
Orthopädie-Schuhmachermeister Peter Blumenberg (53) ist nicht mehr richtig zufrieden mit seiner klassischen Rürup-Rentenversicherung: „Die Überschüsse sind stark gesunken.“
Die Garantierente für Neuverträge sinkt seit Jahren. Ab 2017 beträgt sie nur noch 0,9 Prozent. Nur drei Tarife im Test sind gut.
Peter Blumenberg hat seine Altersvorsorge gänzlich umgestellt. Zunächst war der Orthopädie-Schuhmachermeister pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Nachdem er 18 Jahre lang Pflichtbeiträge gezahlt hatte, verabschiedete er sich 2006 von ihr.
Als selbstständiger Handwerksmeister hatte er nach dieser gesetzlichen Mindestversicherungszeit die Wahl: gesetzlich oder privat vorsorgen. „Die gesetzliche Rente war mir damals zu gering“, sagt er. Stattdessen zahlt der 53-Jährige seit 2006 Beiträge in eine Rürup-Rentenversicherung. Außerdem steckt er fürs Alter Geld in Sparpläne und eine eigene Immobilie.
Rente für Selbstständige
Die Rürup-Rente, auch Basis-Rente genannt, richtet sich in erster Linie an Selbstständige, weil diese die anderen beiden Formen der staatlich geförderten Altersvorsorge, Riester-Rente und Betriebsrente, in der Regel nicht in Anspruch nehmen können. So können sie steuerlich gefördert fürs Alter vorsorgen. Doch auch Angestellte und Beamte können einen Vertrag abschließen.
Insgesamt gibt es fast zwei Millionen Rürup-Versicherungsverträge, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Mehr als die Hälfte davon sind fondsgebundene Policen, der andere Teil klassische Rentenversicherungen. Diese haben wir getestet. Klassisch heißt: Die Versicherer investieren die Beiträge der Kunden sicherheitsorientiert, beispielsweise in Staatsanleihen. Die Mindestrente wird zu Vertragsbeginn garantiert. Das macht die Rente planbar. Sie kann zwar durch Überschüsse noch steigen, aber das ist ungewiss.
So gab die Stuttgarter, bei der Blumenberg einen Vertrag hat, die „mögliche“ Rente bei Rentenbeginn im Jahr 2028 in der ersten Standmitteilung von 2007 noch mit 999,44 Euro an. In der jüngsten Standmitteilung von 2016 sind es nur noch 796,90 Euro. Garantiert sind 724,83 Euro.
Wie hoch die Rente später einmal sein wird, hängt stark von den Abschluss- und Verwaltungskosten eines Versicherers ab sowie vom Kapitalanlageerfolg, den er für die Kunden erzielt: Je geringer die Kosten, desto mehr fließt in den Spartopf und desto höher ist die garantierte Rente. Und je erfolgreicher der Versicherer die Beiträge für die Kunden anlegt und je besser er sie am Erfolg beteiligt, desto höher die Überschüsse, die dem Vertrag gutgeschrieben werden.
In unserem Test von 18 klassischen Rürup-Rentenversicherungen haben wir Rentenzusage und Anlageerfolg im Qualitätsurteil am stärksten gewichtet. Wir haben auch untersucht, wie flexibel die Tarife für Kunden und wie vollständig die Angaben vor Vertragsschluss sind. Nur drei Tarife erhielten ein Gut.
Viel weniger garantiert
Unser 40-jähriger Modellkunde erhält je nach Anbieter eine garantierte Monatsrente zwischen 559 Euro (Alte Leipziger) und 647 Euro (Europa). Dafür zahlt er 27 Jahre lang jährlich einen Beitrag von 6 000 Euro.
In unserem Test vor zwei Jahren bekam unser Modellkunde die höchste garantierte Rente ebenfalls bei der Europa. Damals garantierte dieser Versicherer allerdings noch 111 Euro mehr im Monat. Fließt die Rente 20 Jahre lang, summiert sich der Unterschied auf insgesamt 26 640 Euro. Der Grund für die gesunkene Garantierente: Im Jahr 2014 betrug der Garantiezins für Neuverträge noch 1,75 Prozent. Jetzt sind es 1,25 Prozent. 2017 sinkt er auf 0,9 Prozent. Die garantierten Renten für Neuverträge bröckeln weiter.
Steuern sparen mit Rürup-Rente
Was bleibt, ist die Steuerersparnis. Für 2016 berücksichtigt das Finanzamt bei Ledigen Beiträge bis 22 767 Euro, bei Verheirateten bis 45 534 Euro. Dies sind die Höchstbeträge für Altersvorsorgeaufwendungen. Im Jahr 2016 zieht die Behörde davon 82 Prozent als Sonderausgaben ab. 2017 sind es 84 Prozent. Und stufenweise steigt dieser Prozentsatz bis zum Jahr 2025 auf 100 Prozent.
Unser Modellkunde kann bis 2024 also nicht seinen gesamten Rürup-Beitrag als Sonderausgaben geltend machen. Seine 2043 beginnende Rente muss er jedoch ab der ersten Zahlung voll versteuern.
Beispiel Einzahlphase: In unserem Modell zahlt der Kunde jährlich 6 000 Euro Beitrag. Bei einem Jahreseinkommen von 60 000 Euro als lediger Selbstständiger bringt ihm diese Einzahlung 2016 eine Steuerersparnis von 1 930 Euro.
Beispiel Auszahlphase: Wie viel von der Rente steuerpflichtig ist, hängt vom Rentenbeginn ab. Wer sich 2016 zur Ruhe setzt, muss 72 Prozent versteuern. Dieser Prozentsatz steigt bis 2040 stufenweise auf 100 Prozent. Unser 40-jähriger Modellkunde geht 2043 in den Ruhestand und muss seine Rürup-Rente voll versteuern. Angenommen sein Steuersatz liegt im Rentenalter 10 Prozent niedriger als im Berufsleben, dann zahlt er auf eine Rürup-Rente von 640 Euro im Monat (das sind 7 680 Euro im Jahr) jährlich 2 243 Euro Steuern.
Für die Rürup-Rente gilt also die Faustregel: Wer regelmäßig viel verdient und viel Steuern zahlt, profitiert im Berufsleben sofort von jährlichen Steuervorteilen.
Doch am Ende kommt es darauf an, wie lange die Rente gezahlt wird. Bei einer Rentendauer unter 20 Jahren lohnt sich die Rürup-Rente nicht. Erst bei einer längeren Laufzeit bringt sie Ertrag. Unser Modellkunde ist dann 87 Jahre alt. Wer also jetzt 40 Jahre ist und seine Lebenserwartung nicht so hoch einschätzt, sollte flexibler sparen als mit einer Rürup-Rente.
Denn für sie gelten strikte Vorschriften. Mit einem Rürup-Vertrag entscheiden sich Sparer ein für allemal für eine Rente. Eine Kapitalauszahlung ist nicht möglich – auch keine Teilauszahlung wie bei einer Riester-Rente. Sparer können ihren Vertrag nicht kündigen und keinen Rückkaufswert kassieren. Sie können nur aufhören, einzuzahlen, also den Vertrag beitragsfrei stellen.
Kunden dürfen laut Gesetz mit ihrem angesparten Kapital zu einem anderen Anbieter wechseln – vorausgesetzt die Vertragsbedingungen des Anbieters lassen dies zu. In unserem Test ist dies nur bei CosmosDirekt, Europa, Familienfürsorge, Hannoversche, HanseMerkur, Huk-Coburg und Huk24 der Fall.
Sparer brauchen Flexibilität

Der Beamte Bertram Wilmer (58) hat seine Vorsorge neu geplant: Seinen Rürup-Beitrag hat er reduziert. Dieses Geld steckt er nun in die gesetzliche Rente.
Gerade für Selbstständige ist ein flexibler Vertrag wichtig. Wenn die Auftragslage gut ist, möchten sie die Möglichkeit haben, von diesem Extraverdienst etwas zusätzlich in ihre Altersvorsorge zu stecken und dies zu den bei Vertragsbeginn vereinbarten Bedingungen, nicht zu schlechteren. Dies ist immerhin bei elf Anbietern möglich, auch in den guten Tarifen von Europa und Huk24.
Doch nicht nur Selbstständige, auch andere Rürup-Sparer nutzen diese Flexibiliät. So hat der Beamte Bertram Wilmer zusätzlich zu seinem Jahresbeitrag von 5 000 Euro in drei Jahren jeweils weitere 1 000 Euro als Sonderzahlung in seinen Rürup-Vertrag gesteckt. Doch 2015 machte er eine Kehrtwende. „Meine Rürup-Rente wird durch die Überschussbeteiligung nur unwesentlich steigen“, sagt der 58-Jährige. Er zahlt nun freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung. Für wen sich dies lohnt, steht im Unterartikel Alternative zur Rürup-Rente.
Leseraufruf
Haben Sie Fragen zu unserem Test oder allgemein zur Rürup-Rente? Haben Sie bereits einen Vertrag und Ihren Beitrag schon einmal ausgesetzt, etwa weil Sie zeitweise finanziell klamm waren? Haben Sie Sonderzahlungen genutzt, weil Sie zusätzlich fürs Alter sparen wollten, oder Ihren Vertrag beitragsfrei gestellt? Haben Sie Ihren Anbieter gewechselt? Mailen Sie uns bitte Ihre Fragen und Erfahrungen: rueruprente@stiftung-warentest.de.