
Die meisten Schlaganfälle gehen auf den Lebensstil oder auf Krankheiten zurück, die sich behandeln lassen. Das zeigt eine neue Studie und benennt diese zehn Risikofaktoren. Bei Verdacht auf Schlaganfall zählt jede Minute. Je früher er fachgerecht behandelt wird, desto mehr Hirngewebe lässt sich retten.
Studie mit Teilnehmern aus 32 Ländern
90 Prozent aller Schlaganfälle hängen direkt oder indirekt mit dem Lebensstil zusammen. Das heißt: Sie lassen sich vermeiden. Das bestätigt eine im Fachjournal Lancet veröffentlichte Analyse. Es handelt sich um die Weiterführung der 2010 erschienenen „Interstroke“-Studie. Bei der neuen Untersuchung wurden fast 27 000 Personen aus 32 Ländern einbezogen. Die eine Hälfte hatte akut einen Schlaganfall erlitten, die andere nicht. Alle Teilnehmer wurden medizinisch untersucht sowie zu Vorerkrankungen und Lebensstil befragt.
Zehn Risikofaktoren ausgemacht
Die Forscher machten auf diese Weise zehn beeinflussbare Risikofaktoren für Schlaganfälle mit absteigender Bedeutung aus:
- Bluthochdruck
- Bewegungsmangel
- Erhöhte Blutfettwerte
- Ungesunde Ernährung
- Übergewicht
- Rauchen
- Herzkrankheiten
- Alkohol
- Stress
- Diabetes
Bluthochdruck mit Abstand am wichtigsten
Bluthochdruck hat laut der Studie die größte Auswirkung. Er allein scheint knapp die Hälfte aller Hirnschläge zu verantworten. Begünstigt wird er durch die Gene, das Alter, aber auch durch einen ungesunden Lebensstil. Unbehandelt kann er Schäden an den Wänden der Blutgefäße wie Arteriosklerose verursachen und in der Folge den Blutfluss stören. Das wiederum erhöht das Risiko für Schlaganfall. Viele der zehn Risikofaktoren hängen eng miteinander zusammen. Laut der Studie verursachen sie neun von zehn Schlaganfällen – unabhängig von Volksgruppe, Alter und Geschlecht.
Tipp: Es kann schon lohnen, einzelne Punkte anzugehen – zumal das häufig gleich mehrere andere Risikofaktoren günstig beeinflusst. Auf test.de finden sich allgemeine Tipps zum Schutz von Herz, Hirn und Kreislauf. Ausführliche Informationen zum Thema Bluthochdruck sowie Tipps für einen blutdrucksenkenden Lebensstil stehen im Ratgeber Bluthochdruck der Stiftung Warentest.
Studie zeigt regionale Unterschiede
Laut der Studie schwankt die Bedeutung einzelner Risikofaktoren von Region zu Region. Bluthochdruck zum Beispiel schlägt in Südostasien offenbar deutlich stärker zu Buche als in Europa. Und Bewegungsmangel wirkt sich wohl in China, verglichen mit anderen Ländern, besonders ungünstig aus. Die Forscher betonen, die Studie könne Regierungen helfen, nationale Programme zur Vorbeugung von Schlaganfall zu entwickeln. Dies beinhalte eine bessere Gesundheitserziehung, Kampagnen gegen das Rauchen sowie erschwinglichere gesunde Lebensmittel. Wenn nötig sei auch ein leichterer Zugang zu Medikamenten wichtig, etwa gegen Bluthochdruck.
Luftverschmutzung weiterer Faktor
Erst kürzlich wies eine andere Studie im Fachjournal Lancet Neurology auf einen anderen bedeutsamen Risikofaktor für Schlaganfälle hin: Luftverschmutzung. Sie verursacht allerdings in Entwicklungsländern weitaus mehr Schlaganfälle als in Industriestaaten. Die Autoren appellieren an die Regierungen, noch mehr gegen das Problem zu unternehmen.
Bei Warnzeichen zählt jede Minute
Bei einem Schlaganfall stirbt Nervengewebe im Gehirn ab, weil die Sauerstoffversorgung durch das Blut plötzlich ausfällt. Das kann schwere Behinderungen verursachen oder sogar zum Tode führen. Je früher ein Betroffener im Krankenhaus behandelt wird, desto mehr Hirngewebe lässt sich noch retten.
Tipp: Wählen Sie sofort den Notruf (in Deutschland und der gesamten EU kostenlos erreichbar unter 112), wenn Sie bei sich oder anderen schlaganfall-verdächtige Symptome bemerken. Typisch: Lähmung auf einer Körperseite, Taubheitsgefühl, Sprech- und Sehstörungen, akuter Schwindel, starke Kopfschmerzen. Im Zweifel gilt: Lieber ein Notruf zu viel als einer zu wenig.
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