Rohstoff­zertifikate Mit Zertifikaten Gold, Öl und Kaffee kaufen

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Mit Zertifikaten können Anleger Gold, Öl, Kupfer und Kaffee­bohnen kaufen, sich dabei vor Währungs­risiken schützen und in Krisen gewinnen.

Anleger suchen Sach­werte. Besonders begehrt ist Gold, einige lieb­äugeln mit Silber, aber auch Rohstoffe wie Kupfer, Zink, Öl oder Kaffee­bohnen sind gefragt. Bloß, wie können sie investieren?

Gold kann man kaufen und ins Bank­schließ­fach legen, bei Silber ist das schon schwieriger. 10 000 Euro wiegen in Gold zurzeit rund 225 Gramm, in Silber umge­setzt sind es 12 Kilo. Das räumt sich nicht mehr so leicht in eine Schublade. Für Öl oder Nahrungs­mittel brauchten Anleger schon riesige Tanks oder Kühlhäuser.

Hier kommen Zertifikate ins Spiel, von Banken ausgegebene Wett­scheine auf die Entwick­lung von Waren­preisen, Zinsen oder Aktien­kursen.

Sinn­volle Strategien mit Zertifikaten

Zertifikate sind Schuld­verschreibungen: Geld gibt es nur, wenn die Bank zahlen kann, die das Papier ausgegeben hat. Das US-Haus Lehman Brothers konnte nach seiner Pleite 2008 nicht mehr zahlen. Zertifikate sind deshalb sämtlich in Verruf geraten.

Zum einen hatten viele Berater auf das Pleiterisiko der Papiere nicht hingewiesen. Zum anderen offen­barte sich nach den welt­weiten Kurs­stürzen der wahre Charakter zahlreicher auch von anderen Instituten ausgegebener Zertifikate und strukturierter Anleihen als hoch­komplexe Fantasiege­bilde ohne Sinn (Finanztest 03/2009, „Zertifikate: Durchblick für Anleger“).

Aber Zertifikate sind nicht per se sinn­lose Produkte. Sie passen, wenn sich eine vernünftige Anlageidee auf andere Weise nicht umsetzen lässt.

Mit Zertifikaten haben Anleger nicht nur die Chance, kostengünstig auf die Preis­entwick­lung von Rohstoffen zu setzen. Sie können dabei auch Währungs­risiken ausschalten, einen Sicher­heits­puffer einbauen oder eine Garantie auf das einge­zahlte Geld erhalten. Sie können statt auf steigende auch auf fallende Preise spekulieren. Finanztest hat Strategien geprüft, die sich mit Rohstoff­zertifikaten umsetzen lassen.

Wetten auf die Angst der anderen

Wer fürchtet, dass Geld aus Papier demnächst wert­los wird, muss Gold­münzen kaufen. Anleger, die sich die Angst der anderen zunutze machen wollen, legen sich ein Indexzertifikat ins Depot, mit dem sie am steigenden Gold­preis verdienen.

Gold X-Pert-Zertifikat. Den Gold­preis zeichnet das Gold X-Pert-Zertifikat der Deutschen Bank nach (www.x-markets.db.com). Es funk­tioniert wie ein Indexzertifikat und läuft unbe­grenzt (Isin DE 000 722 373 7).

Wie viel billiger das Papier im Vergleich zu einer Gold­münze ist, zeigt der Spread, der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufs­preis. Er beträgt beim Krügerrand 4 Prozent, beim X-Pert-Zertifikat nicht einmal 0,1 Prozent.

Das Zertifikat notiert in Euro. Dennoch besteht ein Währungs­risiko, denn der Gold­preis wird in Dollar fest­gestellt und dann umge­rechnet.

Gold X-Pert-Zertifikat Quanto. Wechsel­kurs­schwankungen vermeiden lassen sich mit dem Gold X-Pert-Zertifikat Quanto der Deutschen Bank (DE 000 DB0 SEX 9). Das ist gut, wenn der Dollar fällt, kann aber zu anderen Zeiten ein Nachteil sein: Auf ein Jahr gesehen (Stichtag 16. November 2012) hat das währungs­gesicherte Zertifikat rund 2 Prozent verloren, weil es genau der Entwick­lung des Dollar-Gold­preises folgt. Das normale Zertifikat hingegen liegt mit rund 5 Prozent im Plus, weil der Dollar gegen­über dem Euro seit einem Jahr gestiegen ist.

Für Krise und Aufschwung

Der Gold­preis steigt umso mehr, je schwärzer Anleger die Zukunft sehen. Zuletzt war sein Preis im Früh­jahr 2012 so hoch wie jetzt, da drohte die Euro-Krise zu eskalieren. Nun ist es die Haus­halts­krise in den USA, welche die Welt­wirt­schaft in den Abgrund stürzen könnte. Sind die Aussichten hingegen rosig, profitiert davon ein anderer Rohstoff: Öl. Und der Gold­preis fällt.

RBS Aurum+ Zertifikat. Diese möglicher­weise gegen­läufige Entwick­lung macht sich die Royal Bank of Scot­land (www.markets.rbs.de) mit dem RBS Aurum+ Index Open End Zertifikat zunutze (Isin DE 000 AA5 HEP 1). Das Zertifikat setzt entweder auf Gold oder auf Öl – je nachdem, welcher der beiden Rohstoffe gerade bessere Aussichten bietet.

Um das fest­zustellen, bildet die RBS das Verhältnis aus Gold- und Ölpreis und vergleicht es mit dem 60-Tages-Durch­schnitt. Das Zertifikat bezieht sich immer auf den Rohstoff, dessen Preis über dem Durch­schnitt liegt.

Der Anleger hätte somit immer das passende Investment – jedenfalls wäre es so gewesen, wenn er das Papier von August 2007 bis August 2012 besessen hätte, wie eine Rück­rechnung der RBS zeigt. Ob die Strategie auch in Zukunft aufgeht, ist aber nicht sicher. Zudem ist das Papier vergleichs­weise teuer: Der Spread beträgt 1 Prozent. Hinzu kommen jähr­lich 0,65 Prozent Handels­kosten und 0,75 Prozent Index­gebühr.

Schwarzes Gold fürs Depot

Den Ölpreis beein­flussen nicht nur Konjunk­tur­aussichten, sondern auch andere Faktoren. Ölquellen sprudeln nicht unendlich, Kriege in Nahost gefährden den Nach­schub und nicht zuletzt sind die verschiedenen Ölsorten unterschiedlich stark nachgefragt. Zurzeit ist das amerikanische WTI billiger als die Nord­seesorte Brent.

Bei der Commerz­bank (www.zertifikate.commerzbank.de) finden Anleger beides.

Brent Crude Oil Zertifikat. Es gibt ein Zertifikat auf Nord­seeöl, das in Dollar notiert (DE 000 CB7 7TJ 8) und eine währungs­gesicherte Variante (DE 000 CB7 7TG 4).

WTI Light Crude Oil Zertifikat. Die Commerz­bank bietet außerdem ein Zertifikat auf WTI (DE 000 CB7 7XK 8). Auch das gibt es währungs­gesichert (DE 000 CB7 7TH 2).

Der Ölpreis schwankt stark. Als sich im Herbst 2008 die Zukunft der Welt­wirt­schaft verdüsterte, sackte der Preis von über 100 auf weniger als 40 Dollar ab. Auch im Früh­jahr 2012 verlor Öl binnen kurzer Zeit ein Drittel an Wert. Wer solche Extreme meiden will, kann mit Kapital­schutz einsteigen.

Öl-Partizipations­anleihe. Die Hessische Landes­bank (www.helaba-zertifikate.de) hat Ende Oktober ein Garan­tiezertifikat auf Öl heraus­gebracht (DE 000 HLB 9AB 4). Es läuft bis 2019. Fällt der Ölpreis bis dahin unter den Anfangs­wert von 109 Dollar, bekommen Anleger trotzdem ihr einge­zahltes Geld wieder. Steigt der Preis, nehmen die Anleger am Anstieg teil – jedoch nur bis zu einer Gewinn­ober­grenze von 35 Prozent.

Die Tücken des Terminmarkts

Anders als Gold-Zertifikate entwickeln sich Zertifikate auf Öl nicht genau wie ihr Basis­wert. Sie beziehen sich nicht auf den aktuellen Markt­preis, sondern auf den Preis eines Termin­kontrakts, eng­lisch Future. Bei einem Termin­kontrakt handeln Käufer und Verkäufer die Ware nicht direkt. Vielmehr schließen sie einen Vertrag, in dem sie sich verpflichten, die Ware zum Beispiel in einem Monat zu einem festen Preis zu liefern oder abzu­nehmen.

Futures haben eine begrenzte Lauf­zeit. Am Ende wird die Ware geliefert, es sei denn, der Inhaber stellt den Future recht­zeitig vor Ablauf glatt, indem er ihn verkauft.

Da die Bank, die ein Zertifikat aufgelegt hat, keine Rohstoffe haben will, muss sie fort­laufend alte in neue Futures tauschen. Das nennt man Roll­vorgang. Wenn dabei der neue Future mehr kostet als der alte noch wert war, entsteht ein Roll­verlust. Der schmälert den Gewinn des Zertifikats. Umge­kehrt entstehen Roll­gewinne, wenn der neue Future billiger ist als der aktuelle.

Rohstoffe für Wachs­tums­zeiten

Die Preise vieler Rohstoffe sind seit einiger Zeit gefallen. Sie liegen unter ihren Höchst­ständen Anfang 2011, als die Welt zuver­sicht­licher in ihre wirt­schaftliche Zukunft blickte. Die aktuelle Flaute bietet Einstiegs­möglich­keiten für risikofreudige Anleger.

Zertifikate, die Preise einzelner Metalle abbilden, empfehlen sich jedoch nur für Anleger, die sich auf diesen Märkten gut auskennen. Für die meisten sind Anlagen auf Indizes, die Preise mehrerer Rohstoffe abbilden, besser geeignet.

S&P GSCI Total Return Zertifikat. Anleger können mit diesem Indexzertifikat der Hypo­ver­eins­bank (www.onemarkets.de) auf einen der bekann­testen Rohstoffindizes wetten (DE 000 HV5 YFM 8): Der S&P Gold­man Sachs Commodity Index (GSCI) umfasst 24 Rohstoffe aus den Sektoren Edel­metalle, Industrie­metalle, Energie, Vieh und Agrarroh­stoffe.

Der Vorteil ist die breite Streuung über verschiedene Rohstoffe. Problematisch ist, dass sich unter den Agrarroh­stoffen außer Baumwolle auch Lebens­mittel wie Mais, Weizen und Sojabohnen finden. Viele Leute lehnen es ab, auf die Preise von Nahrungs­mitteln zu spekulieren. Sie fürchten, sich an Hungers­nöten schuldig zu machen.

Spekulation auf Nahrungs­mittel

Seit vor gut einem Jahr die Organisation Foodwatch die Studie „Die Hungermacher“ veröffent­lichte, sind Rohstoff­produkte für Privat­anleger ins Gerede gekommen. Ob jedoch Investments an den Terminmärkten die auf dem Markt bezahlten Tages­preise wirk­lich beein­flussen, ist umstritten.

Unum­stritten ist, dass der verstärkte Kauf von Nahrungs­mitteln steigende Preise zur Folge hat. Ebenso die Lagerung, denn dadurch verknappt sich das Angebot. Es gibt Banken, die Lagerhäuser besitzen oder an Lager­hausgesell­schaften beteiligt sind.

Anleger, die Zertifikate kaufen, horten zumindest keine Nahrungs­mittel. Wenn sie darauf wetten, dass in der Zukunft zum Beispiel der Weizen­preis steigt, dann kann das zwar so kommen, muss aber nicht.

Die Commerz­bank hat Ende 2011 entschieden, keine neuen börsennotierten Produkte auf Grund­nahrungs­mittel mehr aufzulegen. Zur selben Zeit hat auch die LBBW den Ausstieg aus Agrar-Anlagen einge­leitet. Im April hat die Fonds­gesell­schaft Deka angekündigt, die Preis­entwick­lung von Grund­nahrungs­mitteln in ihren Fonds nicht mehr abzu­bilden. Anleger, die in Rohstoffe investieren, aber Nahrungs­mittel vermeiden wollen, können auf Unterindizes setzen.

S&P GSCI Industrial Metals. Das Papier von der Hypo­ver­eins­bank bildet die Preise von Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel und Zink ab (DE 000 HV5 YFV 9).

S&P GSCI Energy. Ein weiterer Unter­index des S&P GSCI enthält Rohöl, Benzin, Heizöl und Gas (DE 000 HV5 YFS 5).

Mit Zertifikaten können Anleger nicht nur auf steigende, sondern auch auf fallende Preise wetten. Die meisten Banken bieten dazu Hebelzertifikate an. Während ein normales Zertifikat in gleichem Maß steigt oder fällt wie sein Basis­wert, steigt oder fällt ein Hebelzertifikat um ein Vielfaches. Spätestens jetzt wird es richtig riskant.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 10.11.2016 um 10:14 Uhr
Anregung zur Aktualisierung

Vielen Dank. Ich gebe Ihre Anregung im Hause weiter. (maa)

hessonit am 09.11.2016 um 13:47 Uhr
Aktualisierung erwünscht!

Seit der Veröffentlichung vor fast 4 Jahren (Januar 2013) ist viel passiert. Ich würde mir ein erneutes Aufgreifen in einer der kommenden Finanztest-Ausgaben wünschen, ... mit aktuellen Verweisen auf aktuelle Wertpapiernummern. Vielen Dank!