Auf 15 von 26 Nussschokoladen im Test stehen Fairtrade- oder Nachhaltigkeits-Label. Sie versprechen, dass beim Kakaoanbau soziale und oft auch ökologische Standards eingehalten werden. Die Label unterscheiden sich in ihren Anforderungen. „Über Erfolge und Grenzen der jeweiligen Standards wurde aber bislang noch wenig geforscht“, sagt Friedel Hütz-Adams vom Institut für Ökonomie und Ökumene Südwind. Jedes Siegel habe seine Stärken und Schwächen. test.de gibt einen Überblick über deren Grundsätze.
Labels mit verschiedenen Schwerpunkten

Fair Trade: Das internationale Siegel für fair gehandelte Waren aus Afrika, Lateinamerika und Asien steht vor allem für soziales Engagement. Die Bauern und Landarbeiter sollen für ihre Ernte fair bezahlt werden. Das umfasst etwa einen garantierten Mindestpreis, langfristige Geschäftsbeziehungen und Prämien für soziale Maßnahmen wie Schulbildung. Der Dachverband Fairtrade International (FLO) definiert die Standards für den Kakaoanbau. Dazu gehört unter anderem, dass sich Kleinbauern zu demokratisch organisierten Kooperativen zusammenschließen sollen und Arbeiter auf Plantagen Tarife, Versammlungsfreiheit, Arbeitsschutz und medizinische Betreuung zugesichert bekommen. Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten, regelmäßige Kontrollen vorgeschrieben. Die Lieferkette der Produkte soll rückverfolgbar sein. In Deutschland vergibt der Verein Transfair das Siegel. Zusammengesetzte Lebensmittel wie Schokolade müssen soweit wie möglich aus fair gehandelten Zutaten bestehen. Das alles schlägt sich auf den Preis nieder: Die drei Fairtrade-Nussschokoladen im Test kosten zwischen 1,99 und 2,99 Euro und zählen damit zu den teuersten im Test. Traditionell gibt es Fairtrade in Eine-Welt-Läden und im Biohandel, zunehmend aber auch im konventionellen Einzelhandel. Viele Fairtrade-Produkte tragen noch das Biosiegel, aber diese Kombination ist nicht vorgeschrieben.

Utz certified: Es handelt sich um ein Nachhaltigkeitsprogramm für Kaffee, Tee und Kakao, das große Hersteller, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen 2002 ins Leben gerufen haben. Das Programm betreibt eine gleichnamige Stiftung in Amsterdam, der Name bedeutet in der Maya-Sprache „gut“. Utz certified trägt sich durch Spenden und Verwaltungsgebühren, zum Teil auch durch Fördergelder der Europäischen Union. Das Hauptziel: Die Landwirte sollen produktiver, effizienter und nachhaltiger arbeiten, um mehr Ware zu besseren Preisen verkaufen zu können. So sollen etwa das Kakaovolumen für den Markt und damit der Lebensstandard der Kakaobauern und Arbeiter steigen. Die sozialen und ökologischen Standards richten sich nach international anerkannten Kriterien wie der ISEAL. Landwirte können kostenlos am Programm teilnehmen, heißt es. Sie sollen Prämien für ihre Ernte erhalten. Unabhängige Zertifizierer sollen bestätigen, dass Landwirte die Utz-Certified-Normen erfüllen. Utz certified spricht sich gegen ausbeuterische Kinder- und Zwangsarbeit aus. Die Arbeiter dürfen sich gewerkschaftlich organisieren. Produkte mit Utz-Label müssen nicht zu 100 Prozent den zertifizierten Rohstoff enthalten. Auf den Preis der Schokolade schlägt es sich nicht unbedingt nieder, wenn der Anbieter Utz-certified-Kakao bezieht. Die elf Nussschokoladen im Test mit dem Utz-Label zählen zu den preiswerteren im Test – sie kosten zwischen 39 und 79 Cent.

Rainforest Alliance: Die Naturschutzorganisation aus den USA will den Regenwald und andere Ökosysteme erhalten. Rainforest Alliance zählt neben Fairtrade und Utz certified zu den drei großen Zertifizierern von nachhaltigem Kakao. Das Siegel steht zwar auf keiner Nussschokolade im Test, aber einige Anbieter kooperieren eigenen Aussagen nach mit der Organisation. Seit 2006 trainiert Rainforest Alliance Kakaobauern, damit sie produktiver und ressourcenschonender arbeiten. Einen Mindestpreis und Prämien zahlt Rainforest Alliance nicht. Die Bauern sollen den zertifizierten Kakao zu einem höheren Preis verkaufen können, um ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Einmal im Jahr sollen Kontrollen stattfinden. Die sozialen und ökologischen Standards richten sich nach international anerkannten Kriterien wie der ISEAL. Rainforest Alliance erklärt, dass unter seinem Siegel zertifizierte Produkte rückverfolgbar seien. Ausbeuterische Kinderarbeit werde verurteilt. Es gibt zwei verschiedene Rainforest-Alliance-Labels: Das eine steht dafür, dass 100 Prozent der Zutaten zertifiziert sind. Das andere weist darauf hin, dass 30 bis 90 Prozent der Zutaten zertifiziert sind.

Naturland Fair: Der ökologische Anbauverband Naturland hat das Label für seine Mitglieder als Ergänzung zum Naturland-Bio-Label eingeführt. Naturland Fair verspricht Lebensmittelerzeugern in seinen Richtlinien langfristige Geschäftsbeziehungen und einen angemessenen Gewinn. Auch vorgesehen: eine Prämie für Sozial-, Bildungs-, Gesundheits- und Umweltmaßnahmen oder einfach nur ein höheres Einkommen. Naturland Fair kooperiert mit dem Fairtrade-Handelshaus Gepa und überträgt die fairen Kriterien auch auf Deutschland, etwa auf die Milchwirtschaft. Bei Schokolade mit dem Naturland-Fair-Logo müssen die Zutaten soweit wie möglich aus fairem Handel stammen und ihr Anteil gekennzeichnet sein. Im Test von Nussschokolade findet sich das Naturland-Fair-Label nur bei Gepa. Mit einem Preis von 1,99 Euro zählt sie zu den teuersten im Test.

Rapunzel Hand in Hand Fairtrade: Die Firma Rapunzel vergibt ihr Logo für fairen Handel nur in Kombination mit dem Bio-Siegel. Die Zutaten müssen den Richtlinien nach zu mindestens 50 Prozent von Hand-in-Hand-Lieferanten stammen, zu denen Rapunzel in der Regel direkten Kontakt hält. Die Preise, die die Bauern für ihre Waren erhalten, sollen über dem durchschnittlichen konventionellen Marktpreis liegen. Auch Prämien sind vorgesehen. Hand-in-Hand-Kriterien orientieren sich unter anderem an den Leitlinien für Soziale Gerechtigkeit der International federation of organic agriculture movements sowie Social Accountability International. Die Einhaltung der Kriterien wird alle zwei Jahre vor Ort überprüft. Produkte mit Rapunzel Hand-in-Hand Fairtrade gibt es nur im Naturkosthandel. Im Test trägt Rapunzel Krachnuss das Siegel, die Nussschokolade zählt mit 1,79 Euro pro Tafel zu den eher teuren.

Pro Planet: Das Logo des Handelsunternehmens Rewe steht auf der Nussschokolade von Rewe und Penny. Schokolade mit dem Pro-Planet-Label enthält nach Angaben von Rewe Kakao, der entweder nach den Standards von UTZ oder Fairtrade zertifiziert wurde.

Bio: Seit 2012 muss dieses Biosiegel auf allen Biolebensmitteln stehen. Es steht dafür, dass die Vorgaben der EU-Ökoverordnung eingehalten wurden. Angaben über soziale Standards für die Menschen, die Biolebensmittel herstellen, finden sich darin aber nicht. Die Verordnung schreibt aber unter anderem vor, dass mindestens 95 Prozent der landwirtschaftlich erzeugten Inhaltsstoffe aus biologisch kontrollierter Produktion stammen müssen. Dort sind unter anderem chemisch-synthetische Pestizide, mineralischer Stickstoffdünger, gentechnisch veränderte Organismen und ihre Erzeugnisse tabu. Wenn Bioprodukte wie Kakao aus Afrika, Lateinamerika oder Asien importiert werden, müssen sie dort nach den Bedingungen der EU-Ökoverordnung angebaut und verarbeitet worden sein. Jährliche Kontrollen sind Pflicht. Sechs Nussschokoladen im Test tragen das Biosiegel. Sie kosten zwischen 1,29 und 2,99 Euro pro 100 Gramm.
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Finde ich super, dass es solche Artikel gibt!
Dazu erschien vor Kurzem auch auf der Schokoladen-Webseite Chclt.net ein interessanter Artikel. Die Geschäftsführerin einer Fairtrade-Schokoladenfirma vertrat dort die Stellung, dass die 'fairsten' Bedingungen gar nicht mit Fairtrade-Siegeln, sondern in direkter Zusammenarbeit mit den Bauern, im Idealfall sogar vor Ort erzielt werden. Aber für 39 Cent sind solche Schokoladen sicher nicht erhältlich.