
© Pavlo Kucherov / Adobe Stock
Mit Fotos edler Wasserflaschen und feinem Ambiente wirbt die Sanpuro Vertrieb GmbH aus Düsseldorf in einer Broschüre für ihre nachrangige Schuldverschreibung mit 8 Prozent Zinsen pro Jahr bis Ende Oktober 2021. „Nicht der Massenmarkt für Wasser“ verspreche hohe Rendite, „sondern das Luxussegment“. Das „Mineralwasser der Extraklasse“ sei mit Sauerstoff angereichert. „Kenner vergleichen es mit Champagner“, frohlockt Sanpuro. Klingt toll. Trotzdem ist Sanpuro ein Fall für die Warnliste Geldanlage.
In zwei Fällen Einwilligung nicht eingeholt
Los geht es mit Problemen bei der Werbung für die Geldanlage. Werbeanrufe sind verboten, wenn Verbraucher nicht zuvor einwilligen. Doch die hübsche Broschüre schickte ein Mitarbeiter von Sanpuro Vertrieb per E-Mail nach einem Werbeanruf an eine Interessentin – zusammen mit dem Wertpapier-Informationsblatt (WIB), dem Zeichnungsschein und den Anleihebedingungen. Sie konnte sich nicht erinnern, zuvor eingewilligt zu haben. Sasan Ghiassi, Chef der britischen Muttergesellschaft Sanpuro Holding, erläuterte auf Finanztest-Anfrage dazu, dass der Vertriebspartner versichert habe, vor Anrufen die Einwilligung eingeholt zu haben: „Wir haben in zwei Fällen feststellen müssen, dass er die Einwilligung nicht eingeholt hatte.“ Die Zusammenarbeit sei beendet worden.
Anderes Produkt als beschrieben
Neben dem problematischen Vertriebsbeispiel offenbaren sich auch Unklarheiten im Angebot. So stellt Sanpuro in der Broschüre zunächst klar, dass das dreiseitige Wertpapier-Informationsblatt (WIB) maßgeblich für die Anleihe ist. Demnach will Sanpuro Wasserdosen im Massenmarkt wie bei Tankstellen, Edeka und Rewe einführen – mit einem erwarteten Verkaufspreis von 22 bis 25 Cent pro Dose. Das ist sonderbar, wo doch in der Werbebroschüre erläutert ist, dass das Luxussegment hohe Renditen verspricht und gerade nicht der Massenmarkt. Auf Finanztest-Nachfrage erklärt Sasan Ghiassi, dass man ein Erfrischungsgetränk „für das gehobene Segment“ in Dosen in neuartigem Design „launchen“ wolle – mit Kollagen als zusätzlichem Inhaltsstoff. Sasan Ghiassi fügt hinzu, der Zusatz Kollagen sei aus Wettbewerbsgründen „nicht deutlich erwähnt“. Ghiassi behauptet: „Wir werden die ersten in Deutschland sein, die diese Art Getränk anbieten“. Kollagen-Drinks an sich gibt es allerdings bereits auf dem Markt. Das Angebot wirft Fragen auf. Ein anderes Getränk, ein anderes Marktsegment – warum wurde das Wertpapier-Informationsblatt nicht aktualisiert? Für Sasan Ghiassi kein wirkliches Problem: „Im Hinblick auf die Mittelverwendung wurde an dem avisierten Produkt nichts weitgreifendes geändert“.
Verweis auf alten Jahresabschluss aus dem Jahr 2016
Interessenten für nachrangige Schuldverschreibungen sollten sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens machen, um einzuschätzen, ob das Unternehmen das Geld plus Zinsen wohl tatsächlich zurückzahlen kann. Dazu dienen zum Beispiel Jahresabschlüsse. Dem Wertpapier-Informationsblatt von Sanpuro sollte der Jahresabschluss für 2016 angehängt sein. Das Jahr 2016 liegt allerdings schon lange zurück. Ghiassi dazu: „Zum Zeitpunkt der Gestattung des WIB lag kein aktuellerer Jahresabschluss vor. Wir übersenden den Anlegern auf Anfrage auch den jeweils aktuellsten Jahresabschluss, halten uns aber zunächst an die Vorgaben des veröffentlichten Wertpapierinformationsblattes, welcher auf den Jahresabschluss 2016 verweist.“
Der Jahresabschluss sieht nicht gut aus
Zumindest in der E-Mail an die Interessentin fehlte der Jahresabschluss ebenso wie auf der Webseite. Dort erschien er erst nach einer Nachfrage von Finanztest. Er sieht nicht gut aus, zeigt negatives Eigenkapital, hohe Verbindlichkeiten und einen Verlust. Auch 2017 und 2018 machte Sanpuro Vertrieb laut den Abschlüssen der Muttergesellschaft Sanpuro Holding Verlust. Laut Werbebroschüre sollen immerhin unter anderem Hotelanlagen Sanpuro absichern: „Starke Sicherheit: Luxushotellerie und eigene Brunnen als Sicherheit für Anleger.“ Erkennbar sind sie in den Abschlüssen nicht. Noch hat Sanpuro sie auch nicht. Ghiassi erklärt dazu: „Wir verfügen über mehrere Kaufoptionen für sowohl Hotelanlagen als auch eine Quelle, die beide bis Mitte kommenden Jahres gelten.“
Sanpuro hatte Ärger mit der Aufsichtsbehörde
Im Mai 2019 hatte die Sanpuro Vertrieb GmbH wegen ihrer Schuldverschreibung bereits Ärger mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Es handelt sich um eine nachrangige Schuldverschreibung. Anleger treten also im Insolvenzfall hinter erstrangigen Gläubigern zurück. Sie kommen erst an die Reihe, wenn alle erstrangigen Gläubiger befriedigt sind. In der Regel ist dann nichts mehr übrig für sie. „Aufgrund eines Formfehlers hatten wir die Anleihe ohne das Merkmal der Nachrangigkeit angeboten“, erläutert Ghiassi. Die Bafin wertete dies als Einlagengeschäft ohne zugehörige Erlaubnis und verpflichtete Sanpuro, die Geschäfte rückabzuwickeln. Das hat Sanpuro auch „unverzüglich und vollständig“ getan, versichert Ghiassi. All das ist bedenklich, das Angebot ist ein Fall für die Warnliste Geldanlage.
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Scheint ja eine besonders "seriöse" Firma zu sein, wenn die sinnlos Spam-eMails verschicken. Außerdem haben die bei Google eine längere Krankenakte !
FINGER WEG !!!!
@Lenz-Bernd-01: Nein, andere Anlagemodelle in diesem Bereich kennen wir nicht. (TK)
Ich finde ein Investition in Sanpuro ziemlich interessant. Doch wäre es besser diesen Anbieter zu meiden? Gibt es ähnliche Getränke-Investments die zu empfehlen sind?