Rohgold Rohe Gold­klumpen als Geld­anlage?

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Rohgold - Rohe Gold­klumpen als Geld­anlage?

Gold­klümp­chen. Einige Unternehmen werben für Rohgeld als Geld­anlage. Die Stiftung Warentest hat sich zwei Angebote angesehen. © Adobe Stock / Phawat khommai

Ist das Edel­metall noch Rohgold, also nicht zu Fein­gold raffiniert, eignet es sich nicht zur Geld­anlage. Von Angeboten dieser Art raten wir ab und zeigen Alternativen.

Update [23.8.23]: Rohgold-Angebot einge­stellt

Der Emporia-act-Chef und -Gesell­schafter Kevyn Arnold hat mitgeteilt, das Unternehmen habe das Rohgold-Angebot einge­stellt. Die Webseite werde über­arbeitet. Emporia act sei in anderen Geschäfts­feldern tätig. Arnold betonte, „dass eine Zusammen­arbeit mit der Swiss Gold Treu­hand (SGT) nie statt­gefunden hat. Obwohl gelegentlich Kontakte zu Personen der SGT hergestellt wurden, kam es zu keinerlei Koope­ration.“

Ein erstaunliches Angebot präsentiert die Emporia act GmbH aus Zug in der Schweiz auf ihrer Webseite: „Kaufen Sie sich direkt in Rohgold ein und profitieren Sie von jähr­lichen garan­tierten Renditen.“ Rohgold entsteht, wenn in Minen Gold­erz geschürft und das edel­metall­haltige Gestein mit zum Teil giftigen Stoffen behandelt wird. Es enthält auch andere Metalle.

Emporia erwerbe das Rohgold, heißt es weiter, und bringe es zu einer Raffinerie in der Schweiz. Diese trennt andere Metalle ab. Das entstandene Fein­gold werde im Namen der Kunden gelagert. Bis Ende Mai gab es Rohgold ohne garan­tierte Rendite von einer Swiss Gold Treu­hand AG (SGT), ebenfalls aus Zug.

Als Geld­anlage sind Fein­gold­produkte üblich

Als Geld­anlage üblich sind allerdings Fein­gold­barren oder -münzen. Die sollten über renommierte Händler erworben werden. Denn im Markt tummeln sich auch Schwindel­shops (siehe Unser Rat). Rohgold­offerten wie die von Emporia und SGT empfehlen wir nicht. Sie zeigen, welche Haken solche Angebote haben können.

Unser Rat

Nur gängige Produkte kaufen. Rohgold und Kleinst­barren bis 5 Gramm eignen sich nicht als Geld­anlage. Kaufen Sie nur gängige Gold­münzen und -barren bei renommierten Händ­lern. Ausführ­lich erklären wir das in unserem Special zum Goldkauf. Fake­shops listet gold.de/fakeshop-blacklist auf.

Angeblich jähr­lich garan­tierte Rendite

„Güns­tigste Einkaufs­konditionen“ stellt Emporia als einen Vorteil heraus, weil Kilo­preise auch an Kleinmengenbezieher weiterge­geben würden. Die jähr­lich „garan­tierte Rendite“ beruhe auf der Raffination zu Fein­gold.

Wie das funk­tionieren soll, ist allerdings unklar. Gold wirft keine jähr­lichen Renditen ab. Andere Bestand­teile als Gold lassen sich in den Raffinerien nur mit Aufwand abtrennen. Die Verarbeitung kostet also Geld.

Sichere Aufbewahrung kostet oft Geld

Wer die Barren und Münzen nicht in den eigenen Tresor packt, muss für die sichere Aufbewahrung zahlen. Gold als Investment verursacht in der Regel jähr­lich Kosten, statt garan­tierte Renditen abzu­werfen.

Der Gold­preis schwankt stark. Händler orientieren sich gewöhnlich an Preisen der Börse London, beim An- und Verkauf an die Kunden verlangen sie Aufschläge. Es ist daher schwer vorstell­bar, wie Anle­gerinnen und Anleger eine „jähr­lich garan­tierte Rendite“ erzielen sollen. Fragen von Finanztest zu dem Geschäfts­modell und dem Garan­tiegeber beant­wortete Emporia nicht.

Hohe Kosten für Anleger

Bei SGT war dagegen von Garan­tien keine Rede. Die Kosten für Anleger waren aber hoch. Laut einem Finanztest vorliegenden „Gold­kauf­vertrag nebst Lager­ver­einbarung“ der SGT fielen einmalig 5 Prozent Vermitt­lungs­gebühr und 0,48 Prozent jähr­liche Kosten an. Als Mindest­bestell­summe waren 100 000 Euro vorgesehen, was rechnerisch 5 000 Euro einmalig und 480 Euro jähr­lich entsprach. Hinzu kamen nicht bezifferte Aufschläge der Raffinerien und Kosten im Zuge einer etwaigen Auslieferung. SGT nannte auf Anfrage von Finanztest deren Höhe nicht.

Gold lässt sich güns­tiger kaufen

Wer 100 000 Euro einsetzt, kommt bei üblichen Fein­gold­angeboten ohne Mühe güns­tiger weg. Es gibt seriöse Gold­händler, deren Aufschläge zum Börsenkurs deutlich weniger als 5 000 Euro ausmachen. Bei unserer Untersuchung von Schließfächern zur Aufbewahrung 2021 verlangte selbst der teuerste Anbieter weniger als 480 Euro Miete jähr­lich. Ein Kauf ist zudem auch mit kleinen Beträgen möglich.

Wir setzen Emporia Act wegen der nicht nach­voll­zieh­baren angeblich garan­tierten Renditen auf unsere Warn­liste Geld­anlage.

Hinweis zur Warn­liste Geld­anlage der Stiftung Warentest

Die Warn­liste Geld­anlage listet alle Unternehmen, Geld­anlage­angebote und Dienst­leistungen der vergangenen zwei Jahre auf, die die Stiftung Warentest negativ bewertet hat. Sie lässt sich kostenlos im Format PDF herunterladen. Sie umfasst mehrere Seiten und wird in der Regel einmal im Monat aktualisiert. Wenn zwei Jahre vergangen sind, werden Einträge gelöscht, wenn in der Zwischen­zeit nicht erneut negativ berichtet wurde. Einträge, die älter als zwei Jahre sind und ohne Folgebe­richt­erstattung blieben, sind ab dann nicht mehr auf der aktuellen Warn­liste zu finden.

Buch-Tipp

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