
Zwicken im unteren Rücken. Meist ist die Ursache nicht gefährlich. © Getty Images
Die Pein im Kreuz plagt viele. Wir beantworten Fragen, was bei akutem und chronischem Schmerz hilft, wann Röntgen wirklich Sinn macht und wann es ärztlichen Rat braucht.
Alle Fragen im Überblick
- Wodurch entstehen Rückenschmerzen?
- Welche Auslöser für Rückenschmerzen gibt es?
- Bei welchen Warnzeichen sollten Betroffene zu Arzt oder Ärztin gehen?
- Was nützen MRT und Röntgen bei Rückenschmerzen?
- Wie lassen sich Rückenschmerzen behandeln?
- Warum ist Bewegung bei Rückenschmerzen so hilfreich?
- Was hilft bei chronischen Rückenschmerzen?
- Wie lässt sich der Alltag rückengesund gestalten?
Ihre Fragen, unsere Antworten
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Wodurch entstehen Rückenschmerzen?
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Verspannt, zu schnell bewegt, falsch belastet: Verschiedene Reize können den Rücken strapazieren und in der Folge schmerzen lassen. Knapp zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind von Rückenschmerzen betroffen. Das ergab eine Befragung des Robert-Koch-Instituts von rund 5 000 Erwachsenen zwischen Oktober 2019 und März 2020.
Besonders oft sitzt die Pein im unteren Rücken. Spezielle Schäden, etwa an der Wirbelsäule, finden sich meist nicht. In etwa 90 Prozent der Fälle hat das Rückenweh keine gefährliche Ursache – auch wenn die Schmerzen stark sind und die Bewegung einschränken. Mediziner sprechen dann von nicht-spezifischen Rückenschmerzen. Spezifische Rückenschmerzen mit einem eindeutig nachweisbaren Auslöser kommen hingegen nur selten vor.
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Welche Auslöser für Rückenschmerzen gibt es?
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In vielen Fällen lässt sich das Übel auf die Bandscheiben zurückführen. Sie sitzen wie Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbeln und puffern sie voneinander ab, können allerdings an Elastizität verlieren. Das geschieht oft altersabhängig. In der Folge drohen Schmerzen – vor allem, wenn innere Anteile der Bandscheiben nach außen treten und aufs Rückenmark oder daraus entspringende Nerven drücken.
Als Auslöser spezifischer Rückenschmerzen kommen zum Beispiel Verletzungen, entzündliche Erkrankungen, Osteoporose oder Tumore infrage – wenn auch vergleichsweise selten.
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Bei welchen Warnzeichen sollten Betroffene zu Arzt oder Ärztin gehen?
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Bei etwa 5 bis 10 von 100 Menschen mit Rückenschmerzen deutet eines dieser Warnzeichen auf eine spezifische Ursache hin. Betroffene sollten folgende Punkte unbedingt ärztlich abklären lassen:
- Verstärken sich die Schmerzen, wenn Sie Wärme anwenden? Dies deutet auf eine entzündliche Erkrankung hin.
- Nehmen die Schmerzen zu, wenn Sie sich im Sitzen vorbeugen und strahlen ins Bein aus? Dann sollte geprüft werden, ob ein Bandscheibenvorfall, eine Nervenerkrankung oder eine Durchblutungsstörung vorliegt.
- Treten die Schmerzen schubweise auf und fühlen Sie sich besonders morgens sehr unbeweglich oder wachen nachts von den Schmerzen auf? Dann sollte der Verdacht auf eine Bechterew-Krankheit abgeklärt werden.
- Ereignete sich in jüngerer Zeit ein Unfall oder Sturz?
- Haben Sie zusätzlich Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl?
- Fühlen sich Teile des Rückens, des Gesäßes oder der Beine taub an, kribbeln oder stechen? Haben Sie Lähmungserscheinungen in den Beinen?
- Haben Sie Probleme mit dem Stuhlgang oder beim Wasserlassen? Letzteres deutet sogar auf einen medizinischen Notfall hin.
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Was nützen MRT und Röntgen bei Rückenschmerzen?
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In aller Regel sind solche Untersuchungen nicht erforderlich. Zwar erwarten laut Befragungen etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen eine Diagnostik mit Röntgen oder Magnetresonanztomographie (MRT). Diese können bei unspezifischen Rückenschmerzen aber mehr schaden als nützen. Ärztinnen und Ärzte sollten sie nicht routinemäßig anbieten, schlussfolgert ein kanadisches Wissenschaftlerteam im British Medical Journal.
Computertomographie (CT) und Röntgen bedeuten oft eine unnötige Strahlenbelastung. Diese und andere bildgebende Verfahren können die Behandlung verzögern, weitere Untersuchungen und teils überflüssige Operationen nach sich ziehen. Im Bild entdeckte Veränderungen an der Wirbelsäule verleiten dazu, sie als Ursache der Schmerzen zu vermuten – obwohl diese auch bei Menschen auftreten, die schmerzfrei sind. Ab einem gewissen Alter treten sehr häufig Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule auf. Diese müssen aber nichts mit den akut empfundenen Rückenschmerzen zu tun haben.
Viele wichtige Informationen ergeben sich durch gezielte Fragen zur Art der Schmerzen und zur Vorgeschichte der Betroffenen, gefolgt von einfachen körperlichen Untersuchungen wie dem Abtasten des Rückens. Zeigen sich dabei Warnsignale, empfehlen medizinische Leitlinien weitere Diagnostik wie Röntgen, CT und MRT. Auch bei wochenlangen Beschwerden, die sich trotz Behandlung nicht bessern, kommen die Verfahren unter Umständen infrage.
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Wie lassen sich Rückenschmerzen behandeln?
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Schmerzmittel. Bei akutem unspezifischem Rückenschmerz können Schmerzmittel helfen, darunter rezeptfreie Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Naproxen. Ohne ärztlichen Rat sollten sie wegen möglicher Nebenwirkungen aber nur einige Tage zum Einsatz kommen. Paracetamol scheint akute unspezifische Rückenschmerzen nicht zu lindern, zeigen Studienauswertungen.
Bewegung. Am Wichtigsten: Im Alltag trotz der Beschwerden möglichst aktiv und beweglich bleiben. Ratschläge wie „Schon dich“ oder „Leg dich ins Bett“ gelten als überholt. Vielmehr sollten Betroffene versuchen, ihren gewohnten Aktivitäten nachzugehen, und Bewegung einplanen – solange sie dabei nicht deutlich über die Schmerzgrenze hinausgehen.
Wärme. Vielen Geplagten tut Wärme gut, etwa durch Wärmepflaster. Dass Wärmepflaster und -cremes allein effektiv sind, ist zwar nicht ausreichend belegt. Sie können aber dazu beitragen, sich aktiv zu bewegen. Auch Kinesio-Tapes kommen bei Rückenschmerzen zum Einsatz.
Stufenlagerung. Sie entlastet Bandscheiben und Nervenwurzeln. Dabei liegen Schmerzgeplagte so, dass Ober- und Unterschenkel eine nach oben führende Stufe bilden: Flach auf den Boden legen und die Unterschenkel auf einem Stuhl lagern, der ungefähr so hoch ist wie der Oberschenkel lang. Der untere Rücken und die Oberschenkel sollten dabei in etwa einen rechten Winkel bilden, ebenso Ober- und Unterschenkel.
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Warum ist Bewegung bei Rückenschmerzen so hilfreich?
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Sie kräftigt die Rückenmuskeln, was Anstrengungen besser abfedert und die Wirbelsäule sowie Bandscheiben entlastet. Sie fördert die Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen, stärkt die Knochen und hilft, ein normales Körpergewicht zu behalten oder zu bekommen – befreiend für den Rücken. Studien zufolge hilft Bewegung sogar zu verhindern, dass akute Rückenschmerzen chronisch werden oder erneut auftreten. Dafür heißt es: Dranbleiben und regelmäßig aktiv werden.
Möglich sind etwa Spazieren, Wandern, Radfahren, Schwimmen, Aquafitness, Pilates, Yoga oder gezieltes Rückentraining. Auch bei Bandscheibenproblemen gilt Bewegung als wichtige Maßnahme.
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Was hilft bei chronischen Rückenschmerzen?
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Bei unspezifischen Rückenschmerzen, die länger anhalten oder immer wieder auftreten, sind Bewegungstherapien wie Kraft- oder Stabilisationstraining die erste Wahl. Als chronisch gelten Rückenschmerzen, die mehr als drei Monate anhalten. Personalisierte Bewegungstherapien sind besonders hilfreich. Das zeigt eine Metaanalyse der Goethe-Universität Frankfurt, die 58 Studien mit über 10 000 Teilnehmenden auswertet.
Noch effektiver wird die Behandlung, wenn eine kognitive Verhaltenstherapie hinzukommt. Diese vermittelt Techniken, um die Qual besser zu bewältigen. Die Analyse bestätigt den Nutzen „multimodaler“ Therapien, die verschiedene Bausteine kombinieren.
Tipp: Reichen reguläre Behandlungen bei chronischen Rückenschmerzen nicht, sind beispielsweise spezialisierte Schmerztherapeuten empfehlenswert. Krankenkassen erstatten die Kosten. Adressen vermittelt etwa die Deutsche Schmerzliga.
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Wie lässt sich der Alltag rückengesund gestalten?
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Nützlich sind etwa ein verstellbarer Bürostuhl, bequeme Schuhe und Bewegung im Kleinen: öfter die Sitzposition wechseln, immer mal recken und strecken, aufstehen und herumgehen. Das bietet dem Rücken Abwechslung. Langes Verharren in derselben Position hingegen stresst ihn.
Tipp: Für Menschen, die zuhause arbeiten, geben wir Tipps in unserem Special Rückenschmerzen im Home-Office vorbeugen und Bürostuhl einstellen.
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- Bei Nacken- und Rückenschmerzen können Wärmepflaster gut tun. In einem Test unserer Schweizer Kollegen vom Gesundheitstipp schnitt aber nur eins gut ab.
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- Silvesterparty, Geburtstagssause, Gartenfest: Viele feiern gern mit Alkohol. Nach dem Rausch dröhnt oft der Schädel. Was hilft dann? Wie lässt sich dem Kater vorbeugen?
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- Es klingelt, pfeift, saust: Wer plötzlich auftretende Ohrtöne hat, sollte dem zeitnah nachgehen. Manchmal werden sie chronisch. Wie Tinnitus entsteht und was helfen kann.
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Bei mir hat die Feldenkrais-Methode sehr geholfen.
Überall die Trolle bei denen Vitamin D gegen alles hilft, natürlich extrem hochdosiert. Das ist aber sehr gefährlich...
Ich hatte bis vor ca. 1,5 Jahren 3-4 Hexenschüsse im Jahr, denen ich nur mit Spritzen (Infiltration, also in den Rücken!) beikommen konnte, und manchmal brauchte ich bis zu 3 solcher Spritzen. Seitdem ich regelmäßig Dehnübungen mache, hatte ich keinen einzigen mehr. Ich habe mich an Liebscher/Bracht gehalten, die einen guten Youtube-Kanal betreiben (die Knieschmerzen haben sich auch sehr gebessert). Am besten langsam rantasten, der Dehnungsschmerz war für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig. Nahrungsergänzung wie von anderen vorgeschlagen (Vit. B/D/Kreatin) halte ich auch für vielversprechend (selbst ausprobiert).
Wahrscheinlich wegen des langen Sitzens im Büro begann mein Rücken immer mehr zu schmerzen, besonders mein unterer Teil. Ich fand nützliche Übungen, die ich im Büro machen konnte, und wollte der Acuraflex-Schmerzcreme eine Chance geben. Hat jemand Erfahrung?
Ich habe meine Rückenschmerzen mit einem Mix aus Übungen/ Bewegung und der richtigen Matratze gelindert - besser gesagt mit einem Luft-Schlafsystem (hatte ich von der Website des Deutschen Skoliose Netzwerkes erfahren), das konnte sozusagen im Schlaf meinen Rücken wieder herstellen, ganz ohne Ärzte und OPs und Medikamente. Bin so dankbar dafür, dass ich das überall weiter empfehle.
Also mein Tipp: tags aktiv bewegen, nachts passiv regenerieren durch richtiges Liegen.
Gute Besserung allerseits, LG, Nicole