Für deutsche Anleger mit Aktien und Fonds ist das Jahr 2015 gut gelaufen. Der Dax hat mit einem Zuwachs von 9,6 Prozent besser abgeschnitten als im Vorjahr – da betrug das Plus nur 2,7 Prozent. Wer US-Aktien hatte, konnte 2015 rund 13 Prozent verdienen. Noch mehr Zuwachs gab‘s in Japan: gut 22 Prozent. Grund waren vor allem Währungsgewinne von Dollar und Yen, von denen hiesige Investoren profitierten. Wer sich nicht an die Börse wagte und mit Tagesgeld beschied, musste sich weiter mit Minizinsen abfinden. test.de nennt Gewinner und Flops des Jahres.
Podestplatz für den deutschen Aktienmarkt
Deutsche Aktien waren 2015 ganz vorn mit dabei: Gemessen an der reinen Stärke der Börsen hat kaum einer der bedeutenderen Märkte besser abgeschnitten als der deutsche. Die USA schafften – in Dollar gerechnet – nur ein kleines Plus von 1,3 Prozent. Die Schweiz – in Franken – kam auf knapp 2 Prozent, die britische Börse – in Pfund – verlor sogar 2 Prozent. Nur Frankreich mit einem Zuwachs von gut 12 Prozent und Japan mit rund 10 Prozent liefen noch ein wenig besser.
Der Dollar-Booster

Aus Sicht der hiesigen Anleger sieht die Bilanz besser aus. Das liegt daran, dass sie in Euro investieren und im vergangenen Jahr davon profitieren konnten, dass Dollar, Franken, Pfund und Yen gegenüber dem Euro deutlich zugelegten. Inklusive der Währungsgewinne legten der US-Markt und die Schweiz knapp 13 Prozent zu, in Großbritannien gab es mit 3 Prozent ebenfalls ein Plus, japanische Aktien brachten gar 22 Prozent (siehe Grafik).
Der Jahressieger 2015 heißt Dänemark
Zählt man die kleineren Börsen dazu, ist bestes Land 2015 in der Kategorie „Industrieländer“ Dänemark mit einem Plus von 39 Prozent. Irland hat plus 30 Prozent geschafft und ist damit das zweite Jahr in Folge einer der besten Märkte überhaupt. Auch die belgische Börse lief gut: plus 26 Prozent. Nur knapp im Plus liegt Australien mit 0,5 Prozent, gerechnet in Euro.
Portugal mit Comeback des Jahres
Das Comeback des Jahres feiert Portugal, das 2014 noch 29 Prozent Minus gemacht hat: 2015 haben portugiesische Aktien 13,5 Prozent gewonnen. Der Aktienmarkt im Eurokrisenland Italien legte um knapp 15 Prozent zu. Nicht so gut lief es hingegen für Spanien: minus 5,8 Prozent. Der MSCI-Index von Griechenland ist im Jahr 2015 um fast 57 Prozent eingebrochen – kein Wunder nach der monatelangen Hängepartie um weitere Hilfsprogramme.
„Old Europe“ ist wieder wer

Die europäischen Börsen haben die Wall Street im vergangenen Jahr abgehängt. Nicht nur Deutschland ist besser als die USA, auch Europa insgesamt. Die Euroländer haben ein Plus von 10,6 Prozent erreicht, da scheint die Krise weit weg. Trotz der schwächelnden Übersee-Börsen hat sich ein weltweites Investment, etwa in Aktienfonds Welt, gelohnt. Auch hier profitierten hiesige Anleger von Währungsgewinnen: Die Bilanz in Euro: Plus 11 Prozent gab es mit dem MSCI World, knapp 9 Prozent mit dem MSCI Europe. Schlecht liefen die Schwellenländer, global steht ein Verlust von 4,9 Prozent zu Buche. Auch die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) gemeinsam haben kein Plus zustande gebracht.
Überraschend: Ungarn und Russland vorn
Bestes Land in der Kategorie „Schwellenländer“ ist im Jahr 2015 Ungarn. Um sage und schreibe 52 Prozent legte die Börse in Budapest zu, die im wesentlichen von drei Firmen dominiert wird: der Bank OTP, der Pharmafirma Gedeon Richter sowie dem Ölkonzern MOL. Vorjahressieger Indien liegt nur noch leicht mit 4,6 Prozent im Plus. Ansonsten liegen fast alle Länder der Emerging Markets im Minus, sei es in Europa, Asien oder Lateinamerika. Ausnahmen sind – trotz Krise – Russland mit plus 17 Prozent und der A-Aktienmarkt in China, an dem vor allem Einheimische handeln. Auch nach den heftigen Einbrüchen steht noch ein Plus von rund 19 Prozent zu Buche.
Beste Aktie kommt aus Korea
Im Dax lag 2015 Adidas vorn, mit einem Jahresplus von knapp 60 Prozent. Am schlechtesten war nicht VW, sondern RWE. Der Konzern hat mit minus 52 Prozent etwa doppelt so viel verloren wie die Wolfsburger Autobauer. Die beste Aktie der Industrieländer ist eine japanische: die Kosmetikfirma Kose. Ergebnis in Euro: plus 167 Prozent. Knapp dahinter liegt der amerikanische Videoverleih Netflix mit plus 161 Prozent. Die besten Aktien weltweit kommen aus Korea. Sie heißen Hamni Science und Hamni Pharmaceutical, sind miteinander verbandelt und haben ihren Wert mehr als versiebenfacht. Grund sind milliardenschwere Medikamentendeals mit der franzöischen Sanofi-Aventis und der amerikanischen Janssen Pharmaceuticals. Eine der schlechtesten Aktien weltweit war die der griechischen Bank Piraeus mit einem Minus von 99,7 Prozent.
Rohstoffbranche – Flop des Jahres
Richtig mies gelaufen ist die Rohstoffbranche. Der Ölpreis, obwohl 2014 bereits um 40 Prozent gefallen, ist noch einmal um rund 26 Prozent abgeschmiert. Auch Gold glänzte 2015 nicht mehr: Um 10,4 Prozent ist der Preis für eine Feinunze gefallen. Er beträgt nun 1 062 Dollar. Schwacher Trost: Dank des starken Dollar haben deutsche Goldbesitzer nur 1,2 Prozent Verlust gemacht.
Minizinsen und kein Ende
Die Enttäuschung des Jahres ist – wieder einmal – der Zins. Auch 2015 gab es für Tagesgeld und Festzinsprodukte von Banken kaum Zinsen. Vielfach freuten sich die Anleger schon, wenn eine Eins statt einer Null vor dem Komma stand. In den USA hat kurz vor Weihnachten die Notenbank Fed die Zinswende eingeläutet und den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt angehoben. In Euroland stehen die Zeichen aber nach wie vor auf billigem Geld und weiterhin niedrigen Zinsen. Anleger, die in Staatsanleihen der Euroländer investiert haben, konnten sich theoretisch über eine Rendite von 1,6 Prozent freuen. Mit Unternehmensanleihen gab es 2015 Verlust: Minus 0,6 Prozent.
Währung des Jahres – der chinesische Renminbi
Dollar, Yen und Schweizer Franken haben grob 11 Prozent gegenüber dem Euro zugelegt, das britische Pfund gut 6 Prozent (Quelle: Europäische Zentralbank). Währung des Jahres 2015 ist jedoch der chinesische Renminbi – was weniger an den Kurszuwächsen (von 6,7 Prozent gegenüber dem Euro) als daran liegt, dass er in den Korb der weltweiten Reservewährungen aufgenommen wurde. Aus Sicht deutscher Anleger dürfte allerdings der schwache Euro der heimliche Gewinner sein – schließlich hat er ihnen in den meisten Fällen gute Geldanlageergebnisse geliefert.
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