Das 3-in1-Produkt Be3.
An Selbstbewusstsein mangelt es den Herstellern des neuen Sonnensprays Be3 nicht. Was da in der quietschgelben Spraydose ist, sei „Die Revolution der Sonnensprays“. Gleich drei Lichtschutzfaktoren würden in einem Produkt abgedeckt: 20, 30 und 50+. So will es „idealer Begleiter für den gemeinsamen Familienurlaub“ sein. Die Stiftung Warentest hat die kernigen Versprechen an Prüfpersonen und im Labor getestet und sagt, wie revolutionär Be3 wirklich ist.
Drei Lichtschutzfaktoren in einem Produkt – wie soll das gehen?
Drei in eins – das gehe ganz einfach durch mehrfaches Einsprühen, verspricht Be3. Einmaliges Besprühen der Haut führe zu mittlerem Schutz vor der Sonne (Lichtschutzfaktor 20, kurz LSF), erneutes Sprühen innerhalb von drei Minuten zu einem hohen Schutz (LSF 30) und das dritte Sprühen innerhalb von drei Minuten zu einem sehr hohen Schutz (LSF 50+). Hersteller ist laut Verpackung die Quadra Group in Mailand, Italien. Bei uns ist das Spray mit dem intensiven Vanille-Kokos-Duft bei der Drogeriekette dm zu finden. Billig ist es nicht: 100 Milliliter kosten 12,95 Euro.
Wie lässt sich so ein Versprechen überprüfen?
Wir schickten das Spray ins Labor und prüften dort an Testpersonen, ob die drei ausgelobten Sonnenschutzfaktoren (UVB-Strahlung) tatsächlich erreicht werden und vor Sonnenbrand schützen. Dafür wurde den Testpersonen das Produkt ein-, zwei- oder dreimal aufgetragen – unter standardisierten Bedingungen und Beachtung der Anwendungshinweise auf der Spraydose. Ob das Spray auch ausreichend Schutz vor UVA-Strahlung bietet, ermittelten wir mithilfe eines speziellen Messgeräts, dem Spektralfotometer. UVA-Strahlen können zu vorzeitiger Hautalterung und möglicherweise Hautkrebs führen.
Handelt es sich um eine „Revolution der Sonnensprays“?
Eine Revolution ist das neue Produkt eher nicht. Die Hersteller des Spray nehmen mit ihrem Dreifachversprechen den Mund ganz schön voll. Zwar schützt es die Haut nach einmaligem Sprühen zuverlässig mit einem Sonnenschutzfaktor von 20 und vor UVA-Strahlung. Doch beim mittleren Schutz von LSF 30 schießt es übers Ziel hinaus: Wer sich zweimal mit Be3 einsprüht, erreicht gleich den höchsten ausgelobten Schutz von 50+. Damit erfüllt es zwar die Anforderung der Prüfnorm, hält aber die erwartbare Dosiergenauigkeit nicht ein.

Anwender müssen ins Kleingeschriebene schauen, um zu erfahren, wie das Spray funktioniert und angewandt wird. Gut lesbar sind die Angaben auf der Rückseite der Spraydose nicht.
Ist das Spray besser als andere Produkte?
Nein. In einem Test von Produkten mit LFS 50+ würde das test-Qualitätsurteil sogar mangelhaft lauten. Grund: Nach dreimaliger Anwendung erreicht es zwar den versprochenen Faktor 50+ – im Verhältnis dazu fällt aber sein UVA-Schutz zu niedrig aus. Der UVA-Schutz sollte mindestens ein Drittel des ausgelobten UVB-Schutzes betragen, so lauten die Vorgaben der EU. Im aktuellen Test von Sonnenlotionen und Sonnensprays fiel ein Produkt wegen zu geringem UVA-Schutz durch. Punktabzüge hätten wir auch für die Auslobung „wasserresistent“ auf dem Be3 gegeben. Sie kann Anwender in falscher Sicherheit wiegen, denn nach dem Baden oder Schwitzen sollten sie nachcremen. Um sich „wasserfest“ nennen zu dürfen, reicht es, wenn ein Sonnenschutzmittel nach zweimal 20 Minuten Baden die Hälfte seines ausgelobten Schutzfaktors einhält. So schreibt es eine internationale Norm vor (Antworten auf praktische Fragen wie „Was heißt wasserfest?“ oder „Können UV-Filter der Haut schaden?“ geben die FAQ Sonnencreme und Sonnenspray).
Wie innovativ ist die Formel von Be3?
Das lässt sich schwer sagen. Klar ist aber: Mehrfaches Einsprühen steigert den Schutzfaktor, das Spray funktioniert also nach dem Motto „viel hilft viel“. Dabei kommt dem Be3 zugute, dass es sich um ein sogenanntes Trockenöl handelt, das schnell einzieht: Mehrfaches Auftragen war – anders als bei typischen Sonnencremes – daher kein Problem. Ob sich mit üblichen Sonnenschutzmitteln durch mehrmaliges Auftragen ein ähnlicher Effekt erzielen ließe – das ist unbekannt und müsste im Experiment untersucht werden. Eine ISO-Norm legt fest, wie viel Sonnenschutzcreme aufgetragen werden muss, um einen bestimmten Schutz ausloben zu dürfen: 2 Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut. Ein mehrfaches Auftragen sieht die Norm nicht vor.
Was ist von anderen Be3-Produkten zu halten?
Es gibt zwei weitere Be3-Sprays: Eines lobt die Lichtschutzfaktoren 20, 40 und 60 aus, das andere 50, 80 und 100. Geprüft haben wir sie nicht. Wir können aber sagen, dass die Faktoren 40, 60, 80 und 100 nicht dem entsprechen, was die EU-Kommission für Sonnenschutzmittel empfiehlt: Sie rät, Kategorien von 6 (niedriges Schutzniveau) bis 50+ (sehr hohes Schutzniveau) zu verwenden. Mehr sieht die EU nicht vor, da höhere Schutzfaktoren keinen nennenswerten Mehrwert bringen. Ab Lichtschutzfaktor 20 werden etwa 95 Prozent der UVB-Strahlen herausgefiltert, beim Faktor 50 mehr als 98 Prozent absorbiert. Hinzu kommt: Produkte mit extrem hohen Lichtschutzfaktoren könnten Anwender verleiten, viel zu lange in der Sonne zu bleiben.
Fazit: Teurer Spaß für den Wochenendausflug
Das Be3-Sonnenspray kann sein Dreifachversprechen nicht einlösen. Den ausgelobten Schutz vor UVB- und UVA-Strahlung erreicht es nur nach einmaligem Einsprühen (Faktor 20). Bei Faktor 30 schützt das Spray stärker, als es auslobt. Bei Faktor 50+ hingegen ist kein ausreichender Schutz vor UVA-Strahlen gegeben. Infrage kommt es zum Beispiel für Familien oder Gruppen von Freunden, die unterschiedliche Hauttypen haben und eine Kurzreise machen. Die 100-Milliliter-Flasche passt auch ins Handgepäck im Flugzeug. Es gibt allerdings deutlich bessere und billigere Produkte (Sonnenschutzmittel: Vier sind sehr gut und günstig). Von diesen müsste man jedoch mehrere Flaschen einpacken.
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