
Corned Beef, Rinderbraten, Roast Beef, Rinderroulade – seit dem 17. Oktober häufen sich die Rückrufe für Rindfleischprodukte. Sie sind möglicherweise mit dem Erreger Bacillus anthracis verunreinigt, der Milzbrand auslösen kann. Milzbrand ist alles andere als harmlos – eine gesundheitliche Gefährdung ist laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung derzeit dennoch unwahrscheinlich. Betroffene Rindfleischprodukte sollten Verbraucher aber keinesfalls verzehren.
Diese Produkte sind betroffen
Der Rückruf gilt für verschiedene Rindfleischprodukte, die von Ende September bis Mitte Oktober 2014 verkauft wurden. Betroffen ist sowohl verpackte Ware aus dem Supermarkt als auch Frischfleisch aus der Fleischtheke. Hier eine Übersicht:
- „Könecke Deutsches Corned Beef“ und „Redlefsen Deutsches Corned Beef“ (SB-Packung in Scheiben) der Firma Könecke, das bundesweit bei Dohle, Penny, Aldi (Nord) und Kaufland vertrieben wurde.
- Frische Rinderroulade, Frisches Rindergulasch und Frisches Rindermett der Landschlachterei Hanke in Rheden, die in Niedersachsen verkauft wurden.
- Gebratenes Roastbeef der Firma Horten in Kerken.
- Rinderkugel und Roastbeef der Fleischerei Werner Pieper in Mülheim an der Ruhr.
- Rinderbraten der Firma Frank Alfert in Ahaus.
- Rinderbraten, der bei Rewe Triebe in Gelsenkirchen verkauft wurde.
- Rind Seemerrolle gevliest von der Firma DUSP Fleisch & Service GmbH in Duisburg.
- Kugel vom Rind vom Rullko SB Großmarkt in Hamm-Rhynern.
- Roastbeef der Firma Struzina-Rauschen in Köln.
- Rinderwürste, die an türkische Einzelhändler in Augsburg, Kissing und Königsbrunn geliefert wurden.
Die betroffenen Produkte wurden laut Anbieter bereits aus dem Verkauf genommen. Verbraucher, die sie gekauft haben, sollten sie nicht verzehren – auch nicht das Frischfleisch, das inzwischen eventuell im Tiefkühlschrank zuhause lagert. Die Kunden können das Fleisch gegen Erstattung des Kaufpreises in den jeweiligen Einkaufsstätten zurückgeben.
Die Spur führt in die Slowakei
Heute weiß man: Auslöser der groß angelegten Rückrufaktion ist eine Milzbrandinfektion in einem Rinderbetrieb in der Slowakei. Aus dieser Herde wurden zwei Tiere in Polen geschlachtet. Diese zwei Tiere waren zuvor in Polen veterinärmedizinisch untersucht worden und zeigten keine Symptome einer Erkrankung. Auch die Fleischuntersuchung ergab keine Hinweise auf Milzbrand. Nach der Freigabe wurde das Fleisch der Tiere – noch vor dem Bekanntwerden der Milzbrandfälle in der slowakischen Herde – über die Niederlande an verschiedene Fleischverarbeitungsbetriebe in der Europäischen Union geliefert, darunter auch an deutsche Betriebe.
15 500 Kilogramm EU-weit betroffen
Die Zahlen klingen enorm: Europaweit wurden rund 15 500 Kilogramm Rindfleisch zurückgerufen, in Deutschland sind laut Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 3 600 Kilogramm betroffen. Wie kann das sein bei gerade mal zwei verdächtigen Rindern? „Es wurde die komplette vermischte Charge zurückgerufen“, erklärt eine Sprecherin des Umweltministeriums in Nordrhein-Westfalen. Das heißt: Überall, wo das Fleisch der zwei Rinder mit anderem Fleisch in Kontakt kam, warnen die Behörden aus vorbeugendem Verbraucherschutz vor der gesamten Fleischmenge. Eine Vermischung findet zum Beispiel in einem Tumbler statt – einer riesigen zylinderförmigen Trommel, in der Fleischstücke nach dem Schlachten massiert und zart gemacht werden. Hinzu kommt: Das Rindfleisch wurde sehr vielseitig verarbeitet – mal zu Frischfleisch beim Metzger in Nordrhein-Westfalen, mal zu Rinderwürsten in Bayern. Daher sind viele Verarbeitungsbetriebe und deren Fleisch im Spiel.
Erkrankungsgefahr unwahrscheinlich
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht derzeit keine große Ansteckungsgefahr für den Menschen (Stellungnahme des BfR). Das gilt für Darmmilzbrand, der nach dem Verzehr von verunreinigtem Fleisch auftreten kann, als auch für Lungenmilzbrand, von dem am ehesten Beschäftige in der Schlachtung betroffen wären. Es sei jedoch mit geringer Wahrscheinlichkeit möglich, dass in Zerlege- und Verarbeitungsbetrieben bei Beschäftigten mit Hautverletzung durch Kontakt mit verunreinigten Schlachtprodukten Hautmilzbrand auftreten könnte. Was Milzbrand genau ist und wie seine verschiedene Formen aussehen, erklärt der Artikel Milzbrand: langlebig und giftig.