Olympia Viva Plus: 24,99 Euro bei Aldi (Nord)
Aldi (Nord) verkauft seit Donnerstag (7.5.2015) ein Seniorenhandy von Olympia. Das Gerät kostet 25 Euro und soll mit „gut lesbarer Schrift“ und „komfortabler Bildkurzwahl“ auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps wie etwa Sehschwächen eingehen. Der Schnelltest klärt, ob es für diese Nutzer wirklich geeignet ist.
Nutzer brauchen am Anfang Hilfe
Das Olympia Viva Plus richtet sich mit seinen großen Tasten und der integrierten Notruffunktion an Nutzer, die ein übliches Handy oder Smartphone aufgrund eines Handicaps nur mit Schwierigkeiten bedienen können. Menschen, die ein solches Gerät benötigen, zum Beispiel aufgrund einer Sehschwäche oder Motorikschwäche in den Händen, werden aber auch beim Einrichten des Olympiatelefons Hilfe benötigen. Zwar lassen sich der Akku und die Simkarte noch recht leicht einlegen. Die Installation einer SD-Karte wird einigen Senioren aber Schwierigkeiten bereiten. Auch das Datum und die Uhrzeit müssen manuell eingestellt werden. Das macht bei dem insgesamt wenig komfortablen Einstellungsmenü wenig Spaß.
Tipp: Testergebnisse zu 15 Seniorenhandys finden Sie im Test „Seniorenhandys: Einfache Telefone werden immer besser“. Klassische Geräte finden Sie in der großen Test-Datenbank Handys und Smartphones.
Menüfelder lassen sich schlecht lesen

Geduldsprobe: Bis der komplette Schriftzug zu erkennen ist, vergehen mehrere Sekunden.
Mit „gut lesbarer Schrift“ bewirbt der Aldi-Prospekt das Olympia Viva Plus. Das stimmt. Sogar in hellem Sonnenlicht, ist die Schrift gut zu erkennen. Leider ist aber fast jeder Menüpunkt im Display abgeschnitten dargestellt. So kann der Nutzer erst erkennen, was sich hinter dem Menüpunkt eigentlich verbirgt, wenn nach einiger Zeit der Text weiterläuft. Besonders lange dauert das beim Menüpunkt „Einstellungen wiederherstellen“, wo der Nutzer anfangs nur „Einstellung“ erkennt. Wenig intuitiv ist auch die Steuerung mit den Pfeiltasten. Sie zeigen nach oben und unten, steuern die Markierung im Display aber zum Teil von rechts nach links. In manchen Menüs muss der Nutzer tatsächlich nach links und rechts steuern. Das macht er wiederum mit der Sternchen- und mit der Raute-Taste am unteren Ende der Tastatur. Verwirrend.
Anleitung ist sehr knapp
Eine gute Anleitung könnte solch ein Menü vielleicht etwas erklären. Leider ist die mitgelieferte Kurzanleitung sehr knapp gehalten und erklärt nur Grundfunktionen. Eine ausführlichere Anleitung können Besitzer des Olympia Viva Plus im Internet herunterladen. Diese ist zwar besser als die kurze. Sie enthält aber Fehler. So stimmen die Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis nicht mit den tatsächlichen Seiten überein und der voreingestellte Sicherheitscode zum Wiederherstellen der Werkseinstellungen ist mit „0000“ angegeben. Beim Testgerät der Stiftung Warentest haben die Prüfer aber erst einmal erraten müssen, dass tatsächlich der Code „1234“ richtig ist.
Notruffunktion kaum zu stoppen, Taschenlampe schwach
Wie bei Seniorenhandys üblich, hat auch das Olympia eine Notruffunktion. Fünf Telefonnummern kann der Nutzer hinterlegen, die beim Drücken der Notruftaste nach und nach angerufen werden, sofern die Funktion „Telefonkette“ aktiviert ist. Drei Mal hintereinander macht das Handy das ganz automatisch. So soll sichergestellt werden, dass die Notruffunktion nicht durch Anrufbeantworter oder Mailboxen unterbrochen wird. Unpraktisch daran ist aber, dass die Nummern auch bei einem erfolgreichen Anruf alle der Reihe nach angerufen werden und man bei fünf gespeicherten Nummern im schlechtesten Fall 14 Anrufe manuell beenden muss. Stoppen lässt sich die Notruffunktion nur, in dem das Telefon ausgeschaltet wird. Bei anderen Handys dieser Art bestätigt der im Notfall Angerufene per Tastendruck, dass er ein echter Mensch ist und kein Anrufbeantworter oder die Mailbox. Dann gilt der Notruf als erfolgreich und die weiteren Nummern werden nicht mehr angerufen. Auch eine Taschenlampe ist in das Handy eingebaut. Diese aktivieren Besitzer des Olympia Viva Plus per längerem Tastendruck auf die Taste „0“. Zuvor muss er allerdings erst die Tastensperre aufheben. Die Lampe ist allerdings recht lichtschwach.
Bildkurzwahl umständlich
Die Bildkurzwahl soll helfen, schnell die Liebsten zu erreichen, ohne erst im Telefonbuch die Namen lesen zu müssen. Bis zu acht Kontakten kann der Besitzer ein Foto zuordnen. Die erscheinen dann beim Druck auf die Taste „Bildw“ oben rechts auf der Tastatur. Wählt der Nutzer dann das entsprechende Bild aus, ruft das Handy die hinterlegte Nummer an. Die Fotos gelangen zum Beispiel über eine SD-Karte auf das Handy. Leider ist eine solche nicht mitgeliefert. Alternativ kann der Nutzer auch über den Computer die Bilder auf das Gerät bringen. Allerdings ist der freie, interne Telefonspeicher mit 44 Kilobyte extrem klein. Deshalb sollten Nutzer sich an die von Olympia empfohlene Bildgröße von 48 x 55 Pixeln halten, damit der Speicher nicht zu schnell voll ist. Außerdem „könnten die Bilder verzerrt oder gar nicht dargestellt werden“ heißt es. Um Anpassungen an den Bildern vorzunehmen, wird auf den Bildkonverter auf der Homepage des Anbieters verwiesen. Praktisch ist das nicht.
Akku schwächelt, Klang könnte besser sein
Die Akkulaufzeit beim Telefonieren ist mit guten vier Stunden nicht gerade üppig. Im Standby hält er nur fünf Tage, was im Vergleich zu anderen Seniorenhandys wenig ist zum Test Seniorenhandys. Damit der Besitzer nicht vergisst, das Gerät aufzuladen, kann er automatisch eine Erinnerungs-SMS an bis zu fünf Rufnummern schicken lassen. Die Klangqualität beim Telefonieren überzeugt nicht. Es ist ein deutliches Rauschen zu vernehmen. Wer auf das Olympia-Gerät anruft, hört sich immer wieder selbst. Immerhin: Das Gerät ist stabil. Sowohl den Regentest als auch den Falltest überstand es, von wenigen Kratzern abgesehen, unbeschadet.
Fazit: Kein gutes Seniorenhandy
Das Olympa Viva Plus zeigt zu viele Schwächen, um als Seniorenhandy punkten zu können. Die Menüführung ist verwirrend, die Notruffunktion nicht optimal gelöst. Zudem ist die Akkulaufzeit bescheiden und die Klangqualität beim Telefonieren schlecht.
Tipp: Testergebnisse zu 15 Seniorenhandys finden Sie im Test „Seniorenhandys: Einfache Telefone werden immer besser“. Klassische Geräte finden Sie in der großen Test-Datenbank Handys und Smartphones.