Milzbrand: Langlebig und giftig
Milzbrand wird von einem stäbchenförmigen Bakterium, dem Bacillus anthracis, ausgelöst und ist auch unter dem Namen Anthrax bekannt. Menschen können sich über infizierte Tiere oder deren Produkte – etwa Fleisch, Knochen oder Haut – anstecken. test.de klärt auf.
Enorm widerstandsfähige Erreger
Es ist die Sporenform des Bacillus anthracis, die es gefährlich macht. Die Sporen können Jahrzehnte im Erdreich überleben und dabei ansteckend bleiben. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung sind Milzbrandsporen gegenüber Hitze, Trockenheit, Tiefgefrieren und Desinfektionsmitteln resistent. Sind die Sporen zum Leben erwacht, können sie zwei Gifte bilden: Eines führt zu Wassereinlagerungen, eines tötet Körperzellen ab. Je nachdem wie das Bakterium in den Körper eindringt, ob über Haut, Mund oder Lunge, schädigt es Organe und kann zum Tod führen.
Letzte Erkrankung beim Menschen vor 20 Jahren
Tiere können sich mit Milzbrandsporen beim Grasen infizieren, gewöhnlich nehmen sie sie aber über das Futter oder Trinkwasser auf. Sind sie infiziert, können sie den Menschen anstecken. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt als unwahrscheinlich. Zu den Risikopersonen zählen zum Beispiel Landwirte, die mit Nutztieren und Tierprodukten viel Kontakt haben. Auch Menschen, die Tierhäute, -felle, tierische Knochen und Knochenprodukte verarbeiten, sind einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Dank Tierimpfungen, Hygienemaßnahmen und Untersuchungen durch den Tierarzt kam es in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit selten zu Ausbrüchen von Milzbrand. Zwischen 1981 und 2002 seien insgesamt 41 Tiere erkrankt, so das Nationale Referenzlabor für Milzbrand. Beim Menschen liegt laut Robert-Koch-Institut der letzte Fall von Hautmilzbrand sogar 20 Jahre zurück.
Am häufigsten die Haut betroffen
Hautmilzbrand ist die mit Abstand häufigste Erkrankungsform. Sie kann ausbrechen, wenn jemand ein infiziertes Tier berührt hat. Meist bilden sich dann an den Infektionsstellen an Händen oder Unterarmen Blasen, später dann ein typischer Schorf, der schwarz wie Kohle ist. Auf Griechisch heißt Kohle Anthrax – daher stammt der zweite Name für Milzbrand.
Darm- und Lungenmilzbrand besonders gefährlich
Noch schwerwiegender sind Darm- und Lungenmilzbrand. Bei Darmmilzbrand – ausgelöst durch den Verzehr von stark verunreinigtem Fleisch – können blutiger Durchfall und Erbrechen die Folge sein. Bei Lungenmilzbrand – ausgelöst durch das Einatmen der Erreger – können Grippesymptome bis hin zu Atemnot, Husten und Verwirrung auftreten. In jedem Fall müssen Antibiotika zur Behandlung eingesetzt werden. Hat sich das Gift im Körper ausgebreitet, kann es tödlich wirken. Selten ist der so genannte Injektionsmilzbrand. Er kam in der Vergangenheit bei Drogenabhängigen vor, die vermutlich mit Sporen verunreinigtes Heroin gespritzt hatten.
Als Biowaffe eingesetzt
Anthrax wird seit längerem in Biowaffenprogrammen verschiedener Länder erforscht. Tatsächlich wird der Bacillus anthracis auch als biologischer Kampfstoff missbraucht – zuletzt 2001 in den USA. Damals wurde weißes, mit Anthrax verunreinigtes Pulver per Post verschickt. In Folge dieser Anschlagsserie starben fünf Personen an Lungenmilzbrand.