Der Mörder ist immer der Gärtner. Und wir geben ihm sogar Ratschläge für sein grausames Handwerk, denn er tötet in Notwehr: Schnecken in Massen werden im Garten schnell zu einer echten Plage.
Wer von Schnecken bis auf die Strünke kahl gefressene Gemüsepflanzen oder bis zum Absterben malträtierte Sträucher gesehen hat, versteht die aufkommende Mordlust der Gärtner. Denn die "Feinde" lassen sich nicht nur grüne Pflanzenteile schmecken, sondern auch Wurzelwerk. Weil ihnen feuchte Kühle am besten bekommt, greifen sie im Schutz der Dunkelheit an, besonders gern nach warmen Regenfällen, und das durchaus nicht im Schneckentempo. Morgens ist der Schaden dann zu besichtigen, Schleimspuren verraten die lichtscheuen Täter, die aber haben sich längst wieder im feuchten Boden verkrochen.
Nur drei Nacktschnecken gelten als Pflanzenschädlinge
Spanische Wegschnecke:
Die wegen ihrer Größe und roten bis rotbraunen Färbung auffallende Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) ist höchst mobil und gegen Austrocknung und Lichteinfluss gut geschützt. Wegen ihrer Zähigkeit, des bitteren Geschmacks und der starken Schleimbildung hat sie nur wenige natürliche Feinde.
Gartenwegschnecke:
Dunkelgrau bis schwarz und kaum länger als vier Zentimeter ist die Gartenwegschnecke (Arion distinctus). Sie ist selten auf Pflanzen zu finden, weil sie sich von Wurzeln und Wurzelgemüse ernährt.
Ackerschnecke:
Als Dritte im Bunde ärgert die Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) nicht nur Bauern, sondern auch Freizeitgärtner: Die gelblich bis braunen, maximal fünf Zentimeter langen ausgewachsenen Schnecken fressen gern oberirdische Pflanzenteile, während die Jungtiere sich vor allem über Wurzelwerk hermachen.
Andere Schneckenarten, wie die Weinbergschnecke mit ihrem markanten Gehäuse, sind im Gartenbau eher nützlich: Sie fördern durch ihren Stoffwechsel die Bodenbildung und vertilgen auch Eigelege der Nacktschnecken.
Nächtliche Razzien
Wegen der Pflanzen besorgte Gärtner haben sich viel einfallen lassen, um die nächtlichen Überfälle zu verhindern oder die unerwünschten Eindringlinge zu töten. Als wirkungsvollste Methode und zugleich schonendste für die anderen Bewohner des Gartens gilt auch in der Fachliteratur der eiskalte Mord an den in flagranti erwischten Tätern: Man bewaffne sich zwischen Mitternacht und Morgengrauen mit Taschenlampe, Gartenschere und Eimer. Dann schneide man die Übeltäter mitten entzwei und entsorge die Leichen auf dem Kompost. Das aber nur, wenn der Garten gegen weitere Zuwanderung mit einem Schneckenzaun gesichert ist. Denn auch die toten Tiere locken Artgenossen an Schnecken sind Kannibalen.
Solche nächtlichen Razzien, bei denen man die Schnecken auch einsammeln und dann mit kochendem Wasser übergießen kann, scheitern in der Praxis häufig an verständlichem Ekelgefühl und allzu menschlicher Faulheit zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Deshalb haben Gärtner und Chemiker bequemere Verteidigungs- und Vernichtungswaffen ausgetüftelt, vom defensiven Schneckenzaun bis zur chemischen Keule. Unsere österreichischen Kollegen vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Wien haben gründlich und geduldig Schnecken und Erfahrungen gesammelt. Dabei erwiesen sich insgesamt die einfachsten Methoden als die wirkungsvollsten: das morgendliche Absammeln und Töten der Schädlinge, Köderfallen, vor allem aber der sorgfältig errichtete Schneckenzaun.
Bierfalle:
Schnecken mögen Bier und lassen sich vom Geruch anlocken. Gräbt man ein glattwandiges, gut gefülltes Gefäß in den Boden ein, kann man die ertrunkenen Nachtschwärmer am nächsten Morgen dem Kompost anheim geben. Doch wer andern eine Grube gräbt ... Die Bierfalle kann zum Reinfall für den Gärtner werden: Hat er sein Terrain nicht mit einem Schneckenzaun gesichert, lockt der Gerstensaft auch ungebetene Gäste vom Nachbargelände an. Außerdem hat diese Methode eine unerwünschte Nebenwirkung: Auch Nützlinge wie Mäuse, Laufkäfer oder Bienen werden Opfer dieser Trinkgelage.
Futterköder:
Bei dieser Lockmethode verwenden Gärtner eingeweichtes Katzen- oder Hundetrockenfutter, das in kleinen Häufchen etwa zwei pro Quadratmeter auf dem Gartenboden verteilt wird. Bewährt hat sich auch der Bau künstlicher Unterschlupfmöglichkeiten aus Ziegelsteinen oder Brettern, in denen das Futter ausgelegt wird. Der Erfolg hängt vom regelmäßigen und rechtzeitigen Einsammeln der geköderten Schnecken ab, also tagsüber zur Ruhezeit der satt gefressenen Tiere. Unabdingbar ist aber auch bei dieser Methode ein Schneckenzaun, der den Nachzug weiterer Schnecken verhindert.
Streusperren:
Abschrecken lassen sich Schnecken von Kalkstickstoff, der in 30 Zentimeter breiten Streifen um den Garten oder einzelne Beete herum ausgebracht wird. Auch mindestens fünf Zentimeter hohe Wälle aus Sägemehl oder feinen Holzspänen verhindern den Einmarsch der gefräßigen Gemüsefans. Aber schon nach dem ersten kräftigen Regenguss haben diese relativ umweltfreundlichen Festungsanlagen ihre strategische Wirkung eingebüßt.
Schneckenzaun:
In den ebenso raumgreifenden wie zeitintensiven Experimenten der österreichischen Schneckenbekämpfer haben sich am ehesten noch Schneckenzäune bewährt. Die an der Oberkante halbrund oder winklig geformten Bleche müssen jedoch lückenlos und tief genug eingegraben werden. Etwa 15 Zentimeter sollten sie unter die Erde reichen, damit auch Jungtiere an der Einwanderung gehindert werden. Überirdisch reichen rund zehn Zentimeter Barrikadenhöhe aus. Die Bleche müssen sauber gehalten werden, damit Gräser oder Zweige nicht als Kletterhilfen dienen. Angelegt werden Schneckenzäune im Frühjahr.
Schneckenkorn:
Chemische Waffen gegen Schneckeninvasionen finden sich unter vielen Bezeichnungen im Handel, wobei der Vielfalt jedoch vor allem drei Substanzen zugrunde liegen. An der Wirksamkeit der untersuchten Präparate hatten die Wiener Tester wenig auszusetzen, die Auswirkungen auf die Umwelt beurteilten sie je nach Wirkstoffart jedoch sehr unterschiedlich:
- Eisen-III-phosphat wird wie anderes Schneckenkorn auch von den Schnecken vertilgt und bewirkt eine Fresshemmung. Die Tiere verkriechen sich in den feuchten Boden und verenden dort. Eisen-III-phosphat schadet anderen Gartenbewohnern nicht und wird als natürlicher Bestandteil des Bodens von Pflanzen als Nährstoff aufgenommen.
- Metaldehyd dereguliert den Wasserhaushalt der Schnecken und führt durch starke Schleimproduktion dazu, dass die Tiere langsam absterben. Höhere Dosierungen können bei Menschen zu Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen, Krämpfen oder Atemdepressionen führen. Nach bisherigen Untersuchungen sind Igel, die metaldehydvergiftete Schnecken gefressen haben, zumindest nicht akut gefährdet. Im Boden wird Metaldehyd zu Essigsäure abgebaut.
- Methiocarb als stark wirkendes Nervengift kann Wasser- und Bodenorganismen gleichermaßen schaden. Gefährdet sind auch Haustiere. Beim Menschen können Methiocarb-Vergiftungen zu Erbrechen, Durchfall, Atemnot und Lungenödemen führen. In den Produktkennzeichnungen darf der Methiocarb-Gehalt als "mindergiftig" gekennzeichnet werden. Pflanzenschutzexperten warnen generell: Schneckenkorn sollte man nur verwenden, wenn Kinder und Haustiere von den behandelten Flächen ferngehalten werden können.
Natürliche Feinde
In einem intakten Biotop müssten Gärtner sich kaum Gedanken über die schleimenden Invasoren machen: Gartenweg- und Ackerschnecken haben so viele natürliche Feinde, dass sie kaum in größerer Zahl und damit als Schädlinge lästig werden könnten: Vor allem Igel und Spitzmäuse lassen sich gern Schnecken schmecken. Auch die sonst nicht so beliebten Maulwürfe langen zu, ebenso Salamander und Blindschleichen. Über Eigelege und Jungtiere machen sich einige Käferarten und der Tausendfüßler her. Aus der Luft droht kleineren Schnecken Gefahr von Amseln, Drosseln, Staren oder Elstern.
Übrigens schätzen Laufenten Schnecken als Leckerbissen. Aber sie nehmen allzu gern einen Salat aus dem Garten dazu, kommentieren ihre Mahlzeiten ausdauernd mit erheblicher Lautstärke und müssen artgerecht gehalten werden also reichlich anstrengende Kampfgefährten. Da wird der Gärtner besser in aller Stille selbst aktiv.
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Ergänzen möchten wir von Kants Garten in Duisburg, dass Schneckenkorn am besten in kleinen Häufchen da verteilt wird, wo sich Schneckenfraß ankündigt oder erwartbar ist (Salat, Hosta, Delphinium etc) - und zwar unter einer Abdeckung wie z.B. kaputter Tontopf oder alter Dachziegel. Das verlängert die Haltbarkeit des Korns enorm, welches sich ja durch Gießen oder Regen schnell auflöst. Zudem sieht das schöner aus, wer mag schon die bunten Körner überall rumliegen haben. Immer wieder mal sollte das alte Korn, ggfls. mit Schneckenmumien angesammelt und weggeworfen werden.
Danke für die ausführlichen Hinweise und Erläuterungen!
Übrigens: noch sind wir in unserem neuen Gemeinschaftsgarten im Kant Park in Duisburg verschont! Hat vermutlich mit "neu" zu tun ...