
Wir empfehlen Festtagsweine ab 5 Euro. Zwei deutsche Spätburgunder können die Stimmung allerdings trüben: Sie sind wirklich kein Genuss.
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Testergebnisse für 24 Rotweine 12/2011
Recherche: Die test-Redakteurin probierte mit, doch auf die Prüfer kam es an.
Sie schnüffeln, schlürfen und spülen den roten Rebensaft in jeden Winkel der Mundhöhle. Es geht geräuschvoll zu, wenn Weinexperten für uns Wein verkosten. Am Ende spucken sie ihn aus. Schließlich müssen sie jeden der 24 trockenen Rotweine im Test ohne Schwips treffend beschreiben. Wir haben den Verkostern acht Rote aus Deutschland kredenzt, vier aus Spanien sowie je sechs aus Frankreich und Italien. Darunter waren sowohl Weine, die den Namen renommierter Erzeuger tragen, wie Baron Philippe de Rothschild, als auch Exklusivmarken von Aldi und Lidl.
Wir haben marktbedeutende Rotweine für 5 bis 13 Euro pro Flasche ausgewählt. Am meisten werden zwar Weine für weniger als 5 Euro verkauft. Aber in der Hoffnung auf besondere Tropfen geben viele Konsumenten für die Feiertage etwas mehr aus. Auf wirklich herausragende Qualität trafen die Tester in diesem Preissegment jedoch nicht: weder im Weinfachhandel noch im Discounter, Supermarkt oder Bioladen. Immerhin bekommen zwei Drittel der Rotweine im Test aber gute Noten für Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl (Tabelle).
Von Sauerkirsche bis Sauerkraut

In Strümpfen versteckt: Unsere Prüfer sahen nicht, welche Weine sie verkosteten.
Bei Wein kommen Nase und Gaumen voll auf ihre Kosten. Sauerkirsche, Pflaume, Rumtopf, Kokos, Muskat, Zimt, Lakritze, Paprika oder Holz – an all das können Geruch und Geschmack erinnern, aber auch an Sauerkraut oder Gülle. Derartig fehlerhafte Noten hatte der 2009er Spätburgunder von Lidl aus der Reihe „Junge Winzer“ für 6 Euro. Außerdem schmeckt er scharf und beißt auf der Zunge. Fragt sich nur, warum Sternekoch Kolja Kleeberg für diesen Wein als „Qualitätsscout“ wirbt.
Nicht zu empfehlen ist auch der 2008er Ahrweiler Klosterberg Spätburgunder für 7 Euro. Er ist untypisch für Spätburgunder, sauer und unausgewogen mit vordergründigen Maggi- und Gemüsenoten.
Kaum ein Lebensmittel bietet eine solche Aromenvielfalt wie Wein. Fruchtige Noten liefern meist die Trauben. Vegetative Töne – nach grüner Paprika, Unterholz oder Kraut – können von unreifen Trauben oder Traubenstielen herrühren. Die Holzfassreifung begünstigt Röstaromen und würzige Noten. Auch Boden, Klima, Können des Winzers, Hefeart und Hygiene im Weinkeller beeinflussen das Aroma.
Tipp: Sie müssen kein geschulter Verkoster sein, um verschiedene Aromen zu erkennen. Versuchen Sie, sich beim Weintrinken vorzustellen, wie bestimmte Früchte und Gewürze riechen und schmecken.
Auf Schadstoffe und Histamin geprüft

Alternativen: Nur sieben Weine sind ohne Naturkorken. Bestens geeignet, obwohl sie nicht ploppen: Schraubverschlüsse.
Wer Wein trinkt, möchte sicher sein, dass der schadstofffrei und nicht gepanscht ist. Wir haben alle Rotweine im Labor untersuchen lassen. In sechs Weinen waren keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. In allen anderen lagen sie unter den Grenzwerten. Kein Wein enthielt Schimmelpilzgift. Arsen und Schwermetalle wie Kupfer und Blei wurden allenfalls in geringen, unbedenklichen Mengen gefunden. Hinweise auf Verfälschungen und falsche Herkunftsangaben gab es nicht.
Einige südländische Rotweine fallen aber durch höhere Gehalte an Histamin auf. Das ist ein Stoff, der insbesondere bei unkontrollierter Gärung gebildet wird. Er kann bei Menschen mit Histamin-Intoleranz Beschwerden wie Hautrötungen, Atemwegsprobleme oder Kopfschmerzen auslösen.
Tipp: In der Tabelle steht, welche Weine wenig Histamin enthalten.
Zwei Weine mit Alkoholproblem
Bei zwei Weinen im Test, dem Bio-Merlot und dem Rosso di Montalcino, analysierten wir einen höheren Gehalt an Alkohol als auf dem Etikett stand. Die Abweichung war größer als erlaubt. Die Weine hätten so nicht verkauft werden dürfen.
Die Weine im Test enthalten umgerechnet auf ein Glas mit 200 Milliliter knapp 18 bis 23 Gramm Alkohol. Bei allem Genuss und trotz positiver Wirkungen des Weins für die Gesundheit: Zu viel Alkohol erhöht das Risiko für Leber-, Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem besteht Suchtgefahr. Ein moderater Konsum endet für Frauen schon bei einem Glas. Männer dürfen etwas mehr trinken – aber auch nicht täglich. Vielleicht bremsen die Kalorien das Verlangen: Die Weine im Test enthalten 130 bis 160 Kilokalorien pro Glas.
So kombinieren Sie Speisen und Wein

Richtig einschenken. Füllen Sie das Glas maximal zu einem Drittel, damit sich der Wein im Glas schwenken lässt.
„Zu Fisch nur Weißwein“ – diese Regel gilt als überholt. Heute empfehlen Sommeliers schon mal einen leichten, fruchtigen Roten zu Kräuterfisch. Auf die Frage nach dem passenden Wein zum Festtagsschmaus bekamen wir auch kreative Vorschläge von unseren Prüfern (siehe Testkommentare der einzelnen Produkte).
Ähnliche Geschmacksrichtungen passen meist besser zusammen als gegensätzliche: Säurereiche Weine bereiten mit süßen Speisen eher wenig Freude. Sie wirken milder bei Säure im Essen, etwa von Zitronensaft. Gerbstoffreiche Weine harmonieren gut mit salzigen Gerichten, aber weniger mit bitteren. Holznoten erschlagen leichte Speisen. Zu Herzhaftem passen vollmundige Rotweine besonders gut.
Tipp: Lassen Sie sich von den Vorschlägen in den Testkommentare der einzelnen Produkte doch einfach inspirieren.
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Also diesen " Test " kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann zwar glauben das viele der im Supermarkt verkauften Weine für 5 Euro keine Glanzlichter sind, bzw sein können, doch bekommt man in Deutschland bei den Winzern wunderbare Rotweine in dieser Preisklasse. Ich bestelle meine Rotweine beim Weingut Leiling aus der Pfalz. Klar, sicher nicht die Auswahl wie im Aldi, aber dafür den gleichen Service wie bei grossen Weinshops. Und vor allem Spitzenqualitäten in dieser Preisklasse.
Also, Weine direkt beim Winzer geordert und Test von vorne.
Gruss
Erik
@Pluspunkt 1881:Wir haben den Bordeaux Baron Philippe de Rothschild bei Reichelt (Edeka) gekauft. Alle Details zum Wein inklusive der Bezugsquellen stehenim vollständigen (kostenpflichtigen) Test .
Guten Tag.
Es war wohl ein Glas zu viel für den Schreiber des Berichtes, denn er hat ganz wesentliche Informationen vergessen. Wo gibt denn den Baron Philipe de Rothschild für € 6,00?
Gruß Bordeaux
Kommentar vom Autor gelöscht.
D - E - F - I ? Gehts bitte - hierzulande wird also kein erwähnenswerter Roter erzeugt? Na dann trink ich halt ein Viertel vom hervorragenden Blauen Zweigelt Reserve 2009 aus dem Burgenland um 5 Euro, weder sauer noch unangenehm im Abgang - und erspar mir die Gesamtergebnisse.