
Zurückgerufen wurden nicht nur Produkte mit dem Logo der Firma Wilke. Insgesamt sind mindestens 13 Marken betroffen. © imago images / Olaf Döring
Nach dem Krankheitsausbruch durch Listerien, der mit der Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren in Verbindung gebracht wird, sind jetzt auch 1,6 Tonnen Grillfleisch in Hessen sichergestellt worden. Laut dem Verbraucherschutzministerium Hessen sei nicht ausgeschlossen, dass dieses Fleisch aus dem Betrieb Wilke stammt. Eine Vernichtung der Ware sei angekündigt. Anfang Oktober 2019 war der Wurstbetrieb Wilke geschlossen worden.
[Update 1. November 2019]: 1,6 Tonnen Grillfleisch sichergestellt
Hessische Behörden haben in einem Fleisch verarbeitenden Betrieb 1,6 Tonnen Grillfleisch sichergestellt, das möglicherweise vom Wursthersteller Wilke stammt. Die Ware – vor allem Grillfackeln – werde sofort vernichtet. Laut Verbraucherschutzministerium Hessen sei die Aktion durch einen anonymen Hinweis von Mitte Oktober ausgelöst worden. Demnach sei damals noch Grillfleisch aus Wilke-Fleisch auf Märkten, Jahrmärkten und Konzerten im Landkreis Waldeck-Frankenberg vertrieben worden. Da war der Betrieb des Wurstherstellers Wilke schon geschlossen, weil seine Wurstwaren in Zusammenhang mit Listerien-Infektionen gebracht worden waren. Laut Ministerium hat der Grillfleisch herstellende Betrieb zwar nachweisen können, seit Anfang Oktober Fleisch von anderen Lieferanten zu beziehen. Aber es sei nicht ausgeschlossen, dass noch Fleisch von Wilke im Bestand gewesen sei – daher die Vernichtungsaktion.
Betroffene Wurstwaren sind über Nummer eindeutig erkennbar

Diese Nummer ist entscheidend. © Stiftung Warentest
Laut dem Portal lebensmittelwarnung.de besteht ein möglicher Zusammenhang von Produkten der Firma Wilke mit einem lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch, der durch das Bakterium Listeria monocytogenes ausgelöst wurde. Wilke ruft alle im Unternehmen hergestellten Produkte mit sämtlichen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdaten zurück. Sie lassen sich durch das auf allen Verpackungen angebrachte ovale Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ eindeutig identifizieren.
Produkte von mindestens 13 Marken werden zurückgerufen
Zurückgerufen werden nicht nur alle Eigenmarken der Firma Wilke. Auch unter anderen Markennamen kam Wilke-Wurst in den Handel, etwa in Metro-Märkten oder im Restaurantbereich von Ikea. Laut lebensmittelwarnung.de sind nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen insgesamt 13 Marken mit dem oben genannten Identitätskennzeichen von dem Rückruf betroffen:
- ARO
- CASA
- Domino
- Findt
- Haus am Eichfeld
- Korbach
- Metro Chef
- Pickosta
- Rohloff Manufaktur
- Sander Gourmet
- Schnittpunkt
- Service Bund „Servisa“
- Wilke
Ein 13-seitiges PDF mit allen Wilke-Produkten, die das Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ tragen, steht auf dieser Seite bei lebensmittelwarnung.de zum Download bereit. Daraus ist ersichtlich, dass weitere Marken wie etwa Meatmaxx betroffen sind. Großhändler liefern Produkte dieser Marke an Gastronomiebetriebe.
Listerien: Wie kommen sie in die Wurst?
Listerien sind Bakterien, die beim Menschen die so genannte Listeriose auslösen können. Bei gesunden Menschen kann der Erreger zu einer kurzen fieberhaften Durchfallerkrankung führen. Bei Schwangeren, Neugeborenen, älteren Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem kann er aber auch zu Blutvergiftungen, Gehirn- oder Gehirnhautentzündung führen und sogar tödlich sein. Die Rate der Todesfälle liegt laut Robert-Koch-Institut bei sieben Prozent. Die Erreger können in der Erde, auf Pflanzen, im Kompost und in Abwässern vorkommen. Sie sind auch in der Landwirtschaft verbreitet, zum Beispiel in Tierfutter und -kot. Dadurch können Listerien bei der Herstellung auf Lebensmittel übergehen. Auch Gemüse kann etwa mit Erde verunreinigt sein, die die Erreger enthält. In Betrieben mit unzureichenden Hygienemaßnahmen können auch haltbar gemachte und verarbeitete Lebensmittel mit den Bakterien in Kontakt kommen.
Auch Veggie-Produkte und Theken-Wurst sind betroffen
Selbst Vegetarier und Veganer können sich nicht in Sicherheit wiegen. In der Liste der zurückgerufenen Produkte tauchen auch vegetarischer Aufschnitt, vegetarische Bratwurst sowie vegetarische und vegane Aufstriche auf. Außerdem haben Wursttheken in Supermärkten Waren der Firma Wilke verkauft. Weil Kunden in diesem Fall das Kennzeichen nicht sehen können, können sie im Zweifel nur bei ihrem Supermarkt nachfragen, ob dieser Wilke-Produkte verkauft hat. Das gleiche gilt für Menschen, die Wurst in Kantinen essen oder durch Küchen von Altenheimen oder Krankenhäusern verpflegt werden.
Kritik von Foodwatch und den Verbraucherzentralen
Dass der Rückruf keine Verkaufsstellen benennt und offen bleibt, in welchen Restaurants, Kantinen oder an welchen Wursttheken Kunden Wilke-Produkte erhalten haben könnten, kritisieren die Verbraucherzentralen und die Verbraucherorganisation Foodwatch. Außerdem hätten die Behörden Informationen nicht schnell genug öffentlich gemacht. Foodwatch hat ein Gericht eingeschaltet, nachdem von den verantwortlichen Behörden angeforderte Informationen nicht innerhalb einer Frist von 48 Stunden eingegangen waren. Das Verwaltungsgericht Kassel hatte am 11. Oktober 2019 einen entsprechenden Eilantrag abgelehnt.
Betrieb bleibt zu: „Schwerwiegende Gefahren für Leib und Leben“
Der Betrieb Wilke bleibt geschlossen. Das Verwaltungsgericht Kassel hat am 14. Oktober 2019 einen dagegen gerichteten Eilantrag der hessischen Firma abgelehnt. Die juristisch verhängten Maßnahmen sind laut Gericht „alternativlos“, um „erhebliche und schwerwiegende Gefahren für Leib und Leben einer Vielzahl von Menschen soweit wie möglich zu minimieren“. In der Begründung heißt es weiter, dass der Betrieb in seinem gegenwärtigen und baulichen Zustand „ideale Bedingungen für eine persistierende Ansiedlung, Vermehrung und Verbreitung von Listerien biete“. Noch Ende September seien die Krankheitserreger an Produktionsgeräten festgestellt worden, obwohl die Veterinärbehörde einige Tage zuvor eine Grundreinigung und Desinfektion verfügt habe.
Hotline für Verbraucher
Verbraucher, die Fragen zur Rückrufaktion der Firma Wilke haben, können bei einer Hotline des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz anrufen: Sie ist unter der Nummer 0 61 51 - 12 60 82 von montags bis donnerstags zwischen 8 und 16.30 Uhr sowie freitags zwischen 8 und 15 Uhr erreichbar. Bei Verdacht auf eine Infektion mit Listerien sollten Betroffene zum Arzt gehen. Die Listeriose gehört zu den meldepflichtigen Krankheiten.
So schützen Sie sich vor Listeriose
- Erhitzen. Kochen, Braten und Pasteurisieren tötet Listerien ab – sofern Lebensmittel im Kern mindestens zwei Minuten lang bei 70 Grad Celsius durcherhitzt werden. Kühlen oder Tiefgefrieren reichen nicht.
- Bei rohen tierischen Lebensmitteln aufpassen. Risikogruppen sollten keine rohen tierischen Lebensmittel wie etwa Rohmilchkäse und Rohwurst wie Salami sowie geräucherte und marinierte Fischerzeugnisse verzehren.
- Obst und Gemüse waschen. Frisches Obst und Gemüse sowie Blattsalate gründlich waschen.
- Küchenhygiene einhalten. Messer und Schneidebretter nach der Zubereitung von Lebensmitteln, insbesondere von Fleisch, gründlich reinigen. Die Hände vorm Kochen und danach intensiv waschen und abtrocknen.
Wie Sie auch anderen Krankheitserregern in der Küche den Garaus machen, lesen Sie in unseren Specials Keime in Lebensmitteln und Keime in der Küche.
Diese Meldung ist 09. Oktober erschienen und am 1. November 2019 aktualisiert worden.
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@Deee: Oh... Das wusste ich nicht. Ich hoffe, dass die Angestellten recht schnell wieder einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Doch ich habe gemerkt, dass sich einige Unternehmen schon die Anmerkungen ihrer Kunden zu Herzen nehmen. Das mit Wilke ist halt ein ungünstiges Beispiel.
@Edelstern: Na, das klingt ja mal beachtlich naiv. ;-)
Wilke hat übrigens Insolvenz angemeldet.
Mir hat dieser Tipp heute echt den Tag gerettet - ich habe nähmlich eine Wilke-Produkt im Kühlschrank. Aber ich bin mit den Lebensmitteln des Anbieters sonst immer sehr zufrieden. ich bin mir sicher, das Wilke an der Sicherheit der Lebensmittela arbeiten wird.