
Dujardin Foods ruft tiefgekühlten Brokkoli zurück, der unter anderem bei den Handelsketten Rewe, Penny und Real verkauft wird. In einigen Proben wurden erhöhte Chlorat-Rückstände entdeckt. Chlorate sind Unkrautbekämpfungsmittel, die sich beim Menschen auf die Schilddrüsenfunktion auswirken können. Dujardin Foods rät vom Verzehr des Brokkolis ab. Wer noch Packungen aus den betroffenen Chargen zu Hause hat, kann sie ins Geschäft zurückbringen und bekommt den Kaufpreis erstattet.
Betroffen: Rewe, Real und Penny
Der Tiefkühlwaren-Hersteller Dujardin Foods hat gefrorenen Brokkoli zurückgerufen. Die belgische Firma beliefert unter anderem die Handels-Ketten Penny, Rewe und Real. Dort wurden die betroffenen Packungen bereits aus dem Verkauf genommen. Grund für den Rückruf waren erhöhte Rückstände des Unkrautbekämpfungsmittels Chlorat, es kann unter anderem die Funktion der Schilddrüse beeinflussen. Betroffen sind folgende Produkte:
- Greenland Broccoli tiefgefroren 750 g, Mindesthaltbarkeitsdatum 12/2015 bis einschließlich 02/2016, EAN 27053584
- REWE Beste Wahl Broccoliröschen 750 g, Mindesthaltbarkeitsdatum 12/2015 bis einschließlich 02/2016, EAN 4388844010383 und
- real Quality Tiefkühl-Brokkoliröschen 750 g, Mindesthaltbarkeitsdatum 01/2016 bis einschließlich 03/2016.
Chlorat-Einsatz in der EU verboten
Seit 2010 ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Chlorat EU-weit verboten. Für nicht zugelassene Rückstände in Lebensmitteln gilt nach EU-Recht als Höchstgehalt der allgemeine Standardgrenzwert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm. Beim Brokkoli der Firma Dujardin liegt der Wert bei etwa 0,8 Milligramm pro Kilogramm, bestätigte Deutschland-Vertriebsleiter Heinz Heimert auf Anfrage der Stiftung Warentest. Der Hersteller rät vorbeugend vom Verzehr des Tiefkühl-Gemüses ab. Wer noch eine Packung des Brokkolis in der Kühltruhe liegen hat, kann diese im Geschäft abgeben und bekommt den Kaufpreis zurück.
Tiefkühl-Verfahren als mögliche Ursache
Trotz des europäischen Verbots von Chlorat als Planzenschutzmittel werden immer wieder erhöhte Gehalte, vor allem in Tiefkühlgemüse entdeckt. Erst im März dieses Jahres rief Penny seinen Bio Tiefkühl-Brokkoli aus diesem Grund zurück. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) vermutete damals als Ursache für die häufigen Chlorat-Funde in Tiefkühlgemüse unter anderem das so genannte Hydro-Cooling-Verfahren. Dabei wird frisch geerntetes, teils aber auch zubereitetes Obst und Gemüse mit Eiswasser schnell auf Minustemperaturen heruntergekühlt. So wird unter anderem die Haltbarkeit verlängert. Um Keime abzutöten, wird dem Kühlwasser zum Teil auch Chlor zugesetzt. Dabei kann Chlorat als Nebenprodukt entstehen. Nach Angaben des CVUA überwachen die Hersteller dabei zwar in der Regel den Chlorgehalt des Wassers, die Chlorat-Konzentration würde aber offensichtlich nicht gemessen. So könnte es zu den erhöhten Rückständen in Lebensmitteln kommen, so das CVUA in Stuttgart in der Online-Veröffentlichung zu den Funden im März. Als weitere Chlorat-Quellen kämen aber auch Umweltfaktoren in Betracht, etwa kontaminiertes Beregnungs- oder Bewässerungswasser oder Böden, die noch durch frühere Anwendungen belastet sind.
Nicht der erste Tiefkühl-Brokkoli mit Chlorat
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet auf Anfrage von test.de, Anfang April 2014 in anderen Proben von Tiefkühl-Brokkoli Chlorat-Belastungen in Höhe von 2,5 bis 3,9 Milligramm je Kilogramm festgestellt zu haben. Bei Chlorat-Gehalten in solcher Höhe könnten nach derzeitigem Kenntnisstand schon nach einmaligem Verzehr gesundheitliche Beschwerden auftreten. Das CVUA schließt akute Gesundheitsgefahren durch Chlorat ab einer Grenzwert-Überschreitung um 100 Prozent nicht aus. Der Tiefkühlbrokkoli der Firma Dujardin Foods überschreitet den Grenzwert um das 80-fache.*
Zu viel Chlorat birgt gesundheitliches Risiko
Chlorat kann die roten Blutkörperchen schädigen sowie die Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse hemmen. Vor allem für empfindliche Gruppen wie Kinder und Schwangere kann das gesundheitliche Risiken bergen. Auch für Personen, die ohnehin an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, kann die erhöhte Aufnahme von Chlorat gefährlich sein.
* Passage korrigiert am 08.5.2014
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Nun ja, es gibt auch Menschen, die haben sechs Finger und Zehen an den Gliedmaßen. Sie werden sicher selbst wissen, dass ihr Essverhalten nun keineswegs als typisch oder normal bezeichnet werden kann. Was eine ausgewogene Ernährung, auch bei Kindern ist, wissen sie hoffentlich. Offenbar haben sie aber bisher keine spürbaren gesundheitlichen Schäden erlitten, ebenso wenig offenbar ihr Sohn. Rote Blutkörperchen erneuern sich alle vier Wochen. Und da sie jetzt ja sicher nur noch nicht genannte Chargen essen, ist wohl kaum mehr mit Folgen zu rechnen. Sie werden den Brokkoli gekocht haben (zumindest das setze ich jetzt mal mutig voraus). Wie von mir beschrieben sollten sich dadurch die Chloratmengen schon durch den Übergang ins Kochwasser erheblich reduzieren. Bei tatsächlichen Folgeschäden haftet der Hersteller nach dem Produkthaftungsgesetz. Wegen der Erstattung würde ich nach einer Kulanzregelung beim Händler fragen. Nachweisbar dürften die verzehrten Chargen ja nicht mehr sein.
Remember_Carthage schrieb>Niemand wird ein ganzes Kilogramm Brokkoli essen
Doch, ich esse ca. 400-500g pro Tag von diesem real,- Quality Brokkoli.
Nun mache ich mir sehr grosse Sorgen.
Ich habe mir 5 - 6 Belege herausgesucht aus den vergangenen Wochen, die ich noch hatte.
1) Bekomme ich das Geld nur für die Packungen die ich noch nicht gegessen habe, oder für alle Packungen die ich seit Januar gekauft habe und für die ich den Bon noch habe? (Die Packungen seit Januar sind betroffen, denn das Haltbarkeits-Datum scheint immer 1 Jahr im Voraus zu liegen.)
2) Was noch wichtiger ist, wie werde ich nun vorgehen, um für die gesundheitliche Beeinträchtigung entschaedigt zu werden?
3) Mein 5 Jahre alter Sohn hat auch viel davon gegessen und auch regelmaessig, nur nicht täglich wie ich.
@produktrückrufe.de:
Vielen Dank für den Hinweis.
Wir bedauern den Fehler, den wir mittlerweile korrigiert haben (TK)
Habe ich gelesen. Dort widerspricht sich die StiWa. Oben ist noch davon die Rede, dass es keinen tatsächlichen Grenzwert gibt. Der Wert stellt nur die Nachweisgrenze dar. Und es stellt sich weiterhin die Frage, ob in der Praxis dies eine Bedeutung hat. denn hier ist immer vom Gehalt pro kg die Sprache. Niemand wird ein ganzes Kilogramm Brokkoli essen. Auf welche Mengen beziehen sich also die Aussagen zur Gefährlichkeit? Dazu kommt, dass sich die Werte auf die Rohware beziehen. Brokkoli wird aber gewöhnlich gekocht, bei dem der Stoff verwässert, ausgespült oder sogar ganz inaktiviert werden kann. Solche Aussagen sind also in dieser Form wertlos. Richtig wäre es zu schreiben: "Bei einer normalen Portion gekochtem Brokkolis können gesundheitliche Risiken (nicht) ausgeschlossen werden."
Bitte lesen sie den Kommentar genau: Es ging ausschließlich um die Berechnung einer (ursprünglich) falschen Bewertung (die am 08.05.2014 korrigiert worden ist).