
Abfahrt. Redakteur Falk Murko am Berliner Lützowplatz. Für die Fahrt nach Hannover zeigt Qixxit viele Optionen mit Fahrzeiten und Preisen an.
Mit einer Handy-Software Routen für viele Verkehrsmittel finden und Tickets buchen – eine schöne Idee. Doch bis zur Perfektion ist der Weg weit.
Eine schnelle und günstige Verbindung von Berlin nach Hannover möchte ich finden. Das ist meine erste Aufgabe für fünf Smartphone-Apps, die mir verheißen, den optimalen Weg mit den jeweils passenden Verkehrsmitteln zu weisen. Das können Bus oder Bahn sein, das eigene Auto, Carsharing, Fernbus, Mitfahrgelegenheit, Leihfahrrad oder Taxi. Mit drei der Apps kann ich sogar Fahrkarten für ausgewählte Verkehrsmittel kaufen. Mein Praxis-Check mit einem Android-Smartphone ergänzt eine Untersuchung unseres Prüfinstituts. Es hat die Apps Ally, FromAtoB, Google Maps, Moovel und Qixxit im Institut getestet – jeweils für Android- und Apple-Geräte (Tabelle Mobilitäts-Apps 2/2017).
Mit dem Rad auf die Autobahn
Mit den Testaufgaben des Instituts hatten zwei der Apps erhebliche Probleme: Ally lieferte für zwei von fünf Reiseverbindungen ab München keinen einzigen Vorschlag. Bei zwei anderen Routen schlug die App auch Fahrradfahrten über die Autobahn vor. FromAtoB war bei drei Suchen erfolglos, für eine weitere Route lieferte zwar die Version für Android-Smartphones Fahrtmöglichkeiten, nicht aber die für iPhones. Lediglich für die gesuchte Verbindung von München nach Wien machte die App in beiden Varianten brauchbare Vorschläge.
Als hilfreichste App für die Reiseplanung erwies sich Qixxit. Google Maps und Moovel sind zumindest teilweise hilfreich. Sie fanden meist passende Verbindungen. Blind verlassen darf man sich auf die Apps aber nicht, selbst Qixxit und Moovel empfahlen mitunter auch unsinnige Routen.
Eine Taxifahrt für 429 Euro

Beste Begleitung. Google Maps lotst von der Elbphilharmonie zur U-Bahn.
Die Ergebnisse zu meiner ersten Suche fallen noch etwas schlechter aus als die des Instituts: Moovel schlägt mir nur ein Verkehrsmittel für die Strecke von Berlin nach Hannover vor: das Taxi, bei geschätzten Kosten von 429 Euro. Ally schafft nicht einmal das. „Wir haben in diesem Gebiet noch keine Daten“, teilt die App mit. FromAtoB kennt meine Startadresse nicht, den Lützowplatz im zentralen Berliner Stadtteil Tiergarten, Sitz der Stiftung Warentest. Qixxit zeigt mir immerhin Bahnverbindungen und Mitfahrgelegenheiten an, aber nicht, wie versprochen, Fernbusfahrten. Google Maps schlägt für Strecken in entfernte Städte nur Bahnverbindungen, Auto- und Fahrradrouten vor.
Im zweiten Anlauf, diesmal mit wenigen Tagen Vorlauf bis zum Reisebeginn, läuft es besser. Nun zeigt mir Moovel zusätzlich Bahnverbindungen von Berlin nach Hannover an – aber unverändert auch die teure Taxifahrt. Qixxit empfiehlt mir bei diesem Versuch auch Fernbus-Fahrten mit Flixbus. FromAtoB zeigt immerhin Bahnverbindungen von Stadt zu Stadt an. Nur die Ally-App bleibt stur: keine Verbindung.
Viele Wege zum Hauptbahnhof
Ich entscheide mich für das günstigste Angebot: eine von Qixxit vorgeschlagene Mitfahrgelegenheit für 19 Euro. Direkt in der App buchen kann ich sie nicht. Stattdessen muss ich mich beim Anbieter Flinc anmelden. Das funktioniert noch gut. Doch der Fahrer, den ich anfrage, meldet sich nicht. Deshalb entscheide ich mich für die Bahn. Ich buche ein ICE-Ticket bei FromAtoB.
„Niemand ist schneller“, verspricht die App. „Mit uns sparst Du Dir die mühsame Registrierung bei verschiedenen Reiseanbietern.“ Wenn man die Konto- oder Kreditkartennummer parat hat, geht es beim Bahnticket tatsächlich schnell. Wie ich am besten zum Bahnhof komme, kann mir FromAtoB allerdings nicht sagen.
Moovel und Qixxit sind hilfreicher. Sie nennen mir den Weg zum Berliner Hauptbahnhof – mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Taxi, Fahrrad oder Carsharing. Über Moovel reserviere ich einen Smart von Car2go. Dafür suche ich auf der Karte das am nächsten stehende freie Fahrzeug, tippe auf das blaue Symbol und dann auf den Reservierungs-Button.
Das Auto steht an der angegebenen Stelle. Ich öffne es mit dem Handy und fahre los. Die Fahrt ist für mich gratis, denn für meine Strecke reicht das Fünf-Euro-Startguthaben, das Moovel mir für die Anmeldung geschenkt hat. Um am Carsharing teilnehmen zu können, musste ich mich registrieren. Das ging nicht sofort, aber doch recht fix: ein paar Daten eingeben, den Führerschein scannen, wenige Stunden später kam die Bestätigung – alles in einer App.
Qixxit hängt bei der Kontrolle

Schrecksekunde. Die Kontrolleurin wartet, aber Qixxit öffnet sich nicht.
Bis Hannover verläuft meine Reise problemlos. Für die Weiterfahrt nach Lüneburg buche ich ein Bahnticket mit der Qixxit-App, die bis dahin absolut zuverlässig war. Als die Kontrolleurin mit gezücktem Scanner neben mir steht, macht die App Probleme: Sie öffnet sich nicht. Auf dem Display meines Handys steht: „Qixxit reagiert nicht.“ Was nun? Die Kontrolleurin sagt: „Ich gebe Ihnen noch etwas Zeit. Wenn die App dann immer noch nicht funktioniert, muss ich leider kassieren. Sie können dann später belegen, dass Sie ein Ticket hatten.“ Kaum hat sie ihren Satz beendet, erscheint der Bildcode auf dem Display und ich bin aus der Klemme. Im Prüfinstitut hatte Qixxit stabil funktioniert. Ganz anders Moovel: Die Software stürzte in der Android-Version mehrfach ab.
ÖPNV-Tickets per App kaufen
Meine weiteren Erfahrungen auf der Reise sind meist erfreulich – auch, weil ich von den Apps immer eine passende wählen kann. In Hamburg muss ich keinen Fahrkartenautomaten suchen, da ich in der Moovel-App Tickets des Verkehrsbunds der Hansestadt buchen kann. Das geht einfach, und die digitalen Fahrscheine sind in Hamburg sogar etwas billiger als gedruckte aus dem Automaten. Google Maps zeigt Nahverkehrsverbindungen exakt an und lotst mich zuverlässig durch die Stadt. Keine große Hilfe ist mir die App von FromAtoB, vor allem wegen ihrer eingeschränkten Suchfunktion.
Anbieter werten Daten aus
Alle untersuchten Apps sind kostenlos. Nur für die mobile Datennutzung muss der Nutzer zahlen. Er sollte sich darüber im Klaren sein, dass im Hintergrund seine Daten erfasst und ausgewertet werden. Der Nutzer merkt davon nichts.
Ally und FromAtoB leiten Informationen ihrer Nutzer an auffallend viele Dienstleister weiter. Die App von Google sendet die Daten vor allem an eigene Firmen. Der Internetkonzern ist für dieses Geschäftsmodell bekannt.