Die Zahl der verletzten Skifahrer ist wieder leicht gestiegen. Viele Unfälle geschehen durch Kollisionen. Rückenprotektoren können in solchen Situationen schützen. Allerdings tragen bislang nur wenige Wintersportler diesen zusätzlichen Schutz zum Helm. Doch was taugen die Protektoren? Das hat der österreichische Verein für Konsumentenorganisation (VKI) untersucht. Fazit: Von 20 Modellen im Test bieten nur zwei sehr guten Schutz und keines absolute Bewegungsfreiheit (Preise: 120 bis 230 Euro).
Zahl der Verletzungen wieder leicht gestiegen
Während sich im vorletzten Winter erstmals unter 40 000 Skifahrer verletzt haben, stieg die Zahl in der vergangenen Skisaison wieder über diese Marke. Das geht aus einem aktuellen Bericht hervor, den die Auswertungsstelle für Skiunfälle gemeinsam mit der Stiftung Sicherheit im Skisport erstellt hat. Viele Wintersportler müssen stationär behandelt werden, weil sie mit anderen zusammengeprallt sind. Rückenprotektoren können Stöße abdämpfen. Sie sollten die komplette Wirbelsäule und auch die Schulterblätter abdecken, um eine möglichst große Schutzfläche zu bieten.
Harte Schale oder weicher Kern?
Es gibt zwei Arten von Protektoren: Hartschalenprotektoren und Softprotektoren. Die darin enthaltenen Schaumstoffmaterialien verteilen die Aufprallenergie großflächiger als die Kunststoffplatten der harten Rückenpanzer, die Stöße schlechter dämpfen. Deswegen rät der VKI prinzipiell eher von Hartschalenprotektoren ab. In den Test namen sie trotzdem einen Hartschalenprotektor mit rein: Action Wave Pro von Dainese für 139 Euro. Er schneidet nur durchschnittlich ab. Manche Protektoren sind zusätzlich in eine Weste eingearbeitet – im Test 17 Modelle. Sie sind wie eine zusätzliche Kleidungsschicht und so besonders für Wintersportler angenehm, die schnell frieren. Weiterer Pluspunkt: Die Weste lässt sich schnell an- und ausziehen und verrutscht nicht so stark wie ein Protektorschild. Durch den straffen Sitz vermittelt die Weste dem Träger Sicherheit bei der Abfahrt. Für zusätzliche Stabilität sorgt bei fast allen Protektoren im Test ein Nierengurt.
So sind die Tester vorgegangen
Für den Test kamen die Protektoren – neun Herren-, sieben Damen- sowie vier Unisexmodelle – zunächst in die Kältekammer. Danach hatte das Material eine Temperatur von minus 10 Grad – realistische Wintersportbedingungen. Dann ließen die Prüfer an verschiedenen Stellen 5 Kilogramm schwere Fallstäbe auf die Protektoren fallen. So viel Wucht entfaltet in etwa ein Skistock, der mit knapp 20 km/h auf die Schilder stößt. Auf diese Weise konnten die Prüfer messen, wie viel Aufprallenergie der Protektor abdämpft. Zudem bewerteten die Prüfer, ob die Bedienungsanleitung verständlich und vollständig ist – denn einen optimalen Schutz bieten die Protektoren nur, wenn sie sachgemäß angelegt werden und richtig sitzen. Dann beurteilten zusätzlich sechs Testfahrer, ob sich die Protektoren leicht anlegen und verstellen lassen und wie komfortabel sie beim Tragen sind.
Tipp: Tragen Sie bei der Anprobe Ihre Skiunterwäsche. Darüber liegt der Protektor. Er sollte die ganze Wirbelsäule und auch die Schulterblätter abdecken. Es ist wichtig, dass der Protektor eng anliegt – auch wenn es sich anfangs ungewohnt anfühlen mag. Trotzdem darf der Protektor die Beweglichkeit nicht zu stark einschränken und nirgendwo einschneiden. Um zu überprüfen ob der Protektor beim Tragen verrutscht oder unangenehm drückt, sollten Sie sich vor dem Kauf „in voller Montur“ bücken, drehen und auch einmal hinsetzen.
Teuerstes Modell versagt im Test
Erschütternd: Ausgerechnet der teuerste Protektor im Test, eine Weste für 230 Euro (Spine VPD 2.0 Vest), hielt dem Aufprall nicht stand. Gebrochen sind auch die Protektoreinsätze von Salomon Flexell (140 Euro) und Icetools Evo Shield (150 Euro) – sowohl die Modelle für Damen, als auch die für Herren. Außerdem liegen die Modelle dieser beiden Firmen unangenehm an und rutschen beim Hinsetzen hoch.
Gut geschützt, weniger beweglich
Auch beim sehr guten Testsieger Flexagon Waistcoat von Dainese sitzt die Weste unter den Armen etwas eng und verrutscht leicht in den Nacken. Dafür bietet sie sehr guten Schutz vor dem Aufprall (Herren- wie Damen-Variante kosten 169 Euro). Zudem ist sie seitlich verstärkt und polstert so auch die Rippen etwas. Guten Schutz und Bewegungsfreiheit in den Armen bietet die Pro Vest von Komperdell für 160 Euro. Nur der Nierengurt ist bei den Modellen für Frauen und Männer etwas steif und kann stören. Gut geschützt beim Aufpall sind Ski- und Snowboardfahrer auch mit der Air Vest Men von Komperdell (160 Euro), und mit dem Live Shield Vest Men von Atomic (140 Euro). Aber auch dieser Protektor fühlt sich laut den Testern „hart wie ein Brett“ an. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der muss also weniger Bewegungsfreiheit in Kauf nehmen. Das billigste Produkt im Test bekommt von den VKI-Testern aber nur die Note „durchschnittlich“. Die Tatsache, dass nur zwei Modelle sehr gut sind zeigt: Protektoren schützen generell eher vor flachen Aufprallen und eben nicht vor Skistöcken oder spitzen Ästen.
Helme sind längst akzeptiert
93 Prozent der Skifahrer trugen im vergangenen Winter zumindest einen Helm, als sie verunfallt sind. Der Kopfschutz ist damit deutlich weiter verbreitet, als Rückenprotektoren. Doch auch dort gibt es viel Auswahl zwischen den verschiedensten Modellen. Welche Helme die Stiftung Warentest mit gut bewertet hat und was beim Kauf alles zu beachten ist, erfahren Sie im Test Skihelme. Übrigens: Wir haben auch Helme mit Visier getestet.
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