiel bei den Eiscremes von Netto Marken-Discount und Lidl im Mund trocken-pulv­rig anfühlen und einfach nicht schmelzen wollen, sind sie alles andere als eine Bereicherung.

Florida nur mit Kakao

Schokoladen­eis im Test - Von sündhaft gut bis enttäuschend

Zu viel versprochen. Auf dem Becher von Florida Eis steht „mit Schokolade“. Laut Zutaten­liste und Analyse ist aber nur Kakao enthalten. © Stiftung Warentest

Prinzipiell muss Schokoeis keine Schokolade enthalten, Kakao reicht. Die Leitsätze für Speise­eis machen für Schokoladen­eis keine Vorgaben.

Lobt ein Hersteller aber Schoko­laden­stück­chen aus oder steht wie bei Florida „mit Schokolade“ auf der Verpackung, so muss sie auch drin sein. Die Zutaten­liste von Florida führt aber nur Kakao auf. Auch die Labor­analysen lassen nicht auf Schokolade schließen. Dabei sind Stücke einer Tafel auf der Verpackung abge­bildet. Insgesamt schneidet das Milch­eis von Florida nur ausreichend ab.

Maßgeblich für den Geschmack eines Schokoeises sind Sorte, Qualität und Menge des Kakaos. Daneben beein­flussen Schlagsahne, Sahne, Butter und Milch den Geschmack. Die meisten Produkte im Test enthalten ausschließ­lich Kakao­butter und Milch­fett als Fett in der Eismasse. Fünf setzen haupt­sächlich Kokos­fett ein, Eismann und Botterbloom nur Kokos­fett. Ihr Eis enthält gar kein Milch­fett. Für die Anbieter ist Kokos­fett vor allem preisgüns­tiger, außerdem neutral im Geschmack.

Tipp: Wenn Sie Wert auf Eis mit viel Milch oder Sahne legen, kaufen Sie Milch­eis oder Eiscreme (Eis ist nicht gleich Eiscreme). Je weiter vorn in der Zutaten­liste Butterr­einfett, Sahne und Voll­milch stehen, desto mehr ist drin. Entrahmte Milch und Molken­erzeugnis enthalten kein Milch­fett.

Wenig Luft in festem Eis

Die Eismasse ist bei fast allen Produkten mit Luft aufgeschlagen. Das passiert im Freezer, in dem das Eis gerührt und gefroren wird. Der Aufschlag beein­flusst die Textur, wie cremig ein Eis ist, wie schnell es im Mund zergeht. Je weniger Luft­aufschlag, desto fester und schlechter portionier­bar ist es. Gildo Rachelli, Häagen-Dazs, Roggenkamp und Florida Eis sind so fest, dass sie vor dem Servieren etwa 5 bis 15 Minuten antauen sollten.

Magnum mit viel Zucker

Mit Süße geizen Eishersteller nicht. Neben Zucker verwenden sie oft auch Glukosesirup. Bioanbieter setzen etwa Rohr­zucker und Manioksirup ein. Zucker­reichstes Eis im Test ist Magnum. 100 Gramm enthalten rund 28 Gramm Zucker. Das ist mehr als die Welt­gesund­heits­organisation, WHO, als strenge Ober­grenze für einen durch­schnitt­lichen Erwachsenen pro Tag ansetzt: 25 Gramm. Am wenigsten Zucker enthält die Eiscreme Gut & Günstig von Edeka mit 20 Gramm pro 100 Gramm.

Zucker, aber auch Fett bestimmen haupt­sächlich den Brenn­wert. Am fett­reichsten sind Roggenkamp und Häagen-Dazs. Diese Eiscremes enthalten vergleichs­weise viel Schokolade sowie Schlagsahne oder Sahne. Sie kommen auf die höchsten Kalorien­gehalte. Häagen-Dazs etwa bringt 318 Kilokalorien pro 100 Gramm mit sich. Umge­rechnet auf zwei Kugeln à 50 Milliliter macht das 273 Kilokalorien. Diese Kalorienbombe bietet vollen Genuss und ist ab und zu eine Sünde wert. Das relativ fett­arme Botterbloom-Eis ohne Schokolade liefert mit zwei Kugeln zwar nur 88 Kilokalorien, ist geschmack­lich aber keine Sensation.

Vanille oder nicht?

Die wenigsten Anbieter fügen ihrem Schokoeis Aroma hinzu. Einige verwenden „natürliches (Bourbon-)Vanillearoma“ zum Abrunden des Geschmacks. Das hoch­wertige Aroma aus der Vanilleschote ist laut Aromen­analyse bei Häagen-Dazs und Florida auch enthalten, nicht jedoch bei Lidl. Die Prüfer wiesen Hauptaroma­stoffe der Vanille wie Vanillin nur in so geringen Mengen nach, wie sie von Natur aus auch in Kakao vorkommen. Charakteristische Begleit­stoffe aus der Vanilleschote fehlten.

Roggenkamp Organ­ics deklariert „Vanille“ im Schoko­laden­anteil. Gildo Rachelli lobt „Vanillepulver“ in der Schmelz­schokolade aus. In beiden Bioprodukten ließ sich im Labor keine Spur von Vanille nach­weisen. Sie schneiden in der Deklaration wie das Lidl-Schokoeis nur ausreichend ab.

Keine Bewertung für Aldi Süd

Die Grandessa-Eiscreme von Aldi Süd wirft Fragen auf. Hersteller Ysco peppt sie laut Zutaten­verzeichnis mit „natürlichem Schoko­laden­aroma mit anderen natürlichen Aromen“ auf. Gemäß europäischer Aromen­ver­ordnung muss „natürliches“ Schoko­laden­aroma einen Extrakt aus Schokolade enthalten. Auffällig bei Grandessa ist jedoch ein erhöhter Gehalt an Trimethylpyrazin. Dieser Aroma­stoff entsteht auch bei der Kakao­herstellung. Daher ist er in allen getesteten Eismarken enthalten – allerdings in deutlich geringeren Mengen als in Grandessa. Aus dem hohen Gehalt schließen wir, dass der Aroma­stoff zugesetzt wurde.

Wir haben nachgefragt. Aldi Süd antwortete zunächst, natürliches Trimethylpyrazin werde aus Kartoffeln gewonnen. In einem späteren Schreiben nahm Aldi Süd dies zurück: Es habe „sich leider um einen Über­setzungs­fehler“ gehandelt.

Laut Aldi Süd liegen dem Lieferanten Ysco „alle relevanten Daten des Patents zur Herstellung des natürlichen Trimethylpyrazins“ vor. Diese Daten könne man uns „jedoch aus Gründen strengster Geheimhaltung nicht weitergeben“.

Wir haben in Patent­daten­banken und in der Fach­literatur gesucht. Einen Beleg für ein Verfahren, mit dem sich Trimethylpyrazin als natürlicher Aroma­stoff im Sinne der geltenden Aromen­ver­ordnung gewinnen lässt, fanden wir nicht.

Außerdem haben wir in der Eiscreme Vanillin in deutlicher Menge nachgewiesen. In der Zutaten­liste verbirgt es sich unter der Bezeichnung „mit anderen natürlichen Aromen“. Aldi Süd erklärt den Ausgangs­stoff so: Es handele sich um eine „Mischung aus Vanilleschoten und Ferulasäure (Ursprung: Reis)“. An dieser Darstellung haben wir Zweifel, denn die typischen Begleit­komponenten der Vanilleschoten waren nicht nach­weisbar.

Wir können weder nach­voll­ziehen noch im Labor nach­weisen, wie und woraus das „natürliche Schoko­laden­aroma mit anderen natürlichen Aromen“ hergestellt wurde. Deshalb haben wir die Deklaration nicht bewertet und kein test-Qualitäts­urteil vergeben.

Aldi Süd lässt seine Eigenmarke übrigens von mehreren Herstel­lern produzieren. Der Kunde findet die Firma auf der Packung – auch die Unterschiede: Während Ysco der Grandessa-Eiscreme Aromen zusetzt, kommt Aldi-Lieferant R&R Ice Cream ohne aus.

Für kräftigen Schoko­geschmack ist Schoko­laden­aroma ohnehin unnötig. Auch wer Schokoeis selbst macht, braucht kein Extra-Aroma zuzu­setzen – und keinen Schnee wie noch in der Antike. Allein Schokolade, Milch, Schmand, Sahne, Zucker und Eier sorgen für Genuss Schokoeis selbst machen.

*) Schreib­fehler korrigiert am 28.4.2015.

32

Mehr zum Thema

32 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

ronnie.coleman am 19.06.2017 um 20:23 Uhr
Gewicht statt Volumen

@Letzter Kommentar Siftung Warentest:
Dann wäre es doch toll, wenn Sie neben den Angaben zu Preis/Liter auch zusätzlich noch das Gewicht und auch den Preis/Gewicht parallel dazu angeben. Ich denke so wäre jeder zufrieden. Diejenigen, die die Luft-Verkäufer ausfiltern wollen, können dies dann anhand der Angaben (manuell) tun.
Optimaler Kompromiss oder? :)

Profilbild Stiftung_Warentest am 02.11.2015 um 15:59 Uhr
Preis nicht auf Kilo sondern auf Liter bezogen

@akeese: Es ist richtig, dass die Preise von Eis aufgrund des unterschiedlichen Lufteinschlags nicht an Hand der Literangabe vergleichbar sind. Die Literangabe ist jedoch verpflichtend vorgeschrieben. Vielfach wird auf freiwilliger Basis auchdas Gewicht angegeben. Der Einschlag von Luft macht das Eis cremiger. Und: Eis kauft und genießt man nun mal in Volumeneinheiten z.B. in Eiskugeln und nicht nach Gewicht, daher haben auch wir den Preis nicht aufs Kilo sondern auf den Liter bezogen. (bp)

akeese am 02.11.2015 um 12:28 Uhr
Mittleren Preise je Gewicht / nicht Volumen

Ich finde es schade, dass Sie die mittleren Preise auf das Volumen und nicht auf das Gewicht beziehen. Das lässt ein eher festes Eis wie Häagen-Dasz teurer erscheinen, als es ist. Heute bestehen sehr viele deutsche "Premium"-Eiscremes - bezogen auf das Volumen - fast zur Hälfte aus Luft. Das relativiert die Kosten. Wir kaufen jedenfalls lieber ein gutes Eis als Luft.

RAINBOW am 06.06.2015 um 16:39 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung

klarundwahr am 01.06.2015 um 21:03 Uhr
@BP: Um Kopf und Kragen

Diese sog. „Anfeindungen“ sind eine nachvollziehbare Reaktion auf Ihre haarsträubenden Veröffentlichungen: „Häagen-Dasz hat richtig deklariert“ (!) vs. „Doch die Raspeln enthalten unter anderem Baumwollsaatöl, das laut Kakaoverordnung für Schokolade nicht erlaubt ist. Die Raspeln sind rechtlich gesehen also keine Schokolade, sondern nur eine schokoladenhaltige Zubereitung.“
Zuerst führt der Hersteller in die Irre, dann die Stiftung und schließlich missbraucht der Hersteller das „test“-Urteil für seine Zwecke.