Woher kommt mein Fisch? Was verrät die Verpackung? Funktionieren Trackingsysteme? test.de hat das bei 21 Zucht- und Wildlachsen aus dem Test geprüft. Fazit: Dem Verbraucher wird es oft noch schwer gemacht. Nur wer beim Einkauf genau hinschaut und selbst recherchiert, erfährt mehr über die Herkunft und kann bedrohte Fischbestände umgehen. test.de erklärt, wie es geht.
Herkunftsangabe ist heute Pflicht
Übersichtlich: So informiert Aldi (Nord) über die Herkunft seines Zuchtlachses.
„Aus norwegischer Aquakultur“, „gefangen im Nordostpazifik“ – alle Lachsanbieter im Test machen konkrete Angaben auf ihrem Produkt. Nur Bioanbieter Biopolar gibt sich mit einem Länderkürzel zufrieden. Dabei sind genaue Herkunftsangaben laut einer EU-Verordnung Pflicht: Bei Zuchtfisch muss das Land der Aquakultur, bei Wildfisch das jeweilige Fanggebiet genannt werden. Unter den Zuchtlachsanbietern hat das Aldi (Nord) besonders praktisch gelöst: Die Verpackung liefert klare Informationen (siehe Foto), die direkt beim Einkauf weiterhelfen. Komplizierter ist es bei den Wildlachsfilets im Test. Hier geben die Anbieter zum Beispiel unter dem Stichwort „Herkunft“ zusätzlich zu Nordostpazifik (Alaska) oder Nordwestpazifik (Alaska) noch Kürzel wie FAO 67 oder FAO 61 an. Doch was bedeuten diese Codes? Wie können Fischkäufer sie entschlüsseln?
Zahlencodes stehen für Fanggebiete
Mit Karte: Aldi (Süd) zeigt, aus welchem FAO-Gebiet sein Wildlachs kommt.
FAO ist die Abkürzung für die Welternährungsorganisation, die Ziffer steht für eines der insgesamt 19 FAO-Fanggebiete. Welche Ziffer welchem Weltmeer zugeordnet ist, lässt sich beispielsweise auf der Webseite des Bundesverbands der deutschen Fischindustrie nachlesen. Einige Anbieter machen freiwillig zusätzliche Angaben. Auf einer Herings-Packung steht dann beispielsweise FAO 27-16-09. Das bedeutet: Gefangen im Nordostatlantik, in der Nordsee, im Jahr 2009. Das eingegrenzte Fanggebiet kann Aufschluss darüber geben, ob gefährdete oder gesunde Fischbestände befischt wurden. Welche Fanggebiete und Bestände für einzelne Fischarten unbedenklich sind, das erläutern die Fischratgeber der Umweltorganisationen Greenpeace und WWF. Beide gibt es auch als App fürs Smartphone.
MSC-Code nur begrenzt aussagekräftig
MSC-Code: Er ist meist unter dem Logo zu finden, hier beim Wildlachs von Femeg.
Neben dem FAO-Code tragen die Wildlachsfilets im Test alle das Siegel des Marine Stewardship Council (MSC). Es soll garantieren, dass Lieferanten zurückverfolgt werden können. Unter dem MSC-Siegel steht häufig ein Code. Wer diesen in die englischsprachige Datenbank des MSC eingibt, kann den Lieferanten ermitteln, der den Lachs verpackt und häufig weiterverarbeitet hat. So führt zum Beispiel der Code MML-C-1048 beim Wildlachs von Femeg zum chinesischen Verarbeitungsbetrieb Dalian Baolong Aquatic Foods. Beim getesteten Wildlachs von Lidl funktionierte der Code hingegen nicht. Verbrauchern würde es mehr nützen, wenn MSC die gesamte Kette bis zum Fangbetrieb offenlegen und erläutern würde, wie einzelne Lieferanten MSC-Kriterien umsetzen.
Iglo und Iceland versprechen zu viel

Iglo wirbt mit einem Rückverfolgungscode, der im Internet eingegeben werden kann (siehe großes Bild).
Mehr Schein als Sein: Iglo gibt in seinen Kurzfilmen allgemeine Informationen zum Lachs. Ein Rückverfolgungssystem, das alle wichtigen Stufen der Lieferkette aufzeigt, bietet Iglo nicht.
Seit Anfang 2012 arbeitet auch Iglo mit einem Rückverfolgungssystem für Fischprodukte und verspricht mehr Transparenz und bedenkenlosen Genuss. Wer Codes verschiedener Verpackungen auf der Iglo-Webseite eingibt, bekommt kleine Filme präsentiert, die sich alle ähneln. Die Filme vermitteln Grundwissen über verschiedene Fischarten. Mit ihrer Hilfe lässt sich aber nicht konkret herausfinden, woher der Fisch aus der codierten Packung exakt kommt. Über den Wildlachs im Test erfährt der Kunde nicht, wie der Lachs nachhaltig gefangen wurde. Auch bei der Firma Iceland bleibt unklar, was sie transparenter macht als andere Fischanbieter. Ihr eigenes Siegel „ISG Transparent Fishing“ – groß auf den Verpackungen zu sehen – weckt falsche Erwartungen. Auf der Zuchtlachspackung im Test jedenfalls steht nicht mehr, als das Gesetz vorschreibt: Aus Aquakultur in Norwegen.
Followfish bemüht sich um Transparenz

Followfish-Produkte können zuhause am PC oder unterwegs per Smartphone zurückverfolgt werden (siehe großes Bild).
Komplette Route: Followfish rekonstruiert auf seiner Webseite den Weg des Lachses, hier für Zuchtlachs mit dem Code F101567.
Bei Zuchtlachs erfährt der Käufer in der Regel nur das Land der Aquakultur. Das junge Unternehmen Followfish geht weit darüber hinaus. Es hat die lückenlose Rückverfolgbarkeit zur Geschäftsidee gemacht. Wer auf der Webseite den Trackingcode der jeweiligen Verpackung eingibt, bekommt detaillierte Informationen zur Lieferkette. Für den Biolachs im Test heißt es da: Gezüchtet von der Firma Salmar in Frøya, Norwegen, verarbeitet in Litauen, verpackt in Holland und gelagert in Bocholt, Deutschland. Die Ortsangaben der Produktionsstätten sind richtig – das hat die Stiftung Warentest für den Test Produktionsbedingungen von Lachs überprüft. Der Discounter Penny, der zur Rewe-Gruppe gehört, hat ebenfalls ein eigenes Trackingsystem etabliert; dieses funktionierte aber bei exemplarischen Eingaben der Codes auf der Penny-Homepage nicht immer zuverlässig. Der Penny-Zuchtlachs im Test kommt aus Norwegen – das steht direkt auf der Packung. Denn ein Tracking-Code ist noch nicht auf allen Fischpackungen bei Penny zu finden.
Das Fazit
Am verbraucherfreundlichsten ist es, wenn Unternehmen ihre Fischpackungen selbst mit möglichst vielen konkreten Herkunftsangaben versehen. So kann sich jeder an der Tiefkühltheke leichter entscheiden, ohne erst eine Recherche im Internet starten zu müssen. Wenn ein Trackingcode auf der Packung angegeben wird, sollte er echten Zusatznutzen bieten – zum Beispiel detaillierte Informationen zur Herkunft und Weiterverarbeitung des Fisches. Auch QR-Codes, über die Smartphonebesitzer Trackingsysteme abrufen können, könnten eine gute Lösung werden. Followfish und Iglo haben begonnen, ihre Packungen darauf umzustellen.