Schad­stoffe Primark und andere Anbieter ziehen Produkte zurück

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Schad­stoffe - Primark und andere Anbieter ziehen Produkte zurück

Cedarwood State, Black M, test-Qualitäts­urteil: mangelhaft (4,9). Zu viel PAK in Fußbett und Sohle, darunter das krebs­er­regende Chrysen. © Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat zahlreiche Billigprodukte auf Schad­stoffe untersucht – und ist fündig geworden. Nun reagieren die Händler: Primark ruft Flipflops zurück, die in unserem Test auffällig geworden waren. Hellweg nimmt einen Abfluss­reiniger aus dem Sortiment. Die Firma Meister Werk­zeuge nimmt schwarze Gummi­stiefel vom Markt – und Kauf­land stoppt den Verkauf von Fahr­radgriffen.

Jedes zweite Produkt im Test zu hoch belastet

Unsere Tester haben Alltagsprodukte auf Schadstoffe getestet. Ins Labor kamen Gebrauchs­gegen­stände von Discountern und Sport­läden, von Drogerie- und Baumärkten – zu Preisen zwischen (gerundet) einem und zehn Euro. Die Experten suchten nach poly­zyklischen aromatischen Kohlen­wasser­stoffen, kurz PAK genannt. Diese Verbindungen finden sich in vielen Kunst­stoff­produkten. Acht davon hat die EU offiziell als krebs­er­regend einge­stuft und mit einem Grenz­wert versehen. Weitere PAK stehen zumindest im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Außerdem suchten die Tester nach kurz­kettigen Chlorparaf­finen. Diese können vermutlich Krebs erzeugen und werden in der Umwelt kaum abge­baut. Für diese – auch SCCP genannten – Zusätze gibt es ebenfalls einen EU-Grenz­wert. Schließ­lich analysierten sie die Gegen­stände auch auf Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate. Das traurige Fazit: Jedes zweite getestete Produkt enthielt zu viele gesund­heits­schädliche Stoffe aus mindestens einer der drei genannten Schad­stoff­gruppen.

Rück­ruf: Bades­andalen von Primark

So hatten die Flipflops Cedarwood State Black M von Primark zu viel PAK in Fußbett und Sohle. Darunter war auch das krebs­er­regende Chrysen. Primark schreibt nun, dass man die schwarzen Männer-Sandalen sowie drei weitere Farb­varianten dieses Produktes zurück­rufe. „Alle neuen Aufträge an die entsprechende Fabrik wurden ausgesetzt, solange wir den Sach­verhalt sorgfältig prüfen“, so Primark. Die Kunden bekämen den Einkaufs­preis erstattet. Weitere Infos zum Rück­ruf finden sich auf der Primark-Website.

Aus dem Verkauf: Ausguss­reiniger von Hellweg

Schad­stoffe - Primark und andere Anbieter ziehen Produkte zurück

Kauf­land Soft-Griffe mit Lenkers­topfen, Meister Regen­stiefel Größe 41, Hellweg Ausguss­reiniger © Stiftung Warentest

In der Saugglocke des „Pümpels“ aus dem Hause Hellweg steckten viele verschiedene PAK. Die Baumarkt­kette selbst schätzt in einem Schreiben das Risiko für die Benutzer des Ausguss­reinigers HHM 565447 als „relativ gering“ ein. Das Produkt stamme möglicher­weise noch aus einem Altbestand aus der Zeit vor dem 27. Dezember 2015 – also vor der Gültig­keit der EU-Grenz­werte für PAK. Um das chemische Risiko zu minimieren, „nehmen wir den kompletten Bestand ab sofort aus dem Verkauf“, so der Hersteller. Außerdem will Hellweg im Jahr 2017 einen „Kontroll­punkt in die Produktions­kette eingliedern“. Es soll eine Kontrolle auf PAK durch­geführt werden. Erst danach werde der Artikel wieder importiert.

Aus dem Handel: Gummi­stiefel von Meister

In den „Regen­stiefeln Gr. 41, schwarz“ der Firma Meister Werk­zeuge fanden unsere Tester hohe Mengen des Weichmachers DEHP. Die Wuppertaler Firma, inzwischen verschmolzen zur Conmetall Meister GmbH, nennt Italien als Herstellungs­ort und recyceltes Weich-PVC als Quelle des DEHP. Außerdem stellte die Stiftung Warentest einen höheren Wert an kurz­kettigen Chlorparaf­finen fest als erlaubt. Conmetall Meister sei bei selbst vorgenommenen Messungen zu anderen Ergeb­nissen gekommen, erklärte das Unternehmen. Die Gummi­stiefel würden aber „aufgrund mangelnder Abver­käufe im Verlauf 2017“ nicht mehr gehandelt.

Aus dem Handel: Soft-Griffe von Kauf­land

In „Soft-Griffen mit Lenkers­topfen“ für Fahr­räder aus dem Hause Kauf­land fanden sich mehr als doppelt soviel kurz­kettige Chlorparaf­fine wie erlaubt. Kauf­land Waren­handel nehme die Ergeb­nisse „zum Anlass, die Ware auf SCCP Chlorparaf­fine“ zu über­prüfen, schreibt die Firma. Bis zur Klärung wurden die Soft-Griffe aus dem Handel genommen.

Wie Sie solche Fehlkäufe vermeiden

Unsere Einkäufer kauf­ten Produkte, die durch einen unangenehmen Geruch auffielen. Von den drei Schad­stoff­gruppen im Test riechen aber nur die aromatischen Kohlen­wasser­stoffe auffällig. Das kann beispiels­weise ein gummi­artig-öliger Geruch sein. Die Chlorparaf­fine und Phthalate lassen sich hingegen kaum erschnüffeln. Mit der Regel „Finger weg von stinkenden Produkten“ liegt der Kunde also nicht falsch. Ein schad­stoff­freies Produkt ist damit aber nicht garan­tiert.

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Flori-an am 09.07.2017 um 12:37 Uhr
Genau deswegen weiter so!

Genau, aus den oben genannten Reaktionen auf die Testungen wird ersichtlich, wie wichtig und richtig das Engagement der Stiftung Warntest, gerade eben auch im Bereich der Alltagsprodukte ist.
Denn der Verbraucher, hat gerade in den alltäglichen Situationen, kaum den Überblick, geschweige denn die Zeit, sich nachhaltig und hintergründig mit den entsprechenden Produkten auseinanderzusetzten, sodass "Orientierungspunkte" wie diese, eine äußerst nützliche Hilfestellung sein können!!
Deshalb weiter so!