
Unter anderem getrocknete und gesalzene Forelle ist vom Rückruf betroffen. © Shutterstock / Olga Labusova
Ein Mann aus dem Landkreis Lippe ist an lebensgefährlichem Botulismus erkrankt, nachdem er Trockenfisch gegessen hatte. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium und der Fischgroßhändler Ozean GmbH warnen deswegen vor dem Verzehr von mehreren Sorten Trockenfisch, die der Großhändler vermarktet hatte. Verbraucher sollten ihn auf keinen Fall essen.
Betroffen sind unter anderem Forelle und Flussbarsch
Insbesondere russische Einkaufsmärkte hatten den zurückgerufenen Trockenfisch angeboten. Er war in Kartons verpackt und wurde lose verkauft. Verbraucherinnen und Verbraucher, die Trockenfisch gekauft haben, sollten diesen vernichten oder in ihrer Verkaufsstelle nachfragen, ob die gekaufte Ware zurückgerufen wurde. Betroffen sind folgende Fischprodukte mit den genannten Mindesthaltbarkeitsdaten und Chargennummern:
- Plötze unausgenommen; getrocknet und gesalzen, Mindesthaltbarkeitsdatum 12.11.2019, LOT180219
- Plötze ausgenommen; getrocknet und gesalzen, Mindesthaltbarkeitsdatum 05.03.2020, LOT180319
- Karausche; getrocknet und gesalzen, Mindesthaltbarkeitsdatum 27.05.2020, LOT170519
- Flussbarsch; getrocknet und gesalzen (Ijsselmeer), Mindesthaltbarkeitsdatum 27.05.2020, LOT170519
- Forelle; getrocknet und gesalzen (Aquakultur Türkei), Mindesthaltbarkeitsdatum 09.03.2020, LOT140619
- Hecht; getrocknet und gesalzen, Mindesthaltbarkeitsdatum 05.03.2020, LOT18.03.19
Die Ozean GmbH, die den Fisch an Einzelhändler geliefert hatte, hat nach eigenen Angaben alle Märkte informiert, damit diese die vorhandene Ware nicht weiterverkaufen. Die zuständigen Behörden überwachen den Vorgang.
Lebensgefahr nach Verzehr von betroffenem Fisch
Ein Mann, der Trockenfisch verzehrt hatte, ist nachweislich an Botulismus erkrankt. Er schwebt in Lebensgefahr. Das bestätigte ein Sprecher des Landkreises Osnabrück, in dem der Fischgroßhändler seinen Sitz hat. Botulismus kann durch den Verzehr von verdorbenem Fleisch oder Fisch verursacht werden. Auslöser ist der Giftstoff Botulinumtoxin, den das Bakterium Clostridium botulinum produziert. Das Gift sei im Blut des erkrankten Patienten und der Erreger in dem von ihm verzehrten Trockenfisch nachgewiesen worden, schreibt die Firma Ozean in ihrer öffentlichen Warnung. Da nicht näher bestimmt werden konnte, welche Art von Fisch der erkrankte Patient gegessen hatte, warne der Fischgroßhändler vorsorglich vor allen Trockenfisch-Produkten, die er an den Markt geliefert hatte, in dem der Patient eingekauft hatte.
Bei Vergiftungssymptomen sofort zum Arzt
Botulinumtoxin zählt zu den stärksten bekannten Giften. Immer wieder kommt es zu Vergiftungen durch Lebensmittel wie Räucherfisch, die mit Keimen von Clostridium botulinum belastet sind. Schon wenige Stunden nach dem Verzehr kann es zu beginnenden Lähmungen kommen. Sie äußern sich etwa in verschwommenem Sehen, Doppelbildern, Schluckstörungen sowie trockenem Mund – und können auch zu Atemnot führen. Eventuelle Frühsymptome sind Kopfschmerzen, Durchfälle und Erbrechen. Wer den Trockenfisch gegessen hat und innerhalb von 36 Stunden nach dem Verzehr entsprechende Symptome entwickelt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen und den Verdacht auf Lebensmittel-Botulismus äußern. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto schneller kann die Vergiftung behandelt werden.
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@GuessWhat: Wie das Bakterium Clostridium botulinum in oder auf den Trockenfisch gelangt ist, kann - wenn überhaupt- nur der Hersteller nachvollziehen. (bp)
Die giftbildenden Bakterien gedeihen anaerob. Deshalb können sie sich beispielsweise in nicht ausreichend sterilisierten Konserven (bei industriell produzierten ist das kein Thema) bilden.
Aber in Trockenfisch? Wie sollst funktionieren? Sauerstoff würde das Wachstum der Bakterien verhindern. Und der Trockenfisch dürfte doch wohl kaum luftdicht verpackt gewesen sein. Oder etwa doch?