
Vor allem bei Sparkassen kommt es immer wieder zu Einbrüchen in Schließfächer. Jürgen Hennemann, Fachanwalt für Versicherungsrecht sagt, wie Geschädigte vorgehen sollten.
Testergebnisse für 52 Schließfächer 12/2021
Im August 2021 haben Einbrecher bei der Hamburger Sparkasse in Norderstedt etwa 600 Schließfächer ausgeraubt. Die im Mietpreis enthaltene Versicherung ist auf 40 000 Euro begrenzt. Gehen Geschädigte leer aus, wenn der Inhalt mehr wert war?
Banken sind verpflichtet, ihre Tresorräume angemessen zu sichern. Geschieht das nicht und kommt es deshalb zum Schaden, handelt die Bank fahrlässig. Es handelt sich dann um einen Haftpflichtfall mit der Folge, dass die Bank in unbegrenzter Höhe für den Schaden haftet und es gar nicht auf den Versicherungsschutz des Kunden ankommt. Im angesprochenen Fall ist zuverlässig davon auszugehen, dass der Tresorraum nicht nach dem anerkannten Stand der Technik gesichert war. Immerhin hatten sich die Einbrecher mit einem wuchtigen Kernbohrer, der Lärm und starke Erschütterungen erzeugt, über zwei Tage Zugang verschafft.
Die Geschädigten bekommen also ihren Schaden in unbegrenzter Höhe von der Haspa ersetzt?
In Haftpflichtfällen gibt es keine betragsmäßige Begrenzung. Aber die Haspa hat nach gut vier Monaten die Kundinnen und Kunden immer noch nicht entschädigt und will sie zunächst zermürben, um sie danach unter Wert abzufinden. Sie werden in sogenannten Regulierungsgesprächen verhörartig unter Druck gesetzt, um sie zu verunsichern und in Widersprüche zu verstricken. Wir befinden uns hier aber im Bereich der groben Fahrlässigkeit oder sogar der Leichtfertigkeit, was unzweifelhaft zur Haftung führt. Sollte es sich um eine leichte Fahrlässigkeit handeln, wäre zwar ein Haftungsausschluss oder eine Haftungsbegrenzung möglich, das müsste aber bereits bei Anmietung des Schließfachs vertraglich vereinbart worden sein.
Das klingt ja so, als sei überhaupt keine Versicherung für Wertsachen in Bankschließfächern nötig?
Eine Schließfachversicherung ist eine zusätzliche Absicherung. Bei einer unklaren Rechtslage ist es für die Kunden einfacher, sich den Schaden von ihrer eigenen Versicherung ersetzen zu lassen. Diese kann dann die Bank in Regress nehmen. Deshalb ist eine eigene Deckung grundsätzlich immer zu empfehlen. Für Kunden mit Hausratversicherung gilt: Sie sollten sich bei ihrem Versicherer erkundigen, ob sie den Schließfachinhalt über den Baustein der Außenversicherung versichern lassen können.
Testergebnisse für 52 Schließfächer 12/2021
Was raten Sie Geschädigten, wie sie sich im Schadensfall verhalten sollten?
Sie sollten sich möglichst früh durch einen Experten, nämlich einen Fachanwalt für Versicherungsrecht beraten lassen. Persönliche Gespräche und die schriftliche Korrespondenz sollten ohne qualifizierten fachanwaltlichen Beistand niemals geführt werden.
Wie legt ein Kunde im Schadensfall dar, was er im Schließfach hatte?
Zulässig sind Zeugen- oder Urkundenbeweise. Ein Zeugenbeweis ist zum Beispiel, wenn der Opa bestätigt, dass die Oma ihrer Enkelin das Collier, den Ring und das Armband vermacht hat. Urkundenbeweise sind insbesondere Anschaffungsbelege, Expertisen wie auch Fotos. Wichtig ist, dass die Kunden glaubhaft machen können, dass ihnen der Gegenstand wirklich gehörte. Und natürlich auch, dass dieser sich im Schließfach befunden hat.
Testergebnisse für 52 Schließfächer 12/2021
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@Bardt: Wir haben die Untersuchung in der Finanztest-Ausgabe 2/2022 veröffentlicht.
Mir wird berichtet, im Heft Stiftung Warentest 12/21 sei ein Test/Bericht von Bankschließfächern erschienen. Mehrfach habe ich das Heft durchgesehen aber nichts dergleichen gefunden. Können Sie mir bitte helfen?
Bei der Nordthüringer Volksbank in Nordhausen kostet das kleinste Schließfach seit etwa einem Jahr für Kunden die dort kein Konto haben 150 Euro. Die Frage ist, sofern man eines möchte, haben sie die Wahl, die Antwort nein, denn bei anderen Sparkassen und Banken in der näheren oder weiteren Umgebung, insbesondere dort, wo sie kein Kunde sind haben sie entweder keine Chance eines zu mieten oder halt sehr hohe Mietkosten.
@dikreu: Wir bitten um Verständnis, wir verlinken in unseren Untersuchungen grundsätzlich nicht auf Anbieterseiten. Die Stiftung Warentest ist nach Gesetz und Satzung streng neutral.
Wir haben bei der Sparkasse miS ein Safe. Die haben jetzt große Probleme, weil sie Filialen geschlossen haben und deren Safes jetzt auch noch im Tresorraum stehen. Schließfächer werden noch richtig knapp werden. Die Warteliste ist lang. Der Inhalt ist nicht versichert, die Versicherung ist richtig teuer, weil da Goldbarren gelagert werden. Ich habe alles mal photographiert, falls es doch einen Einbruch gibt.
Seit der Flutkatastrophe im Sommer sehe ich Absaufen als sehr reales Risiko bei einem Safe. Hier wurde es auch schon einmal knapp, weil die Ruhr Hochwasser hatte. In anderen Orten sind Tresorräume abgesoffen. Das war es dann mit den Dokumenten. Also alles vorher scannen.
Man sollte mindesten B4 Grundfläche wählen, damit man einen C4 Umschlag mit Dokumenten problemlos lagern kann. Zwei kleine Fächer sind oft besser als ein großes. Fünf Kg im Fach sind schon kritisch beim Entnehmen der Kassette.