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Die Stiftung Warentest hat 17 Weizenmehle auf Schimmel und Schimmelpilzgifte untersucht. Anlass: Das ZDF-Magazin Wiso hatte Mitte Juli über Mehltransporte in schimmeligen Tanks berichtet. Offen blieb, ob auch Mehl für zu Hause ein Schimmelproblem hat. test.de ist der Frage nachgegangen.
Alle Testergebnisse für Weizenmehl Type 405
Liste der 17 getesteten Produkte
17 Mehle aus der Tüte im Schimmel-Check

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Blütenweiß und fein gemahlen – auch wenn ein Mehl perfekt aussieht, kann es mit Schimmelpilzen und ihren gesundheitsschädlichen Giften belastet sein. Das Übel ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen, auch nicht zu riechen oder zu schmecken. Nur im Labor lässt sich Schimmelbefall aufspüren. Dort hat die Stiftung Warentest jetzt 17 Weizenmehle der Type 405 geprüft, darunter klassische Marken, Eigenmarken von Discountern und Supermärkten, Bio- und Bäckermehle. Die Tester untersuchten die Mehle auf Schimmelpilze und von ihnen gebildete Gifte, die sogenannten Mykotoxine. Das Ergebnis beruhigt: Es wurden keine kritischen Gehalte nachgewiesen. Zwar war kein Mehl gänzlich frei von Schimmelpilzen, allerdings enthielten alle 17 nur sehr geringe bis geringe Gehalte. 12 Mehle waren außerdem sehr gering bis gering mit den Schimmelpilzgiften Ochratoxin A und Deoxynivalenol (DON) belastet. Im Klartext: Alle getesteten Mehle blieben unter der Hälfte des jeweils zulässigen Höchstgehalts an Mykotoxinen. Aflatoxine, Nivalenol, Zearalenon und T2-Toxin/HT2-Toxin konnten nicht nachgewiesen werden.
Krebserregende Schimmelpilzgifte
Wegen der Mehle im Test müssen Verbraucher also nicht um ihre Gesundheit bangen. Schimmelpilzgifte gelten als unbedenklich, wenn sie den jeweiligen EU-Höchstgehalt unterschreiten. Erst wenn der Verbraucher dauerhaft zu viel dieser Gifte zu sich nimmt, drohen Schäden für Immunsystem, Leber und Nieren. Ochratoxin A ist sogar krebserregend. Das Tückische: Anders als Schimmelpilze können Schimmelpilzgifte hohe Temperaturen beim Backen und Kochen überstehen.
Mehl ganz ohne Schimmel ist Illusion
Auf dem Herstellungsweg eines Mehls öffnen sich für Schimmelpilzsporen viele Einfallstore: Das beginnt mit der Auswahl der Getreidesorte, manche ist anfällig für Schimmel. Auf dem Feld begünstigen nicht verrottete Pflanzenreste und feucht-warmes Wetter – vor allem zur Getreideblüte – den Schimmelbefall. Der droht aber auch noch später – bei der Ernte, im Lager, in der Mühle, beim Transport, im Handel und schließlich zu Hause beim Verbraucher. Ein Mehl, das völlig frei von Schimmel ist, halten Experten für eine Illusion. Haushaltsmehl ist eben kein steriles Produkt, seine Zusammensetzung obendrein ein guter Nährboden für Schimmel: viel Kohlenhydrate und bis zu 13,5 Prozent Wasser.
Industriemehl in Tankwagen
Die Mühlen verpacken Haushaltsmehl nach dem Mahlen in Tüten, das Industriemehl in der Regel nicht. Es wird stattdessen in Tankwagen gefüllt und dann zu den Bäckereien gebracht. Insider berichten, dass das Mehl an den inneren Tankwänden durchaus anbacken und schimmeln könne. Das frische Mehl rutsche zwar oft daran vorbei, doch könnten auch Schimmelkrusten in die Fracht fallen und sie verderben. Die ZDF-Sendung Wiso zeigte Bilder von verschimmelten Tanks und machte eine unzureichende Reinigung sowie mangelnde Kontrollen dafür verantwortlich. Der Verband Deutscher Mühlen bezeichnet die Beispiele aus der Wiso-Sendung als „absolute Ausnahme“.
Schwüler Sommer – ideales Klima für Schimmel
Bei den amtlichen Lebensmittelkontrollen ist Mehl bisher vergleichsweise unauffällig. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter in Baden-Württemberg analysierten zum Beispiel 2009 insgesamt 185 Getreideproben, darunter auch Mehl. Das Ergebnis: In allen Proben wiesen die Chemiker DON nach, aber deutlich unter dem gesetzlichen Höchstgehalt von 750 Mikrogramm pro Kilogramm. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft untersucht Weizen direkt nach der Ernte. Vor allem nach feucht-heißen Sommern werden Spitzenwerte an DON bis zum Zehnfachen des Höchstgehaltes registriert. Solch stark belastetes Getreide muss übrigens vernichtet werden, etwa in Biogasanlagen. Für diesen Sommer befürchten die Experten kein Schimmelproblem im hiesigen Weizen – auch weil es zur Zeit der Getreideblüte vielerorts trocken war.
Kein Schimmelalarm in Brötchen, aber in Nudeln
Auch die Stiftung Warentest untersucht regelmäßig Lebensmittel auf Schimmel und seine Gifte. Im März 2011 standen beim Test Weizenbrötchen zum Aufbacken auch Mykotoxine auf dem Prüfstand. Dabei fielen nicht einmal annähernd kritische Gehalte auf. Beim Test von Spiralnudeln im April 2011 dagegen schlugen die Tester Alarm: In den Bio-Nudeln von zwei Anbietern wiesen sie das Schimmelpilzgift DON nach. Die Gehalte lagen deutlich über dem gesetzlich zulässigen Höchstgehalt und bedeuten bei regelmäßigem Verzehr insbesondere für Kinder ein Risiko. Diese Nudeln aus Hartweizengrieß waren nicht verkehrsfähig und damit mangelhaft.
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1. Es heißt "war kein Mehl gänzlich frei von Schimmelpilzen", doch mehrere Mehle sind mit "Nicht nachweisbar" angegeben. Was wurde dann gefunden?
2. Die Zweiteilung der Tabelle ist unverständlich. Unter "Geringe Belastung mit Schimmelpilzen" hätte ich höhere Belastung als unter "Sehr geringe Belastung mit Schimmelpilzen" erwartet, doch da fallen einige Angaben aus der Reihe.
Wie lässt sich das aufklären?