Pestizide: Kein Problem. Das gilt für fast alle 27 Apfelproben im Test. Nahezu völlig frei von Pestiziden sind die Äpfel aus dem Biolandbau.
Reinbeißen, bitte! Äpfel sind gesund und Pestizide verderben den Appetit auch nicht. Letzteres jedenfalls zeigt unser Test, bei dem wir in 27 Apfelproben – darunter 14 Sorten aus insgesamt 11 Anbauländern – nach rund 500 verschiedenen Pestiziden gefahndet haben. Untersucht wurden die ungewaschenen, ungeschälten Früchte.
Gerade mal eine Probe war deutlich und eine zweite stark belastet: Bei den italienischen Äpfeln Cripps Pink von Aldi / Nord lag der Wert für eines der sechs enthaltenen Pestizide über 50 Prozent der zulässigen Höchstmenge. Bei den holländischen Boskoopäpfeln von Minimal wurde eine gesetzliche Höchstmenge sogar überschritten – und zwar beim Pestizid Flufenoxuron, das gegen Insekten und Spinnmilben eingesetzt wird. Akut gesundheitskritisch ist die gefundene Menge nicht. Doch in Deutschland ist die Substanz nicht zugelassen. Als Höchstmenge gilt so automatisch der Wert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm – auch für Importe aus anderen Ländern.
CA-Lagerung: Äpfel im Winterschlaf
Die meisten Apfelsorten lassen sich gut lagern, oft monatelang. Früher wurde der häusliche Keller dafür hergerichtet, heute kommen die Äpfel nach der Ernte im Herbst in ein so genanntes CA-Lager (Controlled Atmosphere). Dort wird der Sauerstoffgehalt der Luft niedrig gehalten, der Kohlendioxidgehalt erhöht. Bei ein bis vier Grad Celsius und hoher Luftfeuchte fallen die Früchte in eine Art Winterschlaf. Sie verlieren vielleicht ein paar Vitamine (weniger als im Keller zuhause), aber sie bleiben auf durchaus natürliche Weise ansehnlich, knackig und aromatisch.
Die CA-Lagerung gilt als wenig energieaufwendig. Und für den Verbraucher ist sie völlig unkritisch. Dank dieser CA-Lagerung können wir das ganze Jahr über in frische Äpfel beißen.
SmartFresh: Nur Pseudo-Frische?
Jetzt aber gibt es eine neue Methode der Frischhaltung: die MCP-Konservierung. Das Kürzel steht für Methyl-Cyclopropen, eine gasförmige Verbindung. Äpfel, die mit MCP (Handelsname: „SmartFresh“) begast werden, produzieren kaum noch ihr natürliches Reifegas Ethylen. So bleibt die Farbe der Schale erhalten, das Fruchtfleisch knackig. Und zwar nachhaltig: Auch dann noch, wenn die Früchte längst im Handel sind. Unter Experten ist allerdings strittig, inwieweit sich das Apfelaroma und die Zusammensetzung – Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe – verändern. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält MCP für unbedenklich. Es ist jetzt für Äpfel zugelassen. Und: Die Anwendung muss nicht gekennzeichnet werden. Der Verbraucher kann also im Handel nicht erkennen, welche Äpfel mit „SmartFresh“ konserviert wurden und welche von Natur aus noch frisch sind.
Wir wollten es wissen und haben bei allen Äpfeln im Test nach MCP gefahndet. In keinem Fall konnten wir eine Behandlung nachweisen. Wir meinen dennoch: Wenn schon die MCP-Konservierung nicht kenntlich gemacht wird, sollte bei Äpfeln im Handel neben dem Herkunftsland auch der Erntezeitpunkt genannt werden. Denn das erlaubt zumindest Rückschlüsse auf die Behandlung und erhöht den Genuss beim Reinbeißen.
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Ich habe am 4.8.2014 im NDR-Fernsehen (22:00-22:22:45h) einen längern Beitrag zum Thema Äpfel im Allgemeinen und hierin einen breite Schilderung des von Ihnen in 2006 (!) kommentierten Umfelds zu SmartFrech sehen können.
Da sich die Welt (und der seinerzeit geäusserte Zweifel zu MCP) nach wie vor unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten thematisiert wird, d.h. der Verbraucher augenscheinliche getäuscht wird, halte ich es für sinnvoll, dass Sie sich dieses Themas noch einmal annehmen. Der Apfel ist ein zu wichtiges Produkt, um damit nicht ehrlich und offen für den Verbraucher auf dem Markt zu erscheinen.