Hans Beck (Name von der Redaktion geändert) zeichnet 1997 einen Anteil am Schiffsfonds „Fabian Schulte“ der HCI Capital. Er bezahlt 100 000 Euro plus 5 000 Euro Ausgabeaufschlag und will von Steuervorteilen und Gewinnen des Schiffs profitieren. Doch es kommt anders als geplant.
Im Jahr 2012 muss die „Fabian Schulte“ notverkauft werden. Von seinen 105 000 Euro Einzahlung bleiben Beck 22 000 Euro Ausschüttungen, die er bereits erhalten hat und 50 000 Euro Steuerersparnisse. Dabei ist eingerechnet, dass spätere Forderungen des Finanzamts die Steuervorteile vom Anfang schmälern. Beck verliert 33 000 Euro. Wie sieht die Rechnung aus?
Wirtschaftlich: Schon vor der Krise läuft der Fonds nur schleppend. Anstelle der ab dem Jahr 2000 prognostizierten Ausschüttungen von 70 000 Euro erhält Beck bis 2008 nur 29 000 Euro. Danach fallen die Ausschüttungen ganz aus und später fordern die Fondsbetreiber Beck auf, Ausschüttungen in Höhe von 7 000 Euro zurückzuzahlen. Davon wolle man die Restschulden des Fonds begleichen. Nach Abzug der 7 000 Euro bleiben Beck Ausschüttungen von 22 000 Euro.
Steuerlich: Architekt Beck ist Spitzenverdiener. Sein Steuersatz beträgt in den 90er Jahren mehr als 60 Prozent, heute 48 Prozent. Die Schiffsbeteiligung bezahlt er 1997 zu rund 70 Prozent aus gesparten Steuern. Der Grund: Frachter wie die 35 Millionen Euro teure „Fabian Schulte“ produzierten damals in den ersten Jahren wegen hoher Abschreibungen auf das Schiff hohe steuerliche Verluste. In Becks Fall sind das 116 Prozent seiner Einlage in Höhe von 100 000 Euro. Die Steueranrechnung von 116 000 Euro Verlust bringt Beck einen schnellen Rückfluss von rund 70 000 Euro.
Im Jahr 1999 führt Deutschland eine neue Steuer für Schiffsfonds ein, die Tonnagesteuer. Nun wird die Differenz zwischen Verkehrs- und Buchwert der „Fabian Schulte“ steuerpflichtig. Festgesetzt wird der Unterschiedsbetrag zwischen aktuellem Verkehrswert und Buchwert des Schiffes nach Abschreibung. Bei der „Fabian Schulte“ sind das 6,7 Millionen Euro, was 42 Prozent des Gesellschaftskapitals entspricht.
Beck muss nun Jahre später 42 Prozent seines 100 000-Euro-Anteils versteuern. Er muss rund 20 000 Euro Steuern zahlen, von der Ersparnis zu Anfang bleiben ihm 50 000 Euro.
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Der Artikel hilft, einen eigenen Überblick zu gewinnen. Das wäre natürlich vor dem Kauf von Fonds sinnvoll gewesen. Es ist aber auch jetzt noch sinnvoll,denn jetzt werben Anwaltsbüros um Mandate. Man muss aber sehr überlegen, ob man dem Verlust nicht auch noch zusätzlich RechtsAnwalts-
Honorare hinzufügt, ohne dadurch in der Insolvenz mehr Geld zurückzuerhalten.