Schnittrosen

Umwelt- und Sozialverantwortung: Dornenreiche Ernte

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Mehrere Initiativen setzen sich für ökologische und soziale Standards auf den weltweiten Blumenfarmen ein.

Kenia, Ecuador, Kolumbien – Rosen, die in Deutschlands Vasen landen, kommen oft von weit her. Vier von fünf Schnittblumen werden importiert, meist über große Blumenbörsen in den Niederlanden. Die dort gehandelte Ware stammt zum größten Teil aus tropischen Ländern, vor allem im Winter. Denn rund um den Äquator gedeihen Schnittblumen wegen des günstigen Klimas zu jeder Jahreszeit, ohne Gewächshäuser aufwendig heizen und beleuchten zu müssen.

Schmutziges Geschäft

Der globalisierte Blumenmarkt hat Schattenseiten: Hungerlöhne, Unterdrückung von Gewerkschaften, Gesundheitsgefahren durch massiven Pestizideinsatz – die Arbeitsbedingungen der meist weiblichen Beschäftigen auf den südlichen Blumenfarmen sind häufig desolat. Angestellte klagen über Asthma, Hautreizungen, Fehlgeburten und Missbildungen bei Babys. Auch Umweltschutz ist vielerorts ein Fremdwort. Das internationale Blumengeschäft ist oft ein schmutziges. Wer sich gegen Ausbeutung und Missbrauch wehrt, muss um seinen Job fürchten – mitunter sogar um sein Leben.

Sozial- und umweltverträgliche Produktion

Die Aktion „Brot für die Welt“, das Kinderhilfswerk „terre des hommes“ und das „Food First Informations- und Aktions-Netzwerk“ (FIAN) erarbeiteten gemeinsam mit Gewerkschaften, Händlern und Produzenten den „Internationalen Verhaltenskodex für die sozial- und umweltverträgliche Produktion von Schnittblumen“ (ICC) und initiierten 1999 das „Flower Label Program“ (FLP). Seitdem können sich Blumenfarmen von FLP zertifizieren lassen, wenn sie die im ICC festgelegten sozialen und ökologischen Standards befolgen. Die Betriebe werden von unabhängigen Gutachtern regelmäßig kontrolliert.

Der ICC fordert neben Umweltschutz vor allem existenzsichernde Löhne, geregelte Arbeitszeiten, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Gewerkschaftsfreiheit, feste Arbeitsverträge, Kündigungs- und Mutterschutz, soziale Absicherung.

Ohne Pestizide geht es auch hier nicht, der Einsatz soll aber reduziert werden und wird kontrolliert, verbotene Mittel sind tabu. Hochgiftige und krebserzeugende Pestizide sollen möglichst vermieden werden. Die Arbeiter müssen Schutzkleidung gestellt bekommen und nach dem Spritzen der Felder müssen Fristen für das Wiederbetreten eingehalten werden.

Siegel

Rund 1 200 Floristen in Deutschland haben zurzeit FLP-Blumen im Sortiment, zu erkennen am FLP-Siegel. Daneben werden bei Kaiser's / Tengelmann in Bayern sowie in Edeka-Filialen in Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen Rosen mit dem „fairfleurs“-Siegel des Vereins Transfair verkauft, der vor allem für „fair gehandelte“ Lebensmittel wie Bananen und Kaffee bekannt ist. Transfair-Rosen werden nach denselben sozialen und ökologischen Standards angebaut wie FLP-Blumen. Außerdem zahlen Importeure einen Aufschlag, der vor Ort in soziale Projekte wie Gesundheitsaufklärung oder die Unterstützung von Schulen fließt. Transfair wird von Organisationen wie Misereor, Unicef und BUND getragen.

Auf Betreiben des internationalen Blumenhandelsverbands Union Fleurs vergibt die Initiative „Fair flowers, fair plants“ (FFP) seit kurzem ein eigenes Label. FFP soll eine weltweite Dachmarke für ökolo­gisch und sozial verantwortlich herge­stellte Schnittblumen werden. Das FFP-Siegel kennzeichnet Blumenfarmen und Händler, die nach anerkannten Umweltstandards und dem ICC-Kodex arbeiten. Ein FFP-Gremium aus Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften kontrolliert das Einhalten der Standards.

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