Für manche sind sie Teufelszeug, andere schätzen Zertifikate als einfaches Mittel für Strategien, die mit anderen Finanzprodukten nicht umsetzbar sind. Es gibt sinnvolle Anlageideen, aber auch Stuss. Das Problem ist, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Hilfe soll das Produktinformationsblatt (PIB) bieten. Der Deutsche Derivateverband (DDV) hat ein Muster entwickelt, das die Banken zur Beschreibung ihrer Produkte nutzen können. Im PIB steht, wie das Zertifikat funktioniert, es beschreibt Ablaufszenarien und geht auf Kosten und Risiken ein.
Minus: Häufig Fachsprache
Gut gelungen sind oft die Szenarien, die zeigen, wie sich ein Zertifikat entwickeln kann. Weniger gut sind die vielen Fachausdrücke, die nicht immer übersetzt sind. Mitunter sind die Beschreibungen allgemein gehalten: Die Deutsche Bank etwa nutzt ein Standard-PIB für verschiedene Zertifikate. Daher finden Anleger im PIB zum Gold-X-Pert-Zertifikat auch Angaben über Dividendenzahlungen – die es bei Gold aber gar nicht gibt.
Über die Kosten informieren die Anbieter unterschiedlich. Manche, wie die LBBW, schlüsseln Kosten und Provisionen auf. Andere halten sich an den wenig erhellenden Mustersatz des DDV, dass in den An- und Verkaufspreisen eine Marge enthalten sein könne, die unter anderem Kosten für den Vertrieb abdecke.
Plus: Einteilung in Risikoklassen
Der DDV hat außerdem ein Risikomaß entwickelt, nach dem sich die Zertifikate in fünf Risikoklassen einteilen lassen, von sicherheitsorientiert bis spekulativ. Anleger können auf einen Blick erkennen, ob das Papier ihrer Wahl im Vergleich mit anderen Zertifikaten sicher oder riskant ist.
Allerdings sind die Risikoklassen nicht mit denen von Fonds vergleichbar. Der Fonds HansaWerte, der in Edelmetallzertifikate verschiedener Banken investiert, hat die Risikoklasse 6. Das vergleichbare Goldzertifikat der Deutschen Bank liegt hingegen in der Risikoklasse 3.
Im Unterschied zur Zertifikatebranche verwendet die Fondsbranche sieben statt fünf Risikoklassen. Außerdem arbeiten beide mit verschiedenen Risikomaßen.
Die Fondsbranche rechnet mit der Standardabweichung. Diese zeigt, wie die wöchentlichen Renditen der Fonds um ihren Mittelwert schwanken. Für die Zertifikate geben die Banken den Value-at-Risk an. Der zeigt, wie viel Anleger mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent innerhalb von zehn Tagen höchstens verlieren können. Bei Gold sind das zurzeit rund 775 Euro je 10 000 Euro Anlagesumme.
Die Risikoklassen stehen nicht, wie das bei Fonds vorgeschrieben ist, zwingend im PIB. Anleger können sie allerdings meist auf den Internetseiten der Zertifikateanbieter nachschauen.
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Vielen Dank. Ich gebe Ihre Anregung im Hause weiter. (maa)
Seit der Veröffentlichung vor fast 4 Jahren (Januar 2013) ist viel passiert. Ich würde mir ein erneutes Aufgreifen in einer der kommenden Finanztest-Ausgaben wünschen, ... mit aktuellen Verweisen auf aktuelle Wertpapiernummern. Vielen Dank!