Selbstständige können mit dieser Altersvorsorge Steuern sparen. In unserem Test gibt es zehn gute Tarife. Ab Januar werden Neuverträge schlechter.
Die Rechtsanwältin Christiane Hauschildt hat sie. Der Beamte Bertram Wilmer hat sie. Die Popstars Bill und Tom Kaulitz von der Band Tokio Hotel hatten sie.
Hauschildt und Wilmer sorgen mit einer Rürup-Rentenversicherung fürs Alter vor. Auch die beiden Kaulitz-Brüder zahlten jahrelang Beiträge in eine Rürup-Rentenversicherung bei der Allianz. Ihre Mutter hatte die Verträge für sie abgeschlossen. Denn bei Vertragsschluss im Jahre 2006 waren Bill und Tom erst 16 Jahre alt. Sie hatten im jugendlichen Alter mit ihrer Musik schon Millionen verdient, waren aber noch nicht voll geschäftsfähig.
Als Erwachsene zahlten sie weiter ein, dann aber wollten sie aussteigen und forderten von der Allianz ihre Beiträge zurück, insgesamt 240 000 Euro. Die Allianz stellte sich erst quer, denn die Brüder hätten die Beiträge auch als Volljährige zunächst weiter bezahlt und damit die von ihrer Mutter abgeschlossenen Verträge nachträglich genehmigt. Erst später hätten sie es sich anders überlegt. Die Kaulitz-Brüder klagten beim Landgericht Berlin (Az. 23 O 273/12). „Wir haben uns für eine kundenfreundliche Lösung des Konflikts entschieden und unseren Kunden Bill und Tom Kaulitz die geleisteten Beiträge zurückgezahlt“, so Allianz-Sprecher Udo Rössler.
Sicherlich ist es die Ausnahme, wenn eine Mutter für ihre minderjährigen Kinder einen Rürup-Vertrag unterschreibt. Doch auch für erwachsene Kunden gilt: Aus einem Rürup-Vertrag kommen sie nicht so einfach wieder heraus.
Eine Kündigung ist nicht möglich, es gibt keinen Rückkaufswert. Kunden können nur ihre Beitragszahlung stoppen. Ihr Guthaben bleibt bis zum Rentenalter stehen, und sie bekommen dann eine monatliche Auszahlung.
Weil die Rürup-Rente so unflexibel ist, sollte jeder vorher überlegen, ob sie für ihn die geeignete Altersvorsorge ist. Wenn ja, dann ist es sehr wichtig, ein gutes Angebot zu wählen. Denn zwischen einem guten Vertrag wie dem von der Europa und einem teuren Vertrag wie dem Angebot von der PB können über die Jahre im Alter leicht 30 000 Euro Unterschied liegen.
Wir haben die Angebote für eine klassische Rürup-Rentenversicherung untersucht. Daneben gibt es die Rürup-Rente noch als Fondspolice oder als Fondssparplan. Alle drei Varianten nennen die Versicherer auch Basisrente. Bei der von uns getesteten klassischen Variante bekommt der Kunde bei Vertragsbeginn eine garantierte Verzinsung. Der Kunde weiß schon bei Vertragsschluss, wie hoch seine garantierte Rente einmal sein wird.
Ab 2015 schlechtere Neuverträge
Als Christiane Hauschildt im Jahr 2007 ihren Vertrag unterschrieb, galt noch ein Garantiezins von 2,25 Prozent. Derzeit sind es noch 1,75 Prozent und für ab 2015 geschlossene Verträge sinkt die garantierte Verzinsung auf 1,25 Prozent.
Sparer, für die eine Rürup-Rentenversicherung das Richtige ist, sollten also jetzt einen Vertrag schließen, um sich noch den höheren Garantiezins zu sichern.
Nur für Gutverdiener
Eine Rürup-Rente kommt für gut verdienende Selbstständige und Freiberufler infrage, die sich die Beiträge bis zum Rentenbeginn leisten können und Wert auf eine lebenslange Rente legen. Wollen sie dagegen später zwischen einer Rente oder einer Kapitalauszahlung wählen, ist die Rürup-Rente nichts für sie.
Denn im Gegensatz zur ebenfalls staatlich geförderten Riester-Rente ist es nicht möglich, sich bei Rentenbeginn wenigstens einen Teil des Kapitals auf einen Schlag auszahlen zu lassen.
Für Selbstständige, die wenig verdienen und die Beiträge nicht langfristig aufbringen können, lohnt sich ein Vertrag ebenfalls nicht. Sie profitieren kaum oder gar nicht von Steuervorteilen.
Für die Rürup-Rente gilt diese Faustregel: Wer regelmäßig viel verdient und viel Steuern zahlt, profitiert sofort von jährlichen Steuervorteilen in seinem Berufsleben.
Beispiel Einzahlphase: In unserem Modell zahlt der Kunde jährlich 6 000 Euro Beitrag. Bei einem Jahreseinkommen von 60 000 Euro als Selbstständiger bringt ihm dies 2014 eine Steuerersparnis von 1 966 Euro (mehr zu den Steuerregeln im Special Steuern sparen, Spartipps rund um die Altersvorsorge).
„Die Steuerersparnis war für mich das entscheidende Argument, einen Vertrag abzuschließen“, sagt Hauschildt. Sie zahlt jährlich 6 000 Euro in eine Rürup-Rentenversicherung bei der Debeka ein.
Ihre Rente muss sie dann später beim Finanzamt abrechnen. Wie viel steuerpflichtig ist, hängt vom Rentenbeginn ab. Wer sich 2014 zur Ruhe setzt, muss 68 Prozent versteuern. Für alle Rürup-Sparer, die später in Rente gehen, steigt der Prozentsatz stufenweise an – bis er bei allen, die sich 2040 oder später zur Ruhe setzen, 100 Prozent erreicht.
Beispiel Auszahlphase: Unser 40-jähriger Modellkunde geht 2041 in den Ruhestand und muss seine Rürup-Rente voll versteuern. Angenommen sein Steuersatz liegt im Rentenalter 10 Prozent niedriger als im Berufsleben, dann zahlt er auf eine Rürup-Rente von 750 Euro im Monat (das sind 9 000 Euro im Jahr) jährlich 2 847 Euro Steuern.
Riesenunterschiede bei der Rente
Je nach Vertrag bekommt unser Modellkunde eine garantierte Monatsrente zwischen 758 Euro (Europa) und 588 Euro (PB, Versicherer der Postbank). Dafür zahlt er seine 6 000 Euro Jahresbeitrag 27 Jahre lang ein.
Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten garantierten Rente beträgt also 170 Euro. Das sind 2 040 Euro im Jahr. Bei einer Rentendauer von 15 Jahren summiert sich die Differenz auf 30 600 Euro – allein bei der garantierten Rente.
Sie kann durch Überschüsse noch steigen. Damit kann der Kunde jedoch nicht fest rechnen. Überschüsse hängen vor allem davon ab, wie gut der Versicherer die Beiträge anlegt und die Kunden am Anlageerfolg beteiligt. Rentenzusage und Anlageerfolg haben wir in unserem Qualitätsurteil am stärksten gewichtet. Außerdem haben wir geprüft, wie flexibel und verständlich die Tarife für die Kunden sind.
Kosten drücken Rente
Je niedriger die garantierte Rente ist, desto mehr zieht der Versicherer für Kosten ab. Es bleibt zu wenig zum Sparen übrig. Auch Zusatzleistungen wie ein Schutz im Todesfall drücken die garantierte Leistung. Ein Todesfallschutz ist daher nicht sehr sinnvoll, doch bei einigen Anbietern kommen die Kunden gar nicht darum herum (Tabelle Testergebnisse: Klassische Rentenversicherung Rürup 12/2014, in der Detailansicht unter Produktmerkmale). Dabei brauchen kinderlose Singles keinen Todesfallschutz, weil sie gar keine Hinterbliebenen zu versorgen haben. Er macht den Tarif nur teurer.
Sehr teuer sind die Angebote von Helvetia, PB, Rheinland und Generali. Im Prüfpunkt Rentenzusage sind sie daher nur mangelhaft.
Ab 2015 müssen die Versicherer bei neuen Verträgen die Effektivkosten nennen. Dann erfährt der Kunde, um wie viel Prozentpunkte sie die Rendite mindern. Nur bei 16 getesteten Tarifen steht diese Angabe schon jetzt in den Vertragsunterlagen. Die große Mehrheit der Versicherer muss hier bis zum kommenden Jahr noch kräftig nachbessern.
Unterschiede beim Anlageerfolg
Versicherer, die gut mit den Beiträgen der Kunden wirtschaften, können auf die garantierte Rente noch richtig was draufpacken. Sie jammern zwar alle über niedrige Zinsen am Kapitalmarkt. Doch beim Anlageerfolg gibt es große Unterschiede zwischen den Gesellschaften: In diesem Prüfpunkt haben wir Bewertungen zwischen gut und mangelhaft vergeben. Am besten abgeschnitten haben hier die WWK und Alte Leipziger. Insgesamt kamen sie aber nur auf das Qualitätsurteil befriedigend, weil ihre Rentenzusage nur ausreichend ist. Den schlechtesten Anlageerfolg für die Kunden erzielte CosmosDirekt.
Vorsicht beim Wechsel
Kunden, die unzufrieden mit ihrem Vertrag sind, können wechseln. Doch dies muss im Vertrag geregelt sein. Ein Wechsel ist nur bei zwölf Tarifen im Test möglich.
Ein Wechsel lohnt sich aber nicht, wenn Kunden für ihren alten Vertrag noch einen höheren Garantiezins erhalten, wie Christiane Hauschildt. Würde sie jetzt neu abschließen, bekäme sie statt 2,25 Prozent nur 1,75 Prozent garantierte Verzinsung.
Beitrag aussetzen oder erhöhen
Für Selbstständige ist es wichtig, dass sie flexibel sparen können. Oft können sie die Beiträge nicht in jedem Monat aufbringen. Dann hilft es ihnen, wenn der Versicherer ihnen das Geld stundet. Nur bei 22 von 47 getesteten Angeboten ist dies zinslos möglich.
In sehr guten Zeiten wollen Architekten, Musiker, Designer und Co. einen Teil ihres Extraverdienstes fürs Alter zurücklegen. So flexibel sollte eine Altersvorsorge für Selbstständige schon sein. Doch nur 19 Anbieter ermöglichen Zuzahlungen zu den bei Vertragsbeginn geltenden Bedingungen. Von den guten Angeboten im Test erlauben dies sechs.
Bertram Wilmer hat seit dem Jahr 2011 eine Rürup-Rentenversicherung. Jetzt überlegt der 56-jährige Beamte, vorzeitig mit 63 Jahren in Pension zu gehen. Dafür muss er einen Abschlag in Kauf nehmen. „Um ihn auszugleichen, muss ich jetzt mehr sparen“, sagt er. Er überlegt, mehr Geld in seinen Rürup-Vertrag zu stecken oder freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zu zahlen. Beamte dürfen dies ebenso wie Selbstständige.
Was sich mehr lohnt, ist für die Zukunft schwierig einzuschätzen. Wilmers Entscheidung ist fast gefallen: „Ich vermute, dass die gesetzliche Rente stärker steigt als die private Rürup-Rente, die unter dem niedrigen Zinsniveau leidet.“